Perfektionismus – wenn gut nie gut genug ist

Perfektionismus – Mal ganz ehrlich: Wer von uns fühlt sich bei diesem Thema wirklich so gar nicht angesprochen? Die Forschung liefert uns einmal mehr Antworten, denn eine Studie zeigt: Besonders bei jungen Erwachsenen in westlichen Ländern steigt der Druck, perfekt sein zu müssen.

Aber was ist Perfektionismus überhaupt? Es ist mehr als nur der Wunsch, Dinge gut zu machen. Es ist das starke Streben nach makelloser Leistung und einem meist unerreichbaren Ideal. Dahinter verbirgt sich oft ein Gefühl von Selbstzweifel und mangelndem Selbstwert. Wer sich diesem Perfektionismus nicht entzieht, riskiert, sein ganzes Leben einem unerreichbaren Ideal hinterherzulaufen. Heute hinterfragen wir daher, was es mit Perfektionismus auf sich hat – woher kommt er und wohin führt er uns?

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13 Hinweise, dass du perfektionistisch bist

Perfektionismus ist “von sich selbst oder anderen eine höhere Leistungsqualität verlangen, als es die Situation erfordert” (Hollender, 1965). Diese Definition von dem amerikanischen Psychiater Marc Hollender ist erstmal recht breit formuliert. Deshalb haben wir 13 Gedanken oder Aussagen für dich gesammelt, die Menschen mit einem hohen Perfektionismus oft begleiten. Höre genau in dich hinein und reflektiere, welche inwieweit auf dich zutreffen.

  1. “Ein kleiner Fehler kann mir den ganzen Tag versauen.”
  2. “Ich fühle mich oft gestresst, weil ich Angst habe, meinen oder den vermeintlichen Ansprüchen anderer nicht zu genügen.”
  3. „Neue Herausforderungen meide ich oft aus Angst, nicht gut genug zu sein.“
  4. „Ich vergleiche mich häufig mit anderen und fühle mich minderwertig, wenn ich denke, dass sie besser sind als ich.”
  5. „Ein Fehler bedeutet für mich oft, dass ich als Person versagt habe.“
  6. „Die Angst vor Kritik hält mich oft davon ab, meine Arbeit oder Ideen zu präsentieren.“
  7. „Selbst Lob von anderen kann meine:n innere:n Kritiker:in nicht beruhigen; ich bleibe trotzdem unzufrieden mit meiner Leistung.“
  8. „Ich grüble oft darüber nach, was ich in vergangenen Situationen besser hätte machen können.“
  9. „Oft bin ich von anderen Menschen enttäuscht, da sie nicht in der Weise handeln, wie ich es erwarten würde.”
  10. „Wenn mich andere kritisieren, reagiere ich schnell defensiv und fühle mich persönlich angegriffen.”
  11. „Mein Fokus liegt oft mehr auf meinen Misserfolgen als auf meinen Erfolgen.“
  12. „Entscheidungen zu treffen dauert bei mir oft eine Weile.“
  13. „Wenn ich eine unterdurchschnittliche Leistung erbringe, fürchte ich, dass andere mich zurückweisen könnten.”

Und? Hast du dich bei ein paar von diesen Gedanken ertappt gefühlt? Sei ganz ehrlich mit dir, denn nur Erkenntnis kann zu Veränderung führen. Dabei können deine eigenen Gedanken und Annahmen natürlich andere Nuancen haben. Welche weiteren Gedanken sind jetzt in dir aufgekommen?

Perfektionismus äußert sich oft in einer übermäßigen Angst vor Fehlern und hohen Ansprüchen an sich selbst oder andere. Darüber hinaus neigen perfektionistische Menschen dazu, an der Qualität ihres eigenen Handelns zu zweifeln.

Ein Teufelskreis von Anspruch und Abwertung

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Woher kommt unser Perfektionismus? Oftmals steht dahinter ein verzweifelter Versuch, das Gefühl von Unzulänglichkeit im Inneren durch äußere Leistungen zu überwinden. Menschen mit geringem Selbstwert neigen oft dazu, sich ihren Wert durch äußere Erfolge zu bestätigen. Oftmals endet dies in einem gefährlichen Teufelskreis: Sie setzen sich hohe Ziele, an denen sie häufig scheitern oder sie erst gar nicht in Angriff nehmen, was wiederum ihr Selbstwertgefühl weiter mindert. Diese negative Spirale verstärkt den Perfektionismus nur noch mehr. Mangelnder Selbstwert kann also zu Perfektionismus führen. Und Perfektionismus kann das Selbstwertgefühl mindern.

Aber wie entsteht Perfektionismus überhaupt? Zwillingsstudien deuten darauf hin, dass Perfektionismus teilweise vererbt wird, wobei die Erziehung ebenfalls eine Rolle spielt. Hohe elterliche Standards oder wenig Wärme können die Entwicklung von Perfektionismus beeinflussen. Es gibt eine alarmierende Zunahme von Perfektionismus in unserer Gesellschaft. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Vergleichsmöglichkeiten und Leistungsstandards immer höher werden. In einer Welt, in der jeder sein Bestes gibt, um in allen Bereichen perfekt zu sein, fühlen sich viele unweigerlich unter Druck gesetzt, diesem Ideal gerecht zu werden.

Perfektionismus in all seinen Facetten

Perfektionismus ist ein breit gefächertes Konzept. Ein Modell, das die unterschiedlichen Arten von Perfektionismus umreißt, ist das Drei-Facetten-Modell von Paul L. Hewitt und Gordon L. Flett aus dem Jahr 1991. Dieses Modell teilt Perfektionismus in drei Hauptkategorien ein: selbstorientierten, sozial vorgeschriebenen und fremdorientierten Perfektionismus.

Menschen mit einem hohen selbstorientierten Perfektionismus setzen hohe persönliche Standards. Sie erwarten Perfektion von sich selbst und neigen dazu, sich selbst stark zu kritisieren. Ein Beispiel für selbstorientierten Perfektionismus könnte sein, wenn sich jemand akribisch in ein Thema einarbeitet, weil er sich sonst ungenügend fühlt. Der Anspruch an sich selbst ist, alles wissen zu müssen. Das kann leicht zu einem Gefühl des Versagens führen, wenn diese, meist unrealistischen, Standards nicht erreicht werden.

Menschen mit einem hohen sozial vorgeschriebenen Perfektionismus glauben, dass Perfektion wichtig für andere ist. Sie streben danach, möglichst fehlerlos zu sein, um den Erwartungen anderer zu entsprechen. Diese Menschen sind oft kritisch sich selbst gegenüber und versuchen, Fehler zu vermeiden, um ein makelloses Bild zu präsentieren. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn jemand sich die ganze Woche gestresst fühlt und sich Sorgen macht, ob seine Arbeit den Erwartungen seiner Chefin entspricht.

Menschen mit einem hohen fremdorientierten Perfektionismus legen ihren Fokus auf die Kritik und Bewertung anderer. Sie erwarten Perfektion von anderen und äußern starke Kritik gegenüber Personen, die ihren Erwartungen nicht entsprechen. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn jemand wütend reagiert, weil ein Kommilitone die Arbeit an einem Projekt nicht genauso ernst nimmt wie er selbst.

All diese Facetten können in verschiedenen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie eint das Streben nach Perfektion. Häufig neigen perfektionistische Menschen auch zu einem Schwarz-Weiß-Denken und sehen nicht die Grautöne dazwischen. Ein typischer Gedanke könnte sein : “Wenn ich das nicht schaffe, habe ich auf ganzer Linie versagt.”.

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Der Preis der Perfektion

Psychische Gesundheit: Angst, Depression und Stress

Der ständige Druck, perfekt zu sein, kann eine enorme Belastung sein. Mit der Angst zu leben, den eigenen sowie den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden, ist anstrengend. Studien zeigen: Perfektionismus führt nachweislich zu emotionalem Stress. Zusätzlich ist er eng mit einer Vielzahl von psychischen Problemen verbunden, darunter depressive Symptome, Angststörungen, Zwangsstörungen und Essstörungen. 

Zwischenmenschliche Beziehungen

Perfektionismus beeinflusst nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch das zwischenmenschliche Verhalten und die Qualität von Beziehungen. Menschen, die perfektionistische Tendenzen zeigen, leiden oft unter einem starken Bedürfnis nach Anerkennung und haben Angst vor Ablehnung. Sie neigen dazu, sich hinter einer Fassade zu verstecken und trauen sich oft nicht, ihr wahres, fehlbares Selbst zu zeigen. Das ist schade, denn so kann eine Beziehung entstehen, an der das eigene Selbst gar nicht wirklich beteiligt ist.

Wenn jemand sich vermeintlich perfekt zeigt und Fehler um jeden Preis vermeidet, kann dies ähnliches Verhalten auch in anderen auslösen. Dies führt zu einem Teufelskreis, der es der perfektionistischen Person in Zukunft noch schwerer machen kann, aus dem eigenen Muster auszubrechen. Ein Beispiel hierfür ist, wenn eine Person immer darauf bedacht ist, sich politisch korrekt auszudrücken. Dies kann bei anderen das Gefühl auslösen, dass sie sich ebenfalls fehlerfrei politisch korrekt ausdrücken müssen, insbesondere in der Gegenwart dieser Person. Das führt wiederum dazu, dass die Freundin weiter an diesem Verhalten festhält, weil “das ja alle so machen” und keine Fehler erlaubt sind. So bleibt jeder in dem Muster gefangen, in dem Fehler nicht erlaubt sind und Selbstabwertung stattfindet, wenn etwas nicht ganz korrekt ausgedrückt wird. 

Produktivität und Prokrastination

Paradoxerweise kann übermäßiger Perfektionismus zu Prokrastination führen, da die Angst vor Fehlern und die Unfähigkeit, perfekte Ergebnisse zu garantieren, dazu führen können, dass Aufgaben gar nicht erst angegangen werden. Diese Prokrastination kann wiederum zu einem Gefühl der Unzufriedenheit und des Versagens führen, was den Perfektionismus weiter verstärkt. Perfektion ist nicht erreichbar und es ist besser, anzufangen und unvollkommene Fortschritte zu machen, als gar nicht anzufangen.

Die Unfreiheit des Perfektionismus

Perfektionismus kann uns daran hindern, uns wirklich auf Situationen und Menschen einzulassen. Wir sind so damit beschäftigt, alles im Voraus zu durchdenken und uns auf alles vorzubereiten, dass wir den Moment verpassen und keine echte Verbindung zu anderen aufbauen können. Eine Studie zeigt auch: Menschen mit hohem Perfektionismus suchen sich weniger wahrscheinlich Hilfe und gehen z.B. weniger in Psychotherapie, weil es ihr Selbstbild gefährden könnte. Aus Angst vor einem Urteil der anderen können sich diese Personen nicht vollständig öffnen, selbst im Rahmen einer Therapie nicht. Die Erfahrung, sich einem anderen Menschen authentisch und verletzlich zeigen zu können, kann helfen, sich selbst zu akzeptieren. Übermäßiger Perfektionismus kann damit Auswirkungen auf die Erfolgschancen einer Therapie haben.

Ist Perfektionismus immer schlecht?

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In unserer Gesellschaft wird Perfektionismus oft als positive oder erstrebenswerte Eigenschaft angesehen. Zum Beispiel wird es in einem Bewerbungsgespräch oft geschätzt, wenn Kandidat:innen betonen, dass sie hohe Standards sowohl für sich selbst als auch für andere haben. Ist Perfektionismus also wirklich so schlecht für uns?

Maladaptiver Perfektionismus: Die Forderung nach Perfektion

Der maladaptive Perfektionismus ist gekennzeichnet durch wertende Bedenken und übermäßige Sorgen. Er bezieht sich oft auf (vermeintliche) gesellschaftliche Erwartungen, die von außen an uns herangetragen werden. Ein Beispiel hierfür könnte sein, wenn jemand unbedingt eine perfekte Note im Abitur erreichen möchte und sich stark dafür anstrengt. Wenn das Ziel nicht erreicht wird, folgen Selbstabwertung und Enttäuschung.

Adaptiver Perfektionismus: Das Streben nach Perfektion

Im Gegensatz dazu steht der adaptive Perfektionismus, der durch ein gesundes Streben nach persönlicher Exzellenz und hohen Standards gekennzeichnet ist. Hier liegt der Fokus vor allem auf den eigenen Erwartungen an sich selbst. Eine Person, die diesen Perfektionismus zeigt, strebt ebenfalls nach einer perfekten Note im Abitur, strengt sich dafür an, akzeptiert jedoch auch, dass Perfektion nicht immer erreichbar ist. Sie ist weniger enttäuscht, wenn das Ziel nicht erreicht wird, und kann sich über erreichte Fortschritte freuen.

Der entscheidende Unterschied liegt in der Akzeptanz. Adaptiver Perfektionismus beinhaltet die Fähigkeit, auch Fehler und Unvollkommenheiten zu akzeptieren. Perfektionismus ist also nicht zwangsläufig negativ. Ein gesundes Streben nach Exzellenz kann motivierend sein und zu persönlichem Wachstum führen. Es ist jedoch entscheidend, dass wir uns selbst gegenüber gütig sind und auch die unvermeidlichen Fehler und Misserfolge im Leben akzeptieren können.

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13 Tipps im Umgang mit Perfektionismus

Um einen gesunden Umgang mit unseren eigenen perfektionistischen Tendenzen zu finden, ist es hilfreich zu verstehen, was dahinter liegt. Perfektionismus dient oft als Schutzmechanismus, um negative Gefühle zu vermeiden. Wir versuchen, uns vor Gefühlen wie Scham, Schuld, Traurigkeit und Wut zu schützen, indem wir uns perfekt präsentieren und keine Fehler zulassen. Doch indem wir unsere vermeintlichen Schwächen verstecken, verbergen wir auch unser wahres Selbst – mit all unseren menschlichen Fehlern und Unvollkommenheiten.

1

Zeit für Reflexion

Überlege, in welchen Situationen und wie der Drang nach Perfektionismus dich beeinflusst. Wie fühlt sich dieser Druck an? Was sind Gedanken, die immer wieder auftauchen? 

2

Bewusstsein schaffen

Wie realistisch sind deine Standards? Kann die perfekte Vorstellung überhaupt erreicht werden? Was steckt hinter dem Wunsch, perfekt zu sein?

3

Realistische Standards setzen

Vielleicht hast du in deiner Reflektion bestimmte Situationen erkannt, in denen deine Ansprüche sehr hoch sind. Was wären realistische Erwartungen für diese spezifischen Situationen? 

4

Neue Perspektiven

Hier kann eine neue Perspektive helfen, die eigene zu ändern: Frag Freund:innen/ Familie, wie sie die Situation einschätzen würden!

5

Teste deine Annahmen

Oft bauen unsere Standards auf Annahmen über die Erwartungen von anderen Menschen auf. Teste diese Annahme! Würden andere Menschen bemerken, wenn du nicht deine volle Leistung erbringst?

6

Vermeidungsverhalten

Sei ehrlich zu dir: Was vermeidest du aus Angst, zu versagen?

7

Bewusst Fehler machen

Trau dich, auch unperfekte Dinge zu tun. Mache bewusst Fehler und beobachte, was wirklich passiert. Das ist kein einfacher Schritt und ganz schön mutig! Nur indem du dich deiner Angst stellst, kannst du sie bewältigen.

8

Selbstakzeptanz üben

Es ist in Ordnung, Fehler zu machen. Es ist in Ordnung, nicht perfekt zu sein. Akzeptiere dich, als die Person, die du bist, und nicht als die Person, die du gerne sein würdest.

9

Fokus auf das Positive

Konzentriere dich bewusst auf die positiven Aspekte einer Situation und nicht nur auf Fehler und Unvollkommenheiten. Was hast du gut gemacht?

10

Sei einfühlsam mit dir selbst

Erlaube dir, Fehler zu machen und sei gütig mit dir selbst. Behandle dich, wie du einen guten Freund oder eine gute Freundin behandeln würdest. Du bist es wert.

11

Persönliche Werte

Finde persönliche Werte, die größer sind als Leistung.

12

Schaffe eine unterstützende Umgebung

Umgebe dich mit Menschen, die dich auf deinem Weg unterstützen.

13

Geduld mit dir selbst haben

Gib dir Zeit, um zu lernen. Sei nicht zu hart zu dir selbst, wenn es nicht sofort klappt. Dazu will ich dir diesen schönen Gedanken mitgeben: „Es ist okay, dass ich Fehler mache, aber es ist auch okay, dass mir das jetzt noch schwer fällt.”.

