Wechseljahre – Was passiert da in mir?

GEPRÜFT DURCH | STEFANIE STAHL & LUKAS KLASCHINSKI VERÖFFENTLICHT | 06.03.2024

Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzklopfen und Schwindelgefühle, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Blasenschwäche, veränderte Libido…  die Wechseljahre können vieles durcheinanderbringen. Frauen erleben diese hormonelle Umstellung etwa ab Mitte 40 in den Jahren vor und nach ihrer letzten Regelblutung. Dieser Lebensabschnitt markiert den Übergang von der fruchtbaren Phase zur Phase, in der keine Schwangerschaft mehr möglich ist. Aber dahinter versteckt sich noch viel mehr.. vielleicht sogar ein neues Lebensgefühl?

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Was passiert biologisch?

In den Wechseljahren neigt sich die Reserve an Eizellen dem Ende zu und die Eierstöcke beginnen, ihre Funktion einzustellen. Das bedeutet, sie produzieren allmählich weniger Geschlechtshormone, wodurch der Eisprung und die Monatsblutungen irgendwann ausbleiben und die Fruchtbarkeit abnimmt. Durch die Veränderung des hormonellen Gleichgewichts im Körper kommt es zu den eingangs beschriebenen Symptomen, wie Schweißausbrüche, Schlafstörungen oder Scheidentrockenheit. Diese sind bei jeweils einem Drittel der Frauen mäßig, bei einem Drittel stark ausgeprägt und bei einem Drittel nicht merkbar vorhanden. Die letzte Monatsblutung wird Menopause genannt und tritt mit durchschnittlich 51 Jahren auf.

Haben Männer auch Wechseljahre?

Stimmungsschwankungen, Probleme bei der Erektion und zunehmende Müdigkeit, Gewichtszunahme, Schwitzen, Nervosität…  50% der Männer leiden an ähnlichen Beschwerden wie Frauen in ihren Wechseljahren.

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, die sich anschaut, wie Drüsen im Körper funktionieren und Hormone herstellen, erklärt, dass es bei Männern keine klassischen Wechseljahre gibt. Vielmehr liegen den meisten Symptomen, die Männer ihren “Wechseljahren” zuordnen würden, ein Testosteronmangel zugrunde. Der Hormonwert kann durch Stress und Erkrankungen noch negativ begünstigt werden. Der Begriff „Wechseljahre“ trifft deshalb nicht ganz zu, da die Abnahme der Geschlechtshormone beim Mann nicht so abrupt und linear verläuft wie bei Frauen während der Menopause, sondern eher durch einen schleichenden Prozess gekennzeichnet ist. Die gute Nachricht ist: die Symptome können durch geeignete Therapien behandelt werden.

Welche medizinischen Möglichkeiten gibt es, bei den Wechseljahren zu unterstützen?

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Die Wechseljahre können eine herausfordernde Phase sein, sowohl körperlich als auch psychisch. Es ist wichtig, ärztlichen Rat einzuholen, um individuelle Bedürfnisse und mögliche Behandlungsoptionen zu besprechen. Am häufigsten wird eine Hormonersatztherapie angewendet, die bei schweren Symptomen, besonders bei den sehr belastenden Hitzewallungen, hilfreich ist. Sie half laut einer Studie von 2021, den Schweregrad fast aller Hauptsymptome innerhalb von 1-2 Monaten um 70% zu verringern. Die Hormonersatztherapie kann jedoch nachweislich das Risiko erhöhen, an Krebs, insbesondere Brustkrebs, zu erkranken. Gibt es kurzfristig keine andere Möglichkeit und werden die Hormone so bald wie möglich wieder abgesetzt, können sich Frauen selbst entscheiden, ob sie dafür ein leicht höheres Krebsrisiko eingehen. Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Symptome der Wechseljahre zwangsläufig auf Hormonveränderungen zurückzuführen sind. In vielen Fällen können auch andere Ursachen in Betracht gezogen werden. Einige Beschwerden treten mit zunehmendem Alter generell häufiger auf, unabhängig von den Wechseljahren. Daher ist es ratsam, Beschwerden ärztlich abklären zu lassen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und angemessene Behandlungsoptionen zu besprechen.

Was kann mich durch die Wechseljahre bringen?

Zusätzlich zur ärztlichen Unterstützung können Selbstfürsorge, Akzeptanz und die Unterstützung anderer Menschen entscheidend sein.

Um die psychische Belastung der Wechseljahre zu bewältigen, kann es hilfreich sein, sich auf die positiven Aspekte dieser Lebensphase zu konzentrieren. Betrachte sie als eine Zeit der Weisheit und Lebenserfahrung, in der du auf frühere Erfolge zurückblicken kannst. Denke auch daran, dass frühere Schwierigkeiten wie die Pubertät, Unsicherheit und unreife Beziehungen jetzt hinter dir liegen.

Eine bewusste Selbstfürsorge kann ebenfalls dazu beitragen, mit den Wechseljahren umzugehen. Finde Aktivitäten, die dir Freude bereiten und die du vielleicht früher vernachlässigt hast, sei es aus finanziellen Gründen oder Zeitmangel. Indem du dir selbst erlaubst, diese Dinge bewusst zu genießen, kannst du dein Wohlbefinden steigern und die Herausforderungen der Wechseljahre besser bewältigen.

