Extreme Stimmungsschwankungen – Was ist eine bipolare Störung?

Die bipolare Störung ist eine affektive Störung. Das bedeutet, dass sie den Affekt betrifft, sprich wie man sich fühlt und wie viel Antrieb man hat. Bipolar bedeutet, dass es zwei Pole gibt, zwischen denen die Betroffenen schwanken. Diese Pole sind zwei abwechselnde Episoden von Manie und Depression. In den Episoden sind die emotionale Verfassung und das Aktivitätsniveau der betroffenen Person erheblich beeinträchtigt. Diese Störung manifestiert sich entweder in einer übermäßig gehobenen Stimmung, gesteigertem Antrieb und erhöhter Aktivität (Hypomanie oder Manie) oder in einer Stimmungsabsenkung, begleitet von vermindertem Antrieb und reduzierter Aktivität (Depression). Vielleicht kennst du die bipolare Störung auch unter den Namen manisch-depressive Störung oder manische Depression.

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Es gibt kein einheitliches Krankheitsbild, zwischen zwei Episoden können sogar Monate liegen. Es kann zu Fehldiagnosen und dadurch falschen Behandlungen kommen. Bei Frauen wird, falls es zu Fehldiagnosen kommt, häufig eine unipolare Depression fehldiagnostiziert und bei Männern oft eine Psychose.

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Wie unterscheidet sich die bipolare Depression von der unipolaren Depression?

Der wesentliche Unterschied liegt in der Art der Episoden: Während die bipolare Störung von sowohl manischen als auch depressiven Episoden geprägt ist, erleben Menschen mit unipolarer Depression ausschließlich depressive Episoden.

Wie kann man sich eine manische Phase vorstellen?

Während einer manischen Episode bei bipolaren Störungen zeigen sich diverse Symptome, die auf eine gesteigerte Aktivität und gehobene Stimmung hinweisen. Dies beinhaltet eine gesteigerte Leistungsfähigkeit, oft begleitet von Größenwahn und falscher Risikoeinschätzung, was zu irrationalen Entscheidungen und gefährlichen Handlungen führen kann. 

Das Schlafbedürfnis nimmt ab, wobei Schlaf sogar als Zeitverschwendung empfunden werden kann. Eine mangelnde Einschätzung der Realität kann sich durch akustische und optische Halluzinationen äußern, was als psychotische Manie bezeichnet wird. Gleichzeitig zeigt sich ein gesteigertes Selbstvertrauen. Hochgefühle können jedoch schnell in Gereiztheit umschlagen.

Weitere Symptome umfassen Gedankensprünge, bei denen Außenstehende einem Gespräch häufig nicht mehr folgen können. Es treten neue Ideen und gesteigerte Kreativität auf, möglicherweise auch von Konzentrationsproblemen begleitet. 

Das Handeln kann ebenso sprunghaft werden, wobei viele Dinge begonnen, aber nicht zu Ende gebracht werden. Enthemmungen in verschiedenen Bereichen sind möglich, wie beispielsweise exzessive sexuelle Handlungen oder ein übermäßiger Kaufrausch. Gerade diese Enthemmungen können zum Abklingen einer manischen Episode führen und Schuld- sowie Schamgefühle auslösen, die bis hin zu einer depressiven Episode führen können. 

Welche Symptome zeigen sich in den depressiven Episoden?

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Während einer depressiven Episode bei bipolaren Störungen können verschiedene mögliche Symptome auftreten. Neben Anzeichen wie Lethargie und sozialem Rückzug können Betroffene ihre Gefühlswelt als abgestumpft erleben. Dann sind sie unfähig, Freude zu empfinden oder in traurigen Momenten zu weinen. Gleichermaßen kann Niedergeschlagenheit ein vorherrschendes Gefühl sein, ebenso wie Antriebslosigkeit und Energielosigkeit. Ein genereller Verlust des Interesses an normalerweise ansprechenden Aktivitäten kann auftreten, ebenso wie der Rückgang des sexuellen Interesses. Ständiges Grübeln über negative Themen, begleitet von innerer Unruhe, Ängstlichkeit und erhöhter Reizbarkeit, können diese Phase kennzeichnen.

Schlafstörungen in verschiedenen Formen können auftreten, seien es Durchschlafprobleme, frühes morgendliches Erwachen oder ein gesteigertes Schlafbedürfnis. Veränderungen im Essverhalten, sei es Appetitverlust oder gesteigerter Appetit, sind ebenfalls möglich. Die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, ein allgemeiner Rückgang des Leistungsvermögens und Konzentrationsschwierigkeiten können auch folgen.

Gefühle von Wertlosigkeit, Schuld- und Schamgefühlen sowie intensiven Selbstzweifeln prägen diese Phase. Diese Symptome können in unterschiedlicher Intensität auftreten und beeinträchtigen maßgeblich das tägliche Leben und die Lebensqualität der Betroffenen während der depressiven Episode.

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Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Wie bei allen Erkrankungen ist es wichtig, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, da verschiedene psychische und neurologische Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können. Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen diagnostizieren die Störung mithilfe von diagnostischen Gesprächen und Fragebögen, um sich ein Bild von der Ausprägung der Symptome zu machen.

Läuft die Krankheit bei jedem/jeder Betroffenen mit den abwechselnden Manie- und Depressions-Episoden ab?

Es gibt Gemeinsamkeiten in Bezug auf die wechselnden Episoden von Manie und Depression, aber es handelt sich nicht um ein einheitliches Krankheitsbild. Es können erhebliche Unterschiede in der Häufigkeit, Dauer und Intensität der Episoden zwischen verschiedenen Personen auftreten.

Es ist möglich, dass Monate zwischen verschiedenen Episoden liegen, und während dieser Zeiträume können die Betroffenen sich entweder ausgeglichen fühlen oder schwächere Formen von manischen oder depressiven Symptomen aufweisen. Diese Vielfalt in den Verläufen der bipolaren Störung erschwert die Diagnose und erfordert eine sorgfältige Beurteilung der individuellen Symptomatik und Krankheitsgeschichte jedes Einzelnen.

Wie entsteht eine bipolare Störung und deren Episoden?

Wie die Erkrankung entsteht, ist nicht genau geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass verschiedene Faktoren zu einer Störung im Stoffwechsel des Gehirns führen. Vereinfacht ausgedrückt kommt es zu einem Ungleichgewicht von Neurotransmittern wie Noradrenalin, Dopamin, Serotonin.

Ist ein Elternteil bipolar, besteht ein vielfach erhöhtes Risiko, auch daran zu erkranken. Umweltbedingungen wie Stress, traumatische Ereignisse oder bedeutende Lebensveränderungen können das Risiko für eine bipolare Störung erhöhen oder den Ausbruch von Episoden auslösen. Ebenso können Auslöser für erneute manische Episoden Reizüberflutungen und Schlafmangel sein. 

Betroffene leiden häufig zusätzlich noch unter Substanzmissbrauch (meist Alkohol). Der Missbrauch von Drogen oder Alkohol kann das Auftreten und den Verlauf der bipolaren Störung verschlimmern. 

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Woran erkenne ich Hinweise auf die bipolare Störung bei mir oder anderen?

Die bipolare Störung ist durch sich abwechselnde Episoden von Manie und Depression gekennzeichnet, wobei zwischen diesen Phasen Monate vergehen können, die von einem Gefühl der Ausgeglichenheit geprägt sind. Es gibt sogar Episoden, die von einer Mischform von Depression und Manie durchzogen sind, was von Betroffenen als besonders einschränkend empfunden wird.

Es ist wichtig zu betonen, dass jeder im Leben Hoch- und Tiefphasen erlebt, was normal ist. Bei einer bipolaren Störung können jedoch weder die Phasen und Symptome noch die Wechsel von einer Episode in die andere durch externe Faktoren erklärt werden. Wenn du das Gefühl hast, dass du oder jemand in deinem Umfeld professionelle Hilfe benötigt, ist das völlig in Ordnung. Du kannst dich an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin sowie an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin wenden, beispielsweise über die kassenärztliche Vereinigung deines Bundeslandes. In dringenden Fällen steht die Telefonseelsorge (0800-1110111) anonym und jederzeit zur Verfügung.

Speziell für bipolare Störungen gibt es die Möglichkeit, sich an die Gesellschaft für bipolare Störungen zu wenden unter der Nummer 0800 55 33 33 55. Es ist wichtig, Hilfe anzunehmen und Unterstützung zu suchen, um einen angemessenen Umgang mit der Erkrankung zu finden.

Wie läuft eine Therapie ab?

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Die Behandlung bipolarer Störungen kann in kurzfristige und langfristige Ziele unterteilt werden. Kurzfristige Ziele konzentrieren sich besonders auf die Reduzierung der depressiven oder (hypo-)manischen Symptome, was als Akutbehandlung bezeichnet wird. Langfristige Ziele beinhalten unter anderem die Verringerung oder Vermeidung weiterer affektiver Episoden, auch als Phasenprophylaxe bekannt.

Das übergeordnete Ziel jeder Behandlung sollte die Aufrechterhaltung eines möglichst hohen psychosozialen Funktionsniveaus des Patienten sein. Dies hat einen erheblichen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität des Patienten oder der Patientin und bestimmt maßgeblich die Möglichkeit einer angemessenen sozialen Teilhabe.

In erster Linie erfolgt die Therapie medikamentös, wobei andere Psychopharmaka als bei unipolarer Depression eingesetzt werden. Die Verwendung falscher Medikamente kann die Symptome verschlechtern, daher ist eine präzise Diagnose von großer Bedeutung.

Psychotherapie spielt eine entscheidende Rolle, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern, potenzielle Suchtprobleme zu bewältigen und Unterstützung für Angehörige zu bieten.

Effiziente Psychotherapie bei bipolaren Störungen umfasst verschiedene Schlüsselelemente. Dazu gehört zunächst die Psychoedukation, bei der grundlegendes Wissen über die Erkrankung, ihre Symptome und den Umgang damit vermittelt wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Selbstbeobachtung von Stimmungsveränderungen, Ereignissen, Verhalten und Denken, um die Achtsamkeit für eigene emotionale Schwankungen zu schärfen.

Die Reflexion von Erwartungen und Maßstäben spielt eine Rolle, um persönliche Erwartungen und Bewertungsmaßstäbe zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Ebenso beinhaltet die Therapie die Förderung von Kompetenzen zum Selbstmanagement von Stimmungsschwankungen und Frühwarnzeichen, um eigenständig mit Veränderungen der Stimmung umgehen zu können.

Die Normalisierung und Stabilisierung von Schlaf-Wach- und sozialem Lebensrhythmus ist ein weiterer Fokus, um stabile Lebensumstände zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Stressmanagement und Aktivitätenmanagement sind entscheidende Elemente, um Strategien zur Bewältigung von Stress und zur Strukturierung des täglichen Lebens zu erlernen.

Des Weiteren zielt die Therapie darauf ab, die Selbstwirksamkeitsüberzeugung zu steigern, um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zur erfolgreichen Bewältigung von Herausforderungen zu stärken. Der Einbezug der Angehörigen wird als integraler Bestandteil betrachtet, um das soziale Unterstützungssystem in den Therapieprozess zu integrieren. Schließlich beinhaltet die Therapie die Vorbereitung auf Krisen und Notfälle, einschließlich Strategien und Bewältigungsmechanismen für den Umgang mit potenziellen Krisensituationen und Rückfällen. Diese ganzheitliche Herangehensweise hat das Ziel, die Selbstregulation und Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Neben Medikamenten und Gesprächstherapie ist die Elektrokrampftherapie ein während manischer als auch depressiver Episoden mögliches Verfahren. Unter Vollnarkose wird der Körper für 20-40 Sekunden in einen Krampfanfall versetzt, was zur Stimulierung des Nervensystems und zur Ausschüttung wichtiger Neurotransmitter führt. Außerdem gibt es weitere neue Hirnstimulationsverfahren. Das klingt vielleicht gruselig, ist aber eine schmerzfreie und wirkungsvolle Therapie.

Vertrauen wieder aufbauen – wie es gelingt

Vertrauen bedeutet, optimistisch in die Zukunft zu blicken, ohne Gewissheit darüber zu haben, ob diese positive Erwartung wirklich eintreffen wird. Der Akt des Vertrauens setzt sich mit Ungewissheit und Risiko auseinander und erfordert daher eine beträchtliche Portion Mut. Die Wurzeln des Begriffs lassen sich aus seiner etymologischen Herkunft ableiten: Das Präfix „ver“ impliziert ein resultierendes Vollenden, während das Wort „trauen“ das Wagnis, den Mut, die Hoffnung und den Glauben beschreibt. Vertrauen bezieht sich auf die zukünftige Entwicklung und beruht gleichzeitig auf den Erfahrungen, die aus der Vergangenheit stammen.

„Im Leben braucht man nur Ungewissheit & Vertrauen. Dann ist der Erfolg gesichert.“

Mark Twain

Wie schnell wir einer fremden Person vertrauen, hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. von unseren bisherigen Beziehungserfahrungen. Vertrauen ist dabei die Basis von tieferen sozialen Beziehungen. Ohne Vertrauen würde unsere ganze Gesellschaft nicht funktionieren. Vertrauen bringt aber auch ein gewisses Risiko und eine Verletzlichkeit mit sich. Ist es einmal gebrochen, ist es gar nicht so leicht wiederherzustellen. Und manchmal ist sogar fraglich, ob wir erneut Vertrauen zu einer Person aufbauen wollen, die uns sehr enttäuscht hat. 

Warum ist Vertrauen wichtig für Beziehungen?

Vertrauen ist entscheidend für eine langfristige Bindung, denn Vertrauen schafft die notwendige Grundlage für die Entwicklung von Intimität in Beziehungen. Es ermöglicht den Partner:innen, sich emotional zu öffnen. Vertrauen sorgt für Stabilität und bietet ein Gefühl von Sicherheit. In vertrauensvollen Beziehungen können die Partner:innen offen miteinander kommunizieren. Sie teilen Bedenken, Wünsche und Gefühle, ohne Angst vor Verurteilung und auch Konflikte lassen sich besser bewältigen. In vertrauensvollen Beziehungen halten die Partner:innen ihre Zusagen ein. Die Verbindlichkeit, die durch Vertrauen entsteht, schafft eine zuverlässige Basis für die Partnerschaft und gemeinsame Ziele. 

Woher kommt unser Vertrauen?

Unsere bisherigen Erfahrungen in Beziehungen beeinflussen maßgeblich, wie schnell wir Vertrauen zu neuen Menschen aufbauen. Dabei bestimmen die ersten Lebensjahre, ob wir tendenziell Vertrauen in die Welt und die Menschen um uns herum entwickeln oder nicht. 

Urvertrauen ist ein von dem Psychologen Erik H. Erikson eingeführter Begriff, der die innere emotionale Sicherheit beschreibt, die ein Kind in den ersten Lebensmonaten aufbaut. Ein Neugeborenes ist darauf angewiesen, versorgt zu werden, und diese Erfahrungen fördern das Vertrauen gegenüber den primären Bezugspersonen. Es ist wichtig, dass Kinder sowohl Vertrauen als auch Misstrauen erleben, wobei eine stärkere Entwicklung des Vertrauens entscheidend ist.

Die Bindungstheorie des Psychiaters John Bowlby unterstreicht ebenfalls die weitreichenden Auswirkungen der Erfahrung von Zuverlässigkeit in der Kindheit auf unsere psychische Entwicklung. Nach dieser Theorie ist eine sichere Bindung zwischen einem Kleinkind und seiner primären Bezugsperson entscheidend, um im Erwachsenenalter stabile Beziehungen aufzubauen. 

Was entscheidet darüber, ob wir Vertrauen zu einer Person aufbauen?

Die Faktoren, die darüber entscheiden, ob wir Vertrauen zu einer Person aufbauen, sind vielfältig und werden durch unterschiedliche Aspekte beeinflusst. Insbesondere bei (noch) fremden Personen spielen verschiedene Elemente eine Rolle.

Konsistentes Verhalten, das frei von Widersprüchen ist, bildet eine entscheidende Grundlage für das Vertrauensverhältnis. Menschen neigen dazu, Vertrauen aufzubauen, wenn das Verhalten der anderen Person vorhersehbar und verlässlich ist.

