“Wann hast du Geburtstag?” “Ach, dann bist du ja eine Waage. Du kannst wohl nicht so gut Entscheidungen treffen, oder?” Solche oder ähnliche Gespräche kennen sicher alle von euch. Die Faszination für die Sterne und die menschliche Psyche reicht weit zurück und dauert bis heute an. Vielleicht liegt das an einem Wunsch nach Klarheit, einer höheren Macht, die über alles bestimmt oder der Abgabe der Verantwortung für den Verlauf unseres Lebens? Was es auch ist, Sternzeichen, Aszendenten und Mondzeichen bieten vielen Menschen etwas, woran sie sich orientieren können. Wir haben für euch die Astrologie unter die wissenschaftliche Lupe genommen und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen.
Zwischen Astrologie und Psychologie besteht ein bedeutender Unterschied in ihrer methodischen Herangehensweise und wissenschaftlichen Verankerung. In diesem Artikel werden wir die Grundlagen der Astrologie und Psychologie erkunden, die wissenschaftliche Natur der Psychologie betonen und darauf hinweisen, warum Astrologie, trotz ihrer Beliebtheit, nicht als wissenschaftliche Disziplin betrachtet werden kann.
Psychologie ist eine etablierte Wissenschaft, die das menschliche Erleben und Verhalten erforscht. Mit fundierten wissenschaftlichen Methoden ist die Psychologie darauf ausgerichtet, Verhalten zu beschreiben, erklären, vorherzusagen und zu verändern. Es gibt viele verschiedene Schwerpunkte wie zum Beispiel Persönlichkeitspsychologie, klinische Psychologie oder Neuropsychologie.
Die Astrologie, mit ihren Ursprüngen in antiken Kulturen, basiert auf der Vorstellung, dass die Position der Himmelskörper zum Zeitpunkt der Geburt eines Menschen dessen Persönlichkeit, Verhalten und Schicksal beeinflusst. Sternzeichen und Planeten sind zentrale Elemente astrologischer Interpretationen. Diese Interpretationen haben keine wissenschaftliche Grundlage. Es gibt auch kein gültiges Erklärungsmodell für die potentielle Wirkung von Sternen auf unsere Persönlichkeit.
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Ob es einen Zusammenhang zwischen astrologischen Vorhersagen und der Persönlichkeit gibt, lässt sich natürlich trotzdem wissenschaftlich prüfen. Das wurde auch in vielen Studien gemacht. Dabei wurde in den Studien auch berücksichtigt, dass es in verschiedenen Ländern verschiedene astrologische Systeme gibt und dass die Position der Sternzeichen bei der Geburt heute nicht mehr so stehen wie zu dem Zeitpunkt der Festlegung. Außerdem wurden neben der Persönlichkeit auch Studien zur Intelligenz und Scheidungen durchgeführt. Für alle möglichen Konstellationen gibt es Studien, die alle zum gleichen Ergebnis kommen: Sternzeichen und die Einschätzung von Astrolog:innen können Persönlichkeit, Intelligenz und Scheidungen nicht vorhersagen.
Eine umfangreiche Untersuchung prüfte, ob Menschen, die zur gleichen Zeit am selben Ort geboren wurden, also die gleichen Sternzeichen und Aszendenten haben, sich ähnlich sind. Auszuschließen sind natürlich Zwillinge, da diese durch ähnliche Gene beeinflusst werden. In London wurden für eine Studie über 2000 dieser Zeit-Zwillinge in Bezug auf 110 Eigenschaften wie Persönlichkeit und Intelligenz, die man aus dem Geburtshoroskop ablesen kann, verglichen. Die Personen wurden mit sechs, elf und 23 Jahren zu diesen Eigenschaften befragt. Der Zusammenhang lag bei Null! Es fand sich eine absolute Zufallsverteilung der Eigenschaften von Menschen, die nach Annahmen der Astrologie nahezu identisch sein müssten.
Das lässt sich mit den Confirmation Bias erklären. Der Confirmation Bias (Bestätigungsfehler) bezieht sich auf die Neigung, Informationen zu bevorzugen oder zu akzeptieren, die die eigenen Überzeugungen oder Erwartungen bestätigen, während man Informationen abgelehnt oder ignoriert, die dem widersprechen. Im Kontext von Sternzeichen bedeutet dies, dass Menschen dazu neigen können, Informationen zu akzeptieren, die ihre Glaubensvorstellungen über astrologische Persönlichkeitsmerkmale oder Vorhersagen unterstützen, während sie widersprechende Informationen übersehen oder als nicht so wichtig bewerten.
