12 Fragen, die du dir einmal im Jahr stellen solltest

Im Januar werden in Deutschland die meisten Mitgliedschaften in Fitnessstudios abgeschlossen. Das ist nur eines vieler Phänomene, die sich zu Beginn jeden Jahres zeigen. Viele Menschen nutzen diesen “Neuanfang”, um Dinge umzusetzen und in ihr Leben einzubauen, die sonst im Alltag untergehen. Doch meistens flacht die Anfangseuphorie nach kurzer Zeit ab. Was übrig bleibt, ist Enttäuschung über nicht eingehaltene Vorsätze. Wir haben für euch nach einer nachhaltigeren Alternative gesucht, um das Leben ein Stück in die Richtung zu lenken, die ihr euch wünscht. Mit 12 Fragen, die ihr euch einmal im Jahr stellen könnt, wollen wir eine Reflexion und realistische Zielsetzung für euch bereitstellen. Denn sich ab und zu bewusst zu reflektieren, ermöglicht eine tiefgehende Auseinandersetzung mit persönlichen Werten und Überzeugungen, die dann wiederum Eingang in den Alltag finden können. Das geht natürlich an jedem Tag im Jahr, nur bevorzugen viele Personen den Beginn eines Jahres, eines Monats oder einer Woche.

Vorbereitung

prophsee journals vD9Gb H7RR8 unsplash-so-bin-ich-eben

Ein wichtiger Aspekt bei so einer Reflexion ist der bewusste Verzicht auf den Vergleich mit anderen Menschen. Oft neigen wir dazu, uns mit scheinbar „erfolgreicheren“ oder „besseren“ Personen zu vergleichen, ohne zu berücksichtigen, dass wir alle individuelle Lebensgeschichten, Schwierigkeiten und Möglichkeiten haben. Es ist sinnvoller, den Fokus auf den Vergleich mit sich selbst zu legen und zu erkennen, welche Fortschritte bereits erreicht wurden.

Um diese Selbstreflexion vorzubereiten, ist es hilfreich, sich die Fragen in einem ruhigen Moment zu stellen. Wenn du möchtest, kannst du dir eine ruhige Atmosphäre schaffen und beispielsweise eine Kerze anzünden oder dir eine Tasse Tee nehmen. Gehe die Fragen in Ruhe für dich durch und schreibe dir deine Gedanken dazu auf. So kannst du diesen Prozess zu einem besonderen und persönlichen Moment machen. Indem wir uns Zeit nehmen, um uns mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, schaffen wir Raum für persönliches Wachstum und die Entwicklung einer klareren Perspektive auf unser Leben.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

1. Was möchtest du unbedingt mal ausprobieren?

Wenn du neue Erfahrungen gefunden hast, die du gerne ausprobieren möchtest, könnte es hilfreich sein, sich selbst vielleicht eine Art Verpflichtung aufzuerlegen. Das könnte bedeuten, konkrete Pläne zu schmieden, wie zum Beispiel die Buchung eines Fallschirmsprungs oder die Teilnahme an einem Sportkurs. Die Idee dabei ist, etwas Konkretes festzulegen, um sicherzustellen, dass man es tatsächlich umsetzt.

Interessanterweise hat eine Meta-Analyse von Forschenden der Humboldt-Universität ergeben, dass neue Erfahrungen, sei es der Besuch von Kunstausstellungen oder Reisen in fremde Kulturen, die Kreativität steigern können. In dieser Untersuchung wurden 332 Studien zu verschiedenen Methoden zur Förderung der Kreativität zusammengefasst. Besonders effektiv erwiesen sich komplexe Schulungskurse, Meditation und kulturelle Erfahrungen. Im Gegensatz dazu waren Drogen weniger effektiv und sogar unwirksam.

Wenn Menschen auf ihr Leben zurückblicken, neigen sie dazu, häufiger über ungewöhnliche Erlebnisse zu sprechen. Neue und nicht alltägliche Erfahrungen, wie beispielsweise Auslandsreisen, werden als psychologischer Reichtum betrachtet und können nachweislich das Glücksempfinden steigern. Solche Erfahrungen verlangsamen die Wahrnehmung von Zeit, da sie besser im Gedächtnis haften bleiben. Also die Komfortzone zu verlassen lohnt sich – im Moment und auch auf das gesamte Leben gesehen.

devon divine xKYqQy4sTkM unsplash-so-bin-ich-eben

2. Mit wem würdest du gerne mehr Zeit verbringen?

Die Frage dient dazu, uns auf Menschen zu fokussieren, die wir mögen, die uns guttun, mit denen wir “viel zu wenig Zeit verbringen”, die wir manchmal vergessen oder nicht so oft sehen. 

Nachweislich steigert sich unser Glücksgefühl, wenn wir auf soziale Unterstützung zählen können. Daher ist es ratsam, Zeit mit Menschen zu verbringen, die uns positiv unterstützen. Weil Freundschaft keine Einbahnstraße ist, sollten wir natürlich genauso unterstützend für unsere Freunde und Freundinnen sein. Schließlich macht es uns auch glücklich, andere glücklich zu machen.

Menschen wünschen sich bei Freundschaften vor allem Vertrauen, Ehrlichkeit und Unterstützung/Loyalität. Die sogenannte Ähnlichkeitshypothese besagt, dass Menschen tendenziell besser miteinander auskommen, je ähnlicher sie sich sind. Paare neigen tendenziell dazu, ihre Ähnlichkeit oft zu überschätzen, was jedoch förderlich für ihr Glücksempfinden ist. Vielleicht gibt dir das eine kleine Anregung darüber nachzudenken, in wen du deine Zeit investieren möchtest und warum. 

3. Welches Risiko möchtest du eingehen?

Oftmals empfinden wir Angst vor Dingen, die uns wichtig sind. Wir suchen Gründe, warum es vielleicht besser ist, einer Person nicht unsere Liebe zu gestehen, warum die Selbstständigkeit riskant sein könnte oder warum eine Weltreise letztendlich nur Kosten verursacht. Die Bedeutung, die wir bestimmten Dingen beimessen, macht sie für uns verletzlich, und daher scheuen wir oft das Risiko.

Dennoch liegt in der Bereitschaft, Risiken einzugehen, die Chance verborgen, etwas Außergewöhnliches zu erleben – sei es eine tiefe Erfüllung oder zumindest der Versuch, der uns vor möglichen Bedauern bewahrt, es nicht wenigstens versucht zu haben. Personen, die aktiv nach neuen Herausforderungen suchen, führen nachweislich ein erfüllenderes Leben.

4. Welches Verhalten möchtest du auf keinen Fall tolerieren?

Einige Menschen lassen sich aus Gewohnheit oder fehlendem Selbstvertrauen schlecht behandeln oder zumindest nicht so, wie sie es sich wünschen würden. Besonders innerhalb der Familie oder mit langjährigen Freunden und Freundinnen ist es oft schwer, eingefahrene Verhaltensmuster untereinander zu verändern. Wenn wir uns klarmachen, was wir auf keinen Fall mehr tolerieren wollen, lernen wir, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und im besten Fall auch zu kommunizieren.

5. Was möchtest du öfter tun?

felipe giacometti 4i5ToPi4K c unsplash-so-bin-ich-eben

Hierbei können zahlreiche verschiedene Aspekte eine Rolle spielen, wie Hobbys, Ernährungsgewohnheiten, Sport, Schlaf, Tagesstruktur oder die Entscheidung, auszugehen oder dankbarer zu sein. Der Sinn dahinter besteht darin, sich zu überlegen, was das Leben langfristig bereichern könnte und dabei realistisch zu bleiben. Es gestaltet sich oft als herausfordernd, neue Routinen zu etablieren, weshalb es wichtig ist, dabei behutsam mit sich umzugehen.

Man kann sich schrittweise vorarbeiten und dabei auch Unterstützung in Anspruch nehmen. Wenn beispielsweise der Wunsch besteht, einen Sprachkurs zu besuchen, kann man einen Ort in der Nähe des Zuhauses wählen, den Kurs auf dem Weg von der Arbeit nach Hause legen, eine Begleitperson finden oder sich kleine Belohnungen überlegen. Es ist ebenfalls hilfreich, sich Gedanken darüber zu machen, wie man mit Hindernissen umgehen möchte.

Forscher der Cornell University haben Menschen nach ihren vergangenen Belohnungen, die sie sich selbst gemacht haben, und den damit verbundenen Gefühlen befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass Erfahrungen wie Tanzkurse, Reisen oder Konzerte die Befragten im Durchschnitt glücklicher machten als materielle Käufe.

Eine Studie über nachhaltiges Glück ergab, dass Konsistenz in positiven Gewohnheiten entscheidend ist. Wer identifiziert hat, was er gerne tut, sollte diese Dinge regelmäßig in seinen Alltag integrieren und sie zu Gewohnheiten machen. Dabei ist es wichtig, innerhalb der Gewohnheit Variation zuzulassen, wie zum Beispiel beim regelmäßigen Joggen ab und zu neue Routen auszuprobieren.

Wenn es um die Etablierung von Gewohnheiten geht, ist es ratsam, langsam zu beginnen, Erfolgserlebnisse zu feiern und Rückschritte zu akzeptieren und sich nicht davon entmutigen zu lassen.

6. Was möchtest du im nächsten Jahr weniger tun?

Es ist ebenso wichtig, sich bei dem, was man nicht mehr tun möchte, selbst Hindernisse in den Weg zu legen. Zum Beispiel, wenn man morgens direkt zum Handy greift, könnte man einen Wecker anschaffen, das Handy in einen anderen Raum legen und stattdessen ein Buch neben das Bett platzieren oder eine andere Beschäftigung wählen.

Es ist jedoch entscheidend zu bedenken, dass auch die Routinen, die wir ablegen möchten, einen Zweck erfüllen. Daher ist es von Bedeutung, einen Ausgleich zu finden, wie im Beispiel mit dem Wecker und dem Buch. Es besteht die Notwendigkeit, bewusst Alternativen zu schaffen, um die Bedürfnisse zu erfüllen, die die bisherige Routine erfüllt hat.

Es sollte betont werden, dass das Unterbrechen und Aufheben von Routinen genauso herausfordernd sein kann wie das Etablieren neuer Gewohnheiten. Daher ist es wichtig, auch hier behutsam mit sich selbst umzugehen.

diego ph fIq0tET6llw unsplash-so-bin-ich-eben

7. Was hast du aus Fehlern gelernt?

Es ist völlig normal und menschlich, Fehler zu machen. Fehler dienen dazu, uns aufzuzeigen, wenn wir etwas falsch gemacht haben, und signalisieren lediglich, dass eine Veränderung angebracht ist. Sie sollten nicht als Versagen betrachtet werden. Genau darauf möchten wir hinaus: Welche Entscheidungen würdest du möglicherweise beim nächsten Mal anders treffen? Was hast du aus deinen Fehlern gelernt?

Indem wir uns selbst erlauben, Fehler zu machen, gewinnen wir die Courage, uns neuen Herausforderungen zu stellen und ständig dazuzulernen. Die Forscherin Kristin Neff hat herausgefunden, dass Selbstmitgefühl positive Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit hat. Daher ist es wichtig, nicht nur die Fehler zu erkennen, sondern auch mit Mitgefühl auf sich selbst zu reagieren und daraus zu lernen.

8. Was ist für dich wichtig im Leben?

Das, was für uns von Bedeutung ist, kann uns eine wertvolle Orientierung im Leben bieten. Dies geschieht, indem wir uns bewusst darüber werden, was für uns einen echten Wert hat und wofür wir unsere kostbare Zeit und Energie investieren wollen. Durch die Ausrichtung unseres Lebens anhand unserer Werte können wir Zufriedenheit erreichen.

Eine Studie, die untersucht hat, was langfristig glücklich macht, kam zu dem Schluss, dass der „Person-Activity-Fit“ entscheidend ist. Das bedeutet, es gibt kein universelles Geheimrezept für Glück, da die Angenehmheit einer Aktivität von den individuellen Werten, Stärken, Neigungen und Interessen abhängt. Also gib das Joggen auf, wenn es einfach keinen Spaß macht und melde dich lieber bei dem Tanzkurs an, mit dem du schon so lange liebäugelst.

9. Wie kannst du am besten für dich sorgen, wenn es dir nicht gut geht?

In Zeiten, in denen es uns gut geht, stehen uns mehr geistige Ressourcen zur Verfügung, um zu planen und nachzudenken. Daher macht es Sinn, in solchen Phasen Schritte zu überlegen, die uns Kraft geben und Spaß machen. Das ist sehr individuell, da wir alle unterschiedliche Dinge als unterstützend empfinden.

Eine interessante Studie untersuchte 100 Menschen, die nach einer Rückenmarksverletzung Schmerzen hatten. Über einen Zeitraum von acht Wochen wurden sie dazu aufgefordert, vier von zehn Übungen aus dem Bereich der positiven Psychologie durchzuführen, die Aspekte wie Beziehungen, Freundlichkeit, Dankbarkeit, Genuss, Körperpflege, Ziele, Spiritualität, Optimismus und Vergebung umfassten. Das Ergebnis zeigte, dass diejenigen, die die Prinzipien der positiven Psychologie anwendeten, deutlich weniger Schmerzen hatten. Dies unterstreicht die Wirksamkeit positiver psychologischer Ansätze sogar bei der Bewältigung von körperlichen Beschwerden.

10. Welche Gedanken, Glaubenssätze oder Muster kannst du loslassen und wie?

gianandrea villa LkHXBKpwhZ8 unsplash-so-bin-ich-eben

Ein Beispiel für einen solchen Glaubenssatz könnte lauten: „Ich muss alles alleine machen.“ oder „Am Ende stehe ich alleine da“. Um solche Glaubenssätze zu überwinden, ist es zunächst wichtig, Muster zu erkennen und sich intensiv damit auseinanderzusetzen. Man sollte sich fragen, welche Funktion diese Muster in der Vergangenheit erfüllt haben und warum sie heute nicht mehr notwendig sind. Es ist entscheidend zu verstehen, dass wir nicht in den Mustern unserer Vergangenheit verharren müssen und die Möglichkeit haben, uns kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wie es Konrad Adenauer ausdrückte:

„Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden.”

Die Setzung von Zielen spielt dabei eine bedeutende Rolle. Indem man sich anspruchsvolle, aber erreichbare Ziele setzt, kann nachweislich das Glücksempfinden gesteigert werden. Dieser Ansatz fördert nicht nur das persönliche Wachstum, sondern bietet auch die Möglichkeit, sich bewusst von einschränkenden Glaubenssätzen zu lösen und positive Veränderungen im eigenen Leben herbeizuführen.

11. Wenn du einen Moment wiedererleben könntest, welcher wäre das?

Dankbarkeit spielt eine entscheidende Rolle im Streben nach Glück. Durch das bewusste Wiedererleben von Momenten und das Reflektieren darüber, was sie besonders schön gemacht hat, können wir unsere Dankbarkeit fördern. Es ist auch wichtig zu überlegen, wer in diesen Momenten anwesend war und welche Rolle wir selbst dabei gespielt haben – ein Ansatz, der die Selbstwirksamkeit, sprich das Gefühl, Herausforderungen bewältigen zu können, stärken kann.

Es ist nachweislich hilfreich, Dankbarkeitsroutinen in den Alltag zu integrieren, wie zum Beispiel Dankbarkeitstagebücher. Das regelmäßige Festhalten von drei Dingen, für die man dankbar ist, kann eine positive Gewohnheit schaffen und das Wohlbefinden steigern.

victoria aleksandrova ET3dbNNHv U unsplash-so-bin-ich-eben

12. Wie kannst du mehr Selfcare in deinen Alltag integrieren?

Hier kannst du die Ideen aus der Frage 9 nochmal festigen und dich in Selbstfürsorge üben. Selbstfürsorge ist von großer Bedeutung für das Wohlbefinden. Eine Studie, die Menschen per Handy zu willkürlichen Momenten nach ihrem Glücksniveau befragte und gleichzeitig ihre GPS-Daten erfasste, ergab, dass Menschen in der Natur bedeutsam glücklicher sind.

Die Fähigkeit zum Genuss ist trainierbar. Indem man sich täglich positive Erinnerungen vor Augen führt und bewusst genießt, kann das Wohlbefinden nachweislich verbessert werden. Die positiven Effekte eines solchen Genusstrainings konnten bereits nach sechs Tagen beobachtet werden.

Meditation kann ähnliche positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben wie ein Tag Urlaub. Selbst kurze Achtsamkeitsübungen, wenn täglich praktiziert werden, können nachweislich dazu beitragen, negative Gefühle zu reduzieren. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Kraft der Selbstfürsorge und geben konkrete Ansätze, wie man sie in den Alltag integrieren kann, um das eigene Wohlbefinden zu steigern.

Beachte!

Auch diese 12 Fragen werden das Leben nicht von heute auf morgen verändern. Das Wichtigste dabei, Neues im Leben einzubringen und Altes loszulassen, sind Geduld und Nachsichtigkeit. Deine Gewohnheiten haben dir in der Vergangenheit zu irgendetwas gedient, auch wenn du sie jetzt vielleicht ablegen möchtest. Versuche nicht so streng mit dir selbst zu sein und dich für die scheinbar kleinsten Erfolge zu feiern. So bist du auf dem besten Weg, das Leben zu führen, das du dir wünschst.