Trau dich, den ersten Schritt zu machen und dir selbst die Erlaubnis zu geben, nicht perfekt zu sein. Niemand ist das. Unsere Stärken und Schwächen zeichnen uns als menschlich aus.


Wechseljahre – Was passiert da in mir?

Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzklopfen und Schwindelgefühle, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Blasenschwäche, veränderte Libido…  die Wechseljahre können vieles durcheinanderbringen. Frauen erleben diese hormonelle Umstellung etwa ab Mitte 40 in den Jahren vor und nach ihrer letzten Regelblutung. Dieser Lebensabschnitt markiert den Übergang von der fruchtbaren Phase zur Phase, in der keine Schwangerschaft mehr möglich ist. Aber dahinter versteckt sich noch viel mehr.. vielleicht sogar ein neues Lebensgefühl?

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Was passiert biologisch?

In den Wechseljahren neigt sich die Reserve an Eizellen dem Ende zu und die Eierstöcke beginnen, ihre Funktion einzustellen. Das bedeutet, sie produzieren allmählich weniger Geschlechtshormone, wodurch der Eisprung und die Monatsblutungen irgendwann ausbleiben und die Fruchtbarkeit abnimmt. Durch die Veränderung des hormonellen Gleichgewichts im Körper kommt es zu den eingangs beschriebenen Symptomen, wie Schweißausbrüche, Schlafstörungen oder Scheidentrockenheit. Diese sind bei jeweils einem Drittel der Frauen mäßig, bei einem Drittel stark ausgeprägt und bei einem Drittel nicht merkbar vorhanden. Die letzte Monatsblutung wird Menopause genannt und tritt mit durchschnittlich 51 Jahren auf.

Haben Männer auch Wechseljahre?

Stimmungsschwankungen, Probleme bei der Erektion und zunehmende Müdigkeit, Gewichtszunahme, Schwitzen, Nervosität…  50% der Männer leiden an ähnlichen Beschwerden wie Frauen in ihren Wechseljahren.

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, die sich anschaut, wie Drüsen im Körper funktionieren und Hormone herstellen, erklärt, dass es bei Männern keine klassischen Wechseljahre gibt. Vielmehr liegen den meisten Symptomen, die Männer ihren “Wechseljahren” zuordnen würden, ein Testosteronmangel zugrunde. Der Hormonwert kann durch Stress und Erkrankungen noch negativ begünstigt werden. Der Begriff „Wechseljahre“ trifft deshalb nicht ganz zu, da die Abnahme der Geschlechtshormone beim Mann nicht so abrupt und linear verläuft wie bei Frauen während der Menopause, sondern eher durch einen schleichenden Prozess gekennzeichnet ist. Die gute Nachricht ist: die Symptome können durch geeignete Therapien behandelt werden.

Welche medizinischen Möglichkeiten gibt es, bei den Wechseljahren zu unterstützen?

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Die Wechseljahre können eine herausfordernde Phase sein, sowohl körperlich als auch psychisch. Es ist wichtig, ärztlichen Rat einzuholen, um individuelle Bedürfnisse und mögliche Behandlungsoptionen zu besprechen. Am häufigsten wird eine Hormonersatztherapie angewendet, die bei schweren Symptomen, besonders bei den sehr belastenden Hitzewallungen, hilfreich ist. Sie half laut einer Studie von 2021, den Schweregrad fast aller Hauptsymptome innerhalb von 1-2 Monaten um 70% zu verringern. Die Hormonersatztherapie kann jedoch nachweislich das Risiko erhöhen, an Krebs, insbesondere Brustkrebs, zu erkranken. Gibt es kurzfristig keine andere Möglichkeit und werden die Hormone so bald wie möglich wieder abgesetzt, können sich Frauen selbst entscheiden, ob sie dafür ein leicht höheres Krebsrisiko eingehen. Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Symptome der Wechseljahre zwangsläufig auf Hormonveränderungen zurückzuführen sind. In vielen Fällen können auch andere Ursachen in Betracht gezogen werden. Einige Beschwerden treten mit zunehmendem Alter generell häufiger auf, unabhängig von den Wechseljahren. Daher ist es ratsam, Beschwerden ärztlich abklären zu lassen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und angemessene Behandlungsoptionen zu besprechen.

Was kann mich durch die Wechseljahre bringen?

Zusätzlich zur ärztlichen Unterstützung können Selbstfürsorge, Akzeptanz und die Unterstützung anderer Menschen entscheidend sein.

Um die psychische Belastung der Wechseljahre zu bewältigen, kann es hilfreich sein, sich auf die positiven Aspekte dieser Lebensphase zu konzentrieren. Betrachte sie als eine Zeit der Weisheit und Lebenserfahrung, in der du auf frühere Erfolge zurückblicken kannst. Denke auch daran, dass frühere Schwierigkeiten wie die Pubertät, Unsicherheit und unreife Beziehungen jetzt hinter dir liegen.

Eine bewusste Selbstfürsorge kann ebenfalls dazu beitragen, mit den Wechseljahren umzugehen. Finde Aktivitäten, die dir Freude bereiten und die du vielleicht früher vernachlässigt hast, sei es aus finanziellen Gründen oder Zeitmangel. Indem du dir selbst erlaubst, diese Dinge bewusst zu genießen, kannst du dein Wohlbefinden steigern und die Herausforderungen der Wechseljahre besser bewältigen.

Darüber hinaus ist es wichtig, Unterstützung von anderen zu suchen und anzunehmen. Sprich mit Freund:innen, Familie oder professionellen Berater:innen über deine Gefühle und Bedenken. Das Teilen deiner Erfahrungen kann helfen, das Gefühl der Isolation zu verringern und dir zusätzliche Unterstützung bieten, während du durch diese Phase gehst.

Wie gehe ich damit um, mich nicht mehr jung zu fühlen?

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Praktiziere Akzeptanz. Ein grundlegendes Prinzip ist die Wertungsfreiheit. Die Begriffe „jung“ und „alt“ sind subjektive Interpretationen. Das Gefühl, „nicht mehr jung“ oder „zu alt“ zu sein, sind ebenfalls subjektive Einschätzungen. Erinnere dich daran, dass du einfach du selbst bist, und das ist völlig in Ordnung. Zur Förderung dieser Akzeptanz können Meditation, Achtsamkeitsübungen, Entspannungstechniken, körperliche Aktivität und Atemübungen hilfreich sein.

Wie kann ich lernen, meine Wechseljahre zu akzeptieren?

Das erfordert Übung, Geduld und Selbstliebe. Experimentiere und erkunde, was du annehmen kannst und was nicht. Erlaube dir, ohne Druck zu sein und sei liebevoll zu dir selbst, aber gib dich nicht auf. Erkenne, dass viel von der Ablehnung, die du empfindest, nicht von dir selbst kommt, sondern von den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen.

Führe ein innere Gedankenreise durch: Was würdest du gerne deinem 18-jährigen Selbst mit auf den Weg geben? Welche Einsichten hättest du gerne schon damals gehabt? Welche Erfahrungen haben dich zu der Weisheit geführt, die du heute besitzt? Würdest du diese Erfahrungen missen wollen? Achte darauf, was du jetzt kannst, was du früher nicht konntest, und fokussiere dich darauf. Lerne die neue Version von dir selbst kennen. Manchmal kann es hilfreich sein, während des Übergangs in eine neue Lebensphase ein Abschiedsritual für die alte Phase durchzuführen.

Wie kann ich Menschen in den Wechseljahren unterstützen?

Du kannst Frauen in den Wechseljahren unterstützen, indem du Geduld und Verständnis zeigst. Es ist wichtig, ihr zu versichern, dass Attraktivität und Anziehungskraft nichts mit Fruchtbarkeit und Jugend zu tun haben. 

Informiere dich über die Wechseljahre: Da ist dieser Blog-Beitrag schon mal ein guter Anfang… Ein Verständnis der körperlichen und psychischen Herausforderungen in dieser Zeit kann dir helfen, besser zu verstehen, was gerade passiert.

Höre zu und sei präsent: Gib Menschen die Möglichkeit, über ihre Gefühle und Erfahrungen zu sprechen. Einfach zuzuhören und für sie da zu sein, kann eine große Unterstützung sein.

Sei einfühlsam und geduldig: Die Wechseljahre können mit verschiedenen körperlichen und emotionalen Veränderungen einhergehen. Geduld und Zuwendung können helfen, wenn die Menschen um dich mit Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder anderen Symptomen zu kämpfen haben.

Ermutige Selbstfürsorge: Unterstütze dabei, dass die Frauen sich um sich selbst zu kümmern und Zeit für Entspannung, Bewegung und Selbstpflege einplanen.

Indem du Geduld, Verständnis und Unterstützung zeigst, kannst du Frauen helfen, diese Übergangsphase besser zu bewältigen und eure Beziehung zu stärken.

Die fabelhaften Wechseljahre?

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Die meisten Menschen verbinden die Wechseljahre mit Beschwerden, dem Altwerden und vielleicht auch sowas wie Vergänglichkeit. Es ist auch so, dass Frauen nach den Wechseljahren keine Kinder mehr auf dem natürlichen Weg bekommen können. Aber die Zeit kann auch ihre guten Seiten mit sich bringen. Durch die Wechseljahre sind Frauen quasi durch die körperliche Veränderung dazu gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Es beginnt eine neue Lebensphase, in der sie eventuell die Möglichkeit haben, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, sich und die eigene Rolle in verschiedenen Kontexten zu hinterfragen. Wer bin ich nach dieser Veränderung? Wen möchte ich in meinem Leben haben? Womit möchte ich meine Zeit verbringen? Eine Veränderung kann auch immer als kleiner Neuanfang gesehen werden. 

Oder, in den Worten der Schriftstellerin Rupi Kaur (frei aus dem Englischen übersetzt):

zeitlos

sie überzeugten mich
dass ich nur noch ein paar gute Jahre hätte
bevor ich durch ein Mädchen ersetzt werde, das jünger sei als ich
als ob Männer mit dem Alter mächtiger werden
aber Frauen wachsen in die Irrelevanz
sie können ihre Lügen behalten
denn ich habe gerade erst angefangen
ich fühle mich, als hätte ich gerade die Gebärmutter verlassen
meine Zwanziger sind das Aufwärmen
für das, was ich wirklich tun werde
Wartet, bis ihr mich in meinen Dreißigern seht
das wird die Einleitung sein
zu der verruchten, wilden Frau in mir.
Wie könnte ich gehen, bevor die Party begonnen hat?
die Proben beginnen mit vierzig
ich reife mit dem Alter
ich habe kein Verfallsdatum
und jetzt
für das Hauptereignis
Vorhang auf mit fünfzig
lasst uns die Show beginnen

Stress pur – Was macht maximaler Stress mit mir?

Endlich Wochenende oder Urlaub, aber nach dem ersten Moment der Erholung wird man plötzlich krank. Kennst du das? Post-Stress-Symptome, Leisure Sickness oder “Freizeitkrankheit” ist der Name für dieses Phänomen, bei dem Menschen besonders in Ruhe- und Freizeitsituationen Krankheitssymptome entwickeln. Das äußert sich in erster Linie durch Infektionen und gastrointestinale Symptome, also zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen, gefolgt von Kopfschmerzen und Sehbeschwerden.  

Laut einer Umfrage ist jede fünfte Person betroffen. Die Post-Stress-Symptome scheinen sich durch alle Berufsgruppen zu ziehen, wobei Personen, die häufig unbezahlte Überstunden machen, eher anfällig dafür sind. Ständige Erreichbarkeit und damit die geringere Trennbarkeit zwischen Freizeit und Beruf stellt einen Risikofaktor dar. 

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Wann haben wir eigentlich Stress?

Wir empfinden Stress abhängig von unserer individuellen Bewertung einer Situation – Was für eine Person stressig ist, kann für eine andere bedeutungslos sein. Im Stressmodell nach Lazarus wird ein Stressor, also ein eventuell stressauslösender Reiz, zunächst als positiv, irrelevant oder stressig eingeordnet, was ihn je nachdem entweder zu einer Bedrohung, Herausforderung oder einem Schaden/Verlust macht. Im nächsten Schritt, der sekundären Bewertung, werden unsere persönlichen Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten beurteilt. Die eigenen Möglichkeiten auf die Situation zu reagieren und auch eventuelle Hilfe von außen bestimmen, ob etwas als stressig oder nicht stressig eingestuft wird. Habe ich nicht genug Ressourcen zur Bewältigung einer Herausforderung, entsteht Stress.

Warum bekommen wir Post-Stress-Symptome?

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Bei Stress schüttet der Hypothalamus Hormone wie Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin aus, die uns helfen, mit Stress umzugehen. Diese Hormone erhöhen kurzfristig unsere Energieversorgung und steigern den Blutzuckerspiegel. Gleichzeitig werden nicht überlebenswichtige Funktionen wie z.B. die Verdauung unterdrückt, während das Immunsystem hochgefahren wird, um den Stressor zu bekämpfen. Nach der akuten Stresssituation wird die Hormonproduktion reduziert und die Immunfunktion nimmt ab, was eine Erholungspause erfordert. Der Erholungsprozess des Immunsystems dauert oft länger als die Stresssituation selbst, wodurch wir in den folgenden Tagen anfälliger für Krankheiten werden. Chronischer Stress kann das Immunsystem langfristig beeinträchtigen und die Abwehrleistung reduzieren. Daher ist es wichtig, Stresssituationen zu bewältigen und sich danach zu erholen, um die Gesundheit zu erhalten.

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Gegen Stress vorgehen

Die beste Methode, mit Stress umzugehen, ist es, den Stressor an der Wurzel zu beseitigen. Also zum Beispiel möglichst keine Überstunden mehr zu machen, statt zu versuchen, den Überstunden mit einem Entspannungstraining entgegenzuwirken. Der Umgang mit Stress sollte unser Plan B sein und kommt vor allem dann zum Tragen, wenn der stressauslösende Faktor nicht vollständig entfernt werden kann. Um die Beseitigung des Problems zu schaffen, ist es erst einmal wichtig, herauszufinden, woher der Stress kommt. Hierbei ist es von besonderer Bedeutung, den Stress auch ernst zu nehmen und ehrlich zu sich selbst zu sein. Veränderung ist meistens schwer, aber Stress und vor allem diese Post-Stress-Symptome sind Zeichen des Körpers der Überforderung. Daher ist es wichtig, nach Alternativen zu den Stressfaktoren zu suchen, sei es im Beruf, im sozialen Umfeld oder in persönlichen Beziehungen. Es kann auch ratsam sein, sich frühzeitig Unterstützung zu suchen, wenn man vor besonders herausfordernden Aufgaben steht. Das kann helfen, den Stress zu reduzieren und eine bessere Bewältigung der Aufgaben zu ermöglichen.

Gute Rahmenbedingungen können auch hilfreich bei der Stressbewältigung sein und sogar dafür sorgen, dass wir weniger anfällig dafür sind, gestresst zu reagieren. Der Klassiker: Schlaf! Der Schlafbedarf variiert von Person zu Person, wobei die meisten Menschen zwischen 6 und 9 Stunden Schlaf pro Nacht benötigen. Es wird allgemein empfohlen, durchschnittlich etwa 7 Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen, um gesund zu bleiben und Stress effektiv zu bewältigen. Außerdem ist es wichtig einen Ausgleich zu schaffen, dabei können Aktivitäten wie z.B. Waldspaziergänge hilfreich sein, da sie eine entspannende Umgebung bieten und zur Erholung beitragen. Komplett machen gute Voraussetzungen zur erfolgreichen Stressbewältigung eine ausgeglichene Ernährung und ausreichend Bewegung. Meist hapert es schon an diesen Grundvoraussetzungen, wenn wir sehr unter Stress stehen. Sind unsere Grundbedürfnisse erfüllt, sind wir stressresistenter und können auch besser gegen Stress vorgehen. 

Wer hat an der Uhr gedreht? Tipps zum Zeitmanagement

Für viele Menschen entsteht Stress, weil zu wenig Zeit für zu viele Aufgaben vorhanden ist. Natürlich wäre auch hier der beste Ansatz, sich weniger vorzunehmen, beruflich und auch privat Grenzen zu setzen oder Aufgaben zu delegieren. Falls das nicht möglich ist, haben wir euch ein paar Tipps zusammengeschrieben, die die Uhr für euch langsamer drehen lassen:

1.