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Vertrauenswürdige Menschen zeichnen sich oft durch große Empathie, Mitgefühl und eine starke Hilfsbereitschaft aus. Diese Eigenschaften schaffen eine emotionale Verbindung und tragen dazu bei, Vertrauen zu stärken.

Positive Erfahrungen in der Interaktion mit einer Person fördern das Vertrauensverhältnis. Wenn wir angenehme Begegnungen und kooperative Interaktionen erleben, neigen wir dazu, Vertrauen aufzubauen.

Das äußere Erscheinungsbild spielt ebenfalls eine Rolle. Studien zeigen, dass wir Menschen, die uns ähnlich sehen, eher vertrauen. Die Theorien hinter diesem Faktor gehen davon aus, dass Menschen sich selbst wahrscheinlich eher als vertrauenswürdig einschätzen. Wenn uns jemand sehr ähnlich sieht, scheint er oder sie folglich auch vertrauenswürdiger zu sein. Aus einer optischen Ähnlichkeit wird also auf eine Ähnlichkeit in Werten und Moral geschlossen. 

Insgesamt sind Vertrauensentscheidungen komplexe Prozesse, die auf einer Vielzahl von persönlichen Erfahrungen, Beobachtungen und kognitiven Bewertungen basieren. Durch positive Interaktionen, konsistentes Verhalten und gemeinsame Werte können Beziehungen gestärkt und Vertrauen aufgebaut werden.

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Woran erkennt man, ob man einer Person nach einem Vertrauensbruch wieder vertrauen sollte?

Dafür gibt es nie eine Garantie. Ein paar gute Anzeichen können sein, dass die andere Person den Fehler einsieht, Geduld hat, Empathie für den Schmerz der betrogenen Person zeigt und ihr aktiv Sicherheit gibt. Wenn du zu dem Schluss kommst, dass du einer Person nach einem Vertrauensbruch nicht länger vertrauen möchtest, hat das gleichermaßen seine Berechtigung, wie der Wunsch, daran zu arbeiten. 

Wie kann man Vertrauen wieder aufbauen?

Wenn das Vertrauen zu einer Person gebrochen wurde, ist es möglich, es wieder aufzubauen, indem sowohl die Person, die das Vertrauen gebrochen hat, als auch die betroffene Person bestimmte Schritte unternehmen.

Die Person, die das Vertrauen gebrochen hat, sollte Geduld zeigen und ein tiefes Verständnis für den Schmerz der anderen Person entwickeln. Empathie ist entscheidend, um die Emotionen des Betroffenen nachzuvollziehen. Zuverlässigkeit und Beständigkeit ist unerlässlich, um wieder Vertrauen aufzubauen, ebenso wie die Einsicht in die eigenen Fehler und die Bereitschaft, Verhaltensweisen zu ändern. Zusätzlich kann es hilfreich sein, zu hinterfragen, warum man den Vertrauensbruch begangen hat und das Thema aufzuarbeiten.

Auf der Seite der vom Vertrauensbruch betroffenen Person ist der Wunsch, der anderen Person wieder vertrauen zu wollen. Selbstvertrauen und Geduld mit sich selbst sind ebenso wichtig wie die Fähigkeit, den Schmerz zuzulassen, ohne in Selbstmitleid zu verfallen, sondern mit Selbstmitgefühl zu reagieren. Es ist entscheidend, sich dem Schmerz nicht zu entziehen, sondern alle Gefühle, auch unangenehmen wie Wut und Trauer, zuzulassen. Die langfristige Unterdrückung dieser Emotionen wird nicht förderlich sein. Die Akzeptanz unangenehmer Gefühle ist daher unumgänglich, um einen ersten Schritt in Richtung Heilung zu machen.

Geduld ist eine weitere essenzielle Eigenschaft, da der Aufbau von Vertrauen Zeit benötigt. Positive Erfahrungen müssen sich ansammeln und zu einem umfassenden Gefühl von Vertrauen führen. Ein Vertrauensbruch kann als Wunde betrachtet werden, die über die Zeit heilen muss. 

Es ist wichtig, sich zu fragen: Warum möchte ich wieder vertrauen? Das Verstehen dieser Hintergründe kann dazu beitragen, den Wunsch nach Wiederaufbau des Vertrauens zu verstehen. Hierbei spielt die Auseinandersetzung mit bisherigen Beziehungserfahrungen und dem eigenen Urvertrauen eine entscheidende Rolle. Eine Reflexion über die Ursprünge von Misstrauen in der eigenen Lebensgeschichte ist hilfreich, um festzustellen, ob es ein generelles Thema ist. Des Weiteren sollte man überlegen, ob es sich wirklich um Misstrauen in die andere Person handelt oder ob eigene Selbstzweifel eine Rolle spielen.

Man sollte sich nicht mit dem „Warum?“ quälen, wie etwa: „Warum hat sie mich belogen?“ oder ähnliche Fragen. Durch diese Art der Selbstbefragung vertieft man sich nur weiter in das Problem und findet oft keine wirkliche Lösung für die Situation. Die Frage nach dem Warum kann von niemandem, und oft nicht einmal von den verantwortlichen Personen selbst, vollständig beantwortet werden.

Man kann sich fragen, welche rationalen Gründe es dafür gibt, Vertrauen zu können und welche rationalen Gründe gibt es für Misstrauen? Falls das Misstrauen trotz fehlender rationaler Gründe hartnäckig ist, kann man sich fragen: Welche Funktion erfüllt mein Misstrauen?

Die Frage nach Vergebung stellt sich ebenfalls. Es ist wichtig zu klären, ob Vergebung notwendig ist oder ob eine klare Abgrenzung statt Vergebung angemessener ist, insbesondere bei schweren Vertrauensbrüchen.

Wozu dient Misstrauen? 

Misstrauen kann je nach Person verschiedene Funktionen erfüllen. Bei hartnäckigem Misstrauen kann es sich lohnen, die individuelle Funktion von Misstrauen zu hinterfragen. Allgemein ist ein häufiger Grund, dass es ein Gefühl von Kontrolle vermittelt. Das Gegenteil von Kontrolle ist Vertrauen. Misstrauen dient dazu, uns vor Enttäuschungen zu schützen. 

Wie kann man Vertrauensprobleme erkennen?

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Es können unterschiedliche Dinge in Frage kommen. Zum einen könnte ein Verhalten, das nach Vertrauensproblemen aussieht, in Wirklichkeit mit eigenen Selbstzweifeln und Glaubenssätzen wie „Ich bin nicht wertvoll genug“ zusammenhängen. In diesen Fällen trägt der Partner keine Schuld an den Selbstzweifeln, kann jedoch unterstützen, an deren Überwindung zu arbeiten.

Auf der anderen Seite gibt es Verhaltensweisen, wie beispielsweise Aggressionen dem Partner gegenüber oder distanziertes Verhalten, die zwar nicht direkt nach Vertrauensproblemen aussehen, im Grunde jedoch auf Misstrauen zurückzuführen sind. Vertrauensprobleme können somit in unterschiedlichen Formen zum Ausdruck kommen.

Häufig manifestieren sich Vertrauensprobleme in Form von Verlustangst (Klammern), Bindungsangst (distanziertes Verhalten), Kontrollzwängen, Eifersucht oder einem starken Beschützerinstinkt. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Verhaltensweisen oft tiefgehende Wurzeln haben und eine differenzierte Herangehensweise erfordern.

Was hat das Vertrauen in andere mit Selbstvertrauen zu tun?

Vertrauen in andere und Selbstvertrauen sind eng miteinander verknüpft und spielen auf verschiedenen Ebenen eine entscheidende Rolle. Fremdvertrauen bezieht sich darauf, einer anderen Person zu vertrauen. Es geht darum, davon auszugehen, dass diese Person zuverlässig ist und positive Absichten hat. Selbstvertrauen bedeutet, sich selbst zu vertrauen, insbesondere die Gewissheit zu haben, dass man einen Vertrauensbruch überstehen kann. Hierbei spielt die Akzeptanz der Tatsache, dass es keine Garantie für dauerhaftes Vertrauen gibt, eine wesentliche Rolle.

Misstrauen kann oft als Vertrauensproblem getarnte Selbstzweifel widerspiegeln. Das Gefühl, nicht wertvoll genug zu sein, kann zu Unsicherheiten in der Beziehung führen. In solchen Fällen neigt man dazu, die Schuld für diese Unsicherheiten dem Partner zuzuschreiben, was zu Misstrauen führen kann.

Selbstvertrauen hat einen entscheidenden Einfluss auf das Vertrauen in andere. Nur wenn man sich selbst vertraut und ein gesundes Selbstwertgefühl hat, ist man eher bereit zu glauben, dass man es wert ist, dass andere in einen investieren. Ein starkes Selbstvertrauen bildet somit die Grundlage für gesunde zwischenmenschliche Beziehungen.

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Ist Vertrauen eine Entscheidung?

Deine bisherigen Beziehungserfahrungen, angefangen in der frühen Kindheit bis zu späteren Beziehungen, spielen eine bedeutsame Rolle und prägen deine Einstellung. Wenn du negative Erfahrungen gemacht hast, möchtest du dich durch Misstrauen schützen. Trotzdem, als erwachsene und reflektierte Individuen, haben wir die Fähigkeit, mutig zu sein und anderen Menschen zu vertrauen, selbst wenn wir in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Dies gilt insbesondere dann, wenn es rationale Gründe für das Vertrauen gibt. 

Resilienz und die Existenz von Ressourcen im sozialen Umfeld können dafür sehr unterstützend sein. Es geht auch darum, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu verstehen, wie sie in Beziehung zu den Erfahrungen der Vergangenheit stehen.

Insgesamt zeigt dies, dass wir trotz vorangegangener schlechter Erfahrungen die Möglichkeit haben, bewusst zu handeln. Es ist wichtig, die eigenen Ressourcen zu nutzen und sich der verschiedenen psychischen Bedürfnisse bewusst zu sein, um in Beziehungen Vertrauen zu finden. 

Er liebt mich, er liebt mich nicht – Liebeskummer überwinden

Liebeskummer ist die emotionale Reaktion auf unerfüllte oder verlorene Liebe. Die Gefühle können Trauer, Verzweiflung, Einsamkeit und eine allgemeine emotionale Erschöpfung umfassen. Menschen erleben Liebeskummer unterschiedlich, und die Intensität und Dauer können von Person zu Person variieren. Es ist ein normaler Bestandteil menschlicher Beziehungen, und viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens Erfahrungen mit Liebeskummer gemacht.

Was passiert im Körper, wenn wir Liebeskummer haben?

Liebeskummer ist ein biochemischer Ausnahmezustand. In einer Beziehung sorgt unser Partner für den Ausstoß von Hormonen, wie dem Kuschelhormon Oxytocin und dem Glückshormon Dopamin. Auch das Hormon Serotonin wird ausgeschüttet und ist mitverantwortlich für unsere Stimmung und emotionales Wohlbefinden. Bei einer Trennung sind die Hormone, die unser:e Partner:in ausgelöst hat, plötzlich weg. Wir vermissen den/die Partner:in und unsere guten Gefühle aus der gemeinsamen Zeit. Durch die Senkung des Serotoninspiegels können unter Umständen auch Begleiterscheinungen wie depressive Verstimmung miterklären. Die Liebe endet so, wie sie begonnen hat: mit Chaos im Körper!

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Diagnose: Gebrochenes Herz!

Für einige wird der Herzschmerz -wie man im Alltag sagen würde- auch klinisch als broken heart syndrom relevant. Unser Körper reagiert auf emotionale Belastungen, wie beispielsweise das Ende einer bedeutungsvollen Beziehung. In solchen Momenten werden vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt, die das Herz plötzlich überfluten. Als Reaktion darauf können Betroffene Brustschmerzen und Atemnot erleben. Interessanterweise zeigen Untersuchungen, dass bei den meisten Patient:innen – vorwiegend Frauen mittleren Alters – keinerlei Anzeichen für blockierte Arterien oder andere Gründe für einen Herzinfarkt vorliegen.

Studien deuten darauf hin, dass die plötzliche Freisetzung dieser Hormone und deren Nebenprodukte in einer derart massiven Menge dazu führen können, dass sie den Herzmuskel vorübergehend beeinträchtigen. Etwa drei Prozent der Betroffenen sterben an diesen Folgen. Wenn der/die Patient:in jedoch das akute Stadium überlebt, bleibt das gestresste Herz in der Regel unbeschädigt. Tatsächlich ist es möglich, dass es sich innerhalb weniger Tage vollständig erholt.

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Was bedeutet Liebeskummer für unsere Psyche?

Liebeskummer stellt für unsere Psyche eine äußerst herausfordernde und schmerzhafte Erfahrung dar. Es bedeutet nicht nur den Verlust einer womöglich engen Bezugsperson, sondern erschüttert auch unser grundlegendes psychologisches Bedürfnis nach Bindung. Psychologisch betrachtet ist Liebeskummer ein sozialer Schmerz, der ähnliche Hirnregionen aktiviert wie körperliche Schmerzen.

Ein Aspekt des Liebeskummers ist der Kontrollverlust. Oft hat man nicht nur das Gefühl, die Situation nicht unter Kontrolle zu haben, vor allem wenn die Trennung von der anderen Person ausgegangen ist. Gleichzeitig kann es aber auch bedeuten, dass man sich selbst nicht unter Kontrolle hat. Das kann sich in Verhaltensweisen wie dem Drang, der Person zu schreiben oder sie zu „stalken“, manifestieren. Manchmal ist es sehr schwer, die Gedanken von der Person und der Trennung zu lösen.

Durch Zurückweisung kann unser Selbstwertgefühl leiden. In Verbindung mit dem Wunsch nach Kontrolle fängt man vielleicht an, Fehler bei sich selbst zu suchen. Das kann eine Illusion der Kontrollierbarkeit schaffen, aber schwerwiegende Folgen für den Selbstwert haben. Es ist wichtig, einen Realitätscheck einzubauen und eine Reflektion der Verhaltensweisen in einer Beziehung möglichst differenziert zu betrachten. Es ist ein extrem großer Unterschied, ob ich z.B. denke “Ich habe meinen Ex-Partner oder meine Ex-Partnerin häufig angelogen und so sein Vertrauen missbraucht. Ich setzte mich damit auseinander, warum ich das getan habe und wie ich in zukünftigen Beziehungen damit umgehen möchte.” oder, ob man denkt “Bestimmt sind wir nicht mehr zusammen, weil ich nicht liebenswert bin. Alles ist meine Schuld.“ Aus dem letzten Gedanken können grundlegende Selbstwertprobleme entstehen, die einen selbst und zukünftige Beziehungen belasten können. 

Insgesamt betrachtet ist Liebeskummer eine komplexe und tiefgreifende emotionale Erfahrung, die sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben kann und oft intensive Schmerzen und Unbehagen verursacht.

Welche Phasen durchläuft man bei Liebeskummer?

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Es ist wichtig zu betonen, dass Liebeskummer individuell erlebt wird und nicht jeder Prozess gleich verläuft. Dennoch zeigen sich häufig bestimmte Phasen, die viele Menschen durchlaufen, wenn sie mit einer Trennung oder einem Verlust einer Beziehung konfrontiert sind:

Schockphase: In dieser Phase wird die Realität der Trennung nicht akzeptiert. Es besteht ein starker Wunsch, dass alles wieder so wird, wie es vorher war. Man klammert sich an Hoffnungen und es fällt schwer, die Situation zu akzeptieren.

Analyse und Zweifel: Es folgt die Phase des Analysierens und Zweifelns. Man hinterfragt, warum es zur Trennung gekommen ist. Schuldgefühle und Selbstzweifel sind häufig präsent. Sowohl diejenigen, die verlassen haben, als auch die Verlassenen, stellen sich Fragen zur Entscheidung und der eigenen Rolle in der Trennung. 

Ausbruch der Gefühle: Diese Phase ist oft eine der intensivsten. Es wird klar, dass es kein Zurück mehr gibt. Liebe und Sehnsucht können in Wut und Hass umschlagen. Die Gefühle können sich vermischen und die Betroffenen sind oft emotional durcheinander und verzweifelt. 