7 Schritte um innere Ruhe zu finden

Wer kennt sie nicht, die stressige Vorweihnachtszeit? Was eigentlich eine besinnliche und ruhige Adventszeit sein soll, wird doch jedes Jahr wieder zu einem Marathon: Weihnachtsgeschenke besorgen, Plätzchen backen, Weihnachtsmärkte besuchen, jegliche Weihnachtsfeiern und und und.. Da sehnen sich viele Menschen nach etwas Ruhe und Gelassenheit. Innere Ruhe ist aber nicht nur im Dezember gefragt. Oft finden wir uns im Hamsterrad des Alltags wieder und wissen nicht, wie wir dort herauskommen und uns entspannen können. Wir haben euch in diesem Beitrag zusammengetragen, was innere Ruhe eigentlich ausmacht, was uns andere Kulturen darüber lehren und wie wir auch in stressigen Zeiten zu ihr finden.

Was bedeutet innere Ruhe?

jared rice NTyBbu66 SI unsplash-so-bin-ich-eben

Innere Ruhe ist ein Zustand des inneren Friedens, der frei von Unruhe, Stress oder Aufregung ist. Dieser bezieht sich auf ein Gefühl der Ausgeglichenheit und Gelassenheit, das trotz äußerer Herausforderungen oder Belastungen aufrechterhalten werden kann. Es bedeutet also nicht notwendigerweise, dass es keine externen Probleme oder Herausforderungen gibt. Stattdessen geht es darum, einen inneren Zustand zu kultivieren, der es ermöglicht, mit diesen Herausforderungen auf eine ruhige und konstruktive Weise umzugehen. Es beinhaltet oft auch das Loslassen von übermäßiger Sorge um Dinge, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, und das Fokussieren auf das Hier und Jetzt.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Einblicke in verschiedene Kulturen

Innere Ruhe ist oft mit einem tiefen Gefühl des Wohlbefindens und der Zufriedenheit verbunden. Hierbei zeigen sich kulturelle Unterschiede: In vielen westlichen Gesellschaften wird Wohlbefinden oft mit starken, angenehmen Empfindungen und der Abwesenheit von unangenehmen Gefühlen gleichgesetzt. Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass das Verständnis von Wohlbefinden kulturübergreifend mit Begriffen wie „Zufriedenheit“ assoziiert wird, während in asiatischen Kulturen eher Wörter wie „Harmonie“ und „Balance“ verwendet werden.

Eine Untersuchung ergab, dass Menschen aus Hongkong im Vergleich zu Menschen aus den USA eine Vorliebe für positive Gefühle mit „geringer Erregung“ zeigten, was auf friedliche und ruhige Emotionen hindeutet. Dies verdeutlicht, dass Wohlbefinden nicht nur im Kontext von Glück oder Freude betrachtet werden kann, sondern auch das Konzept von „Peace of Mind“ miteinbezogen werden sollte.

javardh FL6rma2jePU unsplash-so-bin-ich-eben

Peace of Mind

„Peace of Mind“ steht in Verbindung mit dem Konzept des Seelenfriedens und repräsentiert eine Form des Wohlbefindens, die durch Frieden und Harmonie geprägt ist. Es stellt gewissermaßen einen Gleichgewichtszustand zwischen unserer Seele und der äußeren Umgebung dar. Interessanterweise zeigte eine Studie, dass chinesische Studienteilnehmende höhere Werte in Bezug auf „Peace of Mind“ aufwiesen im Vergleich zu Teilnehmenden aus westlichen Ländern.

Der Gegner von innerer Ruhe: Stress!

Innere Unruhe wird in erster Linie durch Stress verursacht. Nach dem Psychologen Richard Lazarus ist Stress ein Prozess, der auf der individuellen Wahrnehmung und Bewertung von Anforderungen aus der Umwelt basiert. Lazarus betont, dass Stress subjektiv ist: Situationen, die eine Person stark belasten, können für eine andere Person unproblematisch sein. Die Bewertung der auslösenden Umstände finden primär und sekundär statt. Bei der Primärbewertung wird die Situation entweder als irrelevant, positiv oder belastend eingestuft, während in der sekundären Bewertung eingeschätzt wird, welche Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Stress entsteht, wenn eine Person eine Situation als bedeutsam und bedrohlich wahrnimmt und gleichzeitig glaubt, nicht über ausreichende Bewältigungsmöglichkeiten zu verfügen.

Wege zu innerer Ruhe

clay banks KBqnxve73BE unsplash-so-bin-ich-eben

Es ist wichtig zu beachten, dass innere Ruhe für jede:n individuell sein kann, und verschiedene Menschen können unterschiedliche Wege finden, um diesen Zustand zu erreichen. Es kann auch eine kontinuierliche Praxis sein, die Pflege und Aufmerksamkeit erfordert, um langfristig aufrechterhalten zu werden. Trotzdem gibt es ein paar Tipps, die helfen können, innere Ruhe sogar in der stressigen Vorweihnachtszeit zu etablieren. Wir haben welche für euch zusammengetragen.

1.

Erwartungen und Ansprüche reflektieren

Oftmals sind es unsere eigenen Erwartungen, die uns stark unter Druck setzen. Diese Erwartungen können vielfältig sein: Die beruflichen Aufgaben sollen vor Weihnachten alle erledigt sein, ein aufwendiges Festessen muss gekocht werden, die Wohnung muss perfekt sauber und geschmückt sein und die Geschenke sollen etwas Außergewöhnliches sein. Es ist wichtig, diese Erwartungen zu hinterfragen: Können manche beruflichen Aufgaben nicht bis Januar warten? Gibt es einfachere Möglichkeiten? Es ist wichtig, Prioritäten zu setzen und auch mal „nein“ zu sagen. 

Wenn du dich für deine Prioritäten entschieden hast, kommt es darauf an, diese Entscheidungen klar zu kommunizieren und in konkrete Handlungen umzusetzen. Beispielsweise könntest du Deadlines auf Januar verschieben, wobei du die Machbarkeit, Projektfristen und deine Arbeitsbelastung berücksichtigen solltest.

Vereinbare unkomplizierte Geschenkideen mit deinen Liebsten, wie das Teilen von Geschenken für gemeinsame Freund:innen und Familienmitglieder, das Schenken von Erlebnissen oder das Ziehen einer Person beim Wichteln. Verteile Aufgaben zur Weihnachtsvorbereitung gleichmäßig auf alle Familienmitglieder. 

Du kannst dich mit anderen austauschen und erfahren, was sich die anderen Familienmitglieder oder Freund:innen von dieser Zeit erhoffen. Manchmal sind es nicht die Dinge, von denen du annimmst, dass sie wichtig sind. Zudem kann es entspannend sein, die Geschenkwünsche der anderen genau zu kennen.

Wenn du die Erwartungen aller Beteiligten kennst, kannst du prüfen, wie realistisch sie sind, welche Kompromisse möglich sind und wie du die Wünsche am entspanntesten umsetzen kannst.

2.

Nudging

Nudging ist eigentlich eine Technik aus der Verhaltensökonomie, die auf positiven Anreizen oder sanften Stupsern („nudges“) basiert, um das Verhalten in eine bestimmte Richtung zu lenken. In der festlichen Weihnachtszeit kann dieses Konzept auf verschiedene Weisen angewendet werden.

Eine Möglichkeit ist die Visualisierung. Platziere eine gut sichtbare Liste mit den anstehenden Weihnachtseinkäufen entweder auf deinem Schreibtisch oder an der Haustür, um dich regelmäßig daran zu erinnern, sie rechtzeitig zu erledigen. Dies schafft einen visuellen Anreiz, die Aufgaben nicht aus den Augen zu verlieren.

Ein weiterer Ansatz wäre, frühzeitig eine Liste zu erstellen, welche Geschenke sich für deine Freund:innen im Jahr 2024 eignen könnten. Achte dabei darauf, was sie dir im Verlauf des Jahres mitgeteilt haben. Eine Geschenkliste, die das ganze Jahr über geführt wird, kann hilfreich sein. Das erleichtert die vorausschauende Planung und das rechtzeitige Besorgen der Geschenke.

Belohnungen für erreichte Ziele können ebenfalls als Nudging-Maßnahme dienen. Wenn du deine Geschenke rechtzeitig besorgt hast oder deine To-Do-Liste erfolgreich abgearbeitet hast, belohne dich selbst zum Beispiel mit einer entspannenden Tasse Tee oder einem gemütlichen Filmabend. Dies schafft positive Verknüpfungen und stärkt die Motivation für zukünftige Aufgaben. Es ist auch hilfreich, positive Ziele zu formulieren, wie zum Beispiel: „Ich freue mich darauf, Zeit für mich zu finden, um mich zu entspannen“, anstatt negativ ausgedrückte Ziele wie „Ich muss mich entspannen“. Durch die positive Formulierung wird die Vorfreude betont und es entsteht eine motivierende Perspektive, die das gewünschte Verhalten unterstützt.

3.

Lebensstil verbessern

Für einen ausgewogenen Lebensstil sind verschiedene Faktoren entscheidend, wie zum Beispiel ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und erholsame Pausen sowie soziale Kontakte.

Mikropausen bieten die Gelegenheit, im Verlauf des Tages innezuhalten und in sich hineinzuspüren. Eine kurze Selbstreflexion, ob es einem gerade gut geht und was man braucht, kann helfen, sich nicht in der Hektik zu verlieren und mehr Ausgeglichenheit in den Tag zu bringen. So übst du Selbstmitgefühl. So wird es dir ermöglicht, besser mit stressigen Situationen umzugehen und klarer zu erkennen, was man gerade braucht, um Ruhe zu bewahren.

Sport und Bewegung machen glücklich und sind gut für unsere Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Erwachsene mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche und idealerweise an 2 oder mehr Tagen in der Woche  Krafttraining, das alle wichtigen Muskelgruppen mit mindestens moderater Intensität einschließt.

4.

Schöne Dinge planen

Wenn wir aufhören, uns Zeit für angenehme Dinge zu nehmen, dann kann es zu einem Teufelskreis kommen. Unsere Stimmung, Motivation und Antrieb nehmen ab und dann haben wir keine Lust mehr, uns Zeit für die Dinge zu nehmen, die uns früher Spaß gemacht haben. Dies führt zu einer weiteren Verschlechterung der Stimmung und der Teufelskreis setzt sich fort. 

Wir müssen den Teufelskreis durchbrechen! Auch wenn es sich zunächst nicht danach anfühlt, können positive Erlebnisse eine „Positivspirale“ in Gang setzen: Mehr Antrieb führt zu mehr positiven Erlebnissen, was den Selbstwert steigern und die Stimmung verbessern kann.

Es mag einfach klingen, aber in stressigen Zeiten ist es eine Herausforderung, sich Zeit für wirklich schöne Dinge zu schaffen, anstatt sie einfach am Handy zu verbringen. Beispielsweise sollten Aktivitäten wie Kaffee trinken mit einer Freundin oder ein Theaterbesuch Vorrang vor hektischen Geschenkeinkäufen haben. Man kann diese Momente planen und als nicht-verhandelbar betrachten. 

Dafür kannst du deine Werte und Bedürfnisse reflektieren, wie „Ruhe“, „Spaß“, „Familie“ oder „Feierlichkeit“, und überlegen, wie man diese realistisch umsetzen kann. Du kannst überprüfen, ob die traditionellen weihnachtlichen Aktivitäten wirklich das richtige für dich sind. Bringt der Weihnachtsmarkt wirklich gute Stimmung oder überwiegt der Stress durch das Gedränge und den Trubel? Uns mit bedeutungsvollen Tätigkeiten zu beschäftigen, erfüllt uns mit Sinn und steigert unsere Zufriedenheit.

Man kann sich schöne Dinge auch als Ritual im Alltag vornehmen, wie es beispielsweise bei den festlichen Adventssonntagen der Fall ist. Alternativ können auch neue Rituale geschaffen werden.

Schöne Dinge können auch Maßnahmen beinhalten, die die Produktion von Oxytocin, unserem „Kuschelhormon“ fördern und den Abbau von Stresshormonen unterstützen, beispielsweise Massagen, das Streicheln von Tieren oder Umarmungen von sich selbst und anderen.

5.

Atemübungen oder Meditation

Atemübungen stellen ein unkompliziertes Mittel dar, um Stressgefühlen zu begegnen und den Körper zu entspannen. Durch ruhiges und tiefes Atmen wird der sogenannte Parasympathikus aktiviert, ein Teil des vegetativen Nervensystems, der für Ruhe- und Regenerationsphasen verantwortlich ist. Der Mechanismus dahinter ist einfach: Durch tiefe Atemzüge verlangsamt sich der Herzschlag, und der Blutdruck sinkt. Entschleunigtes Atmen führt zu einem tiefen Gefühl der Entspannung im Körper, im Gegensatz zu flachem und schnellem Atmen, das typisch für Stresssituationen ist. 

Als kleines Beispiel für eine Übung kannst du drei Sekunden einatmen, drei Sekunden den Atem anhalten und wieder drei Sekunden ausatmen. Wiederhole das so oft wie du möchtest und versuche dabei, achtsam für deinen Atem zu sein. Gedanken, die aufkommen, kannst du dir vorstellen wie Wolken am Himmel, die einfach an dir vorbeiziehen. 

Durch Atemübungen lernen Menschen, emotionale und körperliche Signale besser wahrzunehmen, ohne sie zu unterdrücken oder unkontrolliert auszuleben. Es gibt viele Studien zur positiven Wirkung von Atemübungen und Meditation. Bewusstes, tiefes und regelmäßiges Atmen erfordert jedoch Übung und ist nicht so einfach, wie es zunächst erscheinen mag. Je häufiger man übt, desto besser kann man sich in stressigen Situationen daran erinnern und mit einer kurzen Atemübung runterbringen.

6.

Dankbarkeit

Wenn wir über Dankbarkeit sprechen, hört sich das oft kitschig an. Tatsächlich jedoch versetzt uns Dankbarkeit von einer Perspektive des Mangels in eine Perspektive der Reichlichkeit („plentifulness”). Sie lenkt unsere Aufmerksamkeit von negativen zu positiven Aspekten. Viele Studien deuten darauf hin, dass Dankbarkeitsinterventionen zu einer Reduktion von Stress führen und sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden und die Zufriedenheit auswirken. Dankbarkeit bedeutet, über das nachzudenken, was in unserem Leben vorhanden und gut ist. Diese Übung kann sowohl in Gedanken als auch schriftlich durchgeführt werden. Dankbarkeitstagebücher, Dankbarkeitsbriefe und Dankbarkeitslisten haben nachweislich eine positive Wirkung.

7.

Radikale Akzeptanz

Manche Dinge können wir einfach nicht verändern. Es gibt Aufgaben, die sich nicht verschieben lassen, und in den Supermärkten herrscht nunmal in der Vorweihnachtszeit Hektik. Manche aufwendigen Vorbereitungen möchten wir nicht weglassen. Es kann hilfreich sein, dies zu akzeptieren und anzunehmen, dass die Vorweihnachtszeit nicht immer stressfrei ist und auch herausfordernde Momente bereithält. Es ist nicht immer möglich, sich unter Druck in eine festliche Stimmung zu versetzen, und das ist in Ordnung. Umso erfreulicher ist es, wenn wir schöne und ruhige Momente finden oder schaffen können.

In der Akzeptanz- und Commitment-Theorie nach Steven Hayes geht es genau darum: das achtsame Akzeptieren und Annehmen von Dingen, die sich nicht ändern lassen. Wenn du dich mal wieder dabei erwischst, dass etwas dich aufregt, kannst du dich fragen, ob dieser Gedanke gerade hilfreich ist. Diese kleine Unterbrechung kann dabei helfen, dich neu zu sortieren und dann bewusst zu handeln. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern eine bewusste Entscheidung dafür, was du gerade brauchst. 

Radikale Akzeptanz ist nicht gerade einfach zu erlernen und es wäre unrealistisch zu erwarten, das Konzept durch einen kurzen Blogbeitrag sofort verstanden und verinnerlicht zu haben. Aber vielleicht nimmst du von hier den Impuls mit, deine Gedanken in stressigen Situationen zu hinterfragen. 
Du kannst dich fragen: Kann ich an der Situation etwas ändern? Wenn du die Situation nicht ändern kannst, wie der Stau in dem du gerade stehst, dann versuche die Situation so anzunehmen wie sie ist und dass sie sich gerade nicht ändern lässt. Wenn du möchtest, dann spüre in dich hinein: Wie fühlt es sich an, die Realität nicht zu akzeptieren? Bist du wütend oder traurig? Lasse diese Gefühle bewusst zu, ohne das zu bewerten. Helfen dir deine Gedanken, das zu fühlen, was du gerade fühlen möchtest? Versuche die Realität anzunehmen und die Gelassenheit zu spüren, die sich in dir ausbreitet.

sasha freemind FBn65Ol15jk unsplash-so-bin-ich-eben

Kurz und knapp

Die Suche nach innerer Ruhe ist eine individuelle Reise, die Achtsamkeit und kontinuierliche Praxis erfordert. Inmitten des hektischen Alltags ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, sich auf sich selbst zu besinnen und Techniken zu finden, die zu einem Zustand der inneren Ruhe führen. Ob durch Meditation, Atemübungen oder Dankbarkeit – die Wege zur Gelassenheit sind vielfältig, und es liegt an jedem Einzelnen, die Praktiken zu entdecken, die am besten zu seinem persönlichen Lebensstil passen. Abgesehen von der Gelassenheit, die an sich schon angenehm und entlastend sein kann, bringt innere Ruhe noch andere Vorteile mit sich: Menschen, die einen höheren Grad an innerer Ruhe oder Seelenfrieden aufweisen, sind in der Regel besser in der Lage, Situationen umzudeuten und neu zu interpretieren. Dadurch können sie ihre Emotionen effektiver regulieren, anstatt sie zu unterdrücken. In der Ruhe liegt die Kraft, und die Reise zu innerer Ruhe ist eine Reise zu einem erfüllten und ausgewogenen Leben.