Beachte Zeitmanagement-Regeln

Erfolgreiches Zeitmanagement besteht darin, klare Ziele festzulegen, Prioritäten zu setzen, einen detaillierten Plan zu erarbeiten und Störfaktoren zu eliminieren. Führe To-do-Listen oder ein Journal, um deine Aufgaben und deinen Fortschritt zu verfolgen. Dies hilft dir, deine Zeit effektiv zu nutzen und deine Produktivität zu steigern. Plane kurzfristig (tägliche Aufgaben) und langfristig (monatliche oder jährliche Ziele), um den Stress vor Urlauben zu reduzieren. Ziel ist es, dass du möglichst nicht alle Aufgaben kurz vor dem Urlaub erledigen musst, sondern vorarbeiten kannst und den Hauptsstress nicht kurz vor deiner Erholungsphase erlebst. Achte darauf, dass du nicht zu viel Arbeit übernimmst und dich nicht überschätzt.

2.

Produktive Stunden nutzen

Wir können uns an ungefähr drei Stunden pro Tag wirklich konzentrieren. Nutze deine konzentriertesten Stunden effektiv, indem du wichtige Aufgaben priorisiert und zuerst erledigst. Am besten entfernst du während deiner Arbeitszeit Ablenkungen wie Handys aus deiner Arbeitsumgebung, da sie die Konzentration beeinträchtigen können.

3.

Konkrete Zeitmanagement-Techniken

  • Schwierigkeiten mit der Arbeit zu starten? Versuche den 10-Minuten-Trick: Verpflichte dich, nur 10 Minuten lang an einer Aufgabe zu arbeiten. Oft findest du nach dieser Zeit deine Motivation zurück und bleibst länger dabei.
  • Erstelle eine „Not-to-do-Liste“, um unerwünschte Gewohnheiten zu identifizieren und zu vermeiden.
  • Probiere die „Eat-the-Frog-Methode“ aus, indem du mit der schwierigsten und unangenehmsten Aufgabe beginnst und so “den Frosch als erstes isst”. 
  • Lukas Liebling: die Pomodoro-Methode: Arbeite 25 Minuten lang konzentriert, gefolgt von einer 5-minütigen Pause, und wiederhole diesen Zyklus 4 Mal, gefolgt von einer längeren Pause.

Stress-Intervention bei akutem Stress für Kopf und Körper

Glaubenssätze wie „Ich bin ein Loser“ oder „Ich bin unfähig“ können dazu führen, dass wir Situationen als unüberwindbar stressig empfinden. Indem wir diese negativen Glaubenssätze identifizieren und durch positivere ersetzen, wie etwa „Ich habe meinen Erfolg verdient“ oder „Ich habe bereits viel erreicht“, können wir unsere Bewertung von Ereignissen langfristig verändern. Positive Glaubenssätze können uns helfen, Herausforderungen als machbar zu betrachten und unser Selbstvertrauen zu stärken, was zu einer Reduzierung des Stresslevels führen kann.

Sportliche Betätigung ist gut für unsere Gesundheit und ein wirksames Mittel gegen Stress, wobei medizinische Empfehlungen oft auf 3 Einheiten von je 45 Minuten pro Woche hinweisen.

Zusätzlich zum Sport können verschiedene Entspannungstechniken effektiv sein, darunter Progressive Muskelentspannung (PMR), Autogenes Training, Meditation und Yoga.

Es ist wichtig, einen Ausgleich zu schaffen, indem man sich Zeit für Entspannung und angenehme Momente nimmt. Diese können als Puffer gegen stressige Zeiten dienen und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.

Spezielle Tipps bei der Freizeitkrankheit

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Als präventive Maßnahme kannst du versuchen, den Höhepunkt von Stressoren direkt vor dem Urlaub oder dem Wochenende zu vermeiden, indem du effizientes Zeitmanagement praktizierst. Setze klare Prioritäten, plane im Voraus und reduziere unnötigen Stress, um dich auf eine erholsame Zeit vorzubereiten.

In deiner Freizeit könntest du dich dann von Stressoren abschirmen, indem du beispielsweise dein Handy ausschaltest und bewusst Zeit für Entspannung einplanst. Vermeide es, zusätzlichen (Freizeit-)Stress während des Urlaubs zu schaffen und konzentriere dich lieber auf erholsame Aktivitäten.

Kopple nicht alle Hoffnungen auf Entspannung allein an den Urlaub oder das Wochenende. Integriere stattdessen „Entspannungsinseln“ in deinen Alltag, indem du regelmäßig Zeit für Entspannung und Selbstfürsorge reservierst. Auf diese Weise kannst du auch außerhalb von Urlaubszeiten Ruhe und Erholung finden.

Fazit

Die Post-Stress-Symptome sind ein ernstzunehmendes Phänomen, das zeigt, wie sich Stress nicht nur im Arbeitsalltag, sondern auch in der Freizeit negativ auf unsere Gesundheit auswirken kann. Die Vorfreude auf den Urlaub oder das Wochenende wird oft von einem plötzlichen Anstieg des Stressniveaus begleitet, weil wir vielleicht viele Aufgaben noch vor der Pause erledigen wollen. Dieser Stress kann zu körperlichen und psychischen Beschwerden führen. Um diesen Post-Stress-Symptomen entgegenzuwirken, ist eine bewusste Prävention entscheidend, die effizientes Zeitmanagement, das Abschirmen von Stressoren und die Anpassung der Erwartungen umfasst. Indem wir uns auch in der Freizeit um unsere mentale und physische Gesundheit kümmern und Entspannungsinseln in unseren Alltag integrieren, können wir dieser “Freizeitkrankheit” wirksam entgegenwirken und eine erholsame Auszeit genießen.

Wenn du noch mehr darüber erfahren möchtest, wie Stress entsteht, wieso wir Menschen überhaupt Stress empfinden und was du machen kannst, um deinen Stress zu reduzieren, könnte dir der Kurs „Stressbewältigung“ von der Stefanie Stahl Akademie weiterhelfen. Schau doch einfach mal vorbei!

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Der Weg zum Glück

Hand aufs Herz – wir wünschen uns doch alle einfach nur glücklich zu sein. Neben konkreten Lebenszielen wie bestimmten Reisen, dem Traumjob oder der Gründung einer Familie, streben viele von uns auch nach diesem unspezifischen Glücksempfinden. Wir streben nach Glück, als wäre es ein Ziel, das wir endgültig erreichen können. Dabei ist Glück kein Punkt auf unserer Bucket-List, den wir abhaken können. Das Glück kann kommen und gehen und wenn wir mal nicht glücklich sind, obwohl die äußeren Umstände doch eigentlich stimmen, fragen wir uns vielleicht, ob etwas mit uns nicht stimmt. Kann es also sein, dass uns das Streben nach Glück auch unglücklich machen kann?

Dass es uns ganz schön stark unter Druck setzen kann, wenn wir immer nur glücklich sein wollen, haben wir schon aus unserem Blogbeitrag zu toxischer Positivität gelernt. Alle Gefühle sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Menschseins. Sie erfüllen den wichtigen Zweck, uns auf unsere Bedürfnisse hinzuweisen. Durch toxische Positivität, also die Überzeugung, dass wir immer glücklich sein müssen, neigen wir dazu, unangenehme Gefühle zu unterdrücken. Genau das kann diese Gefühle verstärken und weitere problematische Folgen haben. So kommen wir in dem Beitrag zum Fazit: “Statt auf Krampf glücklich sein zu wollen, sollten wir uns bemühen, einen Zugang zu unseren Emotionen zu finden, sie zuzulassen und zu verarbeiten. Nur so kann Authentizität gelebt und eine gesunde psychische Verfassung gefördert werden.”

Wir nehmen uns nun vor, die unangenehmen und angenehmen Gefühle in unserem Leben anzunehmen, um langfristig eben doch glücklicher zu sein. Klingt paradox, aber nur glücklich sein zu wollen, macht uns langfristig unglücklich.

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Worin besteht der Unterschied zwischen Glück, Zufriedenheit und Freude?

Für die Antwort auf diese Frage orientieren wir uns an dem Psychologieprofessor Philipp Mayring. Nach Mayring ist Freude wie ein blitzartiges Gefühl, das uns mitten ins Herz trifft, meistens wenn das Leben uns mit etwas Schönem überrascht. Es ist dieses unmittelbare Glücksgefühl, das uns überkommt, wenn wir eine gute Nachricht erhalten oder uns auf etwas besonders freuen. Doch genauso schnell, wie sie kommt, kann die Freude auch wieder vorüber sein. Sie ist ein situativer und vorübergehender Zustand, der von verschiedenen Ereignissen oder Momenten ausgelöst werden kann. Freude ist ein Geschenk des Augenblicks.

Glück ist ein Zustand, der länger anhält als Freude, aber nicht so beständig ist wie Zufriedenheit. Es ist eine Mischung aus Glück haben und glücklich sein, wie Mayring es beschreibt – ein Zustand und eine Eigenschaft zugleich. Man kann Glück haben oder glücklich sein. Oft verbindet uns Glück mit etwas Größerem als uns selbst, sei es das herzliche Lachen in geselliger Runde oder das stille Innehalten in der Natur.

Zufriedenheit ist laut Mayring das stabilste der drei Gefühle und stellt eher einen ruhigen Gefühlszustand dar. In Lukas Klaschinskis neuem Buch “Fühl dich ganz”, wird sehr bildlich zusammengefasst:

 “Während Freude wie ein Feuerwerk wirkt und sich Glück mit einem kurzweiligen Rausch vergleichen lässt, erscheint Zufriedenheit wie dieser alte, treue Freund, der uns im Arm hält, lange nachdem die Party vorbei ist.”

Komm in den Flow

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Das Konzept des „Flow“ wurde von dem Psychologen Mihály Csikszentmihalyi entwickelt. Flow beschreibt einen angenehmen mentalen Zustand, in dem man sich konzentriert und optimal gefordert fühlt, während man vollständig in eine Tätigkeit eintaucht. Die Hauptkomponenten sind Absorbiertheit, wahrgenommene Anforderungs-Fähigkeits-Balance und Freude. Handlungen fließen nahtlos ineinander über, und die Gedanken sind ganz auf die aktuelle Tätigkeit gerichtet. Das Bewusstsein für das Selbst und die Zeit geht dabei verloren, sodass Personen im Flow-Zustand oft nicht bemerken, wie die Stunden vergehen. Kennst du das Gefühl, beim Arbeiten, Musizieren oder im Sport vollkommen zu versinken?

Die optimale Beanspruchung entsteht durch hohe Anforderungen in Verbindung mit hohen Fähigkeiten. Trotz dieser Herausforderungen empfindet man stets Kontrolle über die eigenen Handlungen. Klare Ziele und Rückmeldungen sind ebenfalls wichtig, um in den Flow zu gelangen. Dabei können Rückmeldungen auch aus der Tätigkeit selbst kommen, z.B. den richtigen Ton beim Spielen eines Instruments zu hören. 

Im Flow werden Gedanken, Absichten, Gefühle und Sinne, die alle auf dasselbe Ziel ausgerichtet sind, miteinander integriert. Dabei kann das Flow-Erleben in verschiedenen Intensitätsgraden auftreten, von tiefem Flow, der über einen längeren Zeitraum anhält, bis hin zum Mikro-Flow, der nur kurzzeitig ist. Die subjektive Wertigkeit der Tätigkeit ist entscheidend: Je höher der individuelle Wert einer Tätigkeit empfunden wird, desto größer ist die Chance auf eine tiefe Flow-Erfahrung

Aber was haben Flow und Glück denn nun miteinander zu tun? Gibt es spannende und vielversprechende Ergebnisse, die die aktuelle Flow-Forschung für uns bereithält? Ja! Personen fühlen sich nach einer Flow-Erfahrung fähiger, geschickter und befinden sich in einer positiveren Stimmung. Verschiedene Studien zeigen den Zusammenhang von Flow und psychischem Wohlbefinden sowie einer höheren Lebenszufriedenheit. Im Arbeitskontext hängt Flow mit einer höheren Arbeitszufriedenheit und mehr Energie am Feierabend zusammen. Dr. Corinna Peifer zeigte in ihrer Studie aus dem Jahr 2020 sogar, dass Flow am Feierabend mehr Wohlbefinden am nächsten Morgen vorhersagen konnte.

Warum streben wir nach den angenehmen Gefühlen?

Angenehme Gefühle tragen zur Lebensqualität bei und können uns motivieren, Ziele zu verfolgen und Herausforderungen anzunehmen, vor allem durch das dopaminerge System in unserem Gehirn. 

Sie erfüllen auch unsere psychischen Grundbedürfnisse, indem sie ein Gefühl von Selbstwirksamkeit, Kontrolle und sozialer Verbindung vermitteln. Aus diesem Grund neigen wir dazu, unser Streben nach angenehmen Gefühlen als eine Form der emotionalen Regulation zu betrachten. Angenehme Emotionen dienen auch als Bewältigungsmechanismus, der uns hilft, mit Stress umzugehen und schwierige Situationen zu bewältigen.

Die philosophische hedonistische Perspektive geht davon aus, dass Menschen nach Freude und Lust streben, um Leiden zu minimieren und ihr persönliches Wohlbefinden zu maximieren. Das Streben nach Glück wird daher als grundlegende Triebfeder für menschliches Verhalten angesehen, da es uns dazu motiviert, Dinge zu tun, die uns Freude bereiten und uns ein erfülltes Leben ermöglichen.

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Woher kommen Überzeugungen, kein Recht auf Freude, Glück und Zufriedenheit zu haben?

Manchmal haben wir den Eindruck, Glück nicht zu verdienen oder kein Recht darauf zu haben. Solche dysfunktionalen (nicht hilfreichen) Überzeugungen können aus verschiedenen Quellen stammen. Ein niedriges Selbstwertgefühl spielt oft eine große Rolle, da Personen möglicherweise das Gefühl haben, dass sie nicht gut genug sind, um Glück zu erleben.

Des Weiteren können tief verankerte Glaubenssätze, die früh im Leben erworben wurden, diese Überzeugungen verstärken. Beispiele hierfür sind Überzeugungen wie „Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein“ oder „Ich darf nicht glücklicher sein als meine Eltern“. Solche Glaubenssätze können durch familiäre Umstände oder Erziehung geprägt und schwer zu überwinden sein.

Soziale Normen und kulturelle Überzeugungen spielen ebenfalls eine Rolle. Manche Menschen sind der Meinung, dass man Glück und Freude verdienen muss, indem man hart arbeitet oder kämpft. Für sie ist Glück an Bedingungen geknüpft, und sie fühlen sich möglicherweise schuldig, wenn sie es ohne Anstrengung erreichen. Diese Überzeugungen können von der Gesellschaft oder bestimmten sozialen Gruppen vermittelt worden sein.

Insgesamt können diese Überzeugungen tief verwurzelt sein und es schwer machen, Freude und Glück zuzulassen. Es erfordert oft eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen Glaubenssätzen und möglicherweise professionelle Unterstützung, um sie zu überwinden und eine positivere Einstellung zum eigenen Glück zu entwickeln.

Der Mythos vom dauerhaften Glück

Unrealistische Erwartungen können eine große Hürde auf dem Weg zum Glück sein. Ein häufiges Missverständnis ist, dass Glück irgendwann erreicht wird und dann für immer anhält – als gebe es eine Endstufe, einen sorglosen Zustand vollkommener Glücklichkeit. Die Realität ist jedoch oft anders: Glückszustände sind vorübergehend und können schwanken. Streben wir dauerhaft nach Glück, setzen wir uns unter Druck und haben hohe Erwartungen an diesen Zustand. Ein typisches Beispiel ist die Vorfreude auf den Urlaub, wenn man gestresst vom Job ist. Man erwartet, dass der Urlaub einen vollkommenen Glückszustand bringt. Doch oft werden diese Erwartungen nicht erfüllt, weshalb Enttäuschung vorprogrammiert ist. 

Wir tendieren dazu, den „Soll-Zustand”, also unsere Vorstellung vom Glück mit dem „Ist-Zustand”, der Realität, abzugleichen. Wenn diese nicht übereinstimmen, kann Unzufriedenheit entstehen. Dennoch ist es wichtig, weiterhin Erwartungen zu haben, da sie uns motivieren und vorantreiben. Es geht vielmehr darum, realistische Erwartungen zu entwickeln und zu akzeptieren, dass Glück oft aus kleinen Momenten besteht und nicht dauerhaft erreicht werden kann. Akzeptanz für die Höhen und Tiefen des Lebens ist schließlich auch zentral, um Herausforderungen begegnen zu können und so auch zufriedener zu werden. 