Neuorientierung: Hier beginnt langsam eine Phase der Neuorientierung. Man lernt, ohne den/die Ex zu leben, und beginnt, sich auf die Zukunft zu konzentrieren, anstatt auf die Vergangenheit. Pläne und Ziele werden für das eigene Leben geschmiedet.

Offenheit für Neues: Schließlich kehrt die Offenheit für neue Beziehungen zurück. Man ist bereit, sich auf Neues einzulassen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Der Liebeskummer endet, und man ist bereit für einen neuen Lebensabschnitt.

Nicht jeder durchläuft diese Phasen in der gleichen Reihenfolge oder mit der gleichen Intensität. Die Bewältigung von Liebeskummer ist ein individueller Prozess und benötigt Zeit sowie Unterstützung durch Freunde, Familie oder professionelle Hilfe, wenn nötig.

Wie lange dauert Liebeskummer und kann man chronischen Liebeskummer haben?

Ein häufig verbreiteter Volksglauben ist, dass der Liebeskummer etwa ein Viertel bis die Hälfte der Dauer der Beziehung anhält. Das ist Quatsch! Es gibt keine Formel, die die Dauer von Liebeskummer vorhersagen kann. Die Dauer und Intensität von Liebeskummer variieren stark und sind von verschiedenen Faktoren abhängig

Die Frage, ob die Dauer der Beziehung grundsätzlich relevant ist, kann man trotzdem nur mit „Jein“ beantworten. Liebeskummer kann in jeder Beziehung auftreten, und er kann sich auch von Anfang an stark anfühlen. Allerdings zeigt sich oft, dass bei längeren Beziehungen nicht nur der Verlust des Partners, sondern auch der Verlust anderer Lebensaspekte, wie Identität, Zukunftsvisionen, materielle Dinge und Beziehungen, den Liebeskummer vertiefen kann.

Egal wer den Schlussstrich gezogen hat, prinzipiell können beide Parteien Liebeskummer haben. Die Person, die Schluss macht, hat nur vielleicht länger Zeit gehabt, sich mental auf die Situation vorzubereiten.

Liebeskummer kann zwischen wenigen Wochen bis hin zu einigen Jahren anhalten. Die akuteste Phase, in der der Schmerz und die intensive Sehnsucht besonders stark sind, klingt häufig in den ersten 1-2 Monaten allmählich ab. Mit der Zeit gelingt es vielen Menschen, eine neue Realität zu akzeptieren und die Trennung zu verarbeiten. Einige Menschen fühlen sich nach etwa einem Jahr freier oder unabhängiger. Sie argumentieren, dass sie in diesem Zeitraum alltägliche Dinge wie Geburtstage, Feiertage und Urlaube einmal alleine erlebt und gemeistert haben, was ihr Gefühl der Autonomie stärkt. 

Den Begriff chronischen Liebeskummer gibt es so zwar nicht, aber einige Personen berichten von langanhaltendem Liebeskummer. Was dabei “langanhaltend” ist, ist wieder subjektiv. Allerdings kann man, wenn man nach einem Jahr keine Besserung und keine Entwicklung bemerkt, schon von langanhaltendem Liebeskummer sprechen. 

Die Dauer und Intensität von Liebeskummer sind von verschiedenen Faktoren abhängig, die sowohl die individuellen Eigenschaften der Personen als auch die Umstände der Trennung umfassen. Die Art der Trennung kann einen erheblichen Einfluss haben. Wenn keine Erklärung für die Trennung gegeben wird oder Betrug im Spiel war, kann dies den Liebeskummer verstärken. Besonders intensiv kann der Kummer sein, wenn es sich um die erste Person handelt, für die solch tiefgreifende Gefühle empfunden wurden.

Individuelle Faktoren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der Selbstwert spielt dabei eine große Rolle. Wenn das Selbstwertgefühl stark von der Beziehung abhängt, kann der Liebeskummer intensiver und langwieriger sein. Ebenso beeinflusst die Identität eine Person stark. Wenn die Beziehung einen erheblichen Teil der Identität ausmacht, kann der Verlust schwerwiegender empfunden werden. Die Fähigkeit zur Bewältigung von Stresssituationen, auch als Resilienz bekannt, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Es gibt keine feste Regel oder Garantie darüber, wie lange es dauern wird, und der Heilungsprozess verläuft für jeden Menschen anders. Individuelle Strategien sowie das Umfeld können eine wichtige Rolle bei der Bewältigung und Überwindung von Liebeskummer spielen. Bewältigungsstrategien zu erlernen kann auch dazu führen, dass sie eine gewisse „Trennungskompetenz“ entwickeln. Damit kann man zukünftig besser mit ähnlichen Situationen umgehen.

Wie entwickelt sich langanhaltender Liebeskummer?

Bei langanhaltendem Liebeskummer liegt das Kernproblem oft darin, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, ihren Ex-Partner oder ihre Ex-Partnerin loszulassen. Das Festhalten an vergangenen Beziehungen erfüllt mitunter eine bestimmte Funktion oder erzeugt einen scheinbaren Nutzen. Einige Menschen verwechseln zudem den eigentlichen Liebeskummer, der das Vermissen und Trauern um die Person oder Beziehung beinhaltet, mit anderen emotionalen Herausforderungen, die die Trennung hinterlassen hat. Dies können beispielsweise Verlustängste, Depressionen oder eine allgemeine Lebenskrise sein. In diesen Fällen entwickeln sich neue Probleme, die nicht unbedingt auf jahrelangem Liebeskummer beruhen, sondern auf weiterführenden emotionalen Belastungen.

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Gibt es Geschlechterunterschiede beim Umgang mit  Liebeskummer?

Eine internationale Studie der Binghamton University aus dem US-Bundesstaat New York zeigt, dass Frauen tendenziell stärkere körperliche und emotionale Schmerzen erleben, länger brauchen, um sich für eine neue Beziehung zu öffnen, aber besser heilen als Männer. Im Gegensatz dazu neigen Männer dazu, ihre Gefühle zu verdrängen, versuchen, den Herzschmerz durch eine neue Partnerschaft zu überwinden, sprechen seltener über ihre Emotionen und verarbeiten ihren Kummer eher intern. 

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Daten aus Selbstbeurteilungs-Fragebögen stammen. Daher besteht die Frage, inwieweit diese Antworten der Wahrheit entsprechen oder ob soziale Erwartungen, gesellschaftliche Normen oder persönliche Sozialisierung die gegebenen Antworten beeinflussen könnten. Die Ehrlichkeit und Genauigkeit der Antworten können daher durch soziale Erwartungen beeinflusst werden.

Unabhängig davon, ob die Ergebnisse so auf die Geschlechter zutreffen, ist eine Sache wichtig: Nur Gefühle, die da sein dürfen, dürfen auch wieder gehen. Es tut wahrscheinlich weh, aber nur wenn wir den Schmerz zulassen, können wir ihn wieder gehen lassen. 

Wie kann ich mit (chronischem) Liebeskummer umgehen?

Liebeskummer ist eine herausfordernde Phase, die Durchhaltevermögen erfordert, um einen Tag nach dem anderen zu bewältigen. Du kannst dich anderen anzuvertrauen, um den Schock zu überwinden und die Realität anzunehmen. 

Statt in Selbstmitleid zu versinken, sollte man lieber Selbstmitgefühl pflegen. Selbstmitleid kann dazu führen, sich als Opfer zu sehen. Man bekommt vielleicht das Gefühl, dass andere nicht nachvollziehen können, was in einem vorgeht und beginnt sich zu isolieren. Besonders schwerwiegend wird es, wenn man keine Hilfe von außen annimmt und sich auch selbst keine anbietet. Selbstmitgefühl hingegen bringt eine bewusste Achtsamkeit für unangenehme Gefühle. Man ist für sich selbst da wie für eine:n gute:n Freund:in und versucht die Situation zu verändern, um sich selbst zu helfen. 

Es ist wichtig, dass wir unser Selbstwertgefühl nicht von anderen abhängig machen. Liebeskummer kann dazu führen, dass man sich abgewertet fühlt und der eigene Selbstwert geschmälert wird. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass selbst wenn man verlassen wurde, dies nichts über den eigenen Wert aussagt. 

Auch eine realistische Betrachtung der vergangenen Beziehung kann helfen, denn oft neigen Personen dazu ihren/ihre Expartner:in zu idealisieren. Aber war er oder sie wirklich so toll? Vielleicht hilft es dir, eine Liste über die Dinge zu schreiben, die dich schon immer am Anderen genervt haben.

Eine tolle Hilfe gegen Liebeskummer kann die Zeit mit Freund:innen oder Famile sein. Dabei kann man auch gerne mal mit einem Lieblingsmenschen kuscheln, das setzt Oxytocin frei.  

Ablenkung kann dir helfen Lebensglück und deine Identität außerhalb der Beziehung (wieder)zufinden. Ist jetzt vielleicht die Zeit, um ein altes Hobby wiederzubeleben?

Das Loslassen der vergangenen Beziehung kann erleichtert werden, indem man sich keine falschen Hoffnungen macht und sich bewusst von Erinnerungen und Fotos des Ex-Partners oder der Ex-Partnerin fernhält. Hirnforscher:innen empfehlen diesen „kalten Entzug“, um den Lernprozess des Entliebens nicht zu verlangsamen.

Insbesondere bei anhaltendem Liebeskummer ist es wichtig zu hinterfragen, welche Funktion der Kummer hat. Manchmal kann er als Flucht vor der Ungewissheit der Zukunft dienen. Die Unterstützung von Freund:innen und Familie kann auch ein positiver Nebeneffekt sein. Außerdem ist es oft leichter, in Selbstmitleid zu versinken, als in Aktion zu treten. Eventuell klammert man sich noch an die Beziehung, weil noch die Hoffnung besteht, dass man wieder zusammenkommen könnte. 

Ab wann sollte man sich professionelle Hilfe holen? 

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Spätestens wenn der Liebeskummer über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren anhält oder Suizidgedanken aufkommen, ist es dringend ratsam, professionelle Unterstützung von einem/einer Psychotherapeut:in in Anspruch zu nehmen. Dies gilt insbesondere, wenn man handlungsunfähig wird und den Alltag nicht mehr bewältigen kann oder wenn der Liebeskummer erhebliche Auswirkungen auf andere Lebensbereiche hat, wie zum Beispiel Freundschaften, die Arbeit oder die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse.

Unbehandelter, chronischer Liebeskummer birgt das Risiko, eine Depression auszulösen und kann schnell zu einer Lebenskrise werden. Dies ist besonders wahrscheinlich, wenn der Liebeskummer dazu führt, dass man den Selbstwert, die eigene Identität und/oder den Lebensentwurf stark vom Partner bzw. der Partnerin abhängig gemacht hat. In solchen Situationen ist professionelle Hilfe im Rahmen einer Psychotherapie von entscheidender Bedeutung, um Unterstützung bei der Bewältigung der emotionalen Herausforderungen zu erhalten und den Weg zu einer positiven Veränderung zu ebnen.

Fazit: 

Liebeskummer zu erleben ist etwas völlig Natürliches. Wie wir mit diesem Gefühl umgehen, variiert stark von Person zu Person. Jede:r hat unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit Krisen gemacht und verfügt daher über unterschiedliche Coping-Strategien. Es ist wichtig zu betonen, dass jede Person innerhalb ihrer eigenen Möglichkeiten handeln kann. Einige Menschen haben früh gelernt, effiziente Bewältigungsstrategien zu entwickeln, während andere vielleicht noch daran arbeiten müssen. Der Umgang mit Liebeskummer ist individuell, und es gibt keinen allgemeinen Maßstab für die „richtige“ Art der Bewältigung. Trotzdem besitzt jede:r von uns einen gewissen Handlungsspielraum, um sich für gesündere Ansätze im Umgang mit Liebeskummer zu entscheiden. Es liegt in unserer Hand, achtsam mit unseren Emotionen umzugehen und unterstützende Wege zu finden, um durch diese herausfordernde Zeit zu gehen.

Work-Life-Balance

Was bedeutet Work-Life-Balance?

Die Work-Life-Balance bezieht sich auf das Zusammenspiel von Berufs- und Privatleben. Die „Work“-Komponente meint Erwerbsarbeit und die „Life“-Komponente beinhaltet andere Lebensbereichen, wie Familie, Freundschaften, soziales Engagement und vieles mehr. 

Es ist wichtig zu betonen, dass die Erwerbsarbeit anderen Bereichen nicht gegenübergestellt werden kann. Stattdessen ist sie ein integraler Bestandteil unseres Lebens. Diese Perspektive erkennt an, dass “Work” ein Teil unseres Lebens ist und gleichzeitig Tätigkeiten außerhalb der Erwerbsarbeit genauso gut als Arbeit angesehen werden können, sei es die Hausarbeit, die Gartenarbeit oder andere Verpflichtungen. Daher wird der Begriff „Work-Life-Balance“ von einigen Psychologen und Psychologinnen in Richtung einer „Life Domain Balance“ verschoben, die alle Lebensbereiche einschließt.

Bei der Work-Life-Balance geht es nicht nur darum, eine bestimmte Balance zwischen Arbeit und anderen Lebensbereichen zu erreichen, sondern auch darum, wie individuelle Vorstellungen und die tatsächliche Gestaltung dieses Gleichgewichts in Einklang stehen. Es geht um den Prozess der Abstimmung und Anpassung, der auf persönlichen und individuellen Vorstellungen basiert.

Das letztendliche Ziel der Work-Life-Balance ist ein positiver Erlebniszustand, der sich aus der Erfüllung von Bedürfnissen und Erwartungen im beruflichen und privaten Bereich ergibt. Es gibt keine „objektiv“ richtige Relation zwischen den verschiedenen Lebensbereichen, da die Vorstellungen und Ziele von Person zu Person unterschiedlich sind. Das Streben nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance ist eine individuelle Reise, die den individuellen Bedürfnissen und Wünschen gerecht wird, um ein erfülltes Leben zu führen.

Konflikten zwischen Beruf und Familie

Es gibt den Beruf-Familie-Konflikt, der eher bei Männern auftritt und eine Störung des Familienlebens durch Beruf meint. Der umgekehrte Familien-Beruf-Konflikt, der eher bei Frauen betrifft, umfasst eine Beeinträchtigung des Berufs aufgrund der familiären Anforderungen.

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Warum ist Work-Life-Balance so wichtig?  

Eine unausgewogene Work-Life-Balance, bei der berufliche Verpflichtungen überhandnehmen und persönliche Bedürfnisse sowie ausreichende Erholung vernachlässigt werden, kann verheerende Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden haben. Im Laufe der Zeit führt dies dazu, dass die Betroffenen zunehmend ausgelaugt und erschöpft sind, und es können sich negative Folgen auf verschiedenen Ebenen manifestieren.

Auf körperlicher Ebene können Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und sogar erhöhter Blutdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Die anhaltende Belastung kann zu nervöser Unruhe, Gereiztheit, ständigem Grübeln und Sorgen führen, was depressive Symptome und Burn-out-Symptome verstärken kann. Die kognitive Leistungsfähigkeit kann ebenfalls leiden. Dies äußert sich in mangelnder Konzentration, Motivation und Gedächtnisleistung. 

In Bezug auf das Verhalten können Menschen unter anhaltendem Stress zu Substanzmissbrauch neigen, die Libido kann abnehmen und sie ziehen sich möglicherweise aus ihrem sozialen Umfeld zurück, da sie aufgrund ihrer übermäßigen Arbeitsbelastung weniger Zeit für soziale Kontakte haben.Übermäßiger Stress und anhaltende Überlastung können zu psychischen Problemen wie Burnout, Angstzuständen und Depressionen führen. Zum Thema Burnout gibt es bereits einen spannenden Blogbeitrag von uns.

Die potenziellen Auswirkungen einer unausgeglichen Work-Life-Balance

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Auswirkungen einer ausgewogenen Work-Life-Balance beschränken sich nicht nur auf das individuelle Wohlbefinden, sondern haben auch erhebliche Konsequenzen für Unternehmen. 