Außerdem gibt es noch das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung. Das bedeutet, dass wenn wir an etwas glauben oder denken, dass etwas eintritt, dann werden wir uns (unterbewusst) so verhalten, dass es auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit so kommt. Menschen mit Sternzeichen „Löwe“ verhalten sich vielleicht extrovertierter, weil sie sich mit dem Sternzeichen identifizieren und diese Eigenschaft unbewusst bei sich verstärken. In einem anderen Beispiel könnten wir „Jungfrauen“ mehr Gewissenhaftigkeit zutrauen, weil wir wissen, dass das mit ihrem Sternzeichen assoziiert ist und uns fallen gewissenhafte Handlungen mehr auf.
Auch dafür hat die Psychologie eine Antwort. Hier greift zum einen erneut der Confirmation Bias, der uns dazu verleitet, vor allem die positiven Eigenschaften aus den Horoskopen gerne auf uns zu beziehen.
Zum anderen gibt es noch den Barnum-Effekt, der besagt, dass Menschen dazu neigen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person so zu interpretieren, dass sie als zutreffende Beschreibung empfunden werden. So würden die meisten Menschen Aussagen, wie „Wenn es hart auf hart kommt, gehöre ich zu denen, auf die man sich verlassen kann“ zustimmen. Ganz eindrücklich wird dieser Effekt an der Untersuchung des Psychologen Bertram R. Forer, der Studierende einen Persönlichkeitstest ausfüllen ließ und anschließend allen denselben Text als Auswertung vorlegte. Die Persönlichkeitsbeschreibung wurde von den Studierenden mehrheitlich als sehr gut auf sie zutreffend bewertet.
Tatsächlich wird auch die Richtigkeit von Vorhersagen unter Berücksichtigung ihrer Wahrscheinlichkeit von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften überprüft. Für das Jahr 2022 fasst die Überschrift ihrer Pressemitteilung die Ergebnisse ganz gut zusammen: “Auch 2022 keine überraschenden Wahrsagertreffer”. Der vorhergesagte Weltuntergang fiel auch dieses Jahr wieder aus und die spezifischen Vorhersagen, wie der Angriff einer Stadt durch ein Riesenkaninchen und das Ende der Rolling Stones trafen auch nicht ein. Nach unzähligen Jahren, in denen das Ableben der englischen Königin vorhergesagt wurde, traf dies nun traurigerweise zu. Der Mathematiker Michael Kunkel sagte dazu, dass solche Vorhersagen früher oder später leider eintreten werden und das ist dann wenig überraschend.
Auf Online-Lifestyle-Seiten gibt es fast täglich neue und sich größtenteils widersprechende Aussagen über Sternzeichen zu lesen. Wenn für ein Sternzeichen für den Tag auf der einen Seite Glück und auf der anderen Pech vorhergesagt wird, dann sind solche Vorhersagen nicht zu gebrauchen.
Astrologische Prognosen zum Weltgeschehen sind oft vage und möglichst allgemeingültig gehalten. Ohne spezifische Details zu benennen, wurden in den vergangenen Jahren oft Vorhersagen über bevorstehende Veränderungen in der Finanzwelt und Gesellschaft gemacht. Gelegentlich finden sich auch Prognosen, die sich mit denen, die bereits von Politikwissenschaftler:innen oder anderen Expert:innen getroffen wurden. Ereignisse wie der Ukrainekrieg haben Astrolog:innen sehr überrascht, denn eigentlich, sollte es ein entspanntes Jahr werden und der Astrologe Wulfing von Rohr schloss in seiner Jahresvorschau einen Krieg „mit bzw. gegen Russland“ sogar definitiv aus.
Auch wenn die Astrologie im Gegensatz zur Psychologie keine wissenschaftliche Disziplin ist und keine fundierten Erkenntnisse liefert, kann sie Halt geben. Wenn es dir Spaß macht, dich mit den Sternen zu beschäftigen, du daraus Freude ziehst oder auch den Mut, etwas Neues auszuprobieren, dann ist das etwas sehr Schönes. Du solltest nur für dich einordnen können, wie viel Bedeutung du den Beschreibungen, Vorhersagen und Erkenntnissen unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse beimessen möchtest.
Die Unterscheidung zwischen Astrologie und Psychologie ist essentiell, um wissenschaftliche Erkenntnisse von esoterischen Praktiken zu trennen. Wissenschaftlich sind die Behauptungen der Astrologie nicht haltbar. Psychologische Forschung ist die einzig verlässliche Quelle für Erkenntnisse über die menschliche Psyche.