Darüber hinaus ist es wichtig, Unterstützung von anderen zu suchen und anzunehmen. Sprich mit Freund:innen, Familie oder professionellen Berater:innen über deine Gefühle und Bedenken. Das Teilen deiner Erfahrungen kann helfen, das Gefühl der Isolation zu verringern und dir zusätzliche Unterstützung bieten, während du durch diese Phase gehst.

Wie gehe ich damit um, mich nicht mehr jung zu fühlen?

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Praktiziere Akzeptanz. Ein grundlegendes Prinzip ist die Wertungsfreiheit. Die Begriffe „jung“ und „alt“ sind subjektive Interpretationen. Das Gefühl, „nicht mehr jung“ oder „zu alt“ zu sein, sind ebenfalls subjektive Einschätzungen. Erinnere dich daran, dass du einfach du selbst bist, und das ist völlig in Ordnung. Zur Förderung dieser Akzeptanz können Meditation, Achtsamkeitsübungen, Entspannungstechniken, körperliche Aktivität und Atemübungen hilfreich sein.

Wie kann ich lernen, meine Wechseljahre zu akzeptieren?

Das erfordert Übung, Geduld und Selbstliebe. Experimentiere und erkunde, was du annehmen kannst und was nicht. Erlaube dir, ohne Druck zu sein und sei liebevoll zu dir selbst, aber gib dich nicht auf. Erkenne, dass viel von der Ablehnung, die du empfindest, nicht von dir selbst kommt, sondern von den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen.

Führe ein innere Gedankenreise durch: Was würdest du gerne deinem 18-jährigen Selbst mit auf den Weg geben? Welche Einsichten hättest du gerne schon damals gehabt? Welche Erfahrungen haben dich zu der Weisheit geführt, die du heute besitzt? Würdest du diese Erfahrungen missen wollen? Achte darauf, was du jetzt kannst, was du früher nicht konntest, und fokussiere dich darauf. Lerne die neue Version von dir selbst kennen. Manchmal kann es hilfreich sein, während des Übergangs in eine neue Lebensphase ein Abschiedsritual für die alte Phase durchzuführen.

Wie kann ich Menschen in den Wechseljahren unterstützen?

Du kannst Frauen in den Wechseljahren unterstützen, indem du Geduld und Verständnis zeigst. Es ist wichtig, ihr zu versichern, dass Attraktivität und Anziehungskraft nichts mit Fruchtbarkeit und Jugend zu tun haben. 

Informiere dich über die Wechseljahre: Da ist dieser Blog-Beitrag schon mal ein guter Anfang… Ein Verständnis der körperlichen und psychischen Herausforderungen in dieser Zeit kann dir helfen, besser zu verstehen, was gerade passiert.

Höre zu und sei präsent: Gib Menschen die Möglichkeit, über ihre Gefühle und Erfahrungen zu sprechen. Einfach zuzuhören und für sie da zu sein, kann eine große Unterstützung sein.

Sei einfühlsam und geduldig: Die Wechseljahre können mit verschiedenen körperlichen und emotionalen Veränderungen einhergehen. Geduld und Zuwendung können helfen, wenn die Menschen um dich mit Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder anderen Symptomen zu kämpfen haben.

Ermutige Selbstfürsorge: Unterstütze dabei, dass die Frauen sich um sich selbst zu kümmern und Zeit für Entspannung, Bewegung und Selbstpflege einplanen.

Indem du Geduld, Verständnis und Unterstützung zeigst, kannst du Frauen helfen, diese Übergangsphase besser zu bewältigen und eure Beziehung zu stärken.

Die fabelhaften Wechseljahre?

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Die meisten Menschen verbinden die Wechseljahre mit Beschwerden, dem Altwerden und vielleicht auch sowas wie Vergänglichkeit. Es ist auch so, dass Frauen nach den Wechseljahren keine Kinder mehr auf dem natürlichen Weg bekommen können. Aber die Zeit kann auch ihre guten Seiten mit sich bringen. Durch die Wechseljahre sind Frauen quasi durch die körperliche Veränderung dazu gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Es beginnt eine neue Lebensphase, in der sie eventuell die Möglichkeit haben, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, sich und die eigene Rolle in verschiedenen Kontexten zu hinterfragen. Wer bin ich nach dieser Veränderung? Wen möchte ich in meinem Leben haben? Womit möchte ich meine Zeit verbringen? Eine Veränderung kann auch immer als kleiner Neuanfang gesehen werden. 

Oder, in den Worten der Schriftstellerin Rupi Kaur (frei aus dem Englischen übersetzt):

zeitlos

sie überzeugten mich
dass ich nur noch ein paar gute Jahre hätte
bevor ich durch ein Mädchen ersetzt werde, das jünger sei als ich
als ob Männer mit dem Alter mächtiger werden
aber Frauen wachsen in die Irrelevanz
sie können ihre Lügen behalten
denn ich habe gerade erst angefangen
ich fühle mich, als hätte ich gerade die Gebärmutter verlassen
meine Zwanziger sind das Aufwärmen
für das, was ich wirklich tun werde
Wartet, bis ihr mich in meinen Dreißigern seht
das wird die Einleitung sein
zu der verruchten, wilden Frau in mir.
Wie könnte ich gehen, bevor die Party begonnen hat?
die Proben beginnen mit vierzig
ich reife mit dem Alter
ich habe kein Verfallsdatum
und jetzt
für das Hauptereignis
Vorhang auf mit fünfzig
lasst uns die Show beginnen

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