Eine verminderte Leistung und Produktivität sind oft direkte Folgen von Erschöpfung und mangelnder Konzentration bei Mitarbeitenden. Des Weiteren sind mehr Ungenauigkeiten und Fehler in der Arbeit ein weiteres Problem. Mitarbeiter, die nicht in der Lage sind, sich angemessen zu konzentrieren, sind anfälliger für Fehler und Ungenauigkeiten.

Außerdem kann das „overcommitment“, also das übermäßige Engagement für die Arbeit, das oft mit einer unausgewogenen Work-Life-Balance einhergeht, sich ins Gegenteil verkehren und zu fehlender Motivation, Commitment und Absentismus führen.  

Zusätzlich kann es durch Erschöpfungssymptomen zu einer Zunahme der Fehlzeiten und Krankheitsausfällen kommen. Dies belastet nicht nur die Arbeitsabläufe und somit auch direkt die Belastung anderer Arbeitnehmer, sondern erhöht auch die Kosten für das Unternehmen.

Welche weiteren Faktoren können zu negativen Auswirkungen von Arbeit auf das Wohlbefinden führen?

Eine Vielzahl von Faktoren kann dazu beitragen, dass die Arbeit negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden eines Einzelnen hat. Dazu gehören fehlende soziale Unterstützung und Anerkennung am Arbeitsplatz, insbesondere wenn sie mit einer hohen Arbeitsbelastung einhergehen.  Ebenso kann ein Mangel an Kontrolle und Selbstwirksamkeit in Bezug auf zugewiesene Aufgaben, Entscheidungen und die Zeiteinteilung zu Unzufriedenheit und Stress führen. Die Rolle der Führungspersonen ist von entscheidender Bedeutung, da ein aggressiver Führungsstil und ein Mangel an konstruktivem Feedback das Arbeitsumfeld belasten können. Faktoren wie geringe Jobsicherheit, ein niedriger Lohn und das Fehlen beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten können ebenfalls das Wohlbefinden beeinträchtigen. Ein mangelndes Erleben von Sinnhaftigkeit in der Arbeit, keine Identifikation mit der Tätigkeit oder dem Unternehmen, eine eingeschränkte Aufgabenvielfalt und die physischen Arbeitsbedingungen sind zusätzliche Aspekte, die sich negativ auswirken können.

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Was kann man für eine gute Work-Life-Balance tun?

Ganz grundlegend kannst du auf gesunde Lebensgewohnheiten, einschließlich ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung achten. Eine gesunde Lebensführung stärkt deinen Körper und Geist.

Weißt du, was du den ganzen Tag über wirklich machst? Zeittracking ist eine Methode, bei der du deine täglichen Aktivitäten und Aufgaben systematisch aufzeichnest, um herauszufinden, wie du deine Zeit verbringst. Es kann dir helfen, Zeitfresser zu entdecken, effizienter zu werden und Prioritäten zu setzen. Vielleicht probierst du das mal ein bis zwei Wochen aus, um einen Überblick zu bekommen. 

Eine entscheidende Komponente für eine erfolgreiche Work-Life-Balance ist die Prioritätensetzung. Was ist dir in deinem Leben wichtig? Wie viel Zeit möchtest du für bestimmte Bereiche aufwenden? Sobald du deine Prioritäten identifiziert hast, kannst du dein Zeitmanagement entsprechend anpassen.

Das Identifizieren innerer Antreiber ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Work-Life-Balance. Oft fällt es schwer, sich von der Arbeit abzugrenzen, weil wir bestimmte Annahmen über Leistung und Erfolg haben. Zum Beispiel könnte man durch Erfahrungen der Kindheit glauben, dass der eigene Selbstwert von der Leistung abhängt. Vielleicht versteckt sich im Unterbewusstsein ein Leitsatz wie “Nur die Harten kommen in den Garten” oder „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Dieser Glaube kann dazu führen, dass wir uns übermäßig in unsere Arbeit vertiefen und andere Dinge vernachlässigen. Indem wir uns unserer inneren Antreiber bewusst werden und diese überdenken und Leitsätze umformulieren, können wir ein gesünderes Verhältnis zu der Balance zwischen Arbeit und Privatleben erreichen. 

Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, klare Grenzen zu setzen. Setze dich bewusst mit dem auseinander, was du leisten kannst und möchtest. Um dich besser abzugrenzen, helfen klare Regeln, die du dir setzt. Beispielsweise kannst du für dich festlegen, keine Arbeitsmails im Urlaub zu lesen. 

Kommuniziere offen mit deinem Arbeitgeber über deine Bedürfnisse und Grenzen. Offene Kommunikation kann Lösungen fördern. Prüfe, welche Aufgaben im Beruflichen und Privaten du delegieren könntest, um Entlastung zu schaffen.

Eingebaute Pausen während deines Arbeitstags sind unerlässlich, um dich zu erholen und Stress abzubauen. Ohne Pausen nimmt unsere Konzentration und Arbeitsleistung ab. Pausen und Erholung helfen dabei, gesund und produktiv zu bleiben! Verinnerliche den Gedanken und versuche, Auszeiten bewusst zu genießen. 

Selbstfürsorge und Erholung!

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Es ist hilfreich, Entspannungstechniken zu finden, die zu dir passen, wie Meditation, Yoga oder Atemübungen, um Stress abzubauen und dich zu regenerieren. Du kannst dir auch zwischendurch Zeit für kurze Spaziergänge, Meditation oder Atemübungen nehmen, um Energie zu tanken. Achtsamkeit zu praktizieren kann Stress reduzieren. 

Hingabe an Hobbys und persönliche Interessen, die dir Freude bereiten und Stress abbauen, ist eine ideale Möglichkeit, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden. Auch Zeit für Familie und soziale Kontakte sind wichtig. Nimm dir Zeit für das, was dir Energie gibt! Du kannst Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl sind ebenfalls entscheidende Faktoren für dein Wohlbefinden. Du kannst regelmäßig innehalten und in dich hineinspüren, deine Gefühle zuzulassen und dich zu fragen, was du gerade brauchst.

Was ist Egoismus?

Das Wort Egoismus ist kein psychologischer Fachbegriff, sondern in der Alltagssprache gebräuchlich. Es beschreibt Menschen, die stark auf ihre eigenen Interessen fokussiert sind, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen oder sogar deren Leiden bewusst in Kauf nehmen. Es ist eine Ich-bezogene und rücksichtslose Haltung, die in unterschiedlicher Intensität auftreten kann – von situationsabhängigem Verhalten bis hin zu Persönlichkeitsstörungen. Synonyme dafür sind Selbstbezogenheit und Eigennützigkeit, im Gegensatz zum altruistischen oder selbstlosen Verhalten. 

In der Psychologie spricht man nicht von „Egoisten“, sondern von egoistischen Handlungen oder dem Komplex des „Egoismus“. Verwandt ist der Begriff des Egozentrismus, der eine selbstbezogene Wahrnehmung beschreibt. Egozentrische Menschen nehmen die Welt als auf sie bezogen wahr und haben Schwierigkeiten, die Perspektive ihrer Mitmenschen einzunehmen und sich in sie hineinzuversetzen.

Der Psychologe Jean Piaget prägte den Begriff des Egozentrismus, indem er ein normales Entwicklungsstadium bei Kindern beschrieb. Säuglinge und Kleinkinder haben noch keine klare Vorstellung von einer abgegrenzten individuellen Identität und nehmen daher die gesamte Welt ausschließlich aus ihrer eigenen Perspektive und auf sich bezogen wahr. Mit zunehmendem Alter lernen Kinder, dass es andere Menschen wie sie gibt, die ihre eigenen Gedanken und Gefühle haben.

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Wie viel Egoismus ist “normal”?

Die Frage, ob der Mensch eher ein Egoist oder ein Altruist ist, beschäftigt nicht nur Philosophen, sondern auch Psychologen. Aus psychologischer Sicht ist es schwierig, absolut zu behaupten, dass der Mensch eindeutig das eine oder das andere ist. Wir Menschen zeigen Neigungen zum Egoismus und besitzen gleichzeitig von Natur aus empathische Fähigkeiten, die uns zu kooperativem Handeln und Selbstkontrolle befähigen.

Wie stark diese Verhaltensweisen ausgeprägt sind und wie sich egoistisches oder kooperatives Handeln konkret äußert, hängt von genetischen Faktoren sowie der Sozialisierung ab. Die Erziehung und der kulturelle Kontext spielen eine bedeutende Rolle. In manchen Kulturen wird beispielsweise ein stärkerer Egoismus bei Männern im Vergleich zu Frauen gefördert.

Egoistisches Verhalten erfüllt evolutionär betrachtet sowohl für die menschliche Spezies als auch für das Überleben des Einzelnen eine Funktion. In Situationen, in denen grundlegende biologische Bedürfnisse bedroht sind – wie Hunger oder die Bedrohung der eigenen Nachkommen – reagieren Menschen instinktiv eigennützig. Sie greifen zum letzten Stück Brot oder verteidigen ihre Nachkommen auf jede erdenkliche Weise.

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Sind Menschen also von Natur aus Egoisten?

Es wäre zu einfach zu behaupten, dass Menschen von Natur aus ausschließlich Egoisten sind. Neben egoistischen Neigungen verfügen wir auch über die Veranlagung von prosozialem Verhalten. Prosoziales Verhalten beschreibt Handlungen, die darauf abzielen, anderen zu helfen oder ihr Wohlergehen zu fördern, ohne dabei unmittelbar eigene Vorteile zu suchen. Es beinhaltet Handlungen wie Unterstützung, Teilen, Altruismus und kooperatives Verhalten, die zum Nutzen anderer Menschen oder der Gesellschaft insgesamt ausgeführt werden. Dieses Verhalten wird oft aus Empathie, Mitgefühl oder dem Wunsch heraus, anderen zu helfen, praktiziert, unabhängig von persönlichem Gewinn. Evolutionär gesehen kann prosoziales Verhalten einen kollektiven Vorteil bieten, beispielsweise bei der Nahrungssuche, Verteidigung und Betreuung der Nachkommen. Prosoziales Verhalten beinhaltet empathische Fähigkeiten und Selbstkontrolle. Empathie ermöglicht es uns, die Perspektive anderer zu verstehen und ihre Gefühle nachzuempfinden. Selbstkontrolle wiederum erlaubt es, eigene Impulse zu überdenken und zurückzustellen, um langfristige gemeinschaftliche Ziele zu fördern, wie beispielsweise das Teilen von Ressourcen zur Stärkung sozialer Bindungen.

Warum handeln manche Menschen egoistisch und wenig sozial, wenn sie doch für Empathie und Bindung ausgestattet sind?

Es ist wichtig, zwischen egoistischem Verhalten als vorübergehende Reaktion auf bestimmte Situationen und Egoismus als dauerhafte Persönlichkeitseigenschaft zu differenzieren. Egoismus kann ansteckend sein, besonders in sozialen Kontexten wie wettbewerbsorientierten Arbeitsumgebungen, in denen bereits eine einzige egoistische Person die gesamte Dynamik beeinflussen kann. Der dahinter liegende Mechanismus scheint zu sein, dass egoistisches Verhalten von einer Person die Befürchtung in anderen auslöst, benachteiligt zu werden oder nicht gerecht behandelt zu werden. Dies führt zu einem Verlust des Vertrauens in kollektive Interessen und veranlasst Einzelpersonen, ihre eigenen Vorteile zu suchen, um nicht benachteiligt zu werden. Ein gestörtes Vertrauen in die Mitmenschen ist ein bedeutender Faktor bei solchen Entwicklungen.

Laut dem amerikanischen Psychologen Robert Sutton können Schlafmangel, Stress, Druck und das Vorhandensein anderer egoistischer Personen in der Umgebung dazu beitragen, dass Menschen selbstbezogenes oder unsympathisches Verhalten zeigen. Dies wird verstärkt, wenn rücksichtsloses Verhalten als akzeptabel angesehen wird, sei es durch Vorbilder wie Chefs oder Eltern.

Obwohl wir alle in bestimmten Situationen potenziell egoistisch handeln können, bleibt die Frage bestehen, warum manche Menschen konstant und in großem Maße rücksichtslos und selbstbezogen agieren.

Was zeichnet konstant egoistisch handelnde Menschen aus?

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Menschen, die stark von Egoismus geprägt sind, zeigen häufig einen Mangel an Empathie und Schwierigkeiten, die Perspektive anderer einzunehmen. Ebenso fehlt ihnen die Fähigkeit, ihre eigenen Handlungen zu reflektieren und egoistische Impulse zu kontrollieren. Infolgedessen fällt es ihnen schwer, die Interessen anderer angemessen zu erkennen und in ihre Handlungen einzubeziehen.

In zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen sie ein unausgewogenes Geben und Nehmen, nehmen mehr als sie geben, sei es Zeit, Hilfe oder Aufmerksamkeit. Sie beharren auf ihren eigenen Ansichten und sind wenig kompromissbereit, indem sie hartnäckig ihre eigenen Interessen durchsetzen. Oft bemerken sie nicht, wie es ihrem Gegenüber dabei geht.

Sie empfinden schnell, dass ihr Freiraum eingegrenzt wird oder dass sie von anderen manipuliert oder ausgenutzt werden könnten. Daher reagieren sie empfindlich auf die Erwartungen und Forderungen anderer und setzen häufig zu strikte Grenzen, um sich selbst zu schützen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Egoismus und Persönlichkeitsstörungen?

Narzissmus und Egoismus sind zwei Begriffe, die sich auf selbstbezogene Verhaltensweisen beziehen, jedoch unterscheiden sie sich in ihren Merkmalen und Ausprägungen. Egoismus bezieht sich im Allgemeinen auf eine selbstbezogene Einstellung, in der eine Person stark auf ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen fokussiert ist und möglicherweise weniger Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer nimmt. Egoistisches Verhalten kann situativ sein und resultiert aus einem starken Streben nach eigenen Vorteilen, ohne zwangsläufig das Verlangen zu haben, andere zu dominieren oder zu manipulieren.

Egoismus ein Aspekt von verschiedenen Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus, Psychopathie und Sadismus. Nicht alle egoistisch geprägten Menschen leiden an einer Persönlichkeitsstörung. 

Bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung liegt eine andauernde und grundlegende Störung des Selbstwertgefühls zugrunde. Dabei wird oft das eigene Selbst innerlich abgelehnt, während sich der Narzisst nach außen übertrieben selbstbewusst gibt. Betroffene haben oft das Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung von anderen Menschen, sie neigen dazu, andere zu dominieren und haben oft Schwierigkeiten, die Perspektive anderer einzunehmen, beziehungsweise Empathie zu empfinden. 

Wo liegt die Grenze zwischen gesundem Selbstschutz oder Selbstfürsorge und problematischem Egoismus?

Nicht alle Verhaltensweisen, die als egoistisch bezeichnet werden, sind tatsächlich egoistisch. Manchmal verwenden wir den Begriff, um notwendige Selbstverteidigung oder gesunde Selbstfürsorge zu diskreditieren. Häufig wird die Anschuldigung des Egoismus genutzt, um Personen dazu zu bringen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Die Anschuldigung, ein Egoist oder eine Egoistin zu sein, kann beschämend wirken. Ironischerweise verwenden Egoisten und Narzissten diesen Vorwurf selbst häufiger, um andere zu dominieren.

Menschen, die überangepasst sind, haben oft Schwierigkeiten, ihre Bedürfnisse zu äußern und für sich selbst einzutreten. Dies kann auf ein geringes Selbstwertgefühl oder Erfahrungen aus der Kindheit zurückzuführen sein, in denen ihre Bedürfnisse nicht beachtet wurden. Sie fühlen sich schnell egoistisch, wenn sie eigentlich berechtigte Forderungen stellen.

Der Unterschied zwischen gesundem Selbstschutz und problematischem Egoismus liegt in der Flexibilität. Personen, die ihre Bedürfnisse artikulieren, aber auch bereit sind, Kompromisse einzugehen, sind nicht zwangsläufig übermäßige Egoisten. Problematisch wird es bei denen, die in festgefahrenen egoistischen Mustern verharren und nicht kompromissbereit sind.Die Grenze zwischen egoistischem Verhalten und angemessener Selbstsorge ist letztlich eine ethische Frage. Es hängt davon ab, was als gerecht betrachtet wird, was jemand verdient oder wann ein Ungleichgewicht akzeptabel ist. Dies ist eng mit gesellschaftlichen und individuellen Normen verbunden, die nur durch offenen Dialog und Verständigung über Werte und Bedürfnisse gelöst werden können.