Druck und Stress, die oft mit dem Streben nach Glück und Zufriedenheit einhergehen, können paradoxerweise dazu führen, dass Menschen das Gegenteil erreichen und depressive Symptome zeigen. Dies liegt zum Teil daran, dass Menschen, die stark nach Glück streben, dazu neigen, ihre Fortschritte zu beobachten und zu vergleichen. Dadurch sind sie ständig in der Zukunft und der Vergangenheit gefangen und nicht im Hier und Jetzt, was dem Empfinden von Glück im Wege stehen kann. Studien zeigen, dass das Leben im Hier und Jetzt entscheidend für das Glücksempfinden ist, was wiederum mit Achtsamkeit verbunden ist. 

Eine weitere Herausforderung ist die „hedonistische Tretmühle“, in der Menschen gefangen sind. Das Konzept beschreibt, dass Menschen nach einschlägigen Erlebnissen wie einem Lottogewinn, einer Hochzeit oder einem Verlust nach kurzzeitiger Veränderung der Lebenszufriedenheit wieder auf das vorherige Grundlevel zurückkommen. Sie gewöhnen sich an die Veränderungen durch die Ereignisse und streben immer nach dem nächsten Glücksmoment, was zu einem starken Druck führen kann, ständig glücklich sein zu müssen.

Die Verleugnung negativer Emotionen ist ebenfalls problematisch. Alle Emotionen erfüllen wichtige Funktionen und weisen uns auf unerfüllte Bedürfnisse hin. Wenn negative Emotionen vermieden oder verleugnet werden, entsteht eine Distanz zwischen dem, wie man sich fühlen sollte, und dem, wie man sich tatsächlich fühlt. Dies kann das persönliche Wachstum einschränken, indem Konflikte vermieden werden und man sich von äußeren Umständen abhängig macht.

Die Kommerzialisierung von Glück ist ein weiterer Aspekt. Der Marketing-Bereich nutzt das Streben nach Glück als Verkaufsargument und bewirbt Produkte und Dienstleistungen oft damit, das Glück zu steigern. Dies kann zu einem Konsumverhalten führen, das auf kurzfristige emotionale Befriedigung abzielt, anstatt langfristige Erfüllung zu suchen.

Abschließend kann gesagt werden, dass das Ziel vom ständigen ultimativen Glück die Realität vernachlässigt, dass persönliches Wachstum, Resilienz und die Bewältigung von Herausforderungen oft mit der Auseinandersetzung mit verschiedenen, auch unangenehmen Emotionen einhergehen. Forschung in der positiven Psychologie zeigt, dass die Bewältigung von Herausforderungen und das daraus resultierende persönliche Wachstum wesentliche Bestandteile eines erfüllten Lebens sind.

Was können wir für unser Glück tun?

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Wie in unserem Abschnitt zu Flow bereits klar geworden ist, können Flow-Erlebnisse, bei denen man vollständig in einer Tätigkeit aufgeht, dabei helfen, sich lebendig und erfüllt zu fühlen. Also überlege dir, welche Aktivitäten dich in den Flow bringen und wie du vielleicht mehr davon in deinen Alltag integrieren kannst. 

Realistische Erwartungen helfen, sich bewusst darüber zu werden, dass es immer Höhen und Tiefen gibt. Herausforderungen können als Teil des Lebens betrachtet werden und ein guter Umgang damit hilft, unser persönliches Wachstum zu fördern. 

Die umfangreichste Längsschnittstudie zum Thema Glück und Zufriedenheit, die bisher gemacht wurde, begleitete Menschen von ihrem Teenageralter bis zum Tod. Dabei stellte sich heraus, dass Glück und Erfüllung im Leben nicht durch Geld oder Status erreicht werden, noch durch längeres oder härteres Arbeiten. Stattdessen fanden die Teilnehmenden Glück und Erfüllung vor allem in den Beziehungen, die sie führten – sowohl zu anderen Menschen als auch zu sich selbst. Die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen ist vielen von uns klar, aber auch die Beziehung zu uns selbst sollten wir nicht vernachlässigen. 

Selbstakzeptanz – sich selbst mit allen Stärken und Schwächen anzunehmen, mindert den Druck, immer perfekt und glücklich sein zu müssen und kann so zu unserer Zufriedenheit beitragen.

Achtsamkeit, also das bewusste Erleben des gegenwärtigen Moments ohne Wertung, kann helfen, die Schönheit des Augenblicks zu schätzen, unabhängig von äußeren Umständen. Neben der Achtsamkeit für äußere Umstände, kannst du auch achtsam für deine eigenen Gefühle sein.

Fazit: Umwege zum Glück


Der Wunsch nach Glück ist menschlich. Wir dürfen uns nach Glücksmomenten sehnen und nach Aktivitäten und Beziehungen suchen, die uns Freude und Zufriedenheit bringen. Dabei helfen uns realistische Erwartungen, Achtsamkeit und Gefühlsbereitschaft. Den einen Weg zum ultimativen Glück gibt es nicht, aber wie bei vielen Dingen im Leben, können wir auch auf Umwegen ans Ziel gelangen.

So lonely – 7 Wege aus der Einsamkeit

Vielleicht ist es das Gefühl der heutigen Zeit. Obwohl wir über unser Handy und soziale Medien viel mehr in Kontakt zueinander stehen, fehlt oft Verbundenheit – Wir fühlen uns einsam. Das geben zumindest 48% der unter 30-Jährigen an. Es ist also kein Phänomen, das nur ältere Menschen betrifft, was man vielleicht auf den ersten Blick denken könnte. Diese Einsamkeits-Epidemie ist ein so großes Problem geworden, dass die ehemalige Premierministerin Theresa May 2018 sogar eine Ministerin für Einsamkeit berief. 

Einsamkeit ist für viele ein bekanntes Gefühl, andere vermeiden es allein zu sein, können aber nicht benennen, warum. Haben sie Angst vor dem unwohlen Einsamkeitsgefühl, das dann aufkommen würde? Wir halten uns beschäftigt, rennen von Termin zu Termin, überbrücken Pausen mit Telefonaten, Sprachnachrichten, Musik und Podcasts. 

Aber wie kann das sein? Müssten wir uns nicht durch all die Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, vom weiten Reisen bis hin zu den vielen Kontaktmöglichkeiten, insgesamt weniger einsam fühlen? Und was sind Unterschiede zwischen Alleinsein und Einsamkeit? Wir klären diese Fragen für euch und geben euch 7 Schritte an die Hand, die euch helfen können, dieser Epidemie entgegenzuwirken.

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Einsamkeit, Alleinsein, soziale Isolation – Alles dasselbe?

Einsamkeit meint die wahrgenommene Abweichung zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen. Das kann sich auf die Qualität oder auf die Anzahl der Kontakte beziehen, wobei die Qualität meist die bedeutendere Komponente darstellt. Einsamkeit kann sich über viele Wege bemerkbar machen. Betroffene fühlen sich zum Beispiel traurig, leer, sorgenvoll, verzweifelt oder als hätten sie keine Kontrolle über die Situation. Manche vergraben sich wie in einem Schneckenhaus, entfernen sich von Freund:innen oder der Familie. Dieser soziale Rückzug ist ein Verhalten, das sich bei Einsamkeit einstellen kann. Aber auch Schlaflosigkeit, übermäßiger Schlaf oder dass wir sensibler auf Kritik reagieren, kann darauf hinweisen, dass wir uns eigentlich einsam fühlen. Auch körperliche Symptome sind nicht selten. Manchmal schlägt die Einsamkeit auf den Magen oder Kopf, unser Appetit verändert sich und wir können Verdauungsprobleme bekommen. Einsamkeit ist ein subjektives Empfinden und kann nicht von außen gemessen werden. 

Alleinsein dagegen bedeutet, dass eine Person für sich allein ist oder momentan nicht mit anderen kommuniziert. Es sagt also nichts über mögliche soziale Beziehungen der Person aus und kann als positiv empfunden werden, da es beispielsweise Raum für Kreativität oder Zeit für die Beschäftigung mit sich selbst bietet.

Soziale Isolation ist ein Zustand, der von außen beobachtbar ist, da er die Abwesenheit von Kontakten beschreibt und somit ein Maß für soziale Eingebundenheit darstellt. Einsamkeit und soziale Isolation hängen zwar zusammen, aber dieser Zusammenhang ist nicht sehr groß: Jemand, der/die keine oder wenige soziale Beziehungen hat, muss sich nicht einsam fühlen, aber jemand in einer Gruppe oder mit vielen Beziehungen kann sich einsam fühlen.

Fühlt sich nicht jede Person mal einsam?

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Das Gefühl der Einsamkeit ist sicher den meisten Menschen bekannt. Es ist auch wichtig, dieses Gefühl zu haben und zuzulassen, weil es uns zeigt, dass unser Bedürfnis nach Bindung nicht ausreichend erfüllt ist. Es soll uns dazu motivieren, neue Kontakte zu knüpfen und eine Verbundenheit herzustellen, indem wir in soziale Beziehungen investieren. Dabei gibt es keine festen Werte, ab wann Einsamkeit “problematisch” ist. Aber wir können zwischen vorübergehender und chronischer Einsamkeit unterscheiden.

Während bei einer passageren Einsamkeit, die durch äußere Umstände wie einen Umzug, Jobwechsel oder eine Trennung aufkommen kann, das Gefühl nach einer gewissen Zeit vergeht, wird die Einsamkeit bei anderen chronisch. Manche Menschen kennen das Gefühl der Einsamkeit schon ein Leben lang. Man könnte dies als eine sehr tief sitzende Form bezeichnen. Diese tief sitzende Einsamkeit hat eher mit inneren Vorgängen wie dem Selbstwert, als mit äußeren Umständen zu tun.

Wieso fühlen wir uns einsam?

Das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Kontakt ist tief in uns verankert und hat sich im Laufe der Evolution herausgebildet. Der Gegenspieler, also die Einsamkeit, hat uns dazu gedrängt, Bindung und damit Zugehörigkeit zur Gruppe zu suchen. Die Gruppe hat uns das Überleben gesichert. Einzelgänger:innen hatten damals eine größere Wahrscheinlichkeit zu sterben, sei es an Hunger, Durst oder durch Raubangriffe. Die, bei denen Einsamkeit schneller aufkam, suchten den Schutz der Gruppe, jagten zusammen und bildeten Gemeinschaften, in denen der Nachwuchs großgezogen wurde. Dieses wohlig warme Gefühl, einer Gruppe anzugehören, schützt uns bis heute. 

Die Grundlagen für diese Empfindung sind bereits mit der Geburt in uns angelegt. Säuglinge besitzen noch nicht die kognitiven Fähigkeiten, ihre Gefühle zu benennen, um Einsamkeit im erwachsenen Sinne zu empfinden. Trotzdem bereitet es ihnen Unbehagen und Stress, längere Zeit alleine gelassen zu werden und somit ihr natürliches Bedürfnis nach Nähe, Berührung und Pflege nicht gestillt zu bekommen.

Babys kommunizieren das in erster Linie mit Weinen. Von dem Rat, Säuglinge mal eine Nacht schreien zu lassen, damit sie lernen sollen, ohne ihre Eltern in einem separaten Zimmer zu schlafen, ist man heute aus entwicklungspsychologischer Sicht längst weggekommen. Das wäre ungefähr so, als würde man Erwachsenen raten, in einem Kriegsgebiet unter einer einsturzgefährdeten Brücke zu nächtigen. Die verspürte Todesangst kann zu starkem Stress und Panik führen. Ähnliche Gefühle werden in Babies ausgelöst, wenn Eltern ihre Kinder emotional vernachlässigen, in ihren Bedürfnissen nicht ausreichend wahrnehmen oder sie in ihrem Schmerz nicht ernst nehmen. Gerade unsere frühen Bindungserfahrungen haben einen ganz entscheidenden Einfluss darauf, wie wir uns emotional entwickeln und im Hier und Jetzt Beziehungen führen. Wenn bei Babys und Kindern dauerhaft das Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung unerfüllt bleibt, kann das zu langfristigen Entwicklungsproblemen und der tief sitzenden Angst führen, sich auch als Erwachsener nicht auf Beziehungen einlassen zu können oder verlassen zu werden. Ein Zustand der Einsamkeit, der uns ein Leben lang begleiten kann.

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Was macht Einsamkeit mit uns?

Langanhaltende Einsamkeit kann sehr schädlich für unsere geistige und körperliche Gesundheit sein: Wer lange einsam ist, hat ein erhöhtes Risiko für Schlafstörungen und Herzerkrankungen. Gerade bei älteren Menschen, die statistisch gesehen auch die größte Wahrscheinlichkeit haben, allein zu sein, ist Einsamkeit gefährlich. Die Psychologin und Sozialforscherin Dr. Julianne Holt-Lunstadt fand heraus, dass der Effekt von Isolation und Einsamkeit auf unsere Gesundheit mit dem von Rauchen und Alkohol vergleichbar ist. Dabei geht es um das Gefühl: Es spielt also keine Rolle, ob wir wirklich sozial isoliert leben oder uns eben “nur” einsam fühlen. Gesundheitlich riskant sind beide Varianten gleichermaßen. Die Forschenden John T. Cacioppo und Louise C. Hawkley zeigen außerdem in einer Studie: Bei Menschen, die lange einsam sind, erhöht sich der Rückgang mancher Gedächtnisfunktionen und der Aufmerksamkeit. Genauso verhält es sich laut Studie mit unserer Planungsfähigkeit, was natürlich dazu führen kann, dass wir schwerer aus der Einsamkeit finden, denn genau diese Fähigkeiten sind dafür notwendig. Zusätzlich erleben einsame Menschen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ihr Umfeld als bedrohlicher und beängstigender, was den Kreislauf der Einsamkeit nochmals verstärkt. Teufelskreis: Einsamkeit ist ein Strudel, der mit fortgeschrittener Zeit an Momentum gewinnt. Aus der mit der Einsamkeit verbundenen Traurigkeit und Unruhe ziehen wir uns immer mehr zurück und gehen immer weniger raus in die Welt, um mit anderen in Verbindung zu kommen. Wenn wir auf unsere Einsamkeit nicht reagieren, dann wird die Chance, andere korrigierende Erfahrungen zu machen, immer schwieriger.

7 Wege aus der Einsamkeit

Was können wir nun gegen die Einsamkeit tun? Das ist eine große Frage, die wir hier nicht für alle Menschen beantworten können. Wir Menschen sind sehr individuell und komplex und es gibt kein “Geheimrezept”, das allen hilft. Aber einige Strategien oder Herangehensweisen können vielen helfen, sich dem Gefühl zu stellen und vielleicht sogar es zu bewältigen. Allerdings sollte bei einer chronischen, tief sitzenden Einsamkeit, die mit einem hohen Leidensdruck einhergeht, nicht davor zurückgescheut werden, sich professionelle Hilfe zu suchen!

1. 

Gefühlsbereitschaft

Ein sehr bedeutender Schritt, um aus der Einsamkeit zu gelangen, ist vielleicht etwas kontraintuitiv: Einsamkeitsgefühle zulassen. Unsere Gefühle erfüllen einen Zweck und wir können nicht vor ihnen wegrennen. Irgendwann holen sie uns ein. Deshalb ist es wichtig, unsere Gefühle, auch die unangenehmen, ernstzunehmen und ihnen Raum zu geben. Um dabei nicht in eine Spirale der Einsamkeit zu fallen, hilft das “Gedankenkino”:

Beim Gedankenkino beobachtet man die eigenen Gedanken wie ein:e Besucher:in eines Kinofilms. Statt mit den Gedanken identifiziert zu sein, sind diese eher wie Dialoge auf der Leinwand. Wir sehen was passiert, ohne uns davon komplett einfangen zu lassen. Mit größerem Abstand verlieren die Gedanken ihre Sogkraft, wir können sie aber trotzdem erkennen. Das Ziel ist, die Gedanken als das anzunehmen, was sie sind: Ein Versuch, die Zukunft vorauszusagen. Eine Zusammenstellung an Informationen, die wir in der Vergangenheit gesammelt haben, aber keine Tatsachen. Dasselbe gilt auch für unsere Gefühle. Sie sind bewusste und unbewusste, sehr schnelle Einschätzungen und Handlungsvorschläge zu einer Situation. Wir sollten diese wahrnehmen, müssen aber nicht tun was sie uns raten. 

Das eröffnet den Raum dafür, die aufkommenden Gedanken und Gefühle genau anzugucken und zu hinterfragen: “Bin ich wirklich so allein?” “Kann ich mich wirklich auf niemanden verlassen?” Durch eine interessierte, erforschende Haltung uns und unseren Empfindungen gegenüber können wir Gedanken, die nicht (mehr) der Realität entsprechen, ändern und gegebenenfalls ins Handeln kommen.

2.

