Freundschaft gibt es in vielen verschiedenen Formen. Aber welche Eigenschaften sollte eine Freundschaft wirklich haben, wie pflegen wir sie und was können wir tun, wenn wir Schwierigkeiten haben, Freund:innen nah an uns ranzulassen?
Deutsche haben im Durchschnitt zwei bis drei beste Freundschaften. Aber wie entstehen diese überhaupt? Wichtig sind dafür vor allem zwei Faktoren: räumliche Nähe und der Mere-Exposure-Effekt. Räumliche Nähe ist schon allein deshalb wichtig, weil sich zwei Personen ja überhaupt erstmal kennenlernen müssen, um eine Freundschaft knüpfen zu können. Nicht umsonst entstehen die meisten Freundschaften in der Schule, der Uni oder im Job. Der Mere-Exposure-Effekt beschreibt in der Psychologie den “Effekt des bloßen Kontakts”. Sehen wir also bestimmte Menschen regelmäßig und haben keine direkte Antipathie ihnen gegenüber, kommen sie uns allein deswegen schon sympathischer vor.
Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie viele Freundschaften er oder sie pflegen möchte. In der Regel brauchen introvertierte Personen eher weniger Freund:innen als Extravertierte, da sie gern Zeit allein verbringen und sich gut selbst beschäftigen können. Extravertierte Menschen haben hingegen häufig das Bedürfnis, in Gesellschaft zu sein. Deshalb pflegen sie Freundschaften oft intensiver und haben im Durchschnitt mehr Freund:innen.
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Egal, ob wir introvertiert oder extravertiert sind – In einer Freundschaft sollten bestimmte Kriterien erfüllt sein, damit sie beständig sein kann:
Bei einem Freund/einer Freundin sollte man sich nicht verstellen. Nur wenn man wirklich man selbst ist, kann sich bei und mit einer anderen Person ein wirkliches Wohlgefühl einstellen.
Wir sollten keine Hemmungen haben anzusprechen, wenn uns etwas stört. Probleme offen kommunizieren zu können, ohne dafür verurteilt zu werden oder Ablehnung zu erfahren, ist Grundlage einer guten Freundschaft.
Tiefgründige Freundschaften entstehen dadurch, dass man sich gegenseitig persönliche Dinge anvertraut. Man öffnet sich und macht sich damit verletzlich. Es besteht Vertrauen, dass dies vom Freund oder der Freundin nicht ausgenutzt wird.
Gute Freund:innen geben uns ein gutes Gefühl. Nach einem Treffen fühlen wir uns in der Regel bestärkt und nicht ausgelaugt.
In einer Freundschaft sollte kein Konkurrenzdenken herrschen. Sich gegenseitig Erfolg zu gönnen und sich für die andere Person zu freuen, ist essentiell. Wenn man mal neidisch sein sollte, sollte das offen kommuniziert werden.
Freund:innen sollten sich aufeinander verlassen können. In guten und in schlechten Zeiten sollte man die Gewissheit spüren: Die andere Person ist für mich da, wenn ich sie brauche.
Freund:innen halten zueinander und fallen sich nicht in den Rücken. Sie unterstützen sich gegenseitig.
Es kann unglaublich zusammenschweißen, wenn Freund:innen den gleichen Humor haben und auf einer Wellenlänge sind. So kann es manchmal auch leichter sein, sich gegenseitig aufzumuntern. Und was gibt es Schöneres, als gemeinsam zu lachen?
Beide Parteien sollten ein Interesse daran haben, die Freundschaft zu pflegen und sich beieinander zu melden. Natürlich gibt es auch Zeiten, in denen sich eine:r mal mehr meldet als der oder die andere. Im Grundsatz sollte das Verhältnis aber ausgeglichen sein.
Auch wenn viele dieser Kriterien erfüllt sind, kann es in einer Freundschaft Schwierigkeiten geben. Gerade das Thema Offenheit kann hier zu Problemen führen. Einigen Menschen fällt es nämlich schwer, sich zu öffnen und anderen Menschen persönliche Dinge anzuvertrauen – auch wenn es eigentlich enge Freund:innen sind. Sobald es um tiefgründige Themen geht, wird eine sinnbildliche Wand hochgezogen. Oft spüren solche Menschen zwar einerseits den Wunsch nach einer tiefen Bindung, stehen aber innerlich vor einer Blockade.
Was kann diesen Menschen helfen, sich zu öffnen? Wichtig ist, sich innerlich auf die Suche nach dem Gefühl der Blockade zu begeben:
Hinter einer solchen Blockade steckt häufig ein tieferliegendes Vertrauensproblem, das oft schon aus der Kindheit stammt. An diese alte Verletzung muss man sich herantrauen, um das Problem aufzulösen. Es kann helfen, sich die Frage zu stellen: “Wie viel Lebendigkeit erfahre ich mit dieser Art?” Denn bleiben wir verschlossen gegenüber Freund:innen, verschließen wir uns auch davor, zu erfahren, wie schön es sein kann, sich jemandem anzuvertrauen. Studien zeigen nämlich: Das Wichtigste bei einer tiefen Freundschaft ist es, in der eigenen Identität erkannt und bestätigt zu werden.
Während es den einen schwer fällt, sich zu offenbaren, ist es für andere nicht einfach, Freundschaften langfristig zu pflegen. Neben dem Job, Hobbys und alltäglichem Stress fühlen sich Freundschaften für einige Menschen nach einer Verpflichtung an. Obwohl man die Personen sehr gern hat, vergeht einem also die Lust, sich zu melden oder zu verabreden. Aber woran liegt das?
Wenn man sich fühlt, wie oben beschrieben, kann es gut sein, dass man überangepasst ist. Wenn man ständig versucht, sich anzupassen und gemocht zu werden, statt auch mal ehrlich zu sagen, wenn man gerade nicht viel Zeit oder Kapazitäten hat, um sich zu melden, wird sich die Freundschaft leicht anstrengend und verpflichtend anfühlen. Überangepasste Menschen haben oft auch ein Bindungsproblem und brauchen viel Freiraum, weil sich für sie vieles wie eine Pflicht anfühlt. Durch den ständigen subjektiv wahrgenommenen Druck, Erwartungen erfüllen zu müssen, fühlt sich die Freundschaft an, als müsse man ständig etwas leisten.
Überangepasste Personen merken häufig nicht direkt, wie angepasst sie eigentlich sind. In ihrem Inneren fühlt es sich zunächst eher so an, als wären sie überfordert damit oder einfach angestrengt davon, ihre Freundschaften zu pflegen. Oft steckt jedoch Angst vor Ablehnung dahinter. Denn: Sie meinen, stets alle Erwartungen des Freundes oder der Freundin erfüllen zu müssen, um nicht abgelehnt zu werden. Das erscheint berechtigterweise sehr anstrengend.
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