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Wie kann ich mit egoistischen Menschen umgehen?

Der Umgang mit egoistischen Menschen erfordert verschiedene Strategien. Es beginnt mit der klaren Festlegung eigener Grenzen, Bedürfnisse und Ansprüche, um zu erkennen, ob diese überschritten werden.

Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle. In zwischenmenschlichen Beziehungen ist es wichtig, dem selbstbezogenen Partner das eigene Empfinden durch Spiegelung seines Verhaltens zu verdeutlichen, während gleichzeitig die eigenen Bedürfnisse kommuniziert werden. Mitfühlendes Verhalten ermöglicht es, das zugrunde liegende Bedürfnis des Egoisten zu erkennen und anzuerkennen, wodurch die andere Person ermutigt werden kann, Gefühle auszudrücken.

Für Menschen, die zu angepasstem Verhalten neigen, ist es hilfreich, in konkreten Situationen zu überlegen, ob auftretende Schuldgefühle bei Durchsetzung eigener Interessen gerechtfertigt sind. Die Erinnerung daran, dass gute Kompromisse möglich sind, kann sowohl dir als auch deinem Partner helfen.

Wenn trotz Gesprächen und Bemühungen egoistisches Verhalten in Beziehungen nicht nachlässt, kann es notwendig sein, klare Grenzen zu setzen und gegebenenfalls Abstand zu nehmen, um weiteres Leiden zu vermeiden.

Am Arbeitsplatz ist klare und gegebenenfalls schriftliche Kommunikation mit egoistischen Personen ratsam. Verschiedene Kommunikationsstile können je nach Person effektiv sein: Einzelgespräche oder auch direktere Konfrontationen. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass Beteiligung an Klatsch und Lästereien das Verhalten von egoistischen Menschen verstärken kann. Für den Umgang mit narzisstischen Egoisten ist es oft besser, direkte Konfrontationen zu vermeiden, um keine Energie in solche Konflikte zu investieren. Es kann ratsam sein, Unruhestifter zu umgehen und Dinge direkt mit Kollegen zu klären.

Wenn möglich, ist es ratsam, Abstand von Personen zu halten, die sozial unverträglich oder stark narzisstisch geprägt sind. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass echte Narzisstinnen und Narzissten oft nicht veränderbar sind, um sich selbst unnötiges Leid zu ersparen.

Ich bin egoistisch – Wie kann ich mein Verhalten ändern?

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Warum sollte sich eine Person, die egoistisch ist, überhaupt verändern? Es ist ein paradoxer Gedanke, dass weniger egoistisches Verhalten nicht nur positiv für andere ist, sondern auch für das eigene Wohlbefinden. Eine umfassende Studie aus den USA im Jahr 2020 verdeutlichte, dass schon zwei Stunden pro Woche soziales Engagement das Risiko des Sterbens verringern und die körperliche Fitness verbessern können. Des Weiteren können egoistische Verhaltensweisen Partnerschaften, Beziehungen und das gesamte Umfeld negativ beeinflussen

Für Menschen mit egoistischen Neigungen ist der erste Schritt, die eigenen Verhaltensmuster zu verstehen und zu erkennen, wie häufig die Bedürfnisse anderer missachtet werden.

Es ist wichtig, Zugang zu den eigenen Gefühlen zu finden, besonders zu unangenehmen Emotionen wie Angst oder Verletztheit. Indem man lernt, mit den eigenen Emotionen umzugehen, kann man auch anderen mit Empathie begegnen und ihre Perspektiven besser verstehen. Tägliche Meditationsübungen können Eigenschaften wie Mitgefühl, Dankbarkeit und prosoziale Motivation fördern. 

Bei arrogantem Auftreten steht oft ein verletztes inneres Kind im Mittelpunkt. Daher sollten arrogant auftretende Menschen an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten, indem sie nach ihrem authentischen Selbst suchen. Zudem sollten sie hinterfragen, welche Glaubenssätze ihr überhebliches Verhalten begleiten und woher diese Überzeugungen stammen. Solltest du den Eindruck haben, dass dein Verhalten so problematisch ist, dass du immer wieder Probleme in deinen zwischenmenschlichen Beziehungen hast oder befürchtest, nazistische Ausprägungen zu haben, ist es ratsam, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Nur ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin ist in der Lage, eine Diagnose zu stellen und individuelle Behandlungsstrategien zu finden.

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann mach Limonade draus – Was ist toxische Positivität?

Gefühle sind nicht negativ, sondern unangenehm!

In der Psychologie wird nicht von positiven oder negativen Gefühlen gesprochen. Anstelle dessen werden sie als angenehme und unangenehme Gefühle bezeichnet. Denn Gefühle sind nicht einfach gut oder schlecht, sie erfüllen immer einen Zweck. Gefühle dienen dazu, uns auf unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Angenehme Gefühle wie Freude lassen uns spüren, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Wohingegen unangenehme Gefühle wie Wut und Trauer uns zeigen, dass unsere Bedürfnisse vernachlässigt werden. So sind Gefühle keine Gegensätze, sondern Teil eines Kontinuums, das uns Hinweise zu unseren eigenen Bedürfnissen gibt.

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Was bedeutet Toxische Positivität?

Toxische Positivität ist ein Begriff, der verwendet wird, um ein bestimmtes Verhaltensmuster zu beschreiben. Er bezieht sich auf die Tendenz, positive Emotionen und Gedanken über alles andere zu stellen und unangenehme Gefühle und Erfahrungen zu unterdrücken oder zu vermeiden. Dieses Verhalten kann negative Folgen für die psychische Gesundheit haben, da es dazu neigt, Emotionen und Probleme herunterzuspielen und zu verdrängen. Toxische positive Sätze wie „Denk positiv!“ oder „Positive Vibes Only“ vermitteln den Eindruck, dass das Zeigen von Unzufriedenheit oder das Ausdrücken von Sorgen inakzeptabel ist. 

Gibt es vielleicht ein paar Sätze, die dir bekannt vorkommen? „Anderen geht es viel schlechter als dir”, „In Afrika verhungern Kinder“, „Sieh nicht alles so negativ“, „Es gibt Schlimmeres“, „Jede Krise ist eine Chance“, „Das ist ein Luxusproblem“….

Toxische Positivität in den sozialen Medien

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Besonders in den sozialen Medien ist dieses Phänomen weit verbreitet. Auf Plattformen wie Instagram und Facebook neigen Menschen dazu, nur die besten Momente ihres Lebens zu teilen. Dadurch kann der Eindruck erweckt werden, dass andere immer glücklich sind. Dies kann den Druck erhöhen, dasselbe zu erreichen, und dazu führen, dass Menschen ihre wahren Gefühle verbergen. Die ständige Betonung von Positivität kann dazu führen, dass sich Menschen unverstanden und isoliert fühlen, da sie denken, dass sie die Einzigen sind, die mit Problemen konfrontiert sind.

Um mit toxischer Positivität auf sozialen Medien umzugehen, ist es wichtig, sich der Auswirkungen bewusst zu sein und zu versuchen, eine ausgewogenere Darstellung des Lebens zu fördern. Dies kann bedeuten, gelegentlich über Herausforderungen zu sprechen und sich selbst sowie anderen zu erlauben, authentisch mit den eigenen Erfahrungen umzugehen. Es ist auch hilfreich, sich bewusst Offline-Zeit zu nehmen, um sich auf die realen Beziehungen und Emotionen zu konzentrieren.

Toxische Positivität kann verschiedene negative Auswirkungen haben.

Studien zeigen, dass negative Emotionen zu unterdrücken sie vermehren kann, statt sie zu reduzieren. Indem unangenehme Gefühle ignoriert werden, wird einem die Chance genommen, sie zu verstehen und damit einen gesunden Umgang zu finden. Das ständige Streben nach Glück kann uns frustrieren und unser Unglück verstärken, da wir enttäuscht werden können, wenn die erwarteten Glücksgefühle nicht eintreten. Hinter toxischer Positivität steht eine Menge Druck, ständig glücklich zu sein. Da wir natürlich nicht in der Lage sind, ständig „positiv“ zu sein, können Gefühle von Scham und Unzulänglichkeit entstehen. Zusätzlich kann toxische Positivität zur Verleugnung von echten Problemen führen. Anstatt Probleme anzugehen, wird toxische Positivität verwendet, um sie zu verharmlosen oder zu ignorieren. Toxische Positivität kann zu einer Oberflächlichkeit führen, bei der echte Gefühle und Bedürfnisse nicht ausgedrückt werden. Dadurch verlieren wir unsere Authentizität und den Zugang zu unseren Bedürfnissen. Personen, die immer wieder ihre unangenehmen Gefühle unterdrücken, können Schwierigkeiten haben, sich in ihren Beziehungen authentisch auszudrücken und ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Dies kann zu Konflikten und Missverständnissen führen.

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Positive Psychologie vs. Toxische Positivität

Die positive Psychologie ist eine Strömung der Psychologie, die sich mit der Erforschung und Förderung menschlichen Wohlbefindens und Glücks auseinandersetzt. Erstmals verwendet wurde dieser Begriff von dem Psychologen Abraham Maslow in den Mit-Fünfzigern. Durch den Psychologen Martin Seligman wurde die positive Psychologie in den 1990er Jahren populär. Im Gegensatz zur traditionellen Psychologie, die oft auf die Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen und Problemen ausgerichtet ist, legt die positive Psychologie den Schwerpunkt auf das Verständnis von Faktoren, die zu Wohlbefinden, Glück und einer erfüllten Lebensqualität beitragen. Der Unterschied zwischen toxischer Positivität und positiver Psychologie liegt darin, wie sie mit unangenehmen Gefühlen umgehen. Die positive Psychologie versucht das Wohlbefinden zu fördern und ermutigt gleichzeitig die Akzeptanz und einen gesunden Umgang mit unangenehmen Gefühlen, anstatt sie zu verdrängen. Das Verdrängen von Gefühlen kann zu Stress, Angstzuständen und Depressionen führen. Unverarbeitete Emotionen können sich im Laufe der Zeit aufstauen und zu ernsthaften psychischen Problemen führen. Nur die Gefühle, die da sein dürfen, dürfen auch wieder gehen.

Wie kannst du damit umgehen, wenn du dazu neigst, Gefühle zu verdrängen?

Akzeptanz und Authentizität sind Schlüsselkonzepte der positiven Psychologie. Akzeptanz meint, negative Gefühle anzuerkennen und wertfrei zuzulassen. Das kann dazu beitragen, sich schneller davon zu erholen. Authentizität, also „man selbst zu sein“, steht Studien zufolge im Zusammenhang mit einem gesteigerten Wohlbefinden. 

Meditation und Achtsamkeit zu praktizieren kann dabei helfen, Emotionen wertfrei wahrzunehmen und im gegenwärtigen Moment zu leben. 

Nimm dir die Zeit, um deine Emotionen zu erkunden. Du kannst dich immer wieder fragen, welche Bedürfnisse hinter deinen Gefühlen stehen. Beispielsweise könnte Wut entstehen, weil du dich ungerecht behandelt fühlst. Frage dich “Was brauche ich gerade?”.  So hast du die Möglichkeit, Selbstmitgefühl zu zeigen. Diese Eigenschaft kann dabei helfen, dich selbst besser zu akzeptieren und mit dir mitfühlend umzugehen.

Wenn du merkst, dass du Probleme damit hast, Gefühle zuzulassen und vielleicht sogar traumatische Erfahrungen verdrängst, kannst du jederzeit professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. 

Geht Optimismus ohne toxische Positivität?

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Wenn beispielsweise dein Umfeld eine negative Sicht auf die Welt hat und du dir mehr Optimismus wünscht, ist das nachvollziehbar. Schließlich zeigen Studien, dass Optimismus zu einem erhöhten Wohlbefinden führt. Du kannst diesen Wunsch offen kommunizieren, ohne anderen ihre Gefühle abzusprechen. 

Je nachdem, um welches Problem es sich handelt, kannst du deine unangenehmen Gefühle anerkennen und gleichzeitig überlegen, was dir in dieser Situation helfen könnte, manchmal kann eine optimistische Betrachtung deiner Situation helfen. Um eine generell optimistische Haltung einzunehmen, hilft es, Dankbarkeit auch für die kleinen Dinge im Leben zu entwickeln, ohne andere Gefühle abzuwerten. 

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du andere auf toxische Positivität hinweisen kannst. Du könntest zum Beispiel sagen: Ich finde es gut, dass wir versuchen, auch die positiven Seiten der Situation zu sehen, trotzdem finde ich es wichtig, anzuerkennen, dass das wirklich eine blöde Situation ist und die Frustration nachvollziehbar und berechtigt ist“.

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Fazit: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann darfst du auch mal sauer sein!

Gefühle sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Menschseins. Sie erfüllen den wichtigen Zweck, uns auf unsere Bedürfnisse hinzuweisen. Toxische Positivität, die das Unterdrücken unangenehmer Gefühle fördert, kann eben diese verstärken und weitere problematische Folgen haben. Statt auf Krampf glücklich sein zu wollen, sollten wir uns bemühen, einen Zugang zu unseren Emotionen zu finden, sie zuzulassen und zu verarbeiten. Nur so kann Authentizität gelebt und eine gesunde psychische Verfassung gefördert werden.

Soziale Phobie – Ursachen, Auswirkungen und effektive Bewältigungsstrategien

Personen, die unter einer sozialen Phobie leiden, haben Angst vor sozialer Bewertung. Diese Furcht vor einer kritischen Beurteilung durch andere Menschen führt häufig zu der Vermeidung sozialer Situationen. Umfassende soziale Phobien sind oft mit niedrigem Selbstwertgefühl und Angst vor Kritik verbunden. In sozialen Situationen lösen diese Ängste Beschwerden wie beispielsweise Erröten, Händezittern, Übelkeit oder den Drang zum Wasserlassen aus. Eine Steigerung der Symptome bis hin zu Panikattacken ist möglich. 

Angst -> Vermeidung -> Angst 

Eine soziale Phobie kann sich in allen möglichen Situationen wie beim Einkaufen, Dating, der Arbeit oder in Freundschaften äußern. Eine angenehme soziale Erfahrung kann als “Gegenbeweis” für die Ängste dienen und helfen, sie  zu überwinden, deshalb wird sie auch als korrigierende Erfahrung bezeichnet. Leider führen die Ängste vor einer Blamage und die akuten unangenehmen Symptome häufig dazu, dass die sozialen Situationen von Betroffenen zunehmend vermieden werden. Durch die Vermeidung dieser sozialen Situationen können folglich keine korrigierenden Erfahrungen gemacht werden. Ein Teufelskreis der Angst entsteht.

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Wie fühlt es sich an, an einer Sozialphobie zu leiden?

Betroffene beschreiben häufig, dass ihre Gedanken stets um ihre Wirkung auf andere Menschen kreisen. Jede Situation wird bis ins kleinste Detail analysiert. Darüber hinaus verspüren sie körperliche Symptome. Schließlich vermeiden sie soziale Situationen. Ihre Ängste nehmen sie sehr ein und beeinflussen ihren Alltag sowie ihre Beziehungen maßgeblich. Dabei kann Vertrautheit mit Situationen oder Menschen helfen, die soziale Angst  kurz abzulegen.

Wieso äußert sich die Angst körperlich?