Kontakt suchen

Wer die Qualität seiner Beziehung verbessern will, muss natürlich erst einmal Beziehungen aufbauen. Dafür gibt es folgende Tipps:

Erhöhe die „Basisrate“. Umso mehr Menschen du triffst, umso höher ist die Chance, dass Menschen dabei sind, die du gerne magst. Nichts verbindet mehr als gemeinsame Hobbys und Interessen. Wir kommen mit anderen Leuten zusammen, ohne aktiv werden zu müssen und haben sofort etwas, worüber wir sprechen können. Beispiele, wo du andere treffen kannst: 

  • Hobbys (Sportverein, Sprachkurs,..)
  • Ehrenamt
  • Fort- und Weiterbildung
  • Co-Working-Space
  • Apps zum Freund:innen finden (z.B. Bumble BFF oder Couchsurfing)
  • Networking-Events

Sage Menschen, dass du auf der Suche nach neuen Kontakten bist und lass dich „verkuppeln“ – was in der Liebe geht, geht auch in der Freundschaft. Du kannst dich auch durch gemeinsame Freund:innen auf Partys mitbringen und von anderen vorstellen lassen. Vielleicht hilft es dir, dir kleine Challenges zu setzen, z.B. dass du jeden Tag mindestens einmal mit einer fremden Person in Kontakt kommst oder ihr ein Kompliment machst.

3. 

Kontakt intensivieren

Wie bereits gesagt, kommt es nicht so sehr auf die Anzahl der Kontakte, sondern auf die Qualität der Beziehungen an. Daher kann man auch daran arbeiten, die bestehenden Beziehungen intensivieren. Dabei kann es helfen, mutige Fragen zu stellen. Wie oft sprichst du mit deinen Freund:innen über Ängste, Hoffnungen und Visionen? Oft sind es mutige Fragen, die euch näher zusammenbringen. Ein Beispiel (das eigentlich für romantische Paare gedacht ist) sind die 36 Questions to fall in love von Arthur Aaron (z.B.: Wie würde ein perfekter Tag für dich aussehen? Wenn du etwas an der Art ändern könntest, wie du aufgewachsen bist, was wäre das? Was wertschätzt du am meisten an Freundschaft?) Versuch in Kontakt mit deinen Freund:innen zu bleiben. Du könntest sie öfter anrufen – auch mal zwischendurch, auch mal ohne Grund und auch mal nur für wenige Minuten. So bleibst du in Kontakt und isolierst dich nicht so einfach. Nimm dir regelmäßig Zeit für deine Freund:innen, indem du das zum Beispiel fest in deine Woche eingeplanst.

4.

Mehrere Fliegen mit einer Klappe

Mit dem sogenannten Nudging, einer Strategie zur Verhaltensänderung, kannst du auch bei fehlender Zeit deine Freundschaften pflegen oder aufbauen. Die Idee ist, Dinge, die du eh erledigen musst, gemeinsam mit anderen zu machen. Verabrede dich z.B. zum Wocheneinkauf, zum Sport machen, zum Mittagessen oder zum Co-Working. Gehe ins Büro oder nutze Co-Working-Spaces statt Homeoffice. Überdenke Lebensentscheidungen, die zur Einsamkeit beitragen. Vielleicht würde dir das Leben in einer Wohngemeinschaft, Community oder einem Wohnprojekt besser gefallen? Vielleicht möchtest du wieder anfangen zu daten? Weg vom Individualismus: Warum selbst ein Auto kaufen, wenn man es teilen kann? Oder Küchengeräte? Oder einen Garten?

5.

Kommunikation

Einsamkeit kann man oft besiegen, indem man über die eigenen Gefühle spricht und so automatisch in einen Austausch kommt, der die Situation verändern kann. Traue dich, deinen Freund:innen und Familie zu sagen, dass du dich einsam fühlst. Frage andere, ob sie das Gefühl kennen, oft hilft es schon nicht allein damit zu sein. Indem du darüber redest, kannst du das Gefühl auch besser kennenlernen. Allein die Wahrheit beim Namen zu nennen kann Entlastung schaffen und den Kopf für neue kreative Lösungen öffnen. Auch die Telefonseelsorge kann als Gegenüber dienen.

6.

Helfen

Anderen helfen, macht nachweislich glücklich. Dabei kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen: Ehrenamt, beim Umzug helfen, einen Austausch zu einem Business-Thema anbieten … alles sorgt dafür, dass du ins Gespräch mit anderen kommst. Traue dich auch, andere um Hilfe zu fragen. Das macht dich laut der Wissenschaft sogar sympathischer. Man nennt das den Benjamin Franklin Effekt.

7.

Selbstfürsorge

Manchmal ist es nicht sofort möglich, Einsamkeit zu überwinden. Dann hilft es in der Zwischenzeit, gut für sich zu sorgen, um nicht in eine depressive Spirale zu kommen. Hier ist es wichtig, sich nicht zu isolieren, rauszugehen und mindestens mit der oder dem Supermarkt-Kassierer:in zu sprechen. Mach Dinge, die dir Spaß machen, auch wenn sie derzeit nur wenig Spaß machen sollten, z.B. malen, Musik machen oder Musik hören. Bewegung, gesunde Ernährung und genügend Schlaf sind wichtige Pfeiler für deine mentale Gesundheit. Und ganz wichtig: Sei lieb zu dir selbst! Das Stichwort ist hier Selbstmitgefühl. Versuch mit dir selbst so zu reden, wie du mit guten Freund:innen reden würdest. Geh wertschätzend, verständnisvoll und empathisch mit dir um, denn es ist nicht deine Schuld, dass du dich einsam fühlst!

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Credits: Susanne Wysocki

Wenn du noch mehr zum Thema Einsamkeit und andere Gefühle und wie es ist, dich diesen zu stellen, erfahren möchtest, kannst du das in dem Buch „Fühl dich ganz“ von Lukas Klaschinski.

Verloren im Rausch: Ab wann ist es eine Alkoholsucht?

„Ich trinke keinen Alkohol“ – Wer diesen Satz auf einer Party sagt, muss sich danach meist rechtfertigen. Skeptische Blicke, ungläubige Nachfragen und Überredungsversuche à la „Ach komm, einer geht doch!“ sind keine Seltenheit. Hier wird deutlich, wie tief die gesellschaftliche Verankerung der Substanz ist: Alkohol – die legale Droge.

Dabei zeigt ein Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie gefährlich das vermeintliche Genussmittel sein kann: Jährlich werden weltweit rund drei Millionen Todesfälle auf schädlichen Alkoholkonsum zurückgeführt – das entspricht erschreckenden fünf Prozent aller Todesfälle. Alkohol gilt als einer der wesentlichen Risikofaktoren für zahlreiche chronische Erkrankungen, darunter Krebs-,  Leber-, und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Nervenschädigungen. Darüber hinaus trägt er maßgeblich zu Unfällen bei. Deshalb beschäftigen wir uns heute mit der Frage, ab wann Alkohol von einem Genussmittel zur potenziellen Gefahr wird.

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Woher kommt der Rausch?

Die Wirkung von Alkohol erreicht nach etwa einer halben Stunde bis Stunde ihr Maximum in unserem Körper, dann ist die Konzentration im Blut am höchsten. Danach baut unser Körper den Alkohol langsam wieder ab, vorausgesetzt es kommt kein Nachschub. 

Im Gehirn entfaltet der Alkohol seine berauschende Wirkung. Alkohol wirkt dämpfend auf die Informationsübertragung in unserem Gehirn, indem es die Ausschüttung von hemmenden Neurotransmittern ankurbelt und die Ausschüttung von erregenden Neurotransmittern hemmt. Dadurch entsteht der typische Effekt von Alkohol: Wahrnehmung und Reaktionsvermögen sind verlangsamt. Gleichzeitig beeinflusst Alkohol unsere “Glückshormone” wie Serotonin und Dopamin und macht uns dadurch unter anderem ausgelassener, entspannter und motivierter. 

Kurzfristig klingt das erstmal gut: Unter Alkohol fallen die Hemmungen und wir fühlen uns wohl. Und genau darin liegt die Gefahr des Suchtmittels. Kurzfristig hat Alkohol einen positiven Effekt auf uns und so kann ein Teufelskreis der Abhängigkeit entstehen. Langfristig kann übermäßiger Alkoholkonsum erheblichen Schaden anrichten. Neben den physischen Auswirkungen auf den Körper beeinträchtigt Alkohol auch die psychische Gesundheit. Übermäßiger Konsum kann psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen auslösen oder verschärfen.

Vom Genuss zur Gefahr – ab wann ist es eine Sucht?

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Eine Alkoholsucht liegt vor, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien erfüllt sind:

1.

Craving (starker Drang):

Ein intensiver Wunsch oder Drang, Alkohol zu konsumieren, der schwer zu kontrollieren ist.

2.

Kontrollverlust:

Mangelnde Kontrolle über den Beginn, das Ende und die Menge des Alkoholkonsums.

3.

Körperliches Entzugssyndrom:

Das Auftreten von Entzugssymptomen, wenn der Konsum unterbrochen wird, oder die Vermeidung von Entzugssymptomen durch fortgesetzten Konsum.

4.

Toleranzentwicklung:

Die Notwendigkeit einer höheren Dosis von Alkohol, um den gleichen Effekt zu erzielen.

5.

Vernachlässigung anderer Interessen:

Die Vernachlässigung von Hobbys, sozialen Aktivitäten oder anderen Interessen aufgrund des übermäßigen Alkoholkonsums.

6.

Fortführung des Konsums trotz negativer Konsequenzen:

Fortgesetzter Alkoholkonsum trotz klarer Hinweise auf negative körperliche, psychische oder soziale Folgen.

Es lassen sich zwei Arten der Abhängigkeit unterscheiden: körperliche und psychische Abhängigkeit. Körperliche Abhängigkeit äußert sich zum Beispiel durch Entzugserscheinungen wie Zittern, Schweißausbrüche, Unruhe, Magenkrämpfe und durch eine Toleranzentwicklung. Man gewöhnt sich an die Mengen des Stimulus; so, wie man sich z.B. an die Menge Kaffee gewöhnt, die man morgens konsumiert. Mit der Zeit braucht man immer mehr, um die gleichen Effekte zu erzielen. 

Psychische Abhängigkeit äußert sich zum Beispiel durch Craving, Depression, Angstzustände, Gereiztheit, Aggressivität, Vernachlässigung anderer Aktivitäten und Fortsetzung des Konsums wider besseren Wissens

Eine körperliche Abhängigkeit ist in der Regel gut behandelbar. Es besteht die Annahme, dass eine psychische Abhängigkeit nicht vollständig reversibel ist. Dennoch besteht die Möglichkeit, abstinent zu werden und damit nicht mehr als krank zu gelten. Mit professioneller Hilfe, therapeutischer Unterstützung und geeigneten Bewältigungsstrategien können Menschen mit psychischer Abhängigkeit lernen, mit ihren Herausforderungen umzugehen und eine stabilere Lebensweise zu erreichen.

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Sucht im sozialen Umfeld

Wenn eine nahestehende Person von einer Sucht betroffen ist, stellt dies oft eine erhebliche Belastung für das Umfeld dar. Unabhängig davon, ob die betroffene Person ihre Sucht selbst als belastend empfindet.  Es ist von großer Bedeutung, die Sucht als selbstschädigendes Verhalten zu erkennen. Dies kann in uns einerseits eine starke Sorge um die betroffene Person und ihr Wohlbefinden hervorrufen, andererseits jedoch ein Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht auslösen. Oft besteht der Wunsch, der betroffenen Person zu helfen. Hier ist ganz wichtig: Dieser Weg muss nicht alleine begangen werden. Es gibt zahlreiche professionelle Unterstützungsangebote im Bereich Sucht, sowohl für die betroffene Person als auch für ihr Umfeld. Es kann auch hilfreich sein, das eigene Bedürfnis nach Kontrolle über das Gefühl der Hilflosigkeit zu verstehen und zu reflektieren. Letztendlich geht es auch darum, zu akzeptieren, dass die Verantwortung für das Verhalten der anderen Person nicht von einem selbst übernommen werden kann. Das Setzen der eigenen Grenzen spielt in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle, genauso wie einen Weg zu finden, wie wir konstruktiv mit unseren eigenen Emotionen und Reaktionen umgehen können. Das Ziel ist, einerseits unterstützend zu sein, andererseits aber auch für unser eigenes Wohlbefinden sorgen zu können.

Teste dich selbst: Hast du ein Alkoholproblem?

Der erste Schritt aus der Sucht ist die eigene Einsicht, ein Alkoholproblem zu haben. Wenn du dich selbst testen willst, können folgende 10 Fragen sinnvoll sein:

  1. Wie viel Alkohol konsumiere ich und in welchen Situationen?
  2. Trinke ich in größeren Mengen als früher, um den gleichen Effekt zu erzielen?
  3. Verliere ich während des Konsums von Alkohol die Kontrolle über mich und habe das Gefühl, nicht mehr aufhören zu können?
  4. Vernachlässige ich aufgrund des Alkoholkonsums Verpflichtungen, soziale Beziehungen oder Hobbys?
  5. Werde ich von meinem sozialen Umfeld auf meinen Alkoholkonsum angesprochen?
  6. Aus welchem Grund trinke ich? Will ich das Gefühl der Taubheit/Benommenheit des Rausches, um andere Gefühle nicht spüren zu müssen?
  7. Verspüre ich einen Suchtdruck/Craving?
  8. Halte ich trotz negativer Konsequenzen am Alkoholkonsum fest?
  9. Leidet meine physische oder psychische Gesundheit aufgrund des Alkoholkonsums?
  10. Habe ich bereits erfolglos versucht, meinen Alkoholkonsum zu reduzieren oder zu kontrollieren?

All diese Fragen helfen dir, deinen Alkoholkonsum zu reflektieren. Nicht alle Fragen müssen auf dich zutreffen und dennoch kann ein missbräuchlicher Alkoholkonsum vorliegen. Eine Abhängigkeit von Alkohol kann viele unterschiedliche Formen annehmen. Selbstreflexion ist ein erster, aber nicht der einzige Schritt. Wenn du Bedenken hinsichtlich deines Alkoholkonsums hast oder glaubst, ein Problem zu haben, ist es immer ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Gespräch in einer Suchtberatungsstelle, einer psychotherapeutischen Praxis oder einer Klinik kann dazu beitragen, eine genaue Einschätzung vorzunehmen und geeignete Unterstützungsmöglichkeiten zu besprechen. 

Hier ist der Link zur deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Vielleicht könnt ihr hier erste Hilfsmöglichkeiten finden: https://www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis

Umgang mit der eigenen Sucht

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Der Entschluss, den Konsum zu beenden, bildet die Grundlage für den Weg aus der Sucht. Wichtig ist jedoch: Eine Abhängigkeit resultiert nicht aus einem Mangel an Willenskraft, sondern entsteht durch Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns. Das Gehirn verknüpft bestimmte Wahrnehmungen, Gefühle und Reize mit der Rauschwirkung, was starkes Suchtverlangen auslösen kann. Im Alltag gibt es viele sogenannte Auslöser. Das kann zum Beispiel eine bestimmte Freundesgruppe oder ein Ort sein. Mit professioneller Unterstützung können Strategien erlernt werden, um diese Reize zu identifizieren und damit umzugehen.

Das Hauptziel der Suchttherapie ist die Erreichung lebenslanger Abstinenz. Der Therapieverlauf gliedert sich in verschiedene Phasen:

1.

Kontakt- und Motivationsphase:

Die erste Etappe einer Suchttherapie beginnt mit der Kontaktaufnahme zu einer Beratungsstelle oder Klinik. In dieser Phase und während des gesamten Therapieverlaufs ist die individuelle Motivation der betroffenen Person entscheidend.

2.

Entgiftungsphase:

Hier steht die körperliche Entgiftung von der substanzbezogenen Abhängigkeit im Vordergrund. Der Entzug kann körperliche Folgen wie Zittern, Schlafstörungen, Übelkeit und möglicherweise ernste Symptome wie Halluzinationen und Krampfanfälle mit sich bringen und erfolgt daher oft stationär in einer Klinik. Es wird unterschieden in:

  • „Kalter“ Entzug: Ohne medikamentöse Unterstützung.
  • „Warmer“ Entzug: Mit medikamentöser Unterstützung zur Verringerung der Entzugserscheinungen.

Nach dem Entzug benötigt die Patientin oder der Patient meist weiterhin starke Unterstützung. Diese kann in Form einer ambulanten Nachbetreuung für einige Monate oder in einer längeren Entwöhnungstherapie erfolgen.

3.