Wenn du noch mehr darüber erfahren möchtest, wie Stress entsteht, wieso wir Menschen überhaupt Stress empfinden und was du machen kannst, um deinen Stress zu reduzieren, könnte dir der Kurs „Stressbewältigung“ von der Stefanie Stahl Akademie weiterhelfen. Schau doch einfach mal vorbei!

welche art von Stress-so-bin-ich-eben

​​Hypochondrie – wenn der Schmerz im Kopf sitzt

Hypochondrie meint die übermäßige Angst krank zu werden oder krank zu sein. Es handelt sich dabei um eine psychische Erkrankung. Nach ICD-10 ist sie besonders dadurch gekennzeichnet, dass Betroffene sich andauernd mit der Möglichkeit beschäftigen, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden. Normale oder allgemeine Körperwahrnehmungen und Symptome werden von den Betroffenen oft als abnorm und belastend interpretiert. Häufig richtet sich die Aufmerksamkeit auf nur ein oder zwei Organe oder Organsysteme des Körpers.

Die Betroffenen leiden zum einen unter der Angst vor bestimmten Krankheiten und zum anderen unter körperlichen Symptomen, für die es keine organischen Ursachen gibt. Im Rahmen einer Psychotherapie können Betroffene eine angemessene Behandlung erhalten.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Symptome gegoogelt, jetzt glaube ich, dass ich Krebs habe – ging das nicht jedem schon mal so? Wo verläuft die Grenze?


Die Grenze verläuft dort, wo man über mindestens 6 Monate hinweg überzeugt ist, an körperlichen Erkrankungen oder Missbildungen zu leiden, obwohl das medizinisch nicht der Fall ist. Ebenso, wenn die ständige Sorge um Krankheiten Leiden verursacht und wenn medizinische Facheinschätzungen hartnäckig abgelehnt werden.

Im Alltag wird umgangssprachlich häufiger das Wort Hypochonder verwendet. Dabei liegt der Prozentsatz von Menschen mit klinisch relevanter Hypochondrie bei ca. 0,05 % und der Anteil der Menschen mit latenter, andauernder Krankheitsangst bei 2-3%.

russell ferrer 8CFfmk4me Q unsplash-so-bin-ich-eben

Was hat die Angst vor dem Tod damit zu tun?

Die Furcht vor ernsten Erkrankungen ist besonders deshalb so stark, weil wir mit unserem potentiellen Tod konfrontiert sind. In solchen Momenten wird man mit seiner eigenen Endlichkeit und der Unvorhersehbarkeit des Lebens konfrontiert. Wie es bei psychosomatischen Erkrankungen üblich ist, spielt die „Hyperaufmerksamkeit“ eine bedeutende Rolle. Dabei achtet man äußerst genau auf körperliche Signale und wird dadurch besonders empfindlich gegenüber geringfügigen Veränderungen. Häufig manifestieren sich körperliche Symptome, wenn seelisches Leid nicht angemessen zum Ausdruck gebracht und verarbeitet wird.

Warum entsteht Krankheitsangst?

Die Entstehung von Krankheitsangst kann aus verschiedenen Bedürfnissen einer Person entstehen, wie zum Beispiel dem Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle oder auch der Angst vor Kontrollverlust. Ständig mit dem Schlimmsten zu rechnen, kann dadurch entstehen, dass wir nicht überrascht oder enttäuscht werden wollen.

Jedoch schützt das Denken in Katastrophen nicht wirklich vor Enttäuschung. Stattdessen macht es die Zeit bis zu einem möglichen Ereignis nur quälender. Es ist, als würde man lieber sein Leben lang enttäuscht sein, um nicht die Gefahr der Enttäuschung zu erleben. Betroffene haben oft auch die innere Angst, mit Enttäuschungen nicht angemessen umgehen zu können. Indem man jedoch die ganze Zeit enttäuscht ist, entsteht die unbewusste Illusion von Kontrolle über die Enttäuschung.

Was sind Risikofaktoren für das Entwickeln einer Hypochondrie?

renee thompson ovonRpO4V0o unsplash-so-bin-ich-eben

Dazu gehören zum Beispiel die frühe Konfrontation mit Krankheit und Tod, sei es am eigenen Leib oder bei nahestehenden Personen. Ebenso können eine geringe Stresstoleranz sowie ängstliche und überbesorgte Bezugspersonen in der Kindheit, die ausschließlich physischen Beschwerden Beachtung schenken und psychischen Leiden weniger Aufmerksamkeit widmen, eine Rolle spielen.

Wie kann die Krankheit verstärkt werden?

Eine mögliche Ursache sind Phasen körperlicher Angeschlagenheit, wie sie beispielsweise bei Grippe oder Long Covid auftreten. In solchen Zeiten kann die vorhandene Krankheitsangst verstärkt werden, da die körperlichen Symptome als Anstoß für verstärkte Sorgen um die eigene Gesundheit dienen können.

Des Weiteren kann die Krankheit durch die gesellschaftliche Krankheitsangst intensiviert werden. Ein Beispiel dafür ist die kollektive Krankheitsangst, die während der Corona-Pandemie weit verbreitet war. Die ständige Präsenz von Nachrichten über Krankheitsausbrüche und Gesundheitsrisiken kann die Ängste von Menschen mit Hypochondrie verstärken und zu einem Anstieg der Krankheitsüberlegungen führen. Der soziale Kontext und die Medien können somit einen bedeutenden Einfluss darauf haben, wie stark die Krankheitsangst bei Betroffenen ausgeprägt ist.

Was macht Hypochondrie so hartnäckig? 

Die Suche nach ärztlicher Rückversicherung bietet zunächst scheinbare Sicherheit und Trost. Der direkte Kontakt mit medizinischem Personal kann vorübergehende Beruhigung verschaffen, auch wenn die langfristige Wirkung begrenzt ist. Dies verstärkt den Zyklus der wiederholten Arztbesuche.

Hypochondrische Personen können durch die körperlichen Symptome Aufmerksamkeit und Zuwendung von anderen erhalten. Dies stellt allerdings einen unbewussten Vorteil dar. Die meisten psychischen Erkrankungen haben solche versteckten Vorteile, die bei der Aufrechterhaltung der Störung relevant sein können.

In vielen Gesellschaften gibt es nach wie vor ein Stigma im Zusammenhang mit psychischen Problemen. Es kann für Menschen einfacher sein, über körperliche Schmerzen zu sprechen, um sozialen Erwartungen gerecht zu werden oder um auf Verständnis zu stoßen, als über psychische Probleme zu sprechen.

Der Teufelskreis, der durch Beschwerden, Schonung, abnehmende Freude an Aktivitäten, abnehmende Belastbarkeit und erneute Beschwerden entsteht, macht Hypochondrie besonders hartnäckig. Die Vermeidung von Aktivitäten aufgrund wahrgenommener Gesundheitsrisiken verstärkt die Beschwerden und führt zu einem immer engeren Kreislauf.

Weitere psychosoziale Faktoren wie Stress, Angst oder depressive Verstimmungen können die Hypochondrie weiter befeuern und die Symptome verstärken.

Eine therapeutische Unterstützung, die auf Verhaltensänderungen, kognitiver Neubewertung und der Bewältigung von Stress und Ängsten basiert, kann dabei helfen, diesen hartnäckigen Teufelskreis zu durchbrechen.

kateryna hliznitsova 2THdTdKs0yU unsplash-so-bin-ich-eben

Welche Therapie wird bei Hypochondrie eingesetzt? 

Die kognitive Verhaltenstherapie wird häufig für die Behandlung von Hypochondrie eingesetzt. Dabei wird an der gedanklichen Umbewertung von körperlichen Beschwerden geübt, sodass nicht immer an eine Krankheit gedacht wird und zwanghaftes Verhalten reduziert wird. Wie bei jeder Therapie ist die Verbesserung der Lebensqualität zentral.

Was ergeben sich für besondere Schwierigkeiten bei der Behandlung von psychosomatischen Patient:innen? 

Die Behandlung von psychosomatischen Patient:innen kann aufgrund verschiedener Herausforderungen besonders komplex sein. Viele Betroffene haben bereits schlechte Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem gemacht. Dies kann zu Enttäuschung und generellem Misstrauen gegenüber medizinischen Fachkräften führen. Sie könnten das Gefühl haben, nicht ernst genommen oder nicht adäquat behandelt worden zu sein.

Abhängigkeitsgefühl und ständige Rückversicherung können auch einen Faktor für Herausforderungen darstellen, da Betroffene dazu neigen können, sich in eine Abhängigkeit von medizinischem Personal zu begeben. 

Einige Patientinnen könnten Psycholog:innen skeptisch gegenüberstehen. Manche neigen dazu, sich stark auf ihre körperlichen Symptome zu konzentrieren und vernachlässigen dabei möglicherweise die psychischen Aspekte ihrer Erkrankung. Dies kann die Arbeit an der zugrunde liegenden psychosomatischen Dynamik erschweren. Sie könnten denken, dass psychologische Unterstützung nicht relevant ist, weil ihre Beschwerden ausschließlich körperlicher Natur sind. Dies kann eine Barriere für die Inanspruchnahme psychotherapeutischer Hilfe oder der Zusammenarbeit im Rahmen der Therapie darstellen.

Vorurteile im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen könnte dazu führen, dass Patient:innen sich gegenüber psychologischer Hilfe verschließen. Sie könnten Angst vor dem Etikett „verrückt“ haben und daher zögern, sich auf psychologische Unterstützung einzulassen.

Die Berücksichtigung dieser Herausforderungen ist entscheidend für die Gestaltung effektiver und patientenzentrierter Behandlungsansätze bei psychosomatischen Erkrankungen. Auf der Seite der Betroffenen kann es helfen, sich dieser möglichen inneren Widerstände bewusst zu werden, um trotz allem psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wie bekommen wir Sicherheit bei etwas, bei dem es keine (absolute) Sicherheit geben kann?

sincerely media UfhZRbjlDus unsplash-so-bin-ich-eben


Ein Gefühl der Gelassenheit kann entstehen, wenn wir anerkennen, dass absolute Sicherheit nicht existiert, und wir uns den Ängsten stellen. Darüber hinaus ist es wichtig zu akzeptieren, dass Krankheit und Gesundheit keine klaren Gegensätze darstellen, und dass Gesundheit nicht zwangsläufig bedeutet, vollständig frei von Beschwerden zu sein.

Das Streben nach absoluter Sicherheit kann sehr viel Stress auslösen. In unserem Beitrag zu Zwangserkrankungen kannst du erfahren, welche Rolle Sicherheit auch bei der Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Störung hat. Das ist eine sehr herausfordernde Aufgabe, die im Rahmen einer Therapie auch erarbeitet werden kann. 

Falls du dich in den beschriebenen Symptomen wiederfindet, zögere nicht, dir professionelle Hilfe zu suchen!

Imposter Syndrom/ Hochstapler Syndrom  – warum wir uns nichts zutrauen

Kommen dir deine Kommilitonen:innen, Kolleg:innen oder Mitschüler:innen viel kompetenter vor als du dir selbst? Hast du das Gefühl trotz ausreichender Ausbildung nicht gut genug für deine Position im Job zu sein? Vielleicht leidest du dann an dem Impostor-Syndrom. Das Phänomen des Imposter-Syndroms, auf deutsch auch Hochstapler-Syndrom oder Hochstapler-Komplex genannt, betrifft Individuen, die trotz ihrer Fähigkeiten und Erfolge Schwierigkeiten haben, ihr eigenes Können anzuerkennen. Betroffene von diesem Phänomen werden von Selbstzweifeln geplagt und fürchten sich vor der Möglichkeit, als Betrüger:in oder Hochstapler:in entlarvt zu werden. Das Imposter-Syndrom ist keine Krankheit, aber gleichzeitig bildet sich durch die immensen Selbstzweifel eine Angriffsfläche für tiefergehende Probleme der mentalen Gesundheit wie Burnout oder Ängste. 

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Typische Gedanken in diesem Zusammenhang könnten lauten:

„Wenn jemand bemerkt, wie wenig kompetent ich wirklich bin, könnte meine Karriere vorbei sein.“

„Die glauben alle, dass ich Erfolg habe, nur weil ich extrem viel Glück hatte.“

„Eine Person wie ich gehört hier eigentlich nicht hin.“

kat love zncUDOR Ie8 unsplash-so-bin-ich-eben

Wie fühlt sich das an?

Das Imposter-Syndrom äußert sich durch verschiedene Merkmale. Dazu gehören die ständige Angst, aufzufliegen, gepaart mit einem anhaltenden schlechten Gewissen. Personen mit diesem Syndrom fühlen sich selbst bei Erfolgen oder Lob oft unbehaglich und so, als ob sie den Erfolg nicht wirklich verdient hätten. Deshalb fällt es ihnen schwer, Lob anzunehmen. Des Weiteren können sie eine ausgeprägte Angst vor neuen Herausforderungen verspüren, da sie befürchten, den gestellten Erwartungen nicht gerecht zu werden.

Häufig wird im Arbeitskontext vom Impostor-Syndrom gesprochen, doch es lässt sich in verschiedenen Bereichen erleben. Man kann z.B. auch den Eindruck haben, dass man den/die Partner:in oder Freundschaften nicht verdiene, Anerkennung in sportlichen Leistungen usw…

Wir zweifeln doch alle mal an uns selbst, doch wann wird es problematisch?

Das Imposter-Syndrom tritt oft auf, wenn man sich in neue Aufgaben stürzt. Es ist ganz normal, sich in dieser Phase noch unsicher zu fühlen, insbesondere wenn man gerade erst anfängt und noch nicht über umfassendes Wissen verfügt. Dieses Gefühl ist bei den meisten Menschen präsent, völlig normal und einfach ein Teil des Lernprozesses. Im Grunde genommen sind wir alle mehr das, was wir nicht wissen, als das, was wir wissen. Beim Imposter-Syndrom empfinden Personen aber deutlich mehr als diese üblichen Zweifel bei der Bearbeitung neuer Aufgaben. Die Grenze zwischen gesundem Hinterfragen und übersteigerten Selbstzweifel wird überschritten, wenn man sich objektive Erfolge nicht mehr selbst zuschreiben kann. 

Das Imposter-Syndrom stellt ein besonderes Problem dar, wenn es uns daran hindert, uns neuen Herausforderungen zu stellen, indem es Ängste vor dem Scheitern oder der Entdeckung unserer vermeintlichen Inkompetenz schürt. Es wird problematisch, wenn wir uns selbst sabotieren, indem wir Erfolge nicht anerkennen oder uns selbst davon überzeugen, dass wir sie nicht verdienen. Der geringe Selbstwert, der oft mit dem Imposter-Syndrom einhergeht, kann unser allgemeines Wohlbefinden beeinträchtigen und uns davon abhalten, unser volles Potenzial zu entfalten. Darüber hinaus kann das Syndrom Verlust- oder Performanceängste hervorrufen, die uns in verschiedenen Lebensbereichen negativ beeinflussen können.

Wer ist tendenziell davon betroffen?

zahir namane hwc7eIQiTCE unsplash 1-so-bin-ich-eben

Das Imposter-Syndrom betrifft insbesondere junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Mit zunehmendem Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit, vom Imposter-Syndrom betroffen zu sein. Es kommt häufiger bei Angehörigen von Minderheiten vor. Es wurde ebenso festgestellt, dass Frauen tendenziell eher dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen, was auf Faktoren der Sozialisierung zurückgeführt werden könnte. 

Interessanterweise zeigen Männer mit Imposter-Syndrom im Gegensatz zu Frauen eine Verringerung ihrer Anstrengungen, wenn sie zur Rechenschaft gezogen werden oder sich rechtfertigen müssen. Während einer Aufgabe zeigen sie zudem eher mehr Ängstlichkeit. Im Rahmen einer Studie wurde herausgefunden, dass Frauen mit Imposter-Syndrom im Vergleich zu Männern mehr Anstrengungen unternehmen und bei negativem Feedback besser abschneiden.


Trotz allgemeiner Tendenzen, die Studien zu finden versuchen, kann man sagen, dass das Imposter Syndrom in jedem Geschlecht, jeder Alters- und Verdienstgruppe vertreten ist. 

Menschen, die über eine hohe Qualifikation oder Erfolg verfügen, neigen dazu, anzunehmen, dass auch andere ebenso qualifiziert sind wie sie selbst. Dies kann dazu führen, dass sie das Gefühl haben, keine besondere Anerkennung oder bessere Chancen zu verdienen als andere. Interessanterweise sind Gefühle des Hochstaplertums nicht ausschließlich hochqualifizierten Personen vorbehalten. Dabei zweifelt jeder von uns möglicherweise privat an sich selbst, glaubt jedoch fälschlicherweise, allein mit seinen Zweifeln dazustehen, weil niemand offen seine Unsicherheiten äußert.

simone secci 49uySSA678U unsplash-so-bin-ich-eben

Wie könnte ein Imposter-Syndrom entstehen?

Ein geringes Selbstwertgefühl kann bei der Entstehung eines Imposter-Syndroms eine Rolle spielen, da Betroffene oft ihre eigenen Leistungen und Fähigkeiten unterschätzen. Eine niedrige Selbstwirksamkeitserwartung, die Zweifel an der eigenen Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen beinhaltet, verstärkt das Imposter-Gefühl weiter.

Das Imposter-Syndrom entsteht nicht durch einen realistischen Vergleich mit anderen, sondern wird durch einen Vergleich mit einer idealisierten Version in unserer Vorstellung geprägt. 

Die Art der Erziehung kann eine Rolle spielen, insbesondere wenn Kinder dazu ermutigt werden, hohe Standards zu erfüllen, ohne gleichzeitig das nötige Selbstvertrauen aufzubauen. Kombiniert können diese Faktoren dazu führen, dass Menschen anfälliger für das Imposter-Syndrom werden, wenn sie mit neuen Herausforderungen konfrontiert werden.

Wie bei vielen Dingen, die uns eigentlich im Weg stehen, lassen sich auch hier oft versteckte Vorteile finden. Das Impostor-Syndrom ist auch eine Art, mögliche Enttäuschungen vorwegzunehmen, ähnlich wie bei Menschen, die dazu neigen, die Zukunft immer negativ zu sehen. Man lebt lieber mit der Vorahnung von Enttäuschung, als tatsächlich enttäuscht zu werden. Ein Teil davon kann auf die Prägung im Laufe des Lebens zurückzuführen sein.

Es ist auch nicht so, dass es einfach aufhören würde, wenn man die eigene Leistung wieder und wieder übertrifft und quasi genug “Gegenbeweise” für die innere Annahme des Impostors hat. Denn die Erfolge bringen uns nur etwas für unser Selbstvertrauen, wenn wir die Gründe für den Erfolg bei uns suchen. Leute mit dem Imposter-Syndrom suchen Gründe für ihren Erfolg häufig im Außen, beispielsweise wird eine gute Note in der Schule durch Glück, eine leichte Prüfung oder Wohlwollen der Lehrkraft erklärt. Selbstwertdienlicher ist es, eine gute Note dadurch zu erklären, dass man gut gelernt hat. Die Tendenz, Erfolge externer Faktoren zuzuschreiben, anstatt die eigene Kompetenz anzuerkennen, prägt das Imposter-Syndrom stark. Wenn Erfolge auf Glück oder äußere Umstände zurückgeführt werden, fällt es schwerer, diese als Ergebnis eigener Fähigkeiten zu verinnerlichen. 

Hilft es, sich zu loben?

guilherme stecanella UrS5HkBr1Rc unsplash-so-bin-ich-eben

Während positive Verstärkung grundsätzlich hilfreich sein kann, ist sie in der Regel nicht die alleinige Lösung für das Problem. Dies liegt daran, dass Menschen mit Imposter-Syndrom oft Schwierigkeiten haben, Erfolge anzunehmen, selbst wenn sie gelobt werden.

Die Unfähigkeit, Lob anzunehmen, kann auf stark verankerten Glaubenssätzen beruhen, die bei Menschen mit Imposter-Syndrom aktiviert werden. Solche Überzeugungen, wie zum Beispiel „Ich bin schwach“ oder „Ich bin inkompetent“, können tief verwurzelt sein und es schwierig machen, positive Rückmeldungen zu akzeptieren, selbst wenn sie berechtigt sind.

Es ist wichtig zu erkennen, dass die Bewältigung des Imposter-Syndroms oft einen umfassenderen Ansatz erfordert, der sich auf die Überprüfung und Umgestaltung dieser grundlegenden Glaubenssätze konzentriert, um eine nachhaltige Veränderung zu ermöglichen. Selbstlob kann Teil dieses Prozesses sein, aber es sollte in Verbindung mit anderen Strategien stehen, die auf die zugrunde liegenden Überzeugungen abzielen.

Was hilft dagegen?

Es ist wichtig zu betonen, dass professionelle Hilfe jederzeit in Anspruch genommen werden kann. Einige der folgenden Strategien können im Rahmen einer Therapie behandelt werden, aber auch als kleiner Anstoß zur Selbsthilfe dienen.

Was habe ich alles erreicht? Was muss man alles schaffen, um da zu sein, wo ich bin? Vielleicht hilft es dir, eine Liste deiner vergangenen Erfolge zu erstellen. Du könntest auch ein Erfolgstagebuch führen, in das du regelmäßig schreibst. Im selben Schritt, in dem du deine Erfolge betrachtest, kannst du dich auch mit Hindernissen auseinandersetzen und dich fragen: An welcher Stelle musste ich Hürden überwinden? Wann musste ich über mich hinauswachsen? Wie viele Stunden habe ich investiert? Wo wollte ich aufgeben und habe trotzdem weitergemacht? Wie hätte mein Leben anders laufen können?

sekatsky OwR9cyMNe4c unsplash-so-bin-ich-eben

Was kann noch helfen?

Die Verbindung zu anderen, insbesondere zu Menschen mit ähnlichen Gefühlen, kann sehr unterstützend wirken. Das Teilen von Erfolgen und Herausforderungen schafft eine realistischere Perspektive.

Sei nicht nur anderen, sondern auch dir selbst gegenüber offen mit deinen Gefühlen und verurteile dich nicht selbst. Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl sind Schlüsselaspekte. Integriere regelmäßige Selbstfürsorge in deinen Alltag und praktiziere bewusst Selbstmitgefühl, wenn Selbstzweifel auftreten.

Eine Analyse des inneren Widerstands hilft, dessen Funktion zu verstehen. Was „bringt“ es dir (bewusst und unbewusst) deinen Erfolg abzuwerten oder dir nicht einzugestehen? Zu erkennen, wovor du dich schützt, hilft dir den Schutzmechanismen der Selbstabwertung besser zu verstehen. Während einer Therapie arbeitet man oft mit diesen versteckten Funktionen und versucht den Sinn, den sie erfüllen, durch eine funktionalere Strategie zu ersetzen. Darüber hinaus helfen die Arbeit am Selbstwert und die Veränderung der Glaubenssätze. 

Diese Strategien können als Ausgangspunkt für die Selbsthilfe dienen, jedoch sollte betont werden, dass das Hinzuziehen professioneller Hilfe einen entscheidenden Beitrag leisten kann.

Zum Schluss noch ein ganz großes ABER:

Das Imposter-Syndrom ist nicht gut untersucht. Wie häufig das Imposter-Syndrom vorkommt, variiert je nach Studie zwischen 9% und 82%! Gesellschaftlich gesehen sollten wir Zweifel von Frauen und Minderheiten nicht einfach abtun, indem wir vom Imposter-Syndrom sprechen. Wir sollten aktiv die Stereotypen und Sozialisierungsfaktoren in Frage stellen, die dazu beitragen. 

Wenn du deine persönliche Entwicklung noch intensiver fördern und hinderliche Glaubenssätze auflösen möchtest, dann könnte dir der Kurs „Das Kind in dir muss Heimat finden“ der Stefanie Stahl Akademie helfen. Weitere Informationen findest du hier:

darius bashar xMNel otvWs unsplash-so-bin-ich-eben

Vertrauen wieder aufbauen – wie es gelingt

Vertrauen bedeutet, optimistisch in die Zukunft zu blicken, ohne Gewissheit darüber zu haben, ob diese positive Erwartung wirklich eintreffen wird. Der Akt des Vertrauens setzt sich mit Ungewissheit und Risiko auseinander und erfordert daher eine beträchtliche Portion Mut. Die Wurzeln des Begriffs lassen sich aus seiner etymologischen Herkunft ableiten: Das Präfix „ver“ impliziert ein resultierendes Vollenden, während das Wort „trauen“ das Wagnis, den Mut, die Hoffnung und den Glauben beschreibt. Vertrauen bezieht sich auf die zukünftige Entwicklung und beruht gleichzeitig auf den Erfahrungen, die aus der Vergangenheit stammen.

„Im Leben braucht man nur Ungewissheit & Vertrauen. Dann ist der Erfolg gesichert.“

Mark Twain

Wie schnell wir einer fremden Person vertrauen, hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise von unseren bisherigen Beziehungserfahrungen. Vertrauen ist dabei die Basis von tieferen sozialen Beziehungen. Ohne Vertrauen würde unsere ganze Gesellschaft nicht funktionieren. Vertrauen bringt aber auch ein gewisses Risiko und eine Verletzlichkeit mit sich. Ist es einmal gebrochen, ist es gar nicht so leicht wiederherzustellen. Und manchmal ist sogar fraglich, ob wir erneut Vertrauen zu einer Person aufbauen wollen, die uns sehr enttäuscht hat. 

Warum ist Vertrauen wichtig für Beziehungen?

Vertrauen ist entscheidend für eine langfristige Bindung, denn Vertrauen schafft die notwendige Grundlage für die Entwicklung von Intimität in Beziehungen. Es ermöglicht den Partner:innen, sich emotional zu öffnen. Vertrauen sorgt für Stabilität und bietet ein Gefühl von Sicherheit. In vertrauensvollen Beziehungen können die Partner:innen offen miteinander kommunizieren. Sie teilen Bedenken, Wünsche und Gefühle, ohne Angst vor Verurteilung. Auch Konflikte lassen sich besser bewältigen. In vertrauensvollen Beziehungen halten die Partner:innen ihre Zusagen ein. Die Verbindlichkeit, die durch Vertrauen entsteht, schafft eine zuverlässige Basis für die Partnerschaft und gemeinsame Ziele. 

Woher kommt unser Vertrauen?

Unsere bisherigen Erfahrungen in Beziehungen beeinflussen maßgeblich, wie schnell wir Vertrauen zu neuen Menschen aufbauen. Dabei bestimmen die ersten Lebensjahre, ob wir tendenziell Vertrauen in die Welt und die Menschen um uns herum entwickeln oder nicht. 

Urvertrauen ist ein von dem Psychologen Erik H. Erikson eingeführter Begriff, der die innere emotionale Sicherheit beschreibt, die ein Kind in den ersten Lebensmonaten aufbaut. Ein Neugeborenes ist darauf angewiesen, versorgt zu werden, und diese Erfahrungen fördern das Vertrauen gegenüber den primären Bezugspersonen. Es ist wichtig, dass Kinder sowohl Vertrauen als auch Misstrauen erleben, wobei eine stärkere Entwicklung des Vertrauens entscheidend ist.

Die Bindungstheorie des Psychiaters John Bowlby unterstreicht ebenfalls die weitreichenden Auswirkungen der Erfahrung von Zuverlässigkeit in der Kindheit auf unsere psychische Entwicklung. Nach dieser Theorie ist eine sichere Bindung zwischen einem Kleinkind und seiner primären Bezugsperson entscheidend, um im Erwachsenenalter stabile Beziehungen aufzubauen. 

Was entscheidet darüber, ob wir Vertrauen zu einer Person aufbauen?

Die Faktoren, die darüber entscheiden, ob wir Vertrauen zu einer Person aufbauen, sind vielfältig und werden durch unterschiedliche Aspekte beeinflusst. Insbesondere bei (noch) fremden Personen spielen verschiedene Elemente eine Rolle.

Konsistentes Verhalten, das frei von Widersprüchen ist, bildet eine entscheidende Grundlage für das Vertrauensverhältnis. Menschen neigen dazu, Vertrauen aufzubauen, wenn das Verhalten der anderen Person vorhersehbar und verlässlich ist.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Vertrauenswürdige Menschen zeichnen sich oft durch große Empathie, Mitgefühl und eine starke Hilfsbereitschaft aus. Diese Eigenschaften schaffen eine emotionale Verbindung und tragen dazu bei, Vertrauen zu stärken.

Positive Erfahrungen in der Interaktion mit einer Person fördern das Vertrauensverhältnis. Wenn wir angenehme Begegnungen und kooperative Interaktionen erleben, neigen wir dazu, Vertrauen aufzubauen.

Das äußere Erscheinungsbild spielt ebenfalls eine Rolle. Studien zeigen, dass wir Menschen, die uns ähnlich sehen, eher vertrauen. Die Theorien hinter diesem Faktor gehen davon aus, dass Menschen sich selbst wahrscheinlich eher als vertrauenswürdig einschätzen. Wenn uns jemand sehr ähnlich sieht, scheint die Person folglich auch vertrauenswürdiger zu sein. Aus einer optischen Ähnlichkeit wird also auf eine Ähnlichkeit in Werten und Moral geschlossen. 

Insgesamt sind Vertrauensentscheidungen komplexe Prozesse, die auf einer Vielzahl von persönlichen Erfahrungen, Beobachtungen und kognitiven Bewertungen basieren. Durch positive Interaktionen, konsistentes Verhalten und gemeinsame Werte können Beziehungen gestärkt und Vertrauen aufgebaut werden.

bernard hermant OLLtavHHBKg unsplash 1-so-bin-ich-eben

Woran erkennt man, ob man einer Person nach einem Vertrauensbruch wieder vertrauen sollte?

Dafür gibt es nie eine Garantie. Ein paar gute Anzeichen können sein, dass die andere Person den Fehler einsieht, Geduld hat, Empathie für den Schmerz der betrogenen Person zeigt und ihr aktiv Sicherheit gibt. Wenn du zu dem Schluss kommst, dass du einer Person nach einem Vertrauensbruch nicht länger vertrauen möchtest, hat das gleichermaßen seine Berechtigung, wie der Wunsch, daran zu arbeiten. 

Wie kann man Vertrauen wieder aufbauen?

Wenn das Vertrauen zu einer Person gebrochen wurde, ist es möglich, es wieder aufzubauen, indem sowohl die Person, die das Vertrauen gebrochen hat, als auch die betroffene Person bestimmte Schritte unternehmen.

Die Person, die das Vertrauen gebrochen hat, sollte Geduld zeigen und ein tiefes Verständnis für den Schmerz der anderen Person entwickeln. Empathie ist entscheidend, um die Emotionen des Betroffenen nachzuvollziehen. Zuverlässigkeit und Beständigkeit ist unerlässlich, um wieder Vertrauen aufzubauen, ebenso wie die Einsicht in die eigenen Fehler und die Bereitschaft, Verhaltensweisen zu ändern. Zusätzlich kann es hilfreich sein, zu hinterfragen, warum man den Vertrauensbruch begangen hat und das Thema aufzuarbeiten.

Auf der Seite der vom Vertrauensbruch betroffenen Person ist der Wunsch, der anderen Person wieder vertrauen zu wollen. Selbstvertrauen und Geduld mit sich selbst sind ebenso wichtig wie die Fähigkeit, den Schmerz zuzulassen, ohne in Selbstmitleid zu verfallen, sondern mit Selbstmitgefühl zu reagieren. Es ist entscheidend, sich dem Schmerz nicht zu entziehen, sondern alle Gefühle, auch unangenehme wie Wut und Trauer, zuzulassen. Die langfristige Unterdrückung dieser Emotionen wird nicht förderlich sein. Die Akzeptanz unangenehmer Gefühle ist daher unumgänglich, um einen ersten Schritt in Richtung Heilung zu machen.

Geduld ist eine weitere essenzielle Eigenschaft, da der Aufbau von Vertrauen Zeit benötigt. Positive Erfahrungen müssen sich ansammeln und zu einem umfassenden Gefühl von Vertrauen führen. Ein Vertrauensbruch kann als Wunde betrachtet werden, die über die Zeit heilen muss. 

Es ist wichtig, sich zu fragen: Warum möchte ich wieder vertrauen? Das Verstehen dieser Hintergründe kann dazu beitragen, auch den Wunsch nach Wiederaufbau des Vertrauens nachvollziehen zu können. Hierbei spielt die Auseinandersetzung mit bisherigen Beziehungserfahrungen und dem eigenen Urvertrauen eine entscheidende Rolle. Eine Reflexion über die Ursprünge von Misstrauen in der eigenen Lebensgeschichte ist hilfreich, um festzustellen, ob es ein generelles Thema ist. Des Weiteren sollte man überlegen, ob es sich wirklich um Misstrauen in die andere Person handelt oder ob eigene Selbstzweifel eine Rolle spielen.

Man sollte sich nicht mit dem „Warum?“ quälen, wie etwa: „Warum hat sie mich belogen?“ oder ähnliche Fragen. Durch diese Art der Selbstbefragung vertieft man sich nur weiter in das Problem und findet oft keine wirkliche Lösung für die Situation. Die Frage nach dem Warum kann von niemandem, und oft nicht einmal von den verantwortlichen Personen selbst, vollständig beantwortet werden.

Stattdessen kann man sich fragen, welche rationalen Gründe es dafür gibt, Vertrauen zu können und welche, es nicht zu tun. Falls das Misstrauen trotz fehlender rationaler Gründe hartnäckig ist, kann man sich fragen: Welche Funktion erfüllt mein Misstrauen?

Die Frage nach Vergebung stellt sich ebenfalls. Es ist wichtig zu klären, ob Vergebung notwendig ist oder ob eine klare Abgrenzung statt Vergebung angemessener ist, insbesondere bei schweren Vertrauensbrüchen.

Wozu dient Misstrauen? 

Misstrauen kann je nach Person verschiedene Funktionen erfüllen. Bei hartnäckigem Misstrauen kann es sich lohnen, die individuelle Funktion zu hinterfragen. Allgemein ist ein häufiger Grund, dass es ein Gefühl von Kontrolle vermittelt. Das Gegenteil von Kontrolle ist Vertrauen. Misstrauen dient dazu, uns vor Enttäuschungen zu schützen. 

Wie kann man Vertrauensprobleme erkennen?

ali hajian LPylXWfMpgE unsplash-so-bin-ich-eben

Es können unterschiedliche Dinge in Frage kommen. Zum einen könnte ein Verhalten, das nach Vertrauensproblemen aussieht, in Wirklichkeit mit eigenen Selbstzweifeln und Glaubenssätzen wie „Ich bin nicht wertvoll genug“ zusammenhängen. In diesen Fällen trägt der/die Partner:in keine Schuld an den Selbstzweifeln, kann jedoch unterstützen, an deren Überwindung zu arbeiten.

Auf der anderen Seite gibt es Verhaltensweisen, wie beispielsweise Aggressionen dem/der Partner:in gegenüber oder distanziertes Verhalten, die zwar nicht direkt nach Vertrauensproblemen aussehen, im Grunde jedoch auf Misstrauen zurückzuführen sind. Vertrauensprobleme können somit in unterschiedlichen Formen zum Ausdruck kommen.

Häufig manifestieren sich Vertrauensprobleme in Form von Verlustangst (Klammern), Bindungsangst (distanziertes Verhalten), Kontrollzwängen, Eifersucht oder einem starken Beschützerinstinkt. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Verhaltensweisen oft tiefgehende Wurzeln haben und eine differenzierte Herangehensweise erfordern.

Was hat das Vertrauen in andere mit Selbstvertrauen zu tun?

Vertrauen in andere und Selbstvertrauen sind eng miteinander verknüpft und spielen auf verschiedenen Ebenen eine entscheidende Rolle. Fremdvertrauen bezieht sich darauf, einer anderen Person zu vertrauen. Es geht darum, davon auszugehen, dass diese Person zuverlässig ist und positive Absichten hat. Selbstvertrauen bedeutet, sich selbst zu vertrauen, insbesondere die Gewissheit zu haben, dass man einen Vertrauensbruch überstehen kann. Hierbei spielt die Akzeptanz der Tatsache, dass es keine Garantie für dauerhaftes Vertrauen gibt, eine wesentliche Rolle.

Misstrauen kann oft als Vertrauensproblem getarnte Selbstzweifel widerspiegeln. Das Gefühl, nicht wertvoll genug zu sein, kann zu Unsicherheiten in der Beziehung führen. In solchen Fällen neigt man dazu, die Schuld für diese Unsicherheiten dem Partner zuzuschreiben, was zu Misstrauen führen kann.

Selbstvertrauen hat einen entscheidenden Einfluss auf das Vertrauen in andere. Nur wenn man sich selbst vertraut und ein gesundes Selbstwertgefühl hat, ist man eher bereit zu glauben, dass man es wert ist, dass andere in einen investieren. Ein starkes Selbstvertrauen bildet somit die Grundlage für gesunde zwischenmenschliche Beziehungen.

ivan aleksic 8QgQnUhYs7w unsplash-so-bin-ich-eben

Ist Vertrauen eine Entscheidung?

Deine bisherigen Beziehungserfahrungen, angefangen in der frühen Kindheit bis zu späteren Beziehungen, spielen eine bedeutsame Rolle und prägen deine Einstellung. Wenn du negative Erfahrungen gemacht hast, möchtest du dich durch Misstrauen schützen. Trotzdem, als erwachsene und reflektierte Individuen, haben wir die Fähigkeit, mutig zu sein und anderen Menschen zu vertrauen, selbst wenn wir in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Dies gilt insbesondere dann, wenn es rationale Gründe für das Vertrauen gibt. 

Resilienz und die Existenz von Ressourcen im sozialen Umfeld können dafür sehr unterstützend sein. Es geht auch darum, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu verstehen, wie sie in Beziehung zu den Erfahrungen der Vergangenheit stehen.

Insgesamt zeigt dies, dass wir trotz vorangegangener schlechter Erfahrungen die Möglichkeit haben, bewusst zu handeln. Es ist wichtig, die eigenen Ressourcen zu nutzen und sich der verschiedenen psychischen Bedürfnisse bewusst zu sein, um in Beziehungen Vertrauen zu finden. 

Fällt es dir schwer Beziehungen einzugehen oder dich so richtig auf andere einzulassen? Bindungsangst ist ein weit verbreitetes Phänomen, das sich durch übermäßige Anpassung oder sehr freiheitsliebendes Verhalten äußern kann. Wenn du dich in diesen Worten wiederfindest und daran arbeiten möchtest, könnte der Kurs „Bindungsangst überwinden“ der Stefanie Stahl Akademie etwas für dich sein. Schau doch mal vorbei!

bindungsangst Kursseite 1-so-bin-ich-eben

Extreme Stimmungsschwankungen – Was ist eine bipolare Störung?

Die bipolare Störung ist eine affektive Störung. Das bedeutet, dass sie den Affekt betrifft, sprich wie man sich fühlt und wie viel Antrieb man hat. Bipolar bedeutet, dass es zwei Pole gibt, zwischen denen die Betroffenen schwanken. Diese Pole sind zwei abwechselnde Episoden von Manie und Depression. In den Episoden sind die emotionale Verfassung und das Aktivitätsniveau der betroffenen Person erheblich beeinträchtigt. Diese Störung manifestiert sich entweder in einer übermäßig gehobenen Stimmung, gesteigertem Antrieb und erhöhter Aktivität (Hypomanie oder Manie) oder in einer Stimmungsabsenkung, begleitet von vermindertem Antrieb und reduzierter Aktivität (Depression). Vielleicht kennst du die bipolare Störung auch unter den Namen manisch-depressive Störung oder manische Depression.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Es gibt kein einheitliches Krankheitsbild, zwischen zwei Episoden können sogar Monate liegen. Es kann zu Fehldiagnosen und dadurch falschen Behandlungen kommen. Bei Frauen wird, falls es zu Fehldiagnosen kommt, häufig eine unipolare Depression fehldiagnostiziert und bei Männern oft eine Psychose.

iulia mihailov Ki1SlvmcswM unsplash-so-bin-ich-eben

Wie unterscheidet sich die bipolare Depression von der unipolaren Depression?

Der wesentliche Unterschied liegt in der Art der Episoden: Während die bipolare Störung von sowohl manischen als auch depressiven Episoden geprägt ist, erleben Menschen mit unipolarer Depression ausschließlich depressive Episoden.

Wie kann man sich eine manische Phase vorstellen?

Während einer manischen Episode bei bipolaren Störungen zeigen sich diverse Symptome, die auf eine gesteigerte Aktivität und gehobene Stimmung hinweisen. Dies beinhaltet eine gesteigerte Leistungsfähigkeit, oft begleitet von Größenwahn und falscher Risikoeinschätzung, was zu irrationalen Entscheidungen und gefährlichen Handlungen führen kann. 

Das Schlafbedürfnis nimmt ab, wobei Schlaf sogar als Zeitverschwendung empfunden werden kann. Eine mangelnde Einschätzung der Realität kann sich durch akustische und optische Halluzinationen äußern, was als psychotische Manie bezeichnet wird. Gleichzeitig zeigt sich ein gesteigertes Selbstvertrauen. Hochgefühle können jedoch schnell in Gereiztheit umschlagen.

Weitere Symptome umfassen Gedankensprünge, bei denen Außenstehende einem Gespräch häufig nicht mehr folgen können. Es treten neue Ideen und gesteigerte Kreativität auf, möglicherweise auch von Konzentrationsproblemen begleitet. 

Das Handeln kann ebenso sprunghaft werden, wobei viele Dinge begonnen, aber nicht zu Ende gebracht werden. Enthemmungen in verschiedenen Bereichen sind möglich, wie beispielsweise exzessive sexuelle Handlungen oder ein übermäßiger Kaufrausch. Gerade diese Enthemmungen können zum Abklingen einer manischen Episode führen und Schuld- sowie Schamgefühle auslösen, die bis hin zu einer depressiven Episode führen können. 

Welche Symptome zeigen sich in den depressiven Episoden?

adrian swancar 72El6N0cmj4 unsplash-so-bin-ich-eben

Während einer depressiven Episode bei bipolaren Störungen können verschiedene mögliche Symptome auftreten. Neben Anzeichen wie Lethargie und sozialem Rückzug können Betroffene ihre Gefühlswelt als abgestumpft erleben. Dann sind sie unfähig, Freude zu empfinden oder in traurigen Momenten zu weinen. Gleichermaßen kann Niedergeschlagenheit ein vorherrschendes Gefühl sein, ebenso wie Antriebslosigkeit und Energielosigkeit. Ein genereller Verlust des Interesses an normalerweise ansprechenden Aktivitäten kann auftreten, ebenso wie der Rückgang des sexuellen Interesses. Ständiges Grübeln über negative Themen, begleitet von innerer Unruhe, Ängstlichkeit und erhöhter Reizbarkeit, können diese Phase kennzeichnen.

Schlafstörungen in verschiedenen Formen können auftreten, seien es Durchschlafprobleme, frühes morgendliches Erwachen oder ein gesteigertes Schlafbedürfnis. Veränderungen im Essverhalten, sei es Appetitverlust oder gesteigerter Appetit, sind ebenfalls möglich. Die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, ein allgemeiner Rückgang des Leistungsvermögens und Konzentrationsschwierigkeiten können auch folgen.

Gefühle von Wertlosigkeit, Schuld- und Schamgefühlen sowie intensiven Selbstzweifeln prägen diese Phase. Diese Symptome können in unterschiedlicher Intensität auftreten und beeinträchtigen maßgeblich das tägliche Leben und die Lebensqualität der Betroffenen während der depressiven Episode.

nong Ur8HNqVU3Qk unsplash-so-bin-ich-eben

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Wie bei allen Erkrankungen ist es wichtig, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, da verschiedene psychische und neurologische Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können. Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen diagnostizieren die Störung mithilfe von diagnostischen Gesprächen und Fragebögen, um sich ein Bild von der Ausprägung der Symptome zu machen.

Läuft die Krankheit bei jedem/jeder Betroffenen mit den abwechselnden Manie- und Depressions-Episoden ab?

Es gibt Gemeinsamkeiten in Bezug auf die wechselnden Episoden von Manie und Depression, aber es handelt sich nicht um ein einheitliches Krankheitsbild. Es können erhebliche Unterschiede in der Häufigkeit, Dauer und Intensität der Episoden zwischen verschiedenen Personen auftreten.

Es ist möglich, dass Monate zwischen verschiedenen Episoden liegen, und während dieser Zeiträume können die Betroffenen sich entweder ausgeglichen fühlen oder schwächere Formen von manischen oder depressiven Symptomen aufweisen. Diese Vielfalt in den Verläufen der bipolaren Störung erschwert die Diagnose und erfordert eine sorgfältige Beurteilung der individuellen Symptomatik und Krankheitsgeschichte jedes Einzelnen.

Wie entsteht eine bipolare Störung und deren Episoden?

Wie die Erkrankung entsteht, ist nicht genau geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass verschiedene Faktoren zu einer Störung im Stoffwechsel des Gehirns führen. Vereinfacht ausgedrückt kommt es zu einem Ungleichgewicht von Neurotransmittern wie Noradrenalin, Dopamin, Serotonin.

Ist ein Elternteil bipolar, besteht ein vielfach erhöhtes Risiko, auch daran zu erkranken. Umweltbedingungen wie Stress, traumatische Ereignisse oder bedeutende Lebensveränderungen können das Risiko für eine bipolare Störung erhöhen oder den Ausbruch von Episoden auslösen. Ebenso können Auslöser für erneute manische Episoden Reizüberflutungen und Schlafmangel sein. 

Betroffene leiden häufig zusätzlich unter Substanzmissbrauch (meist Alkohol). Der Missbrauch von Drogen oder Alkohol kann das Auftreten und den Verlauf der bipolaren Störung verschlimmern. 

jess zoerb cGB48jOsX0 unsplash-so-bin-ich-eben

Woran erkenne ich Hinweise auf die bipolare Störung bei mir oder anderen?

Die bipolare Störung ist durch sich abwechselnde Episoden von Manie und Depression gekennzeichnet, wobei zwischen diesen Phasen Monate vergehen können, die von einem Gefühl der Ausgeglichenheit geprägt sind. Es gibt sogar Episoden, die von einer Mischform von Depression und Manie durchzogen sind, was von Betroffenen als besonders einschränkend empfunden wird.

Es ist wichtig zu betonen, dass jeder im Leben Hoch- und Tiefphasen erlebt, was normal ist. Bei einer bipolaren Störung können jedoch weder die Phasen und Symptome noch die Wechsel von einer Episode in die andere durch externe Faktoren erklärt werden. Wenn du das Gefühl hast, dass du oder jemand in deinem Umfeld professionelle Hilfe benötigt, ist das völlig in Ordnung. Du kannst dich an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin sowie an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin wenden, beispielsweise über die kassenärztliche Vereinigung deines Bundeslandes. In dringenden Fällen steht die Telefonseelsorge (0800-1110111) anonym und jederzeit zur Verfügung.

Speziell für bipolare Störungen gibt es die Möglichkeit, sich an die Gesellschaft für bipolare Störungen zu wenden unter der Nummer 0800 55 33 33 55. Es ist wichtig, Hilfe anzunehmen und Unterstützung zu suchen, um einen angemessenen Umgang mit der Erkrankung zu finden.

Wie läuft eine Therapie ab?

priscilla du preez aPa843frIzI unsplash 1-so-bin-ich-eben

Die Behandlung bipolarer Störungen kann in kurzfristige und langfristige Ziele unterteilt werden. Kurzfristige Ziele konzentrieren sich besonders auf die Reduzierung der depressiven oder manischen Symptome, was als Akutbehandlung bezeichnet wird. Langfristige Ziele beinhalten unter anderem die Verringerung oder Vermeidung weiterer affektiver Episoden, auch als Phasenprophylaxe bekannt.

Das übergeordnete Ziel jeder Behandlung sollte die Aufrechterhaltung eines möglichst hohen psychosozialen Funktionsniveaus des/der Patient:in sein. Dies hat einen erheblichen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität des Patienten oder der Patientin und bestimmt maßgeblich die Möglichkeit einer angemessenen sozialen Teilhabe.

In erster Linie erfolgt die Therapie medikamentös, wobei andere Psychopharmaka als bei unipolarer Depression eingesetzt werden. Die Verwendung falscher Medikamente kann die Symptome verschlechtern, daher ist eine präzise Diagnose von großer Bedeutung.

Psychotherapie spielt eine entscheidende Rolle, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern, potenzielle Suchtprobleme zu bewältigen und Unterstützung für Angehörige zu bieten.

Effiziente Psychotherapie bei bipolaren Störungen umfasst verschiedene Schlüsselelemente. Dazu gehört zunächst die Psychoedukation, bei der grundlegendes Wissen über die Erkrankung, ihre Symptome und den Umgang damit vermittelt wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Selbstbeobachtung von Stimmungsveränderungen, Ereignissen, Verhalten und Denken, um die Achtsamkeit für eigene emotionale Schwankungen zu schärfen.

Die Reflexion von Erwartungen und Maßstäben spielt eine Rolle, um persönliche Erwartungen und Bewertungsmaßstäbe zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Ebenso beinhaltet die Therapie die Förderung von Kompetenzen zum Selbstmanagement von Stimmungsschwankungen und Frühwarnzeichen, um eigenständig mit Veränderungen der Stimmung umgehen zu können.

Die Normalisierung und Stabilisierung von Schlaf-Wach- und sozialem Lebensrhythmus ist ein weiterer Fokus, um stabile Lebensumstände zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Stressmanagement und Aktivitätenmanagement sind entscheidende Elemente, um Strategien zur Bewältigung von Stress und zur Strukturierung des täglichen Lebens zu erlernen.

Des Weiteren zielt die Therapie darauf ab, die Selbstwirksamkeitsüberzeugung zu steigern, um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zur erfolgreichen Bewältigung von Herausforderungen zu stärken. Der Einbezug der Angehörigen wird als integraler Bestandteil betrachtet, um das soziale Unterstützungssystem in den Therapieprozess zu integrieren. Schließlich beinhaltet die Therapie die Vorbereitung auf Krisen und Notfälle, einschließlich Strategien und Bewältigungsmechanismen für den Umgang mit potenziellen Krisensituationen und Rückfällen. Diese ganzheitliche Herangehensweise hat das Ziel, die Selbstregulation und Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Neben Medikamenten und Gesprächstherapie ist die Elektrokrampftherapie ein während manischer als auch depressiver Episoden mögliches Verfahren. Unter Vollnarkose wird der Körper für 20-40 Sekunden in einen Krampfanfall versetzt, was zur Stimulierung des Nervensystems und zur Ausschüttung wichtiger Neurotransmitter führt. Außerdem gibt es weitere neue Hirnstimulationsverfahren. Das klingt vielleicht gruselig, ist aber eine schmerzfreie und wirkungsvolle Therapie.

Er liebt mich, er liebt mich nicht – Liebeskummer überwinden

Liebeskummer ist die emotionale Reaktion auf unerfüllte oder verlorene Liebe. Die Gefühle können Trauer, Verzweiflung, Einsamkeit und eine allgemeine emotionale Erschöpfung umfassen. Menschen erleben Liebeskummer unterschiedlich, und die Intensität und Dauer können von Person zu Person variieren. Es ist ein normaler Bestandteil menschlicher Beziehungen, und viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens Erfahrungen mit Liebeskummer gemacht.

Was passiert im Körper, wenn wir Liebeskummer haben?

Liebeskummer ist ein biochemischer Ausnahmezustand. In einer Beziehung sorgt unser Partner für den Ausstoß von Hormonen, wie dem Kuschelhormon Oxytocin und dem Glückshormon Dopamin. Auch das Hormon Serotonin wird ausgeschüttet und ist mitverantwortlich für unsere Stimmung und emotionales Wohlbefinden. Bei einer Trennung sind die Hormone, die unser:e Partner:in ausgelöst hat, plötzlich weg. Wir vermissen den/die Partner:in und unsere guten Gefühle aus der gemeinsamen Zeit. Durch die Senkung des Serotoninspiegels können unter Umständen auch Begleiterscheinungen wie depressive Verstimmung miterklären. Die Liebe endet so, wie sie begonnen hat: mit Chaos im Körper!

marah bashir yCy29TG4j88 unsplash-so-bin-ich-eben

Diagnose: Gebrochenes Herz!