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Zu den Auswirkungen der Ängste zählen körperliche Symptome wie Angstschweiß, Bauchschmerzen, Erröten oder eine erhöhte Herzfrequenz. Aber warum reagiert unser Körper, wenn unser Kopf Angst hat? Soziale Ängste lösen oft eine Stressreaktion im Körper aus. Evolutionär bedingt gerät unser Körper in eine „Flucht- oder Kampfreaktion“. Dies führt zu einer Steigerung der körperlichen Aktivität, um entweder vor der Bedrohung (Flucht) zu entkommen oder sich ihr zu stellen (Kampf). Der Körper setzt Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol frei, um auf die wahrgenommene Bedrohung (die soziale Situation) zu reagieren. Diese Hormone können eine Vielzahl von körperlichen Reaktionen wie einen erhöhten Herzschlag, beschleunigte Atmung, Muskelverspannungen und Angstschweiß hervorrufen. Interessanterweise zeigen Studien, dass unser Schmerzzentrum im Gehirn, das normalerweise durch körperlichen Schmerz ausgelöst wird, auch reagiert, wenn wir sozialen Schmerz fühlen (z.B. wenn man aus einer Gruppe ausgeschlossen wird). Unser Hirn reagiert bei Stress und Schmerzen unabhängig davon, ob diese Reaktionen durch ein umherrennendes Mammut oder ein Referat im Englisch Unterricht ausgelöst wird.

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Welche Ursachen haben soziale Ängste?

Soziale Ängste sind oft das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Faktoren und Begünstigungen. Die Genetik spielt dabei eine Rolle, da eine gewisse Veranlagung für soziale Phobien vererbt werden kann. Die Persönlichkeit eines Menschen kann ebenfalls einen Einfluss haben, insbesondere wenn Schüchternheit dazu führt, dass man sich in sozialen Situationen zurückhält und keine Gelegenheit hat, positive Erfahrungen in sozialen Situationen zu sammeln und festzustellen, dass diese Situationen nicht so gefährlich sind, wie sie angenommen wurden. Es kommt zur Vermeidung von korrigierenden Erfahrungen.

Die Erziehung und die Eltern können entscheidende Faktoren sein. Wenn man als Kind häufig kritisiert wurde, könnte man Ängste davor entwickeln und sich als störend empfinden. So kommt es zu überangepasstem Verhalten. Das bedeutet, dass Personen in übermäßigem Maße versuchen, den Erwartungen und Wünschen anderer gerecht zu werden, selbst wenn dies zu ihrem eigenen Nachteil ist. 

Die Verhaltensweisen der Eltern in sozialen Situationen und ihr Umgang mit Konflikten können das Verhalten und die Ängste ihrer Kinder beeinflussen. Eine überfürsorgliche Erziehung, bei der man nie gelernt hat, mit Fehlern und Herausforderungen umzugehen, kann zu Überforderung, Ängsten und Vermeidungsverhalten führen, wenn man  im späteren Leben mit konflikthaften Situationen konfrontiert wird.

Weitere unangenehme Lebenserfahrungen, wie Mobbing, der Verlust von Angehörigen oder schlechte Erfahrungen in jeglicher Art in sozialen Beziehungen können ebenfalls zur Entwicklung sozialer Ängste beitragen. Keiner dieser Faktoren allein ist ein sicherer Auslöser für soziale Angst. In der Regel handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel von genetischen, persönlichen, erzieherischen und lebensgeschichtlichen Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung sozialer Ängste steigern.

Wie wird die soziale Phobie aufrechterhalten? 

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Soziale Ängste werden oft aufrechterhalten durch eine Kombination aus Faktoren. Dazu gehören negative Glaubenssätze, die aus Lebenserfahrungen, insbesondere aus der Kindheit, resultieren, wie zum Beispiel die Überzeugung, „Ich bin zu viel“ oder „Ich bin eine Belastung“. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Fokus auf das „Soll-Ich“ anstelle des „Bin-Ich“. Dieser Druck, einem unrealistischen Idealbild gerecht zu werden, kann zu anhaltendem Stress führen. 

Menschen mit sozialer Angst setzen häufig Sicherheitsverhalten ein, wie beispielsweise das Vermeiden von Situationen, die sie als potenziell gefährlich einschätzen. Dieses Sicherheitsverhalten dient als Schutzmechanismus. Das Gehirn und die Psyche merken sich, dass die Anwendung dieses Vermeidungsverhaltens in der Vergangenheit vermeintlich sicher war und zu einer erfolgreichen Bewältigung der Situation geführt hat. Diese Erfahrung führt dazu, dass ähnliche Vermeidungsstrategien in ähnlichen Situationen erneut angewendet werden.

Wie kann man als betroffene Person anderen Leuten erklären, was eine soziale Phobie ist?

Die Erklärung von sozialer Angst, insbesondere gegenüber Familienmitgliedern oder im Freundeskreis, kann eine herausfordernde Aufgabe sein. Besonders wenn mit Sätzen wie „Stell dich doch nicht so an“ reagiert wird. Das Wichtigste ist, dir deine eigenen Gedanken, Gefühle und Erfahrungen nicht absprechen zu lassen. Du kannst versuchen, dies anhand einer konkreten Beispielsituation zu verdeutlichen und Schritt für Schritt durch die Gedanken und Emotionen zu gehen, die diese Situation auf einer persönlichen Ebene in dir auslöst.

Es kann hilfreich sein, zu erklären, dass jeder Mensch unterschiedliche Erfahrungen macht, die zu verschiedenen Ängsten und Herausforderungen führen können. Du kannst auch versuchen, eine vergleichbare Situation zu finden, die bei ihnen subjektive Emotionen oder Gedanken auslöst, um ihr Verständnis zu fördern. Schlussendlich sollte jede Person, selbst wenn sie deine Angst nicht vollständig versteht, deine Gefühle und deine Erfahrung akzeptieren.

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Wie finde ich heraus, ob ich unter sozialer Angst leide oder einfach nur schüchtern bin?

Die Unterscheidung zwischen Schüchternheit und sozialer Angst kann mitunter recht unscharf sein, insbesondere weil sie unterschiedliche Kategorien darstellen: Schüchternheit wird oft als Persönlichkeitsmerkmal betrachtet, während soziale Phobie als psychische Erkrankung klassifiziert wird. Soziale Ängste beziehen sich auf eine allgemeine, normale menschliche Reaktion auf soziale Situationen. Fast jeder Mensch erlebt gelegentlich und vorübergehend soziale Ängste wie Schüchternheit, Nervosität oder Unsicherheit. Bei einem gesunden Menschen, der keine ausgeprägte Sozialphobie, sondern nur eine gewisse soziale Angst aufweist, sind diese Konzepte oft miteinander verbunden. 

Es kann hilfreich sein, sich zu fragen, wie die persönliche Entwicklung verlief und welche Lebenserfahrungen eventuell zur Entstehung sozialer Ängste beigetragen haben könnten. Vielleicht ist es jedoch wichtiger, sich weniger auf die Unterscheidung zwischen Schüchternheit und sozialer Angst zu konzentrieren und stattdessen daran zu arbeiten, mit den individuellen Eigenheiten und Ängsten umzugehen.

Für diejenigen, die sich fragen, ob sie „nur“ schüchtern sind oder ob eine ausgeprägte Sozialphobie vorliegt, gilt es zu bedenken, dass Ängste bis zu einem gewissen Grad völlig normal sind. Sobald die Ängste das Leben maßgeblich beeinflussen, ist es ratsam, zu reflektieren und gegebenenfalls daran zu arbeiten, sei es durch Selbsthilfestrategien oder Psychotherapie. Entscheidend ist, die eigenen Ängste wahrzunehmen und Schritte zur Verbesserung der Lebensqualität einzuleiten.

Der Unterschied zwischen sozialen Ängsten und einer sozialen Phobie

Pathologische soziale Ängste, auch soziale Phobien genannt, unterscheiden sich in deutlich von normaler Schüchternheit oder allgemeinen sozialen Ängsten. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass sie das alltägliche Leben in erheblichem Maße beeinflussen. In solchen Fällen passen Betroffene ihr Leben oft den Ängsten an, um unangenehme soziale Situationen zu vermeiden oder zu bewältigen. Betroffene neigen verstärkt zur Isolation. Dieser Anpassungsmechanismus kann Komorbiditäten, etwa Depressionen oder Suchterkrankungen begünstigen. Viele Menschen mit sozialer Phobie neigen dazu, Alkohol in sozialen Situationen zu konsumieren, um ihre Ängste zu lindern. 

Im Gegensatz zu vorübergehender Schüchternheit handelt es sich bei sozialer Phobie um eine lang anhaltende Herausforderung. Um diese zu bewältigen, ist eine Therapie oft notwendig, wobei die kognitive Verhaltenstherapie eine besonders wirksame Option darstellt.

Was kann dabei helfen, soziale Ängste oder eine soziale Phobie zu überwinden?

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Es ist wichtig, die Motivation hinter diesen Bemühungen zu hinterfragen. Die Wunsch Freunde zu finden, kann als Antrieb dienen, z.B. Menschen auf Partys anzusprechen, um so korrigierende Erfahrungen zu machen und soziale Ängste zu überwinden.

Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst aufmunternde Worte zu geben und sich selbst so zu behandeln, wie man es bei einem besten Freund oder einer besten Freundin tun würde. Anstatt also in Selbstverurteilung zu verfallen und zu denken, „Ich bin so ein Versager, ich schaffe es einfach nicht, neue Leute anzusprechen. Warum sollten sie sich überhaupt für mich interessieren?“, sprich mit dir selbst in einer freundlichen und unterstützenden Art und Weise: „Ich werde jetzt einfach hingehen und die Gruppe ansprechen. Wenn sie mich komisch finden, ist das in Ordnung, ich kann immer noch gehen. Aber ich werde es versuchen und mich selbst ermutigen, selbst wenn es nicht gleich klappt. Ich werde stolz auf mich sein, dass ich es überhaupt versucht habe“ – das ist der Kern des Selbstmitgefühls. Indem du dich selbst auf diese Weise unterstützt, kannst du deine sozialen Ängste besser bewältigen und mehr Selbstvertrauen aufbauen. Wie bei allen Dingen braucht es auch hier viel Übung, um so mit dir selbst zu kommunizieren. 

Wichtig ist, sich nicht von der Angst definieren zu lassen. Du bist nicht die Angst selbst. Es ist hilfreich zu verstehen, dass unangenehme Gefühle temporär sind, genau wie angenehme. Indem du deine Ängste hinterfragst und versuchst zu verstehen, warum sie auftreten, kannst du einen besseren Zugang zu deinen eigenen Bedürfnissen finden. Woher kommen diese Ängste? Du bist nicht das Wetter, sondern nur der Himmel, an dem es stattfindet. Dieser Perspektivenwechsel kann dir helfen, dich von deinen Ängsten zu distanzieren und einen klaren Blick auf deine eigenen Emotionen und Bedürfnisse zu erhalten.

Helfen Medikamente?

In extremen Fällen kann auch eine medikamentöse Therapie kurzfristige Hilfe bieten, sollte jedoch nicht die alleinige Langzeitlösung sein. In solchen extremen Fällen ist eine psychotherapeutische Behandlung in Erwägung zu ziehen, um langfristig Unterstützung zu finden. Um soziale Ängste zu bewältigen, ist es wichtig, die Ursprünge dieser Ängste zu verstehen und sie in den Kontext der eigenen Geschichte und Erfahrungen zu stellen, dabei kann eine Psychotherapie helfen.

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Wie können korrigierende Erfahrungen dabei helfen, soziale Ängste oder eine soziale Phobie zu überwinden?

Korrigierende Erfahrungen, oft in Form von Expositionstherapie, sind entscheidend, um soziale Ängste zu bewältigen. Ein schrittweiser Ansatz ist ratsam, da eine zu schnelle Überforderung kontraproduktiv sein kann. Angenommen, du hast Schwierigkeiten, in einem Restaurant Essen zu bestellen, könntest du zunächst damit beginnen, nur dein Getränk zu bestellen oder den Kellner höflich zu begrüßen. Dabei kann anfangs ein Sicherheitsnetz hilfreich sein. Beispielsweise indem du einer vertrauten Person mitteilst, dass du versuchst, korrigierende Erfahrungen zu sammeln. Im Restaurantbeispiel könntest du einer vertrauten Person mitteilen, was du bestellen möchtest, damit sie dich im Bedarfsfall unterstützen kann.

Du kannst Testsituationen für dich selbst kreieren, in denen du soziale Situationen üben kannst, ohne dich unwohl zu fühlen. Ein Beispiel wäre, in deinen Lieblingsbuchladen zu gehen und dich von den Buchhändlern beraten zu lassen. Dies ermöglicht dir, deine sozialen Fähigkeiten in einer vertrauten Umgebung zu verbessern und gleichzeitig deinen eigenen Komfort zu wahren.

Mutige Menschen zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie keine Angst empfinden, sondern dadurch, dass sie trotz ihrer Ängste handeln. Bedeutsam ist, eine Meta-Perspektive einzunehmen und zu verstehen, dass Sicherheitsverhalten kurzfristig eine gewisse Erleichterung verschaffen kann, aber langfristig hinderlich ist. 

In der kognitiven Verhaltenstherapie werden solche korrigierenden Erfahrungen als Exposition bezeichnet, wobei es darum geht, der eigenen Angst bewusst zu begegnen. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, nicht nur kurz in die angstauslösende Situation zu gehen, sondern sich bewusst und ausdauernd in ihr aufzuhalten, bis die körperliche Angstreaktion nachlässt. Der Schlüsselmoment tritt ein, wenn die Angstreaktion trotz der anhaltenden Anwesenheit in der Situation abklingt. Dies sind die prägenden korrigierenden Erfahrungen, bei denen der Körper lernt, dass die Situation nicht bedrohlich ist.

Manchmal stellen wir fest, dass die Reaktionen anderer Menschen in solchen Situationen gar nicht so schlimm waren, wie wir sie uns zuvor vorgestellt haben. In anderen Fällen mögen die Reaktionen tatsächlich negativ sein. Doch auch daraus können wir lernen, dass diese Reaktionen uns nicht bedrohen. Wir können sie aushalten und überleben.

Die Expositionstherapie ist dabei nicht schwarz-weiß. Sie erlaubt es uns, die Expositionssituationen individuell zu gestalten, sie anzupassen und gegebenenfalls zu steigern oder zu reduzieren. Das ultimative Ziel dieser Therapie ist es nicht, keine Angst mehr zu verspüren, denn das wäre unrealistisch und nicht funktional. Ängste haben grundsätzlich ihre Berechtigung, auch soziale Ängste. Sie können dazu dienen, unser Verhalten in sozialen Situationen zu regulieren. Das eigentliche Ziel besteht aber darin, unsere Handlungsspielräume zu erweitern, so dass wir das, was wir tun möchten, ohne Einschränkungen erreichen können.

Wenn du vermutest, dass du an einer sozialen Phobie leidest, wende dich für eine Diagnose und eine passende Behandlungsform an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin!

Zwänge und Zwangsstörungen – wie gelingt ein guter Umgang?

Irgendwie kennt man diese Unsicherheit, ob der Herd wirklich aus oder die Fenster wirklich verschlossen sind. Als Kind gab es dieses Spiel, bei dem man nicht auf die Lücke zwischen zwei Steinen treten durfte und vielleicht wäscht man sich etwas häufiger die Hände als andere Personen im Umfeld. Aber was ist, wenn man sich die Hände wäscht, bis sie völlig wund sind und man über zwei Stunden damit verbringt zu kontrollieren, ob die Fenster verschlossen sind, bevor man das Haus verlässt? Was ist, wenn Zwänge den ganzen Alltag bestimmen?

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Was sind Zwangsstörungen?

Ein Zwang ist das innere Bedürfnis, bestimmte Gedanken zu denken oder Handlungen auszuführen. Es wird zwischen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen unterschieden.

Bei Zwangsgedanken müssen dieselben Gedanken immer wieder durchdacht werden oder bestimmte Bilder tauchen immer wieder vor dem inneren Auge auf. Diese Gedanken oder Bilder lassen sich kaum unterdrücken. Zwangsgedanken lösen oft Ängste oder Befürchtungen aus und können z.B. die ständige Sorge sein, vergessen zu haben, den Herd auszuschalten. Andere Beispiele sind  Ängste vor einer Infektion mit einer Krankheit, „verbotene“ sexuelle Gedanken oder der Gedanke daran, sich selbst oder anderen Schaden zufügen (sogenannte “aggressive Zwangsgedanken”). Sie werden oft von einer starken Angst vor dem befürchteten Ereignis begleitet, z.B. einen Brand auszulösen.