Entwöhnungsphase:

In dieser Phase werden Bewältigungsstrategien erlernt, um mit den psychischen und sozialen Aspekten der Sucht umgehen zu können. Es geht darum, ein Leben ohne Suchtmittel (wieder) zu erlernen.

4.

Nachsorgephase:

Die Nachsorge ist entscheidend für die langfristige Stabilität und Rückfallprävention. Hier wird eine Wiedereingliederung in den Alltag unterstützt. Zusätzlich gibt es eine medikamentöse Rückfallprophylaxe.

Ein häufiger Effekt während des Alkoholentzugs ist die Euphorie, die eintritt, wenn man erfolgreich nüchtern wird. In diesen Momenten mag es verständlich sein, sich wenig mit den möglichen Gründen für den Konsum zu beschäftigen, da die Erleichterung über das Erreichen der Abstinenz im Vordergrund steht. Für langfristigen Erfolg ist eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Auslösern und Gründen des Konsums jedoch entscheidend. Möglicherweise hat der Alkohol einen bedeutenden Teil des Lebens eingenommen und es ist wichtig, diesen Raum nun mit neuen, gesunden Aktivitäten und Interessen zu füllen. Auch wenn der Weg oft aussichtslos erscheinen mag, lohnt es sich, immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. Die Entscheidung, sich vom Alkoholkonsum zu befreien, ist ein kraftvoller Akt der Selbstliebe und des Mutes. Rückschläge können Teil des Weges sein und sollten nicht als Niederlagen, sondern als Lektionen gesehen werden. Gib dir selbst immer wieder die Chance für einen Neuanfang – du bist es wert.

Vom Streben zum Sein: Wie du ein erfülltes Leben lebst

„Das ist doch alles sinnlos!– Hast du dir das auch schon einmal gedacht? Die Suche nach dem Sinn des Lebens kann mitunter frustrierend und überwältigend sein. Warum bin ich überhaupt hier und welchen Zweck erfülle ich? In unserer verzweifelten Jagd nach dem einen großen Lebenssinn übersehen wir oft, dass die Bedeutung in den kleinen, alltäglichen Momenten verborgen sein kann. Dieser Blogbeitrag lädt dazu ein, innezuhalten und den Fokus auf das Hier und Jetzt zu legen. Denn vielleicht liegt der Schlüssel zu einem erfüllten Leben nicht in der fernen Zukunft oder einem abstrakten Ziel, sondern in den unmittelbaren Augenblicken, die wir oft übersehen.

Lass uns gemeinsam erkunden, wie das Hier und Jetzt uns mit Sinn erfüllen kann und was es wirklich bedeutet, ein erfülltes Leben zu führen.

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Brauche ich einen Sinn?

Dazu kann uns eine Studie weiterhelfen, die sich ältere Menschen und deren Sinn im Leben angeschaut hat. Die Studie zeigt: Altere Menschen, die in ihrem Leben keine Bestimmung angeben konnten, starben im Schnitt doppelt so schnell. Lebenssinn scheint also nicht nur eine abstrakte Idee zu sein, er kann sich sogar auf die Lebenserwartung auswirken. Es gibt auch Hinweise, dass ein sinnerfülltes Leben vor Herzinfarkten und Schlaganfällen schützen kann. Aber Sinn im Leben kann nicht nur Auswirkungen auf unsere körperliche Gesundheit haben, sondern auch auf unser emotionales Wohlbefinden: In schweren Zeiten gibt uns der Lebenssinn einen Grund durchzuhalten.

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Ist Sinn gleich Glück?

Unsere Gesellschaft ist stark auf die Verfolgung von Glück ausgerichtet. Die Vorstellung, dass der Sinn des Lebens im Glücklichsein liegt, wirft eine wichtige Frage auf: Was hat mich denn bisher tief verändert? Wichtige Ereignisse im Leben sind nicht ausschließlich das Resultat glücklicher Momente, sondern umfassen oft auch zum Beispiel schmerzhafte oder traurige Erfahrungen, die einen prägenden Einfluss auf unser Leben haben. Es ist an der Zeit, die Annahme zu verwerfen, dass wir ständig nur glücklich sein müssen. 

Das zeigen auch wissenschaftliche Untersuchungen zum Glück. Je mehr wir nach Glück streben, desto weniger gelingt es uns, dieses tatsächlich zu erleben. Die Erwartungen an das Glück, sei es durch beruflichen Erfolg, Abschlüsse oder andere Meilensteine, können uns davon abhalten, die Freuden des gegenwärtigen Moments zu erkennen.

Der Sinn des Lebens liegt nicht zwangsläufig im permanenten Streben nach Glück. Hat unser Leben Sinn, können wir auch schwierige Momente meistern. Es wird immer Abschnitte in unserem Leben geben, in denen wir harte Zeiten überstehen müssen und wenn wir einen Sinn in unserem Leben sehen, dann haben wir einen Grund, diese zu überstehen. Das Aufgeben der Vorstellung, immer nur glücklich sein zu müssen, ermöglicht uns, das volle Spektrum des Lebens zu erfassen – mit all seinen Höhen und Tiefen.

Was gibt uns Sinn?

Dass uns die Suche nach dem Sinn als Menschheit beschäftigt, spiegelt sich auch in der wissenschaftlichen Forschung wider. Es wurden vier Facetten von Sinn gefunden:

1. 

Zugehörigkeit

Die Bedeutung von Zugehörigkeit manifestiert sich durch ein Gefühl der Verbundenheit, das Bewusstsein, einen Platz in der Welt zu haben und sich irgendwo dazugehörig zu fühlen.

2. 

Bedeutsamkeit

Bedeutsamkeit offenbart sich in den Konsequenzen unserer Handlungen und der Resonanz, die wir daraufhin erfahren. Die Gewissheit, dass unsere Taten Auswirkungen in unserem Leben haben, trägt maßgeblich dazu bei, einen tieferen Sinn in unserem Handeln zu erkennen.

3.

Kohärenz

Kohärenz bedeutet, das eigene Leben als stimmig und passend zu empfinden. Zum Beispiel, wenn wir uns authentisch zeigen können und das Gefühl haben, uns nicht verstellen zu müssen.

4. 

Orientierung

Hier stellt sich die Frage nach der Richtung in unserem Leben. Es geht darum, herauszufinden, wohin wir eigentlich möchten und ob unsere Handlungen in eine Richtung führen, die zu uns passt.

Mit zwei Fragen zu einem erfüllten Leben

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Viele Menschen strukturieren ihr Leben um konkrete Ziele: „Noch eine Klausur, dann habe ich es geschafft.“ Oder: „Wenn ich einen gut bezahlten Job habe, dann werde ich ein erfülltes Leben führen.“ Oder sogar: „Wenn ich in einer Beziehung bin, dann wird es mir gut gehen.“ Das Leben ist oft auf eine mögliche Zukunft fokussiert und wir neigen dazu, in „Wenn… dann…“ – Mustern zu denken. Nimm dir einen Moment und überlege, ob auch du schon einmal in einem solchen Muster gedacht hast. 

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass das Leben im gegenwärtigen Moment geschieht – es gibt keinen spezifischen Zeitpunkt, an dem man alles erreicht hat oder an dem das Leben plötzlich erfüllt ist. Es gibt keine Endstufe, die erreicht werden muss.

Aller Anfang ist schwer und die Suche nach einem erfüllten, sinnvollen Leben kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Entscheidend ist, herauszufinden, was einem im Kern wichtig ist und was man wirklich im Leben möchte. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, sich seiner inneren Werte bewusst zu werden. Stelle dir daher die folgenden zwei Fragen:

  1. Was sind Werte in meinem Leben, nach denen ich leben möchte?
  2. Wie kann ich diese Werte noch mehr in mein Leben einbringen?

So findest du deine Werte

Sich seinen eigenen Werten bewusst zu werden, erfordert einige Selbstreflexion und vor allem auch Zeit. Es kann dabei hilfreich sein, sich einige Fragen zu stellen:

Was würde ich machen, wenn ich in zwei Jahren tot bin? 

Diese Frage zielt darauf ab, deine Prioritäten zu klären. Überlege, welche Dinge oder Aktivitäten dir wirklich wichtig sind und ob du gerade auf dem Weg bist, diese zu verwirklichen. Es kann helfen, deinen Fokus auf das Wesentliche zu lenken.

Was mache ich, wenn keiner zuguckt? 

Handlungen, die du ohne sozialen Druck durchführst, können dir zeigen, welche Tätigkeiten oder Prinzipien dir intrinsisch wichtig sind.

Wie möchte ich von anderen wahrgenommen werden? 

Überlege dir zudem auch welche Eigenschaften und Handlungen dir an anderen wichtig sind. 

Was motiviert mich im Alltag?

Wenn du verstehst, was dich antreibt, kannst du bewusster Entscheidungen treffen, die mit deinen inneren Werten im Einklang stehen.

Welche Entscheidungen bereue ich nicht?

Denke über Entscheidungen nach, die du in der Vergangenheit getroffen hast und bei denen du ein gutes Gefühl hattest.

Hier sind zehn mögliche Werte, die Menschen haben können:

  1. Soziales Miteinander
  2. Wohlwollen gegenüber anderen
  3. Freundschaft und Familie
  4. Offenheit für neue Erfahrungen
  5. Mitgefühl und Empathie
  6. Genussfreude
  7. Dankbarkeit
  8. Authentisch sein
  9. Nach Freiheit streben
  10. Verantwortung tragen

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Credits: Susanne Wysocki

Natürlich gibt es eine Vielzahl von Werten. Das hier war nur eine kleine Auswahl. Einen tieferen Einblick in das Thema Werte findest du im neuen Buch „Fühl dich ganz“ von Lukas Klaschinski. Dort befasst er sich ausführlich mit allem rund um das Thema Sinn des Lebens und teilt dabei auch spannende, ganz persönliche Erfahrungen.

Wie fühlst du dich?

Um ein sinnerfülltes Leben zu leben, ist es ganz entscheidend, uns unseren Gefühlen bewusst zu sein. Unangenehme Gefühle werden oft verdrängt. Damit verwehren wir uns allerdings, unser gesamtes Ich zu spüren und uns selbst zu entdecken. Das Leben fühlt sich dann weniger lebendig an. Wissenschaftliche Studien aus der Corona-Pandemie haben gezeigt: Gerade die Bereitschaft, mit Gefühlen umzugehen, ist ein wichtiger Faktor für das psychische Wohlbefinden. Oder wie Lukas in seinem neuen Buch so schön schreibt:

„Wenn wir nicht die gesamte Palette unserer Gefühle wahrnehmen, sind wir wie im Autopilot in unserem Leben unterwegs“

Lukas Klaschinski – „Fühl dich ganz“

Lukas vermittelt in seinem Buch, was es eigentlich bedeutet, wirklich zu fühlen, und eröffnet damit einen tiefen Einblick in die Welt der Emotionen.

Im Kern geht es also darum, gefühlsbereiter zu sein und achtsam mit sich umzugehen. Das bedeutet, alle Gefühle zuzulassen, auch solche wie Scham, Verletzlichkeit oder Trauer. Es ist möglich, dass dabei der Wunsch aufkommt, diese neuen Gefühlserfahrungen zu vermeiden. Das ist anfänglich völlig normal, denn Veränderungen benötigen Zeit. In diesem Prozess ist es auch hilfreich, sich zu fragen: Traue ich mir schon zu, mit diesen neuen Gefühlen umzugehen?

Weitere Schritte auf der Suche nach dem Sinn

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Ein entscheidendes Element auf dem Weg zum Sinn ist deine Selbstwirksamkeit. „Selbstwirksam zu sein” bedeutet die feste Überzeugung zu haben, das eigene Leben beeinflussen zu können und ist eng mit der Fähigkeit verbunden, Herausforderungen zu bewältigen. Gut zu wissen: Selbstwirksamkeit kann gelernt werden!
Ein weiterer bedeutender Faktor ist der persönliche Handlungsspielraum. Ein größerer Handlungsspielraum ermöglicht es, das Leben aktiv zu gestalten und Entscheidungen im Einklang mit persönlichen Werten zu treffen. Der individuelle Handlungsspielraum variiert von Person zu Person und wird auch von äußeren Rahmenbedingungen beeinflusst. 

Falls du nach dem Lesen immer noch unsicher bist, wie du den Sinn deines Lebens finden kannst, haben wir hier noch einige Tipps für dich gesammelt:

  • Austausch mit vertrauten Menschen: Suche den Dialog mit Freund:innen oder Familie, die dich gut kennen. Frage sie nach ihren Meinungen zu deinen Stärken, Schwächen und Leidenschaften. Ihre Einsichten könnten dir neue Erkenntnisse über dich selbst liefern. Die Devise ist: Perspektive wechseln!
  • Experimentiere und wage Neues: Trau dich, aus deiner Komfortzone auszubrechen. Probiere neue Aktivitäten, Hobbys oder sogar Berufe aus. Manchmal liegt der Sinn des Lebens in unerwarteten Erfahrungen und Herausforderungen.
  • Zeitreise in die Vergangenheit: Reflektiere über deine Kindheitsträume und die Dinge, die dir früher Freude bereitet haben. Was hast du früher gerne gemacht? Was wolltest du als Kind werden? Und wieso?
  • Coaching und Psychotherapie: Professionelle Unterstützung kann dir dabei helfen, mehr über deine Gefühle und Bedürfnisse zu lernen und dich auf deinem Weg begleiten.

Denke daran, dass die Suche nach dem Sinn ein fortlaufender Prozess ist. Es ist völlig normal, dass sich die Antworten im Laufe der Zeit ändern. Sei geduldig mit dir selbst und gib dir die Möglichkeit, zu wachsen und zu lernen.

Winterblues – Wie kommen wir glücklich und zufrieden durch den Winter?

Viel Dunkelheit, Kälte, wenig Sonne und lange Nächte – diese Kombination macht vielen Menschen jedes Jahr Angst vor dem Winter. Oder eher Angst vor dem, was der Winter bei uns auslösen kann: Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit. Mindestens jede:r dritte Deutsche hat schon einmal an so einem Winterblues gelitten. Was das genau ist und was der Unterschied zu einer Winterdepression ist, könnt ihr in diesem Artikel lesen. Zudem werden hier auch einige Tipps zusammengetragen, die euch helfen können, dieses Jahr gut durch den Winter zu kommen.

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Winterblues vs. Winterdepression

Der Winterblues und die Winterdepression zeigen sich auf sehr ähnliche Weise. Bei beiden leiden die Betroffenen unter Energielosigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Müdigkeit. Zudem fällt es schwer, aus dem Bett zu kommen und häufig fehlt die Lust, etwas zu unternehmen. Während man bei einem Winterblues noch genussfähig ist, fühlen depressive Menschen meistens nur Leere. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Phänomenen ist die Zeit: Ein Winterblues hält in der Regel nicht länger als zwei Wochen an, wobei eine Winterdepression mindestens zwei Wochen andauert. 

Generell können Depressionen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Das Besondere an der Winterdepression, die auch Saisonal Affektive Störung genannt wird, ist genau das: Sie tritt saisonal auf. So leiden Betroffene ungefähr im Zeitraum von November bis Frühling an den Symptomen, die dann im Frühjahr wieder verschwinden. Zudem besteht bei der Winterdepression ein erhöhtes Schlafbedürfnis, während nicht saisonal bedingte Depressionen häufig von Ein- und Durchschlafstörungen bestimmt sind. Auch Heißhungerattacken treten eher bei der Winterdepression auf. Da Depressionen aber generell sehr vielfältig aussehen können, sollte man sich bei der Unterscheidung vor allem auf die Saisonalität beziehen. 

Wichtig: Eine Winterdepression ist eine psychische Erkrankung, die behandelt werden sollte. Wendet euch in diesem Fall bitte an eine:n Arzt/Ärztin oder eine:n Psycholog:in. In diesem Blogartikel soll es vorrangig um den Winterblues gehen – dies ist keine Krankheit, sondern “lediglich” ein Stimmungstief im Winter. So nervig sie auch sind: Aus einem Winterblues kommt man in der Regel sehr gut alleine raus.

Woher kommt der Winterblues?

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Um das zu beantworten, müssen wir einen Schritt zurück in die Vergangenheit gehen. In der Zeit, als wir Menschen noch Jäger:innen und Sammler:innen waren, haben wir in der kalten Jahreszeit draußen weniger Nahrung gefunden. Deshalb musste unser Energieverbrauch reduziert werden. Der Körper ist somit darauf eingestellt, im Winter vermehrt Melatonin auszuschütten, sodass wir müder sind und weniger Energie verbrauchen. Generell führt fehlendes Licht zu vermehrter Melatoninausschüttung. Melatonin ist unser Schlafhormon und wird aus Serotonin, was eigentlich eine Art Stimmungsaufheller ist, gebildet. Durch die Dunkelheit haben wir dann mehr Melatonin und weniger Serotonin im Körper. 