Für einige wird der Herzschmerz -wie man im Alltag sagen würde- auch klinisch als broken heart syndrom relevant. Unser Körper reagiert auf emotionale Belastungen, wie beispielsweise das Ende einer bedeutungsvollen Beziehung. In solchen Momenten werden vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt, die das Herz plötzlich überfluten. Als Reaktion darauf können Betroffene Brustschmerzen und Atemnot erleben. Interessanterweise zeigen Untersuchungen, dass bei den meisten Patient:innen – vorwiegend Frauen mittleren Alters – keinerlei Anzeichen für blockierte Arterien oder andere Gründe für einen Herzinfarkt vorliegen.

Studien deuten darauf hin, dass die plötzliche Freisetzung dieser Hormone und deren Nebenprodukte in einer derart massiven Menge dazu führen können, dass sie den Herzmuskel vorübergehend beeinträchtigen. Etwa drei Prozent der Betroffenen sterben an diesen Folgen. Wenn der/die Patient:in jedoch das akute Stadium überlebt, bleibt das gestresste Herz in der Regel unbeschädigt. Tatsächlich ist es möglich, dass es sich innerhalb weniger Tage vollständig erholt.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Was bedeutet Liebeskummer für unsere Psyche?

Liebeskummer stellt für unsere Psyche eine äußerst herausfordernde und schmerzhafte Erfahrung dar. Es bedeutet nicht nur den Verlust einer womöglich engen Bezugsperson, sondern erschüttert auch unser grundlegendes psychologisches Bedürfnis nach Bindung. Psychologisch betrachtet ist Liebeskummer ein sozialer Schmerz, der ähnliche Hirnregionen aktiviert wie körperliche Schmerzen.

Ein Aspekt des Liebeskummers ist der Kontrollverlust. Oft hat man nicht nur das Gefühl, die Situation nicht unter Kontrolle zu haben, vor allem wenn die Trennung von der anderen Person ausgegangen ist. Gleichzeitig kann es aber auch bedeuten, dass man sich selbst nicht unter Kontrolle hat. Das kann sich in Verhaltensweisen wie dem Drang, der Person zu schreiben oder sie zu „stalken“, manifestieren. Manchmal ist es sehr schwer, die Gedanken von der Person und der Trennung zu lösen.

Durch Zurückweisung kann unser Selbstwertgefühl leiden. In Verbindung mit dem Wunsch nach Kontrolle fängt man vielleicht an, Fehler bei sich selbst zu suchen. Das kann eine Illusion der Kontrollierbarkeit schaffen, aber schwerwiegende Folgen für den Selbstwert haben. Es ist wichtig, einen Realitätscheck einzubauen und eine Reflektion der Verhaltensweisen in einer Beziehung möglichst differenziert zu betrachten. Es ist ein extrem großer Unterschied, ob ich z.B. denke “Ich habe meinen Ex-Partner oder meine Ex-Partnerin häufig angelogen und so sein Vertrauen missbraucht. Ich setzte mich damit auseinander, warum ich das getan habe und wie ich in zukünftigen Beziehungen damit umgehen möchte.” oder, ob man denkt “Bestimmt sind wir nicht mehr zusammen, weil ich nicht liebenswert bin. Alles ist meine Schuld.“ Aus dem letzten Gedanken können grundlegende Selbstwertprobleme entstehen, die einen selbst und zukünftige Beziehungen belasten können. 

Insgesamt betrachtet ist Liebeskummer eine komplexe und tiefgreifende emotionale Erfahrung, die sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben kann und oft intensive Schmerzen und Unbehagen verursacht.

Welche Phasen durchläuft man bei Liebeskummer?

grayom R9UtyKxpvP8 unsplash 1-so-bin-ich-eben

Es ist wichtig zu betonen, dass Liebeskummer individuell erlebt wird und nicht jeder Prozess gleich verläuft. Dennoch zeigen sich häufig bestimmte Phasen, die viele Menschen durchlaufen, wenn sie mit einer Trennung oder einem Verlust einer Beziehung konfrontiert sind:

Schockphase: In dieser Phase wird die Realität der Trennung nicht akzeptiert. Es besteht ein starker Wunsch, dass alles wieder so wird, wie es vorher war. Man klammert sich an Hoffnungen und es fällt schwer, die Situation zu akzeptieren.

Analyse und Zweifel: Es folgt die Phase des Analysierens und Zweifelns. Man hinterfragt, warum es zur Trennung gekommen ist. Schuldgefühle und Selbstzweifel sind häufig präsent. Sowohl diejenigen, die verlassen haben, als auch die Verlassenen, stellen sich Fragen zur Entscheidung und der eigenen Rolle in der Trennung. 

Ausbruch der Gefühle: Diese Phase ist oft eine der intensivsten. Es wird klar, dass es kein Zurück mehr gibt. Liebe und Sehnsucht können in Wut und Hass umschlagen. Die Gefühle können sich vermischen und die Betroffenen sind oft emotional durcheinander und verzweifelt. 

Neuorientierung: Hier beginnt langsam eine Phase der Neuorientierung. Man lernt, ohne den/die Ex zu leben, und beginnt, sich auf die Zukunft zu konzentrieren, anstatt auf die Vergangenheit. Pläne und Ziele werden für das eigene Leben geschmiedet.

Offenheit für Neues: Schließlich kehrt die Offenheit für neue Beziehungen zurück. Man ist bereit, sich auf Neues einzulassen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Der Liebeskummer endet, und man ist bereit für einen neuen Lebensabschnitt.

Nicht jeder durchläuft diese Phasen in der gleichen Reihenfolge oder mit der gleichen Intensität. Die Bewältigung von Liebeskummer ist ein individueller Prozess und benötigt Zeit sowie Unterstützung durch Freunde, Familie oder professionelle Hilfe, wenn nötig.

Wie lange dauert Liebeskummer und kann man chronischen Liebeskummer haben?

Ein häufig verbreiteter Volksglauben ist, dass der Liebeskummer etwa ein Viertel bis die Hälfte der Dauer der Beziehung anhält. Das ist Quatsch! Es gibt keine Formel, die die Dauer von Liebeskummer vorhersagen kann. Die Dauer und Intensität von Liebeskummer variieren stark und sind von verschiedenen Faktoren abhängig

Die Frage, ob die Dauer der Beziehung grundsätzlich relevant ist, kann man trotzdem nur mit „Jein“ beantworten. Liebeskummer kann in jeder Beziehung auftreten, und er kann sich auch von Anfang an stark anfühlen. Allerdings zeigt sich oft, dass bei längeren Beziehungen nicht nur der Verlust des Partners, sondern auch der Verlust anderer Lebensaspekte, wie Identität, Zukunftsvisionen, materielle Dinge und Beziehungen, den Liebeskummer vertiefen kann.

Egal wer den Schlussstrich gezogen hat, prinzipiell können beide Parteien Liebeskummer haben. Die Person, die Schluss macht, hat nur vielleicht länger Zeit gehabt, sich mental auf die Situation vorzubereiten.

Liebeskummer kann zwischen wenigen Wochen bis hin zu einigen Jahren anhalten. Die akuteste Phase, in der der Schmerz und die intensive Sehnsucht besonders stark sind, klingt häufig in den ersten 1-2 Monaten allmählich ab. Mit der Zeit gelingt es vielen Menschen, eine neue Realität zu akzeptieren und die Trennung zu verarbeiten. Einige Menschen fühlen sich nach etwa einem Jahr freier oder unabhängiger. Sie argumentieren, dass sie in diesem Zeitraum alltägliche Dinge wie Geburtstage, Feiertage und Urlaube einmal alleine erlebt und gemeistert haben, was ihr Gefühl der Autonomie stärkt. 

Den Begriff chronischen Liebeskummer gibt es so zwar nicht, aber einige Personen berichten von langanhaltendem Liebeskummer. Was dabei “langanhaltend” ist, ist wieder subjektiv. Allerdings kann man, wenn man nach einem Jahr keine Besserung und keine Entwicklung bemerkt, schon von langanhaltendem Liebeskummer sprechen. 

Die Dauer und Intensität von Liebeskummer sind von verschiedenen Faktoren abhängig, die sowohl die individuellen Eigenschaften der Personen als auch die Umstände der Trennung umfassen. Die Art der Trennung kann einen erheblichen Einfluss haben. Wenn keine Erklärung für die Trennung gegeben wird oder Betrug im Spiel war, kann dies den Liebeskummer verstärken. Besonders intensiv kann der Kummer sein, wenn es sich um die erste Person handelt, für die solch tiefgreifende Gefühle empfunden wurden.

Individuelle Faktoren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der Selbstwert spielt dabei eine große Rolle. Wenn das Selbstwertgefühl stark von der Beziehung abhängt, kann der Liebeskummer intensiver und langwieriger sein. Ebenso beeinflusst die Identität eine Person stark. Wenn die Beziehung einen erheblichen Teil der Identität ausmacht, kann der Verlust schwerwiegender empfunden werden. Die Fähigkeit zur Bewältigung von Stresssituationen, auch als Resilienz bekannt, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Es gibt keine feste Regel oder Garantie darüber, wie lange es dauern wird, und der Heilungsprozess verläuft für jeden Menschen anders. Individuelle Strategien sowie das Umfeld können eine wichtige Rolle bei der Bewältigung und Überwindung von Liebeskummer spielen. Bewältigungsstrategien zu erlernen kann auch dazu führen, dass sie eine gewisse „Trennungskompetenz“ entwickeln. Damit kann man zukünftig besser mit ähnlichen Situationen umgehen.

Wie entwickelt sich langanhaltender Liebeskummer?

Bei langanhaltendem Liebeskummer liegt das Kernproblem oft darin, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, ihren Ex-Partner oder ihre Ex-Partnerin loszulassen. Das Festhalten an vergangenen Beziehungen erfüllt mitunter eine bestimmte Funktion oder erzeugt einen scheinbaren Nutzen. Einige Menschen verwechseln zudem den eigentlichen Liebeskummer, der das Vermissen und Trauern um die Person oder Beziehung beinhaltet, mit anderen emotionalen Herausforderungen, die die Trennung hinterlassen hat. Dies können beispielsweise Verlustängste, Depressionen oder eine allgemeine Lebenskrise sein. In diesen Fällen entwickeln sich neue Probleme, die nicht unbedingt auf jahrelangem Liebeskummer beruhen, sondern auf weiterführenden emotionalen Belastungen.

tim mossholder UcUROHSJfRA unsplash 1-so-bin-ich-eben

Gibt es Geschlechterunterschiede beim Umgang mit  Liebeskummer?

Eine internationale Studie der Binghamton University aus dem US-Bundesstaat New York zeigt, dass Frauen tendenziell stärkere körperliche und emotionale Schmerzen erleben, länger brauchen, um sich für eine neue Beziehung zu öffnen, aber besser heilen als Männer. Im Gegensatz dazu neigen Männer dazu, ihre Gefühle zu verdrängen, versuchen, den Herzschmerz durch eine neue Partnerschaft zu überwinden, sprechen seltener über ihre Emotionen und verarbeiten ihren Kummer eher intern. 

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Daten aus Selbstbeurteilungs-Fragebögen stammen. Daher besteht die Frage, inwieweit diese Antworten der Wahrheit entsprechen oder ob soziale Erwartungen, gesellschaftliche Normen oder persönliche Sozialisierung die gegebenen Antworten beeinflussen könnten. Die Ehrlichkeit und Genauigkeit der Antworten können daher durch soziale Erwartungen beeinflusst werden.

Unabhängig davon, ob die Ergebnisse so auf die Geschlechter zutreffen, ist eine Sache wichtig: Nur Gefühle, die da sein dürfen, dürfen auch wieder gehen. Es tut wahrscheinlich weh, aber nur wenn wir den Schmerz zulassen, können wir ihn wieder gehen lassen. 

Wie kann ich mit (chronischem) Liebeskummer umgehen?

Liebeskummer ist eine herausfordernde Phase, die Durchhaltevermögen erfordert, um einen Tag nach dem anderen zu bewältigen. Du kannst dich anderen anzuvertrauen, um den Schock zu überwinden und die Realität anzunehmen. 

Statt in Selbstmitleid zu versinken, sollte man lieber Selbstmitgefühl pflegen. Selbstmitleid kann dazu führen, sich als Opfer zu sehen. Man bekommt vielleicht das Gefühl, dass andere nicht nachvollziehen können, was in einem vorgeht und beginnt sich zu isolieren. Besonders schwerwiegend wird es, wenn man keine Hilfe von außen annimmt und sich auch selbst keine anbietet. Selbstmitgefühl hingegen bringt eine bewusste Achtsamkeit für unangenehme Gefühle. Man ist für sich selbst da wie für eine:n gute:n Freund:in und versucht die Situation zu verändern, um sich selbst zu helfen. 

Es ist wichtig, dass wir unser Selbstwertgefühl nicht von anderen abhängig machen. Liebeskummer kann dazu führen, dass man sich abgewertet fühlt und der eigene Selbstwert geschmälert wird. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass selbst wenn man verlassen wurde, dies nichts über den eigenen Wert aussagt. 

Auch eine realistische Betrachtung der vergangenen Beziehung kann helfen, denn oft neigen Personen dazu ihren/ihre Expartner:in zu idealisieren. Aber war er oder sie wirklich so toll? Vielleicht hilft es dir, eine Liste über die Dinge zu schreiben, die dich schon immer am Anderen genervt haben.

Eine tolle Hilfe gegen Liebeskummer kann die Zeit mit Freund:innen oder Famile sein. Dabei kann man auch gerne mal mit einem Lieblingsmenschen kuscheln, das setzt Oxytocin frei.  

Ablenkung kann dir helfen Lebensglück und deine Identität außerhalb der Beziehung (wieder)zufinden. Ist jetzt vielleicht die Zeit, um ein altes Hobby wiederzubeleben?

Das Loslassen der vergangenen Beziehung kann erleichtert werden, indem man sich keine falschen Hoffnungen macht und sich bewusst von Erinnerungen und Fotos des Ex-Partners oder der Ex-Partnerin fernhält. Hirnforscher:innen empfehlen diesen „kalten Entzug“, um den Lernprozess des Entliebens nicht zu verlangsamen.

Insbesondere bei anhaltendem Liebeskummer ist es wichtig zu hinterfragen, welche Funktion der Kummer hat. Manchmal kann er als Flucht vor der Ungewissheit der Zukunft dienen. Die Unterstützung von Freund:innen und Familie kann auch ein positiver Nebeneffekt sein. Außerdem ist es oft leichter, in Selbstmitleid zu versinken, als in Aktion zu treten. Eventuell klammert man sich noch an die Beziehung, weil noch die Hoffnung besteht, dass man wieder zusammenkommen könnte. 

Ab wann sollte man sich professionelle Hilfe holen? 

muizur zlhvQpn43o4 unsplash-so-bin-ich-eben

Spätestens wenn der Liebeskummer über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren anhält oder Suizidgedanken aufkommen, ist es dringend ratsam, professionelle Unterstützung von einem/einer Psychotherapeut:in in Anspruch zu nehmen. Dies gilt insbesondere, wenn man handlungsunfähig wird und den Alltag nicht mehr bewältigen kann oder wenn der Liebeskummer erhebliche Auswirkungen auf andere Lebensbereiche hat, wie zum Beispiel Freundschaften, die Arbeit oder die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse.

Unbehandelter, chronischer Liebeskummer birgt das Risiko, eine Depression auszulösen und kann schnell zu einer Lebenskrise werden. Dies ist besonders wahrscheinlich, wenn der Liebeskummer dazu führt, dass man den Selbstwert, die eigene Identität und/oder den Lebensentwurf stark vom Partner bzw. der Partnerin abhängig gemacht hat. In solchen Situationen ist professionelle Hilfe im Rahmen einer Psychotherapie von entscheidender Bedeutung, um Unterstützung bei der Bewältigung der emotionalen Herausforderungen zu erhalten und den Weg zu einer positiven Veränderung zu ebnen.

Fazit: 

Liebeskummer zu erleben ist etwas völlig Natürliches. Wie wir mit diesem Gefühl umgehen, variiert stark von Person zu Person. Jede:r hat unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit Krisen gemacht und verfügt daher über unterschiedliche Coping-Strategien. Es ist wichtig zu betonen, dass jede Person innerhalb ihrer eigenen Möglichkeiten handeln kann. Einige Menschen haben früh gelernt, effiziente Bewältigungsstrategien zu entwickeln, während andere vielleicht noch daran arbeiten müssen. Der Umgang mit Liebeskummer ist individuell, und es gibt keinen allgemeinen Maßstab für die „richtige“ Art der Bewältigung. Trotzdem besitzt jede:r von uns einen gewissen Handlungsspielraum, um sich für gesündere Ansätze im Umgang mit Liebeskummer zu entscheiden. Es liegt in unserer Hand, achtsam mit unseren Emotionen umzugehen und unterstützende Wege zu finden, um durch diese herausfordernde Zeit zu gehen.

Du denkst immer wieder an deine vergangene Beziehung oder kommst nicht über eine bestimmte Person hinweg? Liebeskummer kann eines der schlimmsten Gefühle für uns Menschen sein. Wenn du dich grade in so einer Situation befindest und Unterstützung brauchst, könnte der Online-Kurs „Liebeskummer überwinden“ von der Stefanie Stahl Akademie genau das richtige für dich sein.

SSA Liebeskummerkurs Kurseignung-so-bin-ich-eben

Work-Life-Balance

Was bedeutet Work-Life-Balance?

Die Work-Life-Balance bezieht sich auf das Zusammenspiel von Berufs- und Privatleben. Die „Work“-Komponente meint Erwerbsarbeit und die „Life“-Komponente beinhaltet andere Lebensbereichen, wie Familie, Freundschaften, soziales Engagement und vieles mehr. 

Es ist wichtig zu betonen, dass die Erwerbsarbeit anderen Bereichen nicht gegenübergestellt werden kann. Stattdessen ist sie ein integraler Bestandteil unseres Lebens. Diese Perspektive erkennt an, dass “Work” ein Teil unseres Lebens ist und gleichzeitig Tätigkeiten außerhalb der Erwerbsarbeit genauso gut als Arbeit angesehen werden können, sei es die Hausarbeit, die Gartenarbeit oder andere Verpflichtungen. Daher wird der Begriff „Work-Life-Balance“ von einigen Psychologen und Psychologinnen in Richtung einer „Life Domain Balance“ verschoben, die alle Lebensbereiche einschließt.

Bei der Work-Life-Balance geht es nicht nur darum, eine bestimmte Balance zwischen Arbeit und anderen Lebensbereichen zu erreichen, sondern auch darum, wie individuelle Vorstellungen und die tatsächliche Gestaltung dieses Gleichgewichts in Einklang stehen. Es geht um den Prozess der Abstimmung und Anpassung, der auf persönlichen und individuellen Vorstellungen basiert.

Das letztendliche Ziel der Work-Life-Balance ist ein positiver Erlebniszustand, der sich aus der Erfüllung von Bedürfnissen und Erwartungen im beruflichen und privaten Bereich ergibt. Es gibt keine „objektiv“ richtige Relation zwischen den verschiedenen Lebensbereichen, da die Vorstellungen und Ziele von Person zu Person unterschiedlich sind. Das Streben nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance ist eine individuelle Reise, die den individuellen Bedürfnissen und Wünschen gerecht wird, um ein erfülltes Leben zu führen.

Konflikten zwischen Beruf und Familie

Es gibt den Beruf-Familie-Konflikt, der eher bei Männern auftritt und eine Störung des Familienlebens durch Beruf meint. Der umgekehrte Familien-Beruf-Konflikt, der eher bei Frauen betrifft, umfasst eine Beeinträchtigung des Berufs aufgrund der familiären Anforderungen.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Warum ist Work-Life-Balance so wichtig?  

Eine unausgewogene Work-Life-Balance, bei der berufliche Verpflichtungen überhandnehmen und persönliche Bedürfnisse sowie ausreichende Erholung vernachlässigt werden, kann verheerende Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden haben. Im Laufe der Zeit führt dies dazu, dass die Betroffenen zunehmend ausgelaugt und erschöpft sind, und es können sich negative Folgen auf verschiedenen Ebenen manifestieren.

Auf körperlicher Ebene können Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und sogar erhöhter Blutdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Die anhaltende Belastung kann zu nervöser Unruhe, Gereiztheit, ständigem Grübeln und Sorgen führen, was depressive Symptome und Burn-out-Symptome verstärken kann. Die kognitive Leistungsfähigkeit kann ebenfalls leiden. Dies äußert sich in mangelnder Konzentration, Motivation und Gedächtnisleistung. 

In Bezug auf das Verhalten können Menschen unter anhaltendem Stress zu Substanzmissbrauch neigen, die Libido kann abnehmen und sie ziehen sich möglicherweise aus ihrem sozialen Umfeld zurück, da sie aufgrund ihrer übermäßigen Arbeitsbelastung weniger Zeit für soziale Kontakte haben.Übermäßiger Stress und anhaltende Überlastung können zu psychischen Problemen wie Burnout, Angstzuständen und Depressionen führen. Zum Thema Burnout gibt es bereits einen spannenden Blogbeitrag von uns.

Die potenziellen Auswirkungen einer unausgeglichen Work-Life-Balance

chris spiegl CSJPm2POibQ unsplash 1 1-so-bin-ich-eben

Auswirkungen einer ausgewogenen Work-Life-Balance beschränken sich nicht nur auf das individuelle Wohlbefinden, sondern haben auch erhebliche Konsequenzen für Unternehmen. 

Eine verminderte Leistung und Produktivität sind oft direkte Folgen von Erschöpfung und mangelnder Konzentration bei Mitarbeitenden. Des Weiteren sind mehr Ungenauigkeiten und Fehler in der Arbeit ein weiteres Problem. Mitarbeiter, die nicht in der Lage sind, sich angemessen zu konzentrieren, sind anfälliger für Fehler und Ungenauigkeiten.

Außerdem kann das „overcommitment“, also das übermäßige Engagement für die Arbeit, das oft mit einer unausgewogenen Work-Life-Balance einhergeht, sich ins Gegenteil verkehren und zu fehlender Motivation, Commitment und Absentismus führen.  

Zusätzlich kann es durch Erschöpfungssymptomen zu einer Zunahme der Fehlzeiten und Krankheitsausfällen kommen. Dies belastet nicht nur die Arbeitsabläufe und somit auch direkt die Belastung anderer Arbeitnehmer, sondern erhöht auch die Kosten für das Unternehmen.

Welche weiteren Faktoren können zu negativen Auswirkungen von Arbeit auf das Wohlbefinden führen?

Eine Vielzahl von Faktoren kann dazu beitragen, dass die Arbeit negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden eines Einzelnen hat. Dazu gehören fehlende soziale Unterstützung und Anerkennung am Arbeitsplatz, insbesondere wenn sie mit einer hohen Arbeitsbelastung einhergehen.  Ebenso kann ein Mangel an Kontrolle und Selbstwirksamkeit in Bezug auf zugewiesene Aufgaben, Entscheidungen und die Zeiteinteilung zu Unzufriedenheit und Stress führen. Die Rolle der Führungspersonen ist von entscheidender Bedeutung, da ein aggressiver Führungsstil und ein Mangel an konstruktivem Feedback das Arbeitsumfeld belasten können. Faktoren wie geringe Jobsicherheit, ein niedriger Lohn und das Fehlen beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten können ebenfalls das Wohlbefinden beeinträchtigen. Ein mangelndes Erleben von Sinnhaftigkeit in der Arbeit, keine Identifikation mit der Tätigkeit oder dem Unternehmen, eine eingeschränkte Aufgabenvielfalt und die physischen Arbeitsbedingungen sind zusätzliche Aspekte, die sich negativ auswirken können.

malte helmhold Lo2ejRzJDic unsplash-so-bin-ich-eben

Was kann man für eine gute Work-Life-Balance tun?

Ganz grundlegend kannst du auf gesunde Lebensgewohnheiten, einschließlich ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung achten. Eine gesunde Lebensführung stärkt deinen Körper und Geist.

Weißt du, was du den ganzen Tag über wirklich machst? Zeittracking ist eine Methode, bei der du deine täglichen Aktivitäten und Aufgaben systematisch aufzeichnest, um herauszufinden, wie du deine Zeit verbringst. Es kann dir helfen, Zeitfresser zu entdecken, effizienter zu werden und Prioritäten zu setzen. Vielleicht probierst du das mal ein bis zwei Wochen aus, um einen Überblick zu bekommen. 

Eine entscheidende Komponente für eine erfolgreiche Work-Life-Balance ist die Prioritätensetzung. Was ist dir in deinem Leben wichtig? Wie viel Zeit möchtest du für bestimmte Bereiche aufwenden? Sobald du deine Prioritäten identifiziert hast, kannst du dein Zeitmanagement entsprechend anpassen.

Das Identifizieren innerer Antreiber ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Work-Life-Balance. Oft fällt es schwer, sich von der Arbeit abzugrenzen, weil wir bestimmte Annahmen über Leistung und Erfolg haben. Zum Beispiel könnte man durch Erfahrungen der Kindheit glauben, dass der eigene Selbstwert von der Leistung abhängt. Vielleicht versteckt sich im Unterbewusstsein ein Leitsatz wie “Nur die Harten kommen in den Garten” oder „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Dieser Glaube kann dazu führen, dass wir uns übermäßig in unsere Arbeit vertiefen und andere Dinge vernachlässigen. Indem wir uns unserer inneren Antreiber bewusst werden und diese überdenken und Leitsätze umformulieren, können wir ein gesünderes Verhältnis zu der Balance zwischen Arbeit und Privatleben erreichen. 

Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, klare Grenzen zu setzen. Setze dich bewusst mit dem auseinander, was du leisten kannst und möchtest. Um dich besser abzugrenzen, helfen klare Regeln, die du dir setzt. Beispielsweise kannst du für dich festlegen, keine Arbeitsmails im Urlaub zu lesen. 

Kommuniziere offen mit deinem Arbeitgeber über deine Bedürfnisse und Grenzen. Offene Kommunikation kann Lösungen fördern. Prüfe, welche Aufgaben im Beruflichen und Privaten du delegieren könntest, um Entlastung zu schaffen.

Eingebaute Pausen während deines Arbeitstags sind unerlässlich, um dich zu erholen und Stress abzubauen. Ohne Pausen nimmt unsere Konzentration und Arbeitsleistung ab. Pausen und Erholung helfen dabei, gesund und produktiv zu bleiben! Verinnerliche den Gedanken und versuche, Auszeiten bewusst zu genießen. 

Selbstfürsorge und Erholung!

vanessa kintaudi 9g3eKycgkcw unsplash 1-so-bin-ich-eben

Es ist hilfreich, Entspannungstechniken zu finden, die zu dir passen, wie Meditation, Yoga oder Atemübungen, um Stress abzubauen und dich zu regenerieren. Du kannst dir auch zwischendurch Zeit für kurze Spaziergänge, Meditation oder Atemübungen nehmen, um Energie zu tanken. Achtsamkeit zu praktizieren kann Stress reduzieren. 

Hingabe an Hobbys und persönliche Interessen, die dir Freude bereiten und Stress abbauen, ist eine ideale Möglichkeit, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden. Auch Zeit für Familie und soziale Kontakte sind wichtig. Nimm dir Zeit für das, was dir Energie gibt! Du kannst Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl sind ebenfalls entscheidende Faktoren für dein Wohlbefinden. Du kannst regelmäßig innehalten und in dich hineinspüren, deine Gefühle zuzulassen und dich zu fragen, was du gerade brauchst.

Wenn deine Work-Life-Balance nicht so balanciert ist, wie du es dir wünschen würdest und du mehr darüber erfahren möchtest, wie Stress entsteht, wieso wir Menschen überhaupt Stress empfinden und was du machen kannst, um deinen Stress zu reduzieren, könnte dir der Kurs „Stressbewältigung“ von der Stefanie Stahl Akademie weiterhelfen. Schau doch einfach mal vorbei!

welche art von Stress-so-bin-ich-eben

Was ist Egoismus?

Das Wort Egoismus ist kein psychologischer Fachbegriff, sondern in der Alltagssprache gebräuchlich. Es beschreibt Menschen, die stark auf ihre eigenen Interessen fokussiert sind, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen oder sogar deren Leiden bewusst in Kauf nehmen. Es ist eine Ich-bezogene und rücksichtslose Haltung, die in unterschiedlicher Intensität auftreten kann – von situationsabhängigem Verhalten bis hin zu Persönlichkeitsstörungen. Synonyme dafür sind Selbstbezogenheit und Eigennützigkeit, im Gegensatz zum altruistischen oder selbstlosen Verhalten. 

In der Psychologie spricht man nicht von „Egoisten“, sondern von egoistischen Handlungen oder dem Komplex des „Egoismus“. Verwandt ist der Begriff des Egozentrismus, der eine selbstbezogene Wahrnehmung beschreibt. Egozentrische Menschen nehmen die Welt als auf sie bezogen wahr und haben Schwierigkeiten, die Perspektive ihrer Mitmenschen einzunehmen und sich in sie hineinzuversetzen.

Der Psychologe Jean Piaget prägte den Begriff des Egozentrismus, indem er ein normales Entwicklungsstadium bei Kindern beschrieb. Säuglinge und Kleinkinder haben noch keine klare Vorstellung von einer abgegrenzten individuellen Identität und nehmen daher die gesamte Welt ausschließlich aus ihrer eigenen Perspektive und auf sich bezogen wahr. Mit zunehmendem Alter lernen Kinder, dass es andere Menschen wie sie gibt, die ihre eigenen Gedanken und Gefühle haben.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Wie viel Egoismus ist “normal”?

Die Frage, ob der Mensch eher ein Egoist oder ein Altruist ist, beschäftigt nicht nur Philosophen, sondern auch Psychologen. Aus psychologischer Sicht ist es schwierig, absolut zu behaupten, dass der Mensch eindeutig das eine oder das andere ist. Wir Menschen zeigen Neigungen zum Egoismus und besitzen gleichzeitig von Natur aus empathische Fähigkeiten, die uns zu kooperativem Handeln und Selbstkontrolle befähigen.

Wie stark diese Verhaltensweisen ausgeprägt sind und wie sich egoistisches oder kooperatives Handeln konkret äußert, hängt von genetischen Faktoren sowie der Sozialisierung ab. Die Erziehung und der kulturelle Kontext spielen eine bedeutende Rolle. In manchen Kulturen wird beispielsweise ein stärkerer Egoismus bei Männern im Vergleich zu Frauen gefördert.

Egoistisches Verhalten erfüllt evolutionär betrachtet sowohl für die menschliche Spezies als auch für das Überleben des Einzelnen eine Funktion. In Situationen, in denen grundlegende biologische Bedürfnisse bedroht sind – wie Hunger oder die Bedrohung der eigenen Nachkommen – reagieren Menschen instinktiv eigennützig. Sie greifen zum letzten Stück Brot oder verteidigen ihre Nachkommen auf jede erdenkliche Weise.

daniil zameshaev dIHxWf6iG8w unsplash 1-so-bin-ich-eben

Sind Menschen also von Natur aus Egoisten?

Es wäre zu einfach zu behaupten, dass Menschen von Natur aus ausschließlich Egoisten sind. Neben egoistischen Neigungen verfügen wir auch über die Veranlagung von prosozialem Verhalten. Prosoziales Verhalten beschreibt Handlungen, die darauf abzielen, anderen zu helfen oder ihr Wohlergehen zu fördern, ohne dabei unmittelbar eigene Vorteile zu suchen. Es beinhaltet Handlungen wie Unterstützung, Teilen, Altruismus und kooperatives Verhalten, die zum Nutzen anderer Menschen oder der Gesellschaft insgesamt ausgeführt werden. Dieses Verhalten wird oft aus Empathie, Mitgefühl oder dem Wunsch heraus, anderen zu helfen, praktiziert, unabhängig von persönlichem Gewinn. Evolutionär gesehen kann prosoziales Verhalten einen kollektiven Vorteil bieten, beispielsweise bei der Nahrungssuche, Verteidigung und Betreuung der Nachkommen. Prosoziales Verhalten beinhaltet empathische Fähigkeiten und Selbstkontrolle. Empathie ermöglicht es uns, die Perspektive anderer zu verstehen und ihre Gefühle nachzuempfinden. Selbstkontrolle wiederum erlaubt es, eigene Impulse zu überdenken und zurückzustellen, um langfristige gemeinschaftliche Ziele zu fördern, wie beispielsweise das Teilen von Ressourcen zur Stärkung sozialer Bindungen.

Warum handeln manche Menschen egoistisch und wenig sozial, wenn sie doch für Empathie und Bindung ausgestattet sind?

Es ist wichtig, zwischen egoistischem Verhalten als vorübergehende Reaktion auf bestimmte Situationen und Egoismus als dauerhafte Persönlichkeitseigenschaft zu differenzieren. Egoismus kann ansteckend sein, besonders in sozialen Kontexten wie wettbewerbsorientierten Arbeitsumgebungen, in denen bereits eine einzige egoistische Person die gesamte Dynamik beeinflussen kann. Der dahinter liegende Mechanismus scheint zu sein, dass egoistisches Verhalten von einer Person die Befürchtung in anderen auslöst, benachteiligt zu werden oder nicht gerecht behandelt zu werden. Dies führt zu einem Verlust des Vertrauens in kollektive Interessen und veranlasst Einzelpersonen, ihre eigenen Vorteile zu suchen, um nicht benachteiligt zu werden. Ein gestörtes Vertrauen in die Mitmenschen ist ein bedeutender Faktor bei solchen Entwicklungen.

Laut dem amerikanischen Psychologen Robert Sutton können Schlafmangel, Stress, Druck und das Vorhandensein anderer egoistischer Personen in der Umgebung dazu beitragen, dass Menschen selbstbezogenes oder unsympathisches Verhalten zeigen. Dies wird verstärkt, wenn rücksichtsloses Verhalten als akzeptabel angesehen wird, sei es durch Vorbilder wie Chefs oder Eltern.

Obwohl wir alle in bestimmten Situationen potenziell egoistisch handeln können, bleibt die Frage bestehen, warum manche Menschen konstant und in großem Maße rücksichtslos und selbstbezogen agieren.

Was zeichnet konstant egoistisch handelnde Menschen aus?

3B6C62E6 3E61 4FC9 905C 0E1E38A9F77E 1 201 a-so-bin-ich-eben

Menschen, die stark von Egoismus geprägt sind, zeigen häufig einen Mangel an Empathie und Schwierigkeiten, die Perspektive anderer einzunehmen. Ebenso fehlt ihnen die Fähigkeit, ihre eigenen Handlungen zu reflektieren und egoistische Impulse zu kontrollieren. Infolgedessen fällt es ihnen schwer, die Interessen anderer angemessen zu erkennen und in ihre Handlungen einzubeziehen.

In zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen sie ein unausgewogenes Geben und Nehmen, nehmen mehr als sie geben, sei es Zeit, Hilfe oder Aufmerksamkeit. Sie beharren auf ihren eigenen Ansichten und sind wenig kompromissbereit, indem sie hartnäckig ihre eigenen Interessen durchsetzen. Oft bemerken sie nicht, wie es ihrem Gegenüber dabei geht.

Sie empfinden schnell, dass ihr Freiraum eingegrenzt wird oder dass sie von anderen manipuliert oder ausgenutzt werden könnten. Daher reagieren sie empfindlich auf die Erwartungen und Forderungen anderer und setzen häufig zu strikte Grenzen, um sich selbst zu schützen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Egoismus und Persönlichkeitsstörungen?

Narzissmus und Egoismus sind zwei Begriffe, die sich auf selbstbezogene Verhaltensweisen beziehen, jedoch unterscheiden sie sich in ihren Merkmalen und Ausprägungen. Egoismus bezieht sich im Allgemeinen auf eine selbstbezogene Einstellung, in der eine Person stark auf ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen fokussiert ist und möglicherweise weniger Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer nimmt. Egoistisches Verhalten kann situativ sein und resultiert aus einem starken Streben nach eigenen Vorteilen, ohne zwangsläufig das Verlangen zu haben, andere zu dominieren oder zu manipulieren.

Egoismus ein Aspekt von verschiedenen Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus, Psychopathie und Sadismus. Nicht alle egoistisch geprägten Menschen leiden an einer Persönlichkeitsstörung. 

Bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung liegt eine andauernde und grundlegende Störung des Selbstwertgefühls zugrunde. Dabei wird oft das eigene Selbst innerlich abgelehnt, während sich der Narzisst nach außen übertrieben selbstbewusst gibt. Betroffene haben oft das Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung von anderen Menschen, sie neigen dazu, andere zu dominieren und haben oft Schwierigkeiten, die Perspektive anderer einzunehmen, beziehungsweise Empathie zu empfinden. 

Wo liegt die Grenze zwischen gesundem Selbstschutz oder Selbstfürsorge und problematischem Egoismus?

Nicht alle Verhaltensweisen, die als egoistisch bezeichnet werden, sind tatsächlich egoistisch. Manchmal verwenden wir den Begriff, um notwendige Selbstverteidigung oder gesunde Selbstfürsorge zu diskreditieren. Häufig wird die Anschuldigung des Egoismus genutzt, um Personen dazu zu bringen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Die Anschuldigung, ein Egoist oder eine Egoistin zu sein, kann beschämend wirken. Ironischerweise verwenden Egoisten und Narzissten diesen Vorwurf selbst häufiger, um andere zu dominieren.

Menschen, die überangepasst sind, haben oft Schwierigkeiten, ihre Bedürfnisse zu äußern und für sich selbst einzutreten. Dies kann auf ein geringes Selbstwertgefühl oder Erfahrungen aus der Kindheit zurückzuführen sein, in denen ihre Bedürfnisse nicht beachtet wurden. Sie fühlen sich schnell egoistisch, wenn sie eigentlich berechtigte Forderungen stellen.

Der Unterschied zwischen gesundem Selbstschutz und problematischem Egoismus liegt in der Flexibilität. Personen, die ihre Bedürfnisse artikulieren, aber auch bereit sind, Kompromisse einzugehen, sind nicht zwangsläufig übermäßige Egoisten. Problematisch wird es bei denen, die in festgefahrenen egoistischen Mustern verharren und nicht kompromissbereit sind.Die Grenze zwischen egoistischem Verhalten und angemessener Selbstsorge ist letztlich eine ethische Frage. Es hängt davon ab, was als gerecht betrachtet wird, was jemand verdient oder wann ein Ungleichgewicht akzeptabel ist. Dies ist eng mit gesellschaftlichen und individuellen Normen verbunden, die nur durch offenen Dialog und Verständigung über Werte und Bedürfnisse gelöst werden können.

34171552 967B 4694 8682 EE54441753EE 1 201 a-so-bin-ich-eben

Wie kann ich mit egoistischen Menschen umgehen?

Der Umgang mit egoistischen Menschen erfordert verschiedene Strategien. Es beginnt mit der klaren Festlegung eigener Grenzen, Bedürfnisse und Ansprüche, um zu erkennen, ob diese überschritten werden.

Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle. In zwischenmenschlichen Beziehungen ist es wichtig, dem selbstbezogenen Partner das eigene Empfinden durch Spiegelung seines Verhaltens zu verdeutlichen, während gleichzeitig die eigenen Bedürfnisse kommuniziert werden. Mitfühlendes Verhalten ermöglicht es, das zugrunde liegende Bedürfnis des Egoisten zu erkennen und anzuerkennen, wodurch die andere Person ermutigt werden kann, Gefühle auszudrücken.

Für Menschen, die zu angepasstem Verhalten neigen, ist es hilfreich, in konkreten Situationen zu überlegen, ob auftretende Schuldgefühle bei Durchsetzung eigener Interessen gerechtfertigt sind. Die Erinnerung daran, dass gute Kompromisse möglich sind, kann sowohl dir als auch deinem Partner helfen.

Wenn trotz Gesprächen und Bemühungen egoistisches Verhalten in Beziehungen nicht nachlässt, kann es notwendig sein, klare Grenzen zu setzen und gegebenenfalls Abstand zu nehmen, um weiteres Leiden zu vermeiden.

Am Arbeitsplatz ist klare und gegebenenfalls schriftliche Kommunikation mit egoistischen Personen ratsam. Verschiedene Kommunikationsstile können je nach Person effektiv sein: Einzelgespräche oder auch direktere Konfrontationen. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass Beteiligung an Klatsch und Lästereien das Verhalten von egoistischen Menschen verstärken kann. Für den Umgang mit narzisstischen Egoisten ist es oft besser, direkte Konfrontationen zu vermeiden, um keine Energie in solche Konflikte zu investieren. Es kann ratsam sein, Unruhestifter zu umgehen und Dinge direkt mit Kollegen zu klären.

Wenn möglich, ist es ratsam, Abstand von Personen zu halten, die sozial unverträglich oder stark narzisstisch geprägt sind. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass echte Narzisstinnen und Narzissten oft nicht veränderbar sind, um sich selbst unnötiges Leid zu ersparen.

Ich bin egoistisch – Wie kann ich mein Verhalten ändern?

F8214D48 BFEA 4104 B897 F6DAEAEAE737 1 201 a-so-bin-ich-eben

Warum sollte sich eine Person, die egoistisch ist, überhaupt verändern? Es ist ein paradoxer Gedanke, dass weniger egoistisches Verhalten nicht nur positiv für andere ist, sondern auch für das eigene Wohlbefinden. Eine umfassende Studie aus den USA im Jahr 2020 verdeutlichte, dass schon zwei Stunden pro Woche soziales Engagement das Risiko des Sterbens verringern und die körperliche Fitness verbessern können. Des Weiteren können egoistische Verhaltensweisen Partnerschaften, Beziehungen und das gesamte Umfeld negativ beeinflussen

Für Menschen mit egoistischen Neigungen ist der erste Schritt, die eigenen Verhaltensmuster zu verstehen und zu erkennen, wie häufig die Bedürfnisse anderer missachtet werden.

Es ist wichtig, Zugang zu den eigenen Gefühlen zu finden, besonders zu unangenehmen Emotionen wie Angst oder Verletztheit. Indem man lernt, mit den eigenen Emotionen umzugehen, kann man auch anderen mit Empathie begegnen und ihre Perspektiven besser verstehen. Tägliche Meditationsübungen können Eigenschaften wie Mitgefühl, Dankbarkeit und prosoziale Motivation fördern. 

Bei arrogantem Auftreten steht oft ein verletztes inneres Kind im Mittelpunkt. Daher sollten arrogant auftretende Menschen an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten, indem sie nach ihrem authentischen Selbst suchen. Zudem sollten sie hinterfragen, welche Glaubenssätze ihr überhebliches Verhalten begleiten und woher diese Überzeugungen stammen. Solltest du den Eindruck haben, dass dein Verhalten so problematisch ist, dass du immer wieder Probleme in deinen zwischenmenschlichen Beziehungen hast oder befürchtest, nazistische Ausprägungen zu haben, ist es ratsam, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Nur ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin ist in der Lage, eine Diagnose zu stellen und individuelle Behandlungsstrategien zu finden.

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann mach Limonade draus – Was ist toxische Positivität?

Gefühle sind nicht negativ, sondern unangenehm!

In der Psychologie wird nicht von positiven oder negativen Gefühlen gesprochen. Anstelle dessen werden sie als angenehme und unangenehme Gefühle bezeichnet. Denn Gefühle sind nicht einfach gut oder schlecht, sie erfüllen immer einen Zweck. Gefühle dienen dazu, uns auf unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Angenehme Gefühle wie Freude lassen uns spüren, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Wohingegen unangenehme Gefühle wie Wut und Trauer uns zeigen, dass unsere Bedürfnisse vernachlässigt werden. So sind Gefühle keine Gegensätze, sondern Teil eines Kontinuums, das uns Hinweise zu unseren eigenen Bedürfnissen gibt.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Was bedeutet Toxische Positivität?

Toxische Positivität ist ein Begriff, der verwendet wird, um ein bestimmtes Verhaltensmuster zu beschreiben. Er bezieht sich auf die Tendenz, positive Emotionen und Gedanken über alles andere zu stellen und unangenehme Gefühle und Erfahrungen zu unterdrücken oder zu vermeiden. Dieses Verhalten kann negative Folgen für die psychische Gesundheit haben, da es dazu neigt, Emotionen und Probleme herunterzuspielen und zu verdrängen. Toxische positive Sätze wie „Denk positiv!“ oder „Positive Vibes Only“ vermitteln den Eindruck, dass das Zeigen von Unzufriedenheit oder das Ausdrücken von Sorgen inakzeptabel ist. 

Gibt es vielleicht ein paar Sätze, die dir bekannt vorkommen? „Anderen geht es viel schlechter als dir”, „In Afrika verhungern Kinder“, „Sieh nicht alles so negativ“, „Es gibt Schlimmeres“, „Jede Krise ist eine Chance“, „Das ist ein Luxusproblem“….

Toxische Positivität in den sozialen Medien

6E2F1201 C0DA 48B3 A6B9 B6146DB31356 1 201 a-so-bin-ich-eben

Besonders in den sozialen Medien ist dieses Phänomen weit verbreitet. Auf Plattformen wie Instagram und Facebook neigen Menschen dazu, nur die besten Momente ihres Lebens zu teilen. Dadurch kann der Eindruck erweckt werden, dass andere immer glücklich sind. Dies kann den Druck erhöhen, dasselbe zu erreichen, und dazu führen, dass Menschen ihre wahren Gefühle verbergen. Die ständige Betonung von Positivität kann dazu führen, dass sich Menschen unverstanden und isoliert fühlen, da sie denken, dass sie die Einzigen sind, die mit Problemen konfrontiert sind.

Um mit toxischer Positivität auf sozialen Medien umzugehen, ist es wichtig, sich der Auswirkungen bewusst zu sein und zu versuchen, eine ausgewogenere Darstellung des Lebens zu fördern. Dies kann bedeuten, gelegentlich über Herausforderungen zu sprechen und sich selbst sowie anderen zu erlauben, authentisch mit den eigenen Erfahrungen umzugehen. Es ist auch hilfreich, sich bewusst Offline-Zeit zu nehmen, um sich auf die realen Beziehungen und Emotionen zu konzentrieren.

Toxische Positivität kann verschiedene negative Auswirkungen haben.

Studien zeigen, dass negative Emotionen zu unterdrücken sie vermehren kann, statt sie zu reduzieren. Indem unangenehme Gefühle ignoriert werden, wird einem die Chance genommen, sie zu verstehen und damit einen gesunden Umgang zu finden. Das ständige Streben nach Glück kann uns frustrieren und unser Unglück verstärken, da wir enttäuscht werden können, wenn die erwarteten Glücksgefühle nicht eintreten. Hinter toxischer Positivität steht eine Menge Druck, ständig glücklich zu sein. Da wir natürlich nicht in der Lage sind, ständig „positiv“ zu sein, können Gefühle von Scham und Unzulänglichkeit entstehen. Zusätzlich kann toxische Positivität zur Verleugnung von echten Problemen führen. Anstatt Probleme anzugehen, wird toxische Positivität verwendet, um sie zu verharmlosen oder zu ignorieren. Toxische Positivität kann zu einer Oberflächlichkeit führen, bei der echte Gefühle und Bedürfnisse nicht ausgedrückt werden. Dadurch verlieren wir unsere Authentizität und den Zugang zu unseren Bedürfnissen. Personen, die immer wieder ihre unangenehmen Gefühle unterdrücken, können Schwierigkeiten haben, sich in ihren Beziehungen authentisch auszudrücken und ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Dies kann zu Konflikten und Missverständnissen führen.

C2953432 0A86 49BB 9DC3 81338A419B8B 1 201 a 1-so-bin-ich-eben

Positive Psychologie vs. Toxische Positivität

Die positive Psychologie ist eine Strömung der Psychologie, die sich mit der Erforschung und Förderung menschlichen Wohlbefindens und Glücks auseinandersetzt. Erstmals verwendet wurde dieser Begriff von dem Psychologen Abraham Maslow in den Mit-Fünfzigern. Durch den Psychologen Martin Seligman wurde die positive Psychologie in den 1990er Jahren populär. Im Gegensatz zur traditionellen Psychologie, die oft auf die Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen und Problemen ausgerichtet ist, legt die positive Psychologie den Schwerpunkt auf das Verständnis von Faktoren, die zu Wohlbefinden, Glück und einer erfüllten Lebensqualität beitragen. Der Unterschied zwischen toxischer Positivität und positiver Psychologie liegt darin, wie sie mit unangenehmen Gefühlen umgehen. Die positive Psychologie versucht das Wohlbefinden zu fördern und ermutigt gleichzeitig die Akzeptanz und einen gesunden Umgang mit unangenehmen Gefühlen, anstatt sie zu verdrängen. Das Verdrängen von Gefühlen kann zu Stress, Angstzuständen und Depressionen führen. Unverarbeitete Emotionen können sich im Laufe der Zeit aufstauen und zu ernsthaften psychischen Problemen führen. Nur die Gefühle, die da sein dürfen, dürfen auch wieder gehen.

Wie kannst du damit umgehen, wenn du dazu neigst, Gefühle zu verdrängen?

Akzeptanz und Authentizität sind Schlüsselkonzepte der positiven Psychologie. Akzeptanz meint, negative Gefühle anzuerkennen und wertfrei zuzulassen. Das kann dazu beitragen, sich schneller davon zu erholen. Authentizität, also „man selbst zu sein“, steht Studien zufolge im Zusammenhang mit einem gesteigerten Wohlbefinden. 

Meditation und Achtsamkeit zu praktizieren kann dabei helfen, Emotionen wertfrei wahrzunehmen und im gegenwärtigen Moment zu leben. 

Nimm dir die Zeit, um deine Emotionen zu erkunden. Du kannst dich immer wieder fragen, welche Bedürfnisse hinter deinen Gefühlen stehen. Beispielsweise könnte Wut entstehen, weil du dich ungerecht behandelt fühlst. Frage dich “Was brauche ich gerade?”.  So hast du die Möglichkeit, Selbstmitgefühl zu zeigen. Diese Eigenschaft kann dabei helfen, dich selbst besser zu akzeptieren und mit dir mitfühlend umzugehen.

Wenn du merkst, dass du Probleme damit hast, Gefühle zuzulassen und vielleicht sogar traumatische Erfahrungen verdrängst, kannst du jederzeit professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. 

Geht Optimismus ohne toxische Positivität?

BA8A66F8 48E9 48CB B167 26F75C5E05AD 1 201 a-so-bin-ich-eben

Wenn beispielsweise dein Umfeld eine negative Sicht auf die Welt hat und du dir mehr Optimismus wünscht, ist das nachvollziehbar. Schließlich zeigen Studien, dass Optimismus zu einem erhöhten Wohlbefinden führt. Du kannst diesen Wunsch offen kommunizieren, ohne anderen ihre Gefühle abzusprechen. 

Je nachdem, um welches Problem es sich handelt, kannst du deine unangenehmen Gefühle anerkennen und gleichzeitig überlegen, was dir in dieser Situation helfen könnte, manchmal kann eine optimistische Betrachtung deiner Situation helfen. Um eine generell optimistische Haltung einzunehmen, hilft es, Dankbarkeit auch für die kleinen Dinge im Leben zu entwickeln, ohne andere Gefühle abzuwerten. 

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du andere auf toxische Positivität hinweisen kannst. Du könntest zum Beispiel sagen: Ich finde es gut, dass wir versuchen, auch die positiven Seiten der Situation zu sehen, trotzdem finde ich es wichtig, anzuerkennen, dass das wirklich eine blöde Situation ist und die Frustration nachvollziehbar und berechtigt ist“.

8F6B3B3E 15FE 422D B10A 586D73AA9374 1 201 a-so-bin-ich-eben

Fazit: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann darfst du auch mal sauer sein!

Gefühle sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Menschseins. Sie erfüllen den wichtigen Zweck, uns auf unsere Bedürfnisse hinzuweisen. Toxische Positivität, die das Unterdrücken unangenehmer Gefühle fördert, kann eben diese verstärken und weitere problematische Folgen haben. Statt auf Krampf glücklich sein zu wollen, sollten wir uns bemühen, einen Zugang zu unseren Emotionen zu finden, sie zuzulassen und zu verarbeiten. Nur so kann Authentizität gelebt und eine gesunde psychische Verfassung gefördert werden.