Zwangshandlungen sind mit bestimmten Tätigkeiten wie dem Kontrollieren des Herdes verbunden. Die Zwangshandlung ist dann eine Maßnahme, um diese Angst zu bewältigen. Zu Zwangshandlungen können auch gedankliche Rituale gehören (sogenannte “verdeckte Zwangshandlungen”), wie z.B. Dinge, Handlungen oder Schritte immer wieder zwingend zu zählen. Am häufigsten kommen Kontrollzwänge und Waschzwänge, gefolgt von Zählzwängen und zwanghaftem Fragen vor. Zwangshandlungen können auch unabhängig von Zwangsgedanken auftreten. Wird die Zwangshandlung nicht ausgeführt, leiden Betroffene unter Unruhe, Angespanntheit oder Ängsten. Die Zwangshandlung dient also der Reduktion von Anspannung. Betroffene Personen sind sich ihrer Zwänge meist bewusst und empfinden den Gedanken oder die Handlung als unangenehm und manchmal auch als sinnlos. Das kann eine zusätzliche psychische Belastung darstellen.

Als problematisch bzw. zwanghaft gilt eine Handlung oder ein Gedanke dann, wenn er als unangenehm erlebt, wird, man trotz des Versuchs, dem Impuls nicht nachzugeben, nicht dagegen ankommt und die Lebensführung und Lebensqualität dadurch eingeschränkt werden. 

Wann treten Zwänge auf und wie entwickeln sie sich?

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Zwangsstörungen können in jedem Alter auftreten. Am häufigsten beginnen sie jedoch ungefähr im Alter von 20 Jahren. Bereits während der Pubertät manifestiert sich die Zwangsstörung bei einem Drittel der Betroffenen. Eine Zwangsstörung entwickelt sich oft allmählich. Im Laufe der Zeit bemerken Betroffene auch, dass sie zunehmend viel Zeit für Zwangshandlungen aufwenden müssen und dass Zwangsgedanken nur schwer wieder verschwinden. Dies geschieht oft aufgrund eines starken, nicht verarbeiteten Gefühls des Kontrollverlustes.

Eine Zwangsstörung weist in der Regel einen chronischen Verlauf auf, wobei es gelegentlich Perioden gibt, in denen die Symptome milder oder schwerwiegender sind. Zwischen diesen Phasen können auch symptomfreie Zeiträume auftreten. Die Art und Weise der Zwangshandlungen kann sich im Laufe der Zeit gelegentlich verändern.

Welche Beeinträchtigungen entstehen durch Zwänge?

Zwänge gehen oft mit intensiven emotionalen Leiden einher, was sich in starken Ängsten und häufig auch depressiven Symptomen bei den Betroffenen äußert. Der Versuch, die Zwänge unter Kontrolle zu bringen, führt zu erheblichem Stress. Zudem haben Menschen mit Zwangsstörungen ein erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten. Die Zwänge können den Alltag der Betroffenen so stark beeinflussen, dass alles sich nur noch um sie dreht. Dies kann zu Problemen in verschiedenen Lebensbereichen führen, darunter Arbeit, Partnerschaft und Familie. Es fällt schwer, alltäglichen Verpflichtungen nachzukommen, und Freizeitaktivitäten bereiten weniger Freude.

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Welche Ursachen gibt es für Zwangsstörungen?

Zwangsstörungen haben wahrscheinlich unterschiedliche Ursachen, die auch zusammenwirken können. Dazu gehören genetische und neurobiologische Faktoren. Auch schwierige Lebensereignisse oder Krisen können ein Auslöser sein. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass man in diesen Phasen einen Kontrollverlust erfährt, der durch die Zwänge überkompensiert wird. Beispielsweise liegt es außerhalb meiner direkten Kontrolle, ob sich eine Pandemie ausbreitet oder nicht, aber ich kann kontrollieren, wie oft ich mir die Hände wasche. Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zu Persönlichkeitseigenschaften (z.B. eine hohe Gewissenhaftigkeit) und verschiedenen Prägungen, wie z.B. hohes Kontrollbedürfnis, Perfektionismus  oder das Gefühl, für alles verantwortlich zu sein.

Des Weiteren gehen lerntheoretische Modelle davon aus, dass Zwänge aus einer dysfunktionalen Bewertung und Bewältigung von eigentlich “normalen” Gedanken entstehen. Hier ein Beispiel: Es tritt ein gewöhnlicher Gedanke auf (“Habe ich vergessen, den Herd auszuschalten?”), der als negativ bewertet  wird (“Oh nein, der Herd könnte noch an sein!”). Dadurch entsteht ein Gefühl von Unruhe, Angst, Anspannung (“Bestimmt brennt gleich meine Wohnung ab!”). Die Zwangshandlung wird ausgeführt, um diese unangenehmen Gefühle zu bewältigen und kurzfristig zu reduzieren (“Wenn ich 20 mal den Herd überprüfe, bevor ich aus dem Haus gehe, fühle ich mich besser.”). Da die befürchtete Katastrophe nicht eintritt, hält man immer wieder an dieser Bewältigung fest und es entwickelt sich ein Teufelskreis aus Zwang und Angst. Durch ständiges Wiederholen eines Musters verfestigt es sich. 

Wie können Zwangsstörungen behandelt werden?

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Es ist oft eine Herausforderung, Zwangsstörungen vollständig zu heilen, doch es gibt dennoch einige Methoden, die dazu beitragen können, die Symptome erheblich zu lindern und somit auch das Leiden zu verringern. Der wichtigste Punkt ist die Psychotherapie, insbesondere verhaltenstherapeutische Techniken. Als erster Schritt erfolgt oft die Psychoedukation. Das bedeutet, dass die Betroffenen Informationen über ihre spezifische Erkrankung in diesem Fall Zwangsstörungen erhalten. Denn es kann sehr hilfreich sein, sich dem Teufelskreis dahinter bewusst zu werden.

Eine zentrale Technik der Verhaltenstherapie ist die Konfrontation und Reaktionsverhinderung. Sie beinhaltet, dass die Betroffenen bewusst den bisher gefürchteten Auslösern (dem Verlassen des Hauses, ohne den Herd zu überprüfen) ausgesetzt werden, während gleichzeitig die zwanghafte Reaktion unterlassen wird. Dies zielt darauf ab, dass die Person die Erfahrung macht, dass die Angst von alleine abklingt und das befürchtete Ereignis nicht eintritt, selbst wenn die zwanghafte Handlung nicht ausgeführt wird. Bei Zwangsgedanken versuchen sich die Betroffenen, die Gedanken aktiv ins Bewusstsein rufen und sie “aushalten”. Zudem versucht man, an der Interpretation der auftretenden Gedanken zu arbeiten (wäre es so schlimm, wenn ich etwas vergessen hätte / mich anstecken würde / …?) und macht einen kleinen Realitätscheck.

Ergänzend können auch Entspannungstechniken z.B. Meditation, Autogenes Training etc. helfen, um generell die Angst- und Spannungszustände zu reduzieren. Zusätzlich können Betroffene teilweise auch medikamentös, meist mit Antidepressiva behandelt werden. Psychische Entlastung kann auch durch den Austausch mit anderen Betroffenen im Rahmen einer Selbsthilfegruppe erfolgen.  

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Wie kann ich mich verhalten, wenn eine mir nahestehende Person an Zwangsstörungen leidet?

Ganz grundsätzlich kann es zum Verständnis der anderen Person und ihrer Umstände beitragen, wenn man sich über die Erkrankung informiert. Vielleicht hilft es der Person, wenn man Mitgefühl, Verständnis und Gesprächsbereitschaft zeigt oder auch aktiv Unterstützung anbietet. Sollte die Person noch keine Diagnose haben, könnte insbesondere Unterstützung bei der Suche nach einem Therapieplatz wichtig sein, wenn sie diese annehmen möchte. Wichtig ist, im Austausch miteinander zu bleiben und die Bedürfnisse beider Seiten zu kommunizieren. Man sollte auch nicht vergessen, auf sich selbst aufzupassen.

Die Unterstützung einer nahestehenden Person mit einer Zwangsstörung kann emotional belastend sein. Bei Bedarf kann man sich selbst Unterstützung suchen. Es gibt Selbsthilfegruppen für Menschen mit Zwangsstörungen und ihre Angehörigen. Das Teilen von Erfahrungen mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein. Wie bei den meisten Erkrankungen braucht es auch hier Geduld und es kann im Therapieverlauf bessere und schlechtere Zeiten geben. Zwangsstörungen sind behandelbar, und mit der richtigen Hilfe und Unterstützung kann man die Symptome besser bewältigen und sich auf den Weg der Genesung begeben.

Endlich ich selbst! Coming Out!

„Coming Out“  auf deutsch “herauskommen” bezieht sich auf den Prozess, in dem eine Person ihre nicht heteronormative sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität offenbart. Heteronormativität ist eine Weltanschauung, die davon ausgeht, dass es nur zwei Geschlechter gibt und nur heterosexuelle Beziehungen anerkennt. Das kann dazu führen, dass nicht-heterosexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten als abweichend oder weniger gültig betrachtet werden. Dies kann wiederum Diskriminierung, Unsichtbarkeit und Vorurteile gegenüber betroffenen Personen zur Folge haben.

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Der Ausdruck  “Coming out” bezieht sich ursprünglich auf „Coming out of the closet“. Die Verwendung des Begriffs „Closet“ (Schrank) stammt aus Zeiten, in denen z.B. Homosexualität stark tabuisiert und oft kriminalisiert wurde. Für viele Menschen war es notwendig, ihre wahren Gefühle und Identitäten vor anderen zu verbergen, um Diskriminierung, soziale Ausgrenzung oder sogar rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Der Schrank repräsentierte daher symbolisch den Zustand der Geheimhaltung.“Coming out of the closet“, sprich aus dem metaphorischen Schrank herauszutreten, bedeutet anderen zu zeigen, wer man wirklich ist.

Kurze Begriffsklärungen: Das ABC des LGBTQIA+

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LGBTQIA steht für unterschiedliche Begriffe, die dazu verwendet werden, sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten zu umfassen. Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Intersexual, Asexuell. Das Plus am Ende dient als Platzhalter für weitere Identitäten. 
Hier ist eine Erklärung für jeden Buchstaben in der Abkürzung:

L Lesbian / Lesbisch: bezieht sich auf Frauen, die sich romantisch und sexuell zu anderen Frauen hingezogen fühlen.


G Gay / Schwul: bezieht sich auf Männer, die sich romantisch und sexuell zu anderen Männern hingezogen fühlen.


B Bisexual / Bisexuell: bezieht sich auf Menschen, die sich romantisch und sexuell zu Personen jeglichen Geschlechts hingezogen fühlen.



T Transgender : bezieht sich auf Personen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Das betrifft zum Beispiel Personen, die bei der Geburt als männlich klassifiziert wurden, sich jedoch als Frau identifizieren.

Q Queer: Oberbegriff für Personen, die nicht der zweigeschlechtlichen, cis-geschlechtlichen und/oder heterosexuellen Norm entsprechen.


I Intersexual / Intersex: bezieht sich auf Menschen, die körperliche Merkmale haben, die nicht eindeutig männlich oder weiblich sind. Intersexuelle Menschen können sich als männlich, weiblich oder in anderer Weise identifizieren.

A Asexual / Asexuell: Dies bezieht sich auf Menschen, die wenig bis gar kein sexuelles Verlangen oder Interesse an sexuellen Beziehungen haben.

+ Das Pluszeichen (+) am Ende der Abkürzung steht symbolisch für weitere Identitäten und Ausdrucksformen, die nicht in den Hauptbuchstaben enthalten sind, aber dennoch in der LGBTQIA+ Community vertreten sind.

Herausforderungen beim Coming Out

Queere Personen  haben bis zum Coming Out vor Verwandten und Freunden oft einen langen Weg des inneren Coming Outs hinter sich. Sie haben innere Ängste, Zweifel und Unsicherheiten überwunden und ein authentisches Selbstbewusstsein entwickelt. Das innere Coming Out bedeutet, dass jemand beginnt, seine eigene Identität zu verstehen, zu akzeptieren und sich damit wohlzufühlen. Diese innere Identität nach außen zu tragen, kann mit verschiedenen Emotionen und Herausforderungen verbunden sein, da die Reaktionen der Menschen unterschiedlich ausfallen können.

Betroffene haben oft Angst vor Ablehnung, Diskriminierung oder Gewalt durch nahestehende Personen oder der Gesellschaft im Allgemeinen. Solche Erfahrungen zu machen kann traumatisch sein. Zudem besteht die Sorge, Freund:innen oder die Unterstützung von Familienmitgliedern zu verlieren. Dies kann schließlich zu Einsamkeit und Isolation führen. Sie leiden unter dem Druck, das eigene Leben und die eigene Identität zu verbergen, um Akzeptanz zu erlangen oder Gewalt zu vermeiden.

Ein Hindernis beim Coming Out kann ein Mangel an Ressourcen und Unterstützung sein, insbesondere für Jugendliche. Die Belastung und die emotionalen Herausforderungen, die mit dem Coming Out einhergehen, können dazu beitragen, bereits bestehende Angstzustände oder Depressionen zu verstärken.

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Chancen eines Coming Outs 

Queere Personen  haben bis zum Coming Out vor Verwandten und Freunden oft einen langen Weg des inneren Coming Outs hinter sich. Sie haben innere Ängste, Zweifel und Unsicherheiten überwunden und ein authentisches Selbstbewusstsein entwickelt. Das innere Coming Out bedeutet, dass jemand beginnt, seine eigene Identität zu verstehen, zu akzeptieren und sich damit wohlzufühlen. Diese innere Identität nach außen zu tragen, kann mit verschiedenen Emotionen und Herausforderungen verbunden sein, da die Reaktionen der Menschen unterschiedlich ausfallen können. Betroffene haben oft Angst vor Ablehnung, Diskriminierung oder Gewalt durch nahestehende Personen oder der Gesellschaft im Allgemeinen.

Solche Erfahrungen zu machen kann traumatisch sein. Zudem besteht die Sorge, Freund:innen oder die Unterstützung von Familienmitgliedern zu verlieren. Dies kann schließlich zu Einsamkeit und Isolation führen. Sie leiden unter dem Druck, das eigene Leben und die eigene Identität zu verbergen, um Akzeptanz zu erlangen oder Gewalt zu vermeiden. Ein Hindernis beim Coming Out kann ein Mangel an Ressourcen und Unterstützung sein, insbesondere für Jugendliche. Die Belastung und die emotionalen Herausforderungen, die mit dem Coming Out einhergehen, können dazu beitragen, bereits bestehende Angstzustände oder Depressionen zu verstärken.

Chancen eines Coming Outs 

Das Verbergen der eigenen Identität kann zu erheblichem Stress und Angst führen. Das Coming Out ermöglicht es queeren Personen, diese Belastung abzulegen und so Stress und Angstzustände zu reduzieren. Sich so anzunehmen und zeigen, wie man ist, kann sehr befreiend und erleichternd sein. So kann ein Coming Out die Selbstachtung und Selbstakzeptanz steigern.

Das Überwinden von Ängsten und Hindernissen beim Coming Out kann das Selbstvertrauen stärken und die Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen fördern. Außerdem kann sich das soziale Netzwerk verbessern, indem man Teil einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten werden kann. Diese Gemeinschaft kann eine wertvolle Quelle für Unterstützung und Freundschaft sein, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität erheblich steigert. Gleichzeitig können bereits bestehende Beziehungen zu Freund:innen und Familienmitgliedern noch einmal vertieft werden.

Tipps für Menschen, die vor dem Coming-out stehen

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Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass dein Coming-out eine individuelle und persönliche Entscheidung sowie Erfahrung ist. Du solltest dich also von niemandem darüber belehren lassen, wann, wo, wie, etc. du es tun solltest. Mach es auf deine eigene Art und Weise und in deinem eigenen Tempo. Wenn du dich noch nicht bereit fühlst, musst du dich (noch) nicht outen. 

Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um dich auf die Veränderung vorzubereiten und dir zu  überlegen, was und wie du es sagen willst. Vielleicht hilft es dir auch, mit einer vertrauten Person zu “üben”. Das gibt dir die Möglichkeit, Schritt für Schritt Unterstützung zu finden. Es könnte passieren, dass du auf negative Reaktionen triffst. Es kann dir helfen, dich darauf vorzubereiten und zu überlegen, wie du darauf reagieren möchtest. Eine Möglichkeit, dich darauf vorzubereiten, ist, vorab queere Themen anzusprechen, um herauszufinden, wie die Personen in deinem Umfeld damit umgehen.

Wenn du dich unsicher fühlst, kann es dir helfen, mit einer einzigen Person anzufangen. Wähle jemanden aus, bei dem du sicher bist oder eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass er/sie positiv reagiert. Es könnte auch jemand sein, der selbst queer ist und bereits geoutet ist. Diese Person kann dir bei weiteren Coming Outs zur Seite stehen und so könnt ihr gemeinsam ein Support-Netzwerk aufbauen. Alternativ zu einem Gespräch kannst du auch einen Coming Out-Brief schreiben, wenn du dich damit wohler fühlst. Verbindungen zu anderen LGBTQIA+-Personen herzustellen und zu erfahren, wie sie ihre Coming-Out-Erfahrung bewältigt haben, kann dir auch helfen.

Es existieren zahlreiche Online-Communities, die Unterstützung und Ressourcen zur Verfügung stellen. Beispielsweise findest du unter www.deincomingout.de/fuer-betroffene Ratgeber zum Coming-out in verschiedenen Kontexten. Es ist ratsam, sich über die rechtlichen Aspekte deines Coming Outs zu informieren, vor allem in Bezug auf Arbeit und Wohnen. Es bestehen rechtliche Schutzmechanismen, die vor Diskriminierung bewahren, wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).

Trotz der Herausforderungen, die mit dem Coming Out einhergehen können, birgt es auch viele positive Seiten, auf die du dich konzentrieren kannst. Dazu gehören eine gesteigerte Selbstakzeptanz und die Chance, authentischer zu leben. Es ist immer sinnvoll, Selbstfürsorge zu zeigen, besonders in schwierigen Zeiten. Falls es dir sehr schwerfällt, mit dem Coming-Out zurechtzukommen, besteht die Option, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es gibt zahlreiche Therapeuten und Berater, die auf LGBTQIA+-Themen spezialisiert sind und Hilfe anbieten können.

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Wie kann ich angemessen reagieren, wenn sich eine Person bei mir outet?

Hier sind einige Tipps, die du berücksichtigen kannst, um unterstützend auf das Coming Out einer anderen Person zu reagieren: Beginne damit, dich für das Vertrauen zu bedanken, dass dir die Person entgegengebracht hat. Ermutige sie sich in ihrer Identität gestärkt zu fühlen. Frag vorsichtig nach, ob die Person bereit ist, mehr über ihre Erfahrungen zu teilen, und sei sensibel, wenn du Nachfragen stellst. Gib ihr Raum, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Erkundige dich, wie es der Person nach dem Coming Out geht. Zeige Empathie und Interesse an ihrem Wohlbefinden. Versichere der Person, dass du für sie da bist und sie unterstützen wirst, wann immer sie dich braucht. Schaffe eine Atmosphäre des Verständnisses und der Offenheit. Zusätzlich kannst du dich über LGBTQIA+-Themen informieren und dich für Gleichstellung und Akzeptanz engagieren.

Dir fehlen die Worte? 

Was man z.B. sagen kann: 

  • “Ich bin sehr froh, dass du es mir erzählt hast und ich bin immer für dich da.”
  • “Ich stehe bei allem hinter dir, was dich glücklich macht”.
  • “Du musst nicht weiter darüber sprechen, aber ich bin immer für dich da, wenn du reden möchtest.”

Sätze, die man beim Coming Out lieber nicht sagt:

Es ist wichtig zu verstehen, dass das Coming Out für viele queere Menschen einen bedeutsamen Schritt darstellt und keinesfalls mit dem Satz „Das spielt keine Rolle für mich.“ abgetan werden sollte. Vermeide zu sagen: „Ich wusste das schon immer.” oder „Stehst du jetzt auf mich?“. Es kann auch sehr herabwürdigend sein zu fragen,  ob das eine Phase ist oder ob die Person sich sicher ist. Sei nicht verärgert, dass du “erst jetzt” darüber informiert wurdest. Wenn du den Drang verspürst, einen negativen Kommentar abzugeben, halte dich zurück und nimm dir Zeit, dich mit diesem Impuls auseinanderzusetzen. Respektiere die Gefühle und Erfahrungen der Person und sei sensibel und unterstützend, während sie sich dir so öffnet. 

Wie wird man zum Ally / Was kann ich als nicht-queere Person tun?

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Für die LGBTQIA+ ist ein “Ally” (auf deutsch: Verbündte:r) eine Person die sich bewusst und aktiv dafür einsetzt, Unterstützung, Verständnis und Gleichbehandlung für die LGBTQ+-Gemeinschaft zu fördern, obwohl sie selbst nicht queer ist. 

Indem du queeren Menschen zuhörst und beachtest, dass nicht immer nach deiner Meinung oder Zustimmung gefragt wird, kannst du dein Interesse ausdrücken. Es lohnt sich zusätzlich, dich selbst zu informieren und fortzubilden. Vielleicht setzt du dich auch noch mal mit der Nutzung inklusiver Sprache auseinander. Es kann auch die Pronomen-Angabe normalisiern, wenn du dich mit deinen Pronomen vorstellst, obwohl du cis bist. Wenn du auf diskriminierende Situationen stößt, wie zum Beispiel queerfeindliche Witze oder Beleidigungen, sowie die fehlerhafte Verwendung von Pronomen, kannst du aktiv handeln und dich für queere Personen einsetzen.

Das ermöglicht einen respektvollen Umgang mit queeren Menschen. Einige queere Menschen leiden auch unter Fetischisierung. Nur weil ein Mann homosexuell ist, heißt das nicht, dass er die klischee Version eines „schwulen besten Freundes“ sein möchte. Klischees und Stereotypen bewusst abzulegen ist genauso wichtig wie unvoreingenommen auf Personen einzugehen und nicht zu erwarten, dass sie heterosexuell oder cis sind. Sei bereit, aus Fehlern zu lernen und bleibe offen für Kritik und Feedback. 

Wie verhindere ich ein Burnout?

Ein hektischer Alltag, ständiger Leistungsdruck, ununterbrochene Erreichbarkeit – in unserer schnelllebigen Welt sind wir immer häufiger mit den Gefahren des Burnouts konfrontiert. Der Begriff „Burnout“ beschreibt nicht nur ein vorübergehendes Tief, sondern vielmehr einen Zustand der emotionalen, körperlichen und geistigen Erschöpfung, der durch chronischen Stress verursacht wird. Wir wollen heute einen genaueren Blick auf das Thema werfen und uns mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Was bedeutet überhaupt Stress? Was ist überhaupt ein Burnout und was kann man gegen dagegen tun?

Was ist Stress?

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Stress kennen wir alle und irgendwie wissen wir vielleicht doch nicht genau, was da eigentlich mit uns passiert. Stress ist die natürliche Reaktion des Körpers auf Herausforderungen oder Belastungen. Ausgelöst wird dieses Gefühl, wenn wir den Eindruck haben, dass wir eine bedrohliche Situation mit unseren Ressourcen gerade nicht bewältigen können. Es folgen physiologische und psychologische Reaktionen, um sich anzupassen oder damit umzugehen. Kurzzeitiger Stress kann uns helfen, wenn wir z.B. hochkonzentriert in allerletzter Minute einen wichtige Aufgabe bei der Arbeit erledigen wollen. Kurzfristig steigern sich Herzfrequenz, Blutdruck und Stresshormone. Gleichzeitig fühlen wir uns gereizt, frustriert und ermüdet. Stress sorgt für Leistungsschwankungen und reduziert auch die Konzentration. Langfristiger Stress kann gesundheitliche Probleme wie Depression, Ängstlichkeit und Burnout verursachen. Aber was ist eigentlich ein Burnout?

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Was ist ein Burnout?

Burnout ist ein besonderer Zustand berufsbezogener chronischer Erschöpfung. Die Entstehung ist meist schleichend und basiert auf chronischer Frustration, dem nicht erreichen eines Zieles oder zu hohen persönlichen Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit. Unser Körper reagiert damit auf chronische Stressbelastungen und zieht einfach die Notbremse. Denn zu viel ist zu viel! Wenn wir uns keine Ruhe geben, dann zwingt uns unser Körper dazu. Das kann in jedem Beruf vorkommen. Dabei ist Burnout keine eigenständige Diagnose und wird als eine Art von Depression behandelt. Beispielhafte Symptome sind Gefühle des Ausgebrannt-Seins, seelischer und körperlicher Erschöpfung, Nervosität, Angespanntheit und schlechter Schlaf. 

Die drei Leitsymptome eines Burnouts sind:

1.

Emotionale Erschöpfung


Emotionale Erschöpfung zeigt sich durch zwischenmenschliche Anforderungen, die eine Person vereinen muss. Gefühle der Überforderung kommen auf und Betroffene fühlen sich ausgelaugt und müde.

2.

Depersonalisierung


Depersonalisierung bedeutet, dass die Betroffenen eine zunehmende Gleichgültigkeit und Distanzierung gegenüber ihrer Arbeit, Kollegen oder sozialen Kontakten entwickeln. Sie zeigen eine gewisse Entfremdung und negative Einstellungen, sowie gefühlslose und abgestumpfte Reaktionen.

3.

Reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit


Reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit meint einen wahrgenommenen Leistungsabfall. Betroffene bewerten ihre Arbeitsleistung als negativ und tendieren dazu, einen schwachen beruflichen Selbstwert zu entwickeln.

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Wodurch entsteht ein Burnout?

Viele Faktoren wie Arbeitsbedingungen, Arbeitsbelastung, Autonomie am Arbeitsplatz und soziale Unterstützung können einen Einfluss auf die Entstehung eines Burnouts haben. Zusätzlich zu diesen äußeren Faktoren sind auch innere Faktoren entscheidend. Wenn wir z.B. dazu tendieren, uns übermäßig an die Erwartungen unserer sozialen Umgebung anpassen, kann es schnell passieren, dass wir unsere Bedürfnisse unterdrücken. Statt sich einen freien Nachmittag zu nehmen, meldet man sich vielleicht freiwillig noch zum Kuchenverkauf beim Sommerfest der Kinder oder macht noch ein paar Überstunden.

Personen, die anfällig für einen Burnout sind, haben oft Probleme damit “nein” zu sagen. Das hängt auch damit zusammen, dass eigene Grenzen nicht gespürt und folglich auch nicht durchgesetzt werden. In der Entstehung des Burnouts ist ebenfalls das Selbstwertgefühl zentral. Wir lernen als Kinder Glaubenssätze, die uns ein Leben lang begleiten, wie z.B. “Ich muss etwas leisten, um geliebt zu werden!”. Wenn man solche Sätze immer im Hinterkopf hat, dann kann es sein, dass der eigene Selbstwert extrem von Leistungen und Erfolgen abhängig ist. Durch all diese Faktoren kann es zu einer Überbelastung mit beruflichen oder auch privaten Aufgaben und dadurch schließlich zum Burnout kommen.

Betroffen? Das kannst du tun:

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Wer sich in den Symptomen wiedererkennt, sollte sich auf jeden Fall ärztlich beraten lassen! Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn man das Gefühl hat, dass man alleine nicht weiterkommt. Eine Psychotherapie kann helfen, die Symptome zu lindern und Wege zu finden, um die Arbeits- und Lebenssituation zu verbessern. Wenn wir erste Anzeichen von Burnout bemerken, können wir bereits präventiv dagegen vorgehen. Es ist wichtig, gesunde Bewältigungsstrategien zu üben, damit wir in schwierigen Zeiten darauf zurückgreifen können.

1.

Suche Unterstützung

Sprich mit deiner Familie, Freund:innen, Kolleg:innen oder professionellen Therapeut:innen. Es ist von Bedeutung, dass du dich nicht isoliert und jemanden hast, der dir Beistand leistet.

2.

Sei achtsam

Übe dich darin, bewusst im gegenwärtigen Moment zu sein und aufmerksam auf deine Gedanken, Gefühle und Umgebung zu achten, ohne zu urteilen. Es geht darum, sich ohne Ablenkung auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das kann dir helfen, deine Gefühle und Stress-Signalen besser zu spüren.

3.

Lasse Gefühle zu

Öffne dich auch für die Gefühle, die dich begleiten, und nimm deine eigenen Empfindungen ernst. Das Abtun von Belastungen als „nicht so schlimm“ kann zu einer Abwärtsspirale führen. Zeige Mitgefühl mit dir und gib deinen Gefühlen einen Raum. Frage dich: Was brauche ich gerade?

4.

Setze Grenzen

Setze Prioritäten und überlege, welche Verpflichtungen und Aktivitäten wirklich wichtig für dich sind und welche deine Zeit und Energie überfordern könnten. Du kannst um Bedenkzeit bitten, um die Anfrage zu überdenken, bevor du eine Entscheidung triffst. Wenn du zu etwas nein sagen möchtest, ist eine klare und direkte Kommunikation wichtig. Vermeide vage oder ambivalente Antworten. Wie bei allem im Leben gilt: Übung macht den Meister! Starte mit kleineren Dingen, bei denen du „nein“ sagen möchtest. Je öfter du Grenzen setzt, desto selbstverständlicher wird es, und du wirst darin immer besser.

5.

Betreibe Selbstfürsorge

Erlaube dir Pausen und Raum für Aktivitäten, die dir Freude bereiten.   Mache dir eine Liste von kleinen oder großen angenehmen Aktivitäten im Alltag. Was macht dir Spaß? Lesen, Tee trinken, Gitarre spielen, ins Kino gehen, dir morgens länger Zeit zum Schminken und Anziehen nehmen, Spaziergänge in der Natur, Meditation oder Hobbys? Sport kann ebenfalls eine wertvolle Ausgleichsmöglichkeit sein, solange er nicht mit zu viel Leistungsdruck verbunden ist. 

6.

Schaffe dir Routinen

Indem du zum Beispiel regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf in deine Routine integrierst, kannst du deine Widerstandskraft gegenüber Stress stärken.

7.

Nutze Entspannungstechniken

Techniken wie Meditationen, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen können helfen, deine Stressreaktion zu mindern und dich zu beruhigen.

8.

Mache dir deine Glaubenssätze bewusst und arbeite an ihnen

Für diesen Prozess ist es ratsam, sich Unterstützung durch einen Therapeuten oder eine Therapeutin zu suchen. „Ich muss etwas leisten, um geliebt zu werden!” wird zu “Ich bin liebenswert, so wie ich bin”. Vielleicht fällt dir jetzt direkt ein Satz ein, der dich begleitet. Finde eine Möglichkeit, ihn umzuformulieren. Dabei sollten keine Verneinungen benutzt werden. Deinen neuen Satz kannst du verinnerlichen, indem du ihn dir immer wieder zu dir sagst. Ein Klebezettel am Badezimmerschrank oder ein Handy Hintergrundbild können als Erinnerung helfen. 

9.

Analysiere deine Arbeitsbelastung

Wenn du das Gefühl hast, dass deine beruflichen Aufgaben dich überfordern, ist es ratsam, mit deinem oder deiner Vorgesetzten zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um die Belastung zu verringern.  Dafür kann auch der Betriebsrat zur Unterstützung herangezogen werden. Je nach Arbeitsplatz gibt es vielleicht auch eine psychosoziale Beratungsstelle. 

Diese Liste an Maßnahmen kann jetzt natürlich wie ganz schön viel Arbeit wirken. Nimm dir Zeit um Schritt für Schritt Dinge in deinen Alltag zu integrieren und versuche nicht alles auf einmal umzusetzen. Sei nicht hart zu dir, wenn irgendwas in der Umsetzung nicht gleich klappt. Es geht nicht darum dich mit zusätzlichen Aufgaben zu stressen, sondern einen liebevollen Umgang mit dir selber zu pflegen.