Dazu kommen noch andere Faktoren: Durch die Dunkelheit und Kälte unternehmen wir im Winter weniger, sind mehr Zuhause und bewegen uns weniger. Dadurch fühlen wir uns manchmal abgeschnitten von unserem sozialen Umfeld und es kann zu Einsamkeitsgefühlen kommen. Zudem haben Weihnachten, das Jahresende sowie der -anfang das Potential uns nachdenklich zu stimmen. Am Ende des Jahres kann es zu Abgaben, Jahresabschlüssen oder ähnlichen stressauslösenden Ereignissen kommen. Auch Neujahrsvorsätze oder das Nichteinhalten dieser stellt häufig einen Stressfaktor dar. Stress blockiert die Herstellung von Serotonin, was wiederum die Stimmung drückt. Insgesamt spielen aber auch die individuelle Resilienz und das Stresslevel eine entscheidende Rolle: Was für einige als sehr belastend wahrgenommen wird, kann von anderen problemlos bewältigt werden. 

Was sich biochemisch genau hinter dem Winterblues verbirgt, ist noch nicht ganz verstanden. Es scheint eine Mischung aus der Umstellung des zirkadianen Rhythmus, der veränderten Neurotransmitterausschüttung und den Genen zu sein. Der zirkadiane Rhythmus ist der circa 24-stündige Rhythmus, dem unser Körper und insbesondere unsere Hormonausschüttung folgt. Der Rhythmus ist bei allen etwas unterschiedlich lang, was wiederum zu Unterschieden in der Ausprägung verschiedener damit verbundener Schwierigkeiten führt. Durch den zirkadianen Rhythmus kommt es beispielsweise zu einer vermehrten Kortisolausschüttung am Morgen. Die Ausschüttung dieses Stresshormons trägt dazu bei, dass wir aufwachen. Wird es weniger ausgeschüttet, da wir durchs Reisen in einer anderen Zeitzone sind (Jetlag) oder es morgens länger dunkel bleibt, wie im Winter, kommen wir nicht aus dem Bett. 

Ein weiterer unserer Zeitgeber ist das Licht. Licht ist der stärkste Zeit- und Rhythmusgeber für den menschlichen Körper. In unseren Augen gibt es Zellen, die die Lichtstärke messen und diese Signale an den suprachiasmatischen Kern (SCN) im Gehirn weiterleiten. Dieser wird auch als unsere innere Uhr bezeichnet, da er diese Lichtsignale verarbeitet und unsere Epiphyse (Zirbeldrüse) triggert, Melatonin auszuschütten. Wie weiter oben schon beschrieben, ist Melatonin unser Schlafhormon. Durch die verlängerten Dunkelphasen im Winter und weniger Sonnenschein auch während der Hellphasen produzieren wir zu dieser Zeit mehr Melatonin, was wiederum zu erhöhter Müdigkeit, einer Lethargie und einem erhöhten Schlafbedürfnis führen kann. 

In der kalten Jahreszeit können wir in Deutschland nicht genug Vitamin D aufnehmen, da das primär über die Sonne passiert. Davon gibt es erstens im Winter weniger und zweitens sind wir auch mehr bekleidet, sodass weniger Sonnenstrahlen direkt auf unsere Haut treffen. Vitamin D spielt eine wichtige Rolle bei der Serotoninherstellung. Man geht davon aus, dass es als Verstärker der Serotoninsynthese agiert. Folglich haben wir ab spätestens November – wenn all unsere Vitamin D Vorräte aufgebraucht sind – eine gehemmte Serotoninsynthese. Und, wie oben erwähnt, wird das wenige Serotonin, das noch gebildet wird, für die Melatoninherstellung genutzt. Vitamin D stärkt außerdem das Immunsystem. Durch eine Immunsystemschwächung könnte der Körper zusätzlich geschwächt (und müder) sein. 

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Wie kann ich dem Winterblues entgegenwirken?

Glücklicherweise gibt es einiges, das man bei Winterblues tun kann. Im Gegensatz zur Winterdepression bekommt man sie meist durch Selbsthilfemaßnahmen gut in den Griff.

1. 

Mehr Bewegung in den Alltag integrieren

Im Sommer ist man meist aktiver. Durch die erhöhte Müdigkeit im Winter müsste man sich während der kalten Jahreszeit aber eigentlich noch mehr als in den Sommermonaten bewegen. Wir tendieren jedoch dazu, viel zu Hause zu bleiben, meiden vielleicht das Fahrrad und gehen seltener spazieren. Gerade morgens kann Bewegung die Melatoninausschüttung stoppen.

2.

Mehr Licht

Ist es morgens noch dunkel, wird deinem Körper signalisiert, dass es noch Schlafenszeit ist. Das heißt er schüttet weiterhin Melatonin aus und anstatt frisch aus dem Bett zu hüpfen, bist du träge und kommst nicht in die Gänge. Am besten tankt man direkt morgens Licht, sodass die Melatoninausschüttung gestoppt wird. Selbst an bewölkten Tagen tankst du bereits 5000 Lux. Du könntest mit dem Kaffee in der Hand eine Runde spazieren gehen, den Kaffee auf dem Balkon genießen oder bspw. eine Station früher aus der Bahn aussteigen und den Rest des Wegs zur Arbeit laufen. Falls es noch dunkel ist, wenn du das Haus verlässt, versuche, die Portion Licht dennoch so früh wie möglich mitzunehmen, also eine Pause einlegen und rausgehen, sobald es hell ist. Quasi wie eine Raucherpause – nur mit Licht.  Laut dem Neurowissenschaftler Dr. Andrew Huberman reichen an einem sonnigen Tag schon 5 Minuten morgens unter freiem Himmel, an bewölkten Tagen 10-15 Minuten

Es gibt auch Tageslichtlampen. Bevor man sich diese anschafft, sollte man es zunächst mit Bewegung bei natürlichem Licht probieren, da Tageslichtlampen keine Auswirkung auf unseren Vitamin D3 Spiegel haben. Für die Synthese von Vitamin D wird ultraviolettes Licht (UV-B) benötigt. Dieses kommt bei der Lichttherapie nicht vor. Man kann es aber dennoch problemlos ausprobieren, da Tageslichtlampen relativ nebenwirkungsarm sind. Lediglich Migränepatient:innen sollten vorsichtig sein, wenn grelles Licht für sie ein Trigger ist. Erste Veränderungen sind nach circa 2 Wochen zu erwarten. 

Tageslichtwecker, also ein Wecker, der durch Licht weckt, kann eine gute Möglichkeit darstellen, mehr Licht in den Alltag zu bringen. Eine doppelt verblindete Studie zeigte, dass diejenigen, die mit Tageslichtwecker (verglichen mit einem etwas dunkleren Wecker) leichter aufstehen konnten und wach wurden und anschließend auch konzentrierter und fitter durch den Tag gingen.

3. 

Vitamin D supplementieren

Zuerst sollte überprüft werden, ob der nötige Vitamin-D-Status durch Eigensynthese oder Ernährung gedeckt werden kann. Es gibt allerdings nur wenige Lebensmittel, die eine nennenswerte Menge an Vitamin D enthalten. Dazu gehören fetter Seefisch, bestimmte Innereien und Speisepilze sowie Eier. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt es vorerst ohne künstliche Zufuhr zu versuchen, da Vitamin D als fettlösliches Vitamin im Fett- und Muskelgewebe gespeichert werden kann und eine übermäßig hohe Zufuhr über Supplemente zu einer akuten und schleichenden Überdosierung führt. Deshalb sollte das Einnehmen von Vitamin D immer ärztlich abgeklärt werden, denn die Überdosierung kann akut zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen und Erbrechen führen. In schweren Fällen können weitreichende Folgen, wie Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen oder Bewusstlosigkeit auftreten.

4.

Soziale Kontakte weiterhin pflegen

Indem wir uns bei unseren Liebsten melden, halten wir ein Gefühl von Verbundenheit aufrecht. Wenn wir uns dann auch noch mit ihnen verabreden, können wir uns vielleicht auch eher dazu aufraffen rauszugehen oder etwas zu unternehmen. Verabredungen können uns eine Verbindlichkeit geben, an die wir uns vielleicht allein nicht halten würden.

5. 

Refraiming

Reframing ist eine psychologische Methode, bei der eine Situation positiv umgedeutet wird. Dabei bleibt die Situation die gleiche, sie wird nur aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Hier sind einige Anregungen für Reframing des Winters: 

  • Wie kannst du den Winter für dich nutzen? – Gestalte den Winter, sonst gestaltet er dich. 
  • Welche Winterprojekte kann es geben? – Stricken, Tee trinken, Schlittschuh laufen, Serienmarathon mit Freund:innen, backen, Museum,….
  • Was ist das Schöne am Winter? Das kann man ganz bewusst zelebrieren: Kuschelpullis, Schneespaziergänge, Kerzen, Lichterketten für Zuhause,..
  • Falls du nichts findest, kannst du dir auch den Sommer in den Winter holen: Sommermusik hören, in die Sonne reisen, Wärme herstellen (z.B. Sauna), Beachvolleyball im Winter, Imaginationsübungen (z.B. die Zitronenübung findet ihr am Ende dieses Artikels)
6.

Erwartungshaltung anpassen

Im Winter sind wir nun einmal etwas langsamer und müder. Das Leben komplett daran anzupassen, ist vielleicht nicht immer möglich. So passen Unternehmen ihre Dienstpläne und Schulen ihre Stundenpläne ja nicht den Jahreszeiten an. Aber man sollte versuchen, das zu beeinflussen, was geht. Beispielsweise könnte man auf mehr Schlaf achten und sich also nicht wundern, dass man aktuell immer müde ist, obwohl man doch seine 8 Stunden schläft. Vielleicht braucht man aktuell einfach etwas mehr Schlaf. Das ist okay. Man muss nicht dagegen ankämpfen. Genauso ist es auch okay, nicht so leistungsfähig zu sein!

Schlussworte

Der Winter macht vielen von uns zu schaffen. Wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht und auch Selbsthilfemaßnahmen nichts bringen, hol dir Hilfe! Depressionen sind ernsthafte Erkrankungen, die aber sehr gut behandelt werden können. Hier sind Kontakte, an die du dich wenden kannst: 

Krisennummern in Deutschland:
Info-Telefon Depression: 0800 / 33 44 533
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111

www.deutsche-depressionshilfe.de

Zitronenübung

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Diese kurze Imaginationsübung kann dir zeigen, wie Gedanken, Gefühle und der Körper zusammenhängen. Wir können allein mit unserer Vorstellungskraft körperliche Reaktionen auslösen. Probier es doch einfach mal aus:

Schließe deine Augen und stell dir eine Zitrone vor: die Form, die Farbe, den Duft. Wie fühlt sich die Schale an, wenn man die Zitrone in der Hand hält und mit dem Finger darüber streicht? Dann zerschneide die Zitrone in Gedanken in zwei Hälften. Versuche, den intensiven Geruch der saftigen Zitrusfrucht wahrzunehmen. Stell dir nun vor, dass du mit den Lippen die Schnittstelle berührst und an der Zitrone leckst. Nimm genau wahr, was du dabei empfindest und welche körperlichen Reaktionen auftreten.

Psychedelische Pfade: Auf der Suche nach Erkenntnis und Heilung

Eine Reise in unser tiefstes Inneres, die uns zu wahrer Erkenntnis und Heilung führt? Ein paar Milligramm von psychedelischen Substanzen sollen es möglich machen. In der Theorie verlockend, aber was bewirken Psychedelika wirklich in uns? Sind sie ungenutztes Potenzial in Medizin und Therapie? Und welche Gefahren könnten auf dieser Reise lauern?

Was sind Psychedelika?

Psychedelika sind eine Gruppe psychoaktiver Substanzen, die veränderte Wahrnehmungen, Gedanken, Emotionen und Bewusstseinszustände hervorrufen können. Dazu gehören LSD, Psilocybin („Magic Mushrooms“), MDMA, Ketamin, DMT und Mescaline. Obwohl sie oft als „Halluzinogene“ bezeichnet werden, erzeugen nicht alle Psychedelika notwendigerweise Halluzinationen. Ihr Einfluss auf das zentrale Nervensystem verändert die Art und Weise, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und interpretiert.

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Die zufällige Entdeckung von LSD

LSD wurde in den 40er Jahren durch Zufall von dem schweizer Chemiker Albert Hofmann entdeckt. Auf der Suche nach einem Kreislaufmittel synthetisierte er LSD und erlebt nach versehentlichem Hautkontakt dessen psychedelische Wirkung. Fasziniert von seiner Entdeckung wagt Hofmann einen ersten, bewussten Selbstversuch. Im Vollrausch fährt er mit dem Fahrrad nach Hause. Dieses Motiv ist heute noch häufig auf LSD-Papier gedruckt.

Obwohl Hofmann die therapeutische Nutzung von LSD vorschlug, wurde die Substanz schnell verboten. In den USA wurde sie sogar auf die gleiche Stufe wie Heroin gestellt. Diese politischen Maßnahmen beeinträchtigten die Erforschung von Psychedelika nachhaltig. Psychedelika sind bis heute größtenteils verboten oder stark reguliert. Aufgrund ihres medizinischen Potenzials werden die Substanzen nun vermehrt erforscht.

Helfen Psychedelika bei psychischen Erkrankungen?

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Eine wachsende Zahl klinischer Studien deutet darauf hin, dass die therapeutische Nutzung veränderter Bewusstseinszustände eine vielversprechende Ergänzung zu den bestehenden Behandlungsmöglichkeiten in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung sein kann. Besonders hilfreich scheinen die Substanzen dabei bei Angststörungen, Posttraumatischer Belastungsstörung, Depression und Sucht zu sein.

Seit letztem Jahr darf MDMA und Psilocybin in Australien bereits bei der Behandlung bestimmter psychischer Erkrankungen eingesetzt werden. Auch in den USA befindet sich MDMA-unterstützte Therapie bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen derzeit in Phase 3 der klinischen Studien. Das bedeutet, dass sie in einem fortgeschrittenen Stadium der Forschung ist. Damit ist der erste Weg zu einer breiteren Anwendung und damit der offiziellen Zulassung als Arzneimittel in  den USA geebnet. In Deutschland sind Psychedelika derzeit verboten und werden vergleichsweise wenig erforscht.

Die Verwendung von MDMA in der Therapie kann Reaktionen auf emotional überfordernde oder angstauslösende Reize abmildern. Empfindungen von Angst, Bedrohung und negativer Emotionalität könnten so bei Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung reduziert werden. Wichtig ist dabei, dass der Konsum in ärztlicher oder therapeutischer Begleitung erfolgt, um beispielsweise das Risiko für einen Bad Trip zu verringern.

Wie wirken Psychedelika?

MDMA, was auch in Ecstasy enthalten ist, erhöht unter anderem die Freisetzung von Serotonin (unser „Glückshormon“) in den synaptischen Spalt, den Raum zwischen zwei Nervenzellen. Zusätzlich hemmt es die Wiederaufnahme von Serotonin in die ursprüngliche Nervenzelle. Das Serotonin bindet dann an spezifische Rezeptoren der benachbarten Nervenzelle, was zu einer Stimulation dieser Zelle führt. Wir werden also mit körpereigenem Serotonin geflutet. Häufig berichtete Effekte sind gesteigerte Empathie und Energie, euphorische Gefühle und eine veränderte Wahrnehmung. 

LSD bindet sich an Serotoninrezeptoren in unserem Körper und ahmt somit die Wirkung von Serotonin nach. Der Konsum von LSD kann zu veränderten Wahrnehmungen, intensiveren Emotionen und veränderten Bewusstseinszuständen führen.

Psilocybin, das in „Magic Mushrooms“ vorkommt, wird im Körper zu Psilocin umgewandelt. Psilocin bindet sich dann wie LSD an bestimmte Serotoninrezeptoren. Die Wirkung von Psilocybin wird daher oft mit der von LSD verglichen. Intensität, Dauer und Charakteristik der Erfahrung können sich dennoch unterscheiden. 

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Wie fühlt man sich auf Psychedelika?

Eine psychedelische Reise kann eine Vielzahl von Auswirkungen haben. Typische Erfahrungen sind eine veränderte Wahrnehmung, die intensivere Farben, ein verändertes Raum-Zeit-Empfinden und Körpergefühl mit sich bringt. Während eines Trips können auch veränderte Denkmuster entstehen, die als „Egoauflösung“ oder „Entgrenzung“ beschrieben werden. Menschen reflektieren ihr Selbst und ihre Identität auf eine neue Weise. Häufig wird das Erleben von intensiven Gefühlen berichtet, bei denen eine rationale Betrachtung in den Hintergrund tritt. Diese neue Perspektive kann Erkenntnisse über sich selbst schaffen. Andere unter Psychedelika berichtete Wirkungen sind beispielsweise eine Steigerung der Kreativität, eine verbesserte Problemlösungsfähigkeit und das Gefühl des Einsseins mit der Natur.

Ein Trip – und dann alles vorbei?

Der akute Trip mit Psychedelika dauert in der Regel nur einige Stunden. Dennoch gibt es Hinweise, dass sie langfristige Veränderungen bewirken können. Studien fanden verschiedene Langzeitwirkungen, darunter ein reduziertes Niveau von Angst- und Depressionssymptomen, gesteigerte Lebenszufriedenheit sowie das Gefühl von mehr Sinnhaftigkeit im Leben. Hinweise auf positive Effekte in der Behandlung von Suchterkrankungen, insbesondere Alkohol und Rauchen, konnten ebenfalls gezeigt werden. Insgesamt wird nach einer psychedelischen Session oft eine erhöhte Empfänglichkeit für Veränderungen berichtet. Damit die neu gewonnenen Erkenntnisse auch in das eigene Selbstbild integriert und eingeordnet werden können, ist eine begleitende Psychotherapie wichtig.

Die neurologischen Langzeitfolgen von Psychedelika sind noch nicht vollständig verstanden, aber erste Hinweise deuten auf eine erhöhte Plastizität und veränderte Konnektivität zwischen Hirnarealen hin. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass Psychedelika neuroprotektive Eigenschaften aufweisen könnten, die vor neurodegenerativen Erkrankungen, zu denen unter anderem die Alzheimer- und Parkinson-Krankheit gehören, schützen. Tierstudien deuten darauf hin, dass Psilocybin die Bildung neuer Nervenzellen fördern und Entzündungen im Gehirn reduzieren könnte. Faktoren, die bei neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielen. Die Forschung steht hier allerdings noch am Anfang.

Risiken und Nebenwirkungen von Psychedelika

Warum werden Psychedelika dann nicht mehr genutzt, sind sogar verboten? Wir stellen uns also folgende Frage: Was kann schon passieren?

Bad Trips

Menschen nutzen Psychedelika, um das Unterbewusstsein zu erforschen. Das ist nicht ungefährlich. Riskant kann beispielsweise die Konfrontation mit traumatischen Erlebnissen unter psychedelischem Einfluss sein — vor allem, wenn dies unbeaufsichtigt passiert. Aber: Nicht jede herausfordernde Erfahrung ist gleich ein Bad Trip. Ein Bad Trip kann entstehen, wenn unter psychedelischem Einfluss gegen aufkommende negative Gefühle wie Angst oder Scham angekämpft wird, anstatt diese zuzulassen. Zwei Probleme kommen dann auf einmal: das negative Gefühl und der Kampf gegen das negative Gefühl.

Nebenwirkungen

Jedes Psychedelikum hat eigene Auswirkungen auf den Körper. MDMA kann beispielsweise in kurzer Zeit Puls, Körpertemperatur und Blutdruck in die Höhe schnellen lassen. Menschen mit Herzkreislaufproblemen sollten daher von der Einnahme absehen. Psilocybin zeigt ähnliche, wenn auch schwächere, Auswirkungen auf den Körper im Vergleich zu MDMA. Eine besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine genetische Veranlagung zu psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie besteht. Psychedelika können diese Erkrankungen auslösen oder verschärfen. Hier zeigt sich ein Paradoxon: Psychedelika werden zunehmend als vielversprechendes Instrument in der psychotherapeutischen Praxis erforscht. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass der Einsatz dieser Substanzen auch psychische Erkrankungen auslösen kann. Das Suchtpotenzial von Psychedelika ist im Vergleich zu vielen anderen Drogen eher gering, dennoch sollte es keinesfalls ignoriert werden. Klassische Psychedelika weisen ein geringes, während MDMA ein moderates Suchtpotenzial aufweist.

Dosierung

„Die Dosis macht das Gift“, sagte schon Paracelsus. MDMA kann bei falscher Anwendung zu einer tödlichen Überdosis führen. Bei Psilocybin liegt die Gefahr eher dabei, einen Bad Trip zu bekommen. Die Dosierung von Psychedelika ist schwierig. Bei Substanzen, die man auf der Straße bekommt, weiß man häufig nicht, was genau drin ist und wie viel Psychedelikum enthalten ist. Auch ist die Reaktion von Person zu Person unterschiedlich. Eine sichere Umgebung und professionelle Begleitung beim Konsum von Psychedelika ist entscheidend, um diese Risiken zu minimieren.

Werden Psychedelika bald legal?

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In Deutschland hinkt die Forschung und sichere Anwendung von Psychedelika im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Die Niederlande und die Schweiz haben umfassende Forschungsbemühungen unternommen. In den Niederlanden ist Psilocybin legal, und es gibt spezielle Zentren für Psilocybin-Retreats. In den USA wird über die Zulassung von MDMA als Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung diskutiert. In Australien werden Psychedelika bereits genutzt.

Die frühe Illegalisierung von LSD hat die Psychedelika-Forschung jahrzehntelang verlangsamt. Seit über einem Jahrzehnt kämpfen Wissenschaftler:innen um Förderung, Genehmigungen und Proband:innen für Studien. Vor einem Jahr bewilligte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) weitere 2.6 Millionen Euro für die Psilocybin-Depressionsstudie an der Charité. Die Studie zielt darauf ab, eine Alternative für Depressionspatient:innen zu finden, bei denen herkömmliche Methoden nicht wirken.

Es ist essenziell, Psychedelika legal zu nutzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Zusammensetzung der Substanzen verlässlich ist. Die Dosierung kann im Labor genau kontrolliert werden. Zudem ermöglicht die legale Verwendung Menschen mit psychischen Erkrankungen eine professionelle Begleitung während ihrer psychedelischen Erfahrungen.

Fakten zum sicheren Umgang mit Psychedelika

1.

Kein Konsum ohne Begleitung

Wissenschaftler:innen raten generell vom unkontrollierten, illegalen Konsum ohne ärztliche Aufsicht ab. Auch Einnahmen im legalen Graubereich sind nicht sicher. Es gibt kontrollierte, legale Trips unter ärztlicher Aufsicht.

2. 

Risiken und Nebenwirkungen

Sich den Risiken und Nebenwirkungen von Psychedelika bewusst werden. Habe ich beispielsweise ein erhöhtes Risiko einer Psychose?

3. 

Set und Setting beachten

  • Set von Mindset (Wie geht es mir? Wie gehe ich an die Sache ran? Wie begegne ich Problemen?)
  • Setting (In welchem Rahmen konsumiere ich? Wer ist dabei? Wo bin ich?)

Wenn Set und Setting nicht stimmen, ist das Risiko höher, einen Bad Trip zu bekommen. Negative Folgen können Angst- und Panikgefühle sein. Wochen und Monate später kann es zu Flashbacks kommen, was nicht nur unangenehm ist, sondern auch richtig Angst machen kann.

Astrologie vs. Psychologie

“Wann hast du Geburtstag?” “Ach, dann bist du ja eine Waage. Du kannst wohl nicht so gut Entscheidungen treffen, oder?” Solche oder ähnliche Gespräche kennen sicher alle von euch. Die Faszination für die Sterne und die menschliche Psyche reicht weit zurück und dauert bis heute an. Vielleicht liegt das an einem Wunsch nach Klarheit, einer höheren Macht, die über alles bestimmt oder der Abgabe der Verantwortung für den Verlauf unseres Lebens? Was es auch ist, Sternzeichen, Aszendenten und Mondzeichen bieten vielen Menschen etwas, woran sie sich orientieren können. Wir haben für euch die Astrologie unter die wissenschaftliche Lupe genommen und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen. 

Zwischen Astrologie und Psychologie besteht ein bedeutender Unterschied in ihrer methodischen Herangehensweise und wissenschaftlichen Verankerung. In diesem Artikel werden wir die Grundlagen der Astrologie und Psychologie erkunden, die wissenschaftliche Natur der Psychologie betonen und darauf hinweisen, warum Astrologie, trotz ihrer Beliebtheit, nicht als wissenschaftliche Disziplin betrachtet werden kann.

Psychologie im Überblick

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Psychologie ist eine etablierte Wissenschaft, die das menschliche Erleben und Verhalten erforscht. Mit fundierten wissenschaftlichen Methoden ist die Psychologie darauf ausgerichtet, Verhalten zu beschreiben, erklären, vorherzusagen und zu verändern. Es gibt viele verschiedene Schwerpunkte wie zum Beispiel Persönlichkeitspsychologie, klinische Psychologie oder Neuropsychologie.

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Astrologie im Überblick

Die Astrologie, mit ihren Ursprüngen in antiken Kulturen, basiert auf der Vorstellung, dass die Position der Himmelskörper zum Zeitpunkt der Geburt eines Menschen dessen Persönlichkeit, Verhalten und Schicksal beeinflusst. Sternzeichen und Planeten sind zentrale Elemente astrologischer Interpretationen. Diese Interpretationen haben keine wissenschaftliche Grundlage. Es gibt auch kein gültiges Erklärungsmodell für die potentielle Wirkung von Sternen auf unsere Persönlichkeit.

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Kann Astrologie unsere Persönlichkeit erklären?

Ob es einen Zusammenhang zwischen astrologischen Vorhersagen und der Persönlichkeit gibt, lässt sich natürlich trotzdem wissenschaftlich prüfen. Das wurde auch in vielen Studien gemacht. Dabei wurde in den Studien auch berücksichtigt, dass es in verschiedenen Ländern verschiedene astrologische Systeme gibt und dass die Position der Sternzeichen bei der Geburt heute nicht mehr so stehen wie zu dem Zeitpunkt der Festlegung. Außerdem wurden neben der Persönlichkeit auch Studien zur Intelligenz und Scheidungen durchgeführt. Für alle möglichen Konstellationen gibt es Studien, die alle zum gleichen Ergebnis kommen: Sternzeichen und die Einschätzung von Astrolog:innen können Persönlichkeit, Intelligenz und Scheidungen nicht vorhersagen.

Eine umfangreiche Untersuchung prüfte, ob Menschen, die zur gleichen Zeit am selben Ort geboren wurden, also die gleichen Sternzeichen und Aszendenten haben, sich ähnlich sind. Auszuschließen sind natürlich Zwillinge, da diese durch ähnliche Gene beeinflusst werden. In London wurden für eine Studie über 2000 dieser Zeit-Zwillinge in Bezug auf 110 Eigenschaften wie Persönlichkeit und Intelligenz, die man aus dem Geburtshoroskop ablesen kann, verglichen. Die Personen wurden mit sechs, elf und 23 Jahren zu diesen Eigenschaften befragt. Der Zusammenhang lag bei Null! Es fand sich eine absolute Zufallsverteilung der Eigenschaften von Menschen, die nach Annahmen der Astrologie nahezu identisch sein müssten.

Du hast trotzdem den Eindruck, dass Waagen ausgeglichener sind?

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Das lässt sich mit den Confirmation Bias erklären. Der Confirmation Bias (Bestätigungsfehler) bezieht sich auf die Neigung, Informationen zu bevorzugen oder zu akzeptieren, die die eigenen Überzeugungen oder Erwartungen bestätigen, während man Informationen abgelehnt oder ignoriert, die dem widersprechen. Im Kontext von Sternzeichen bedeutet dies, dass Menschen dazu neigen können, Informationen zu akzeptieren, die ihre Glaubensvorstellungen über astrologische Persönlichkeitsmerkmale oder Vorhersagen unterstützen, während sie widersprechende Informationen übersehen oder als nicht so wichtig bewerten.

Außerdem gibt es noch das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung. Das bedeutet, dass wenn wir an etwas glauben oder denken, dass etwas eintritt, dann werden wir uns (unterbewusst) so verhalten, dass es auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit so kommt. Menschen mit Sternzeichen „Löwe“ verhalten sich vielleicht extrovertierter, weil sie sich mit dem Sternzeichen identifizieren und diese Eigenschaft unbewusst bei sich verstärken. In einem anderen Beispiel könnten wir „Jungfrauen“ mehr Gewissenhaftigkeit zutrauen, weil wir wissen, dass das mit ihrem Sternzeichen assoziiert ist und uns fallen gewissenhafte Handlungen mehr auf.

Wieso passt dein Sternzeichen so gut zu dir?

Auch dafür hat die Psychologie eine Antwort. Hier greift zum einen erneut der Confirmation Bias, der uns dazu verleitet, vor allem die positiven Eigenschaften aus den Horoskopen gerne auf uns zu beziehen. 

Zum anderen gibt es noch den Barnum-Effekt, der besagt, dass Menschen dazu neigen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person so zu interpretieren, dass sie als zutreffende Beschreibung empfunden werden. So würden die meisten Menschen Aussagen, wie „Wenn es hart auf hart kommt, gehöre ich zu denen, auf die man sich verlassen kann“ zustimmen. Ganz eindrücklich wird dieser Effekt an der Untersuchung des Psychologen Bertram R. Forer, der Studierende einen Persönlichkeitstest ausfüllen ließ und anschließend allen denselben Text als Auswertung vorlegte. Die Persönlichkeitsbeschreibung wurde von den Studierenden mehrheitlich als sehr gut auf sie zutreffend bewertet.

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Kann Astrologie bei der Vorhersage von Ereignissen helfen?

Tatsächlich wird auch die Richtigkeit von Vorhersagen unter Berücksichtigung ihrer Wahrscheinlichkeit von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften überprüft. Für das Jahr 2022 fasst die Überschrift ihrer Pressemitteilung die Ergebnisse ganz gut zusammen: “Auch 2022 keine überraschenden Wahrsagertreffer”. Der vorhergesagte Weltuntergang fiel auch dieses Jahr wieder aus und die spezifischen Vorhersagen, wie der Angriff einer Stadt durch ein Riesenkaninchen und das Ende der Rolling Stones trafen auch nicht ein. Nach unzähligen Jahren, in denen das Ableben der englischen Königin vorhergesagt wurde, traf dies nun traurigerweise zu. Der Mathematiker Michael Kunkel sagte dazu, dass solche Vorhersagen früher oder später leider eintreten werden und das ist dann wenig überraschend. 

Auf Online-Lifestyle-Seiten gibt es fast täglich neue und sich größtenteils widersprechende Aussagen über Sternzeichen zu lesen. Wenn für ein Sternzeichen für den Tag auf der einen Seite Glück und auf der anderen Pech vorhergesagt wird, dann sind solche Vorhersagen nicht zu gebrauchen.

Astrologische Prognosen zum Weltgeschehen sind oft vage und möglichst allgemeingültig gehalten. Ohne spezifische Details zu benennen, wurden in den vergangenen Jahren oft Vorhersagen über bevorstehende Veränderungen in der Finanzwelt und Gesellschaft gemacht. Gelegentlich finden sich auch Prognosen, die sich mit denen, die bereits von Politikwissenschaftler:innen oder anderen Expert:innen getroffen wurden. Ereignisse wie der Ukrainekrieg haben Astrolog:innen sehr überrascht, denn eigentlich, sollte es ein entspanntes Jahr werden und der Astrologe Wulfing von Rohr schloss in seiner Jahresvorschau einen Krieg „mit bzw. gegen Russland“ sogar definitiv aus. 

Warum du deine Liebe zur Astrologie trotzdem nicht aufgeben musst

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Auch wenn die Astrologie im Gegensatz zur Psychologie keine wissenschaftliche Disziplin ist und keine fundierten Erkenntnisse liefert, kann sie Halt geben. Wenn es dir Spaß macht, dich mit den Sternen zu beschäftigen, du daraus Freude ziehst oder auch den Mut, etwas Neues auszuprobieren, dann ist das etwas sehr Schönes. Du solltest nur für dich einordnen können, wie viel Bedeutung du den Beschreibungen, Vorhersagen und Erkenntnissen unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse beimessen möchtest.

Fazit zur Astrologie

Die Unterscheidung zwischen Astrologie und Psychologie ist essentiell, um wissenschaftliche Erkenntnisse von esoterischen Praktiken zu trennen. Wissenschaftlich sind die Behauptungen der Astrologie nicht haltbar. Psychologische Forschung ist die einzig verlässliche Quelle für Erkenntnisse über die menschliche